TRÜBE WOLKEN

TRÜBE WOLKEN

Der 17-jährige Paul ist anders – einzelgängerisch, melancholisch, undurchschaubar. Mit seiner ungreifbaren Art übt er eine seltsame Faszination auf die gleichaltrige Dala (Valerie Stoll) und seinen Lehrer Bulwer (Devid Striesow) aus. Eines Tages wird ein Mitschüler ermordet im Wald gefunden. Die Polizei ermittelt und Paul beginnt, falsche Fährten zu legen.

Darauf muss man sich einlassen: „Trübe Wolken“ ist kein klassischer Thriller, eher ein verschachtelter, spröder Tagtraum. Atmosphäre und Mut zum Experimentellen sind Regisseur Christian Schäfer wichtiger als eine sehgewohnte Krimi-Handlung à la Tatort zu erzählen. 

Die Künstlichkeit der Inszenierung und die sperrig vorgetragenen Dialoge werden sicher kein breites Publikum ansprechen. Trotz des immer wiederkehrenden Gefühls, gerade eine Abschlussarbeit der Hochschule für Schauspiel anzuschauen, schafft es der Film, seine subtile Spannung bis zum Ende zu halten. Und nebenbei gibt es noch jede Menge junger Talente zu sehen, allen voran Valerie Stoll und Jonas Holdenrieder, der bisher vor allem mit „Das Kleine Gespenst“ und „Ballon“ bekannt wurde.

FAZIT

Erinnert an die Arbeiten des französischen Regisseurs Xavier Dolan, minus dessen genialem Wahnsinn. Eine ungewöhnliche Deutsche Coming-Of-Age-Geschichte, jenseits des Mainstreams und deshalb sehenswert.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2021
104 min
Regie Christian Schäfer
Demnächst im Kino

Trübe Wolken Filmplakat

alle Bilder © Edition Salzgeber

THE DISSIDENT

THE DISSIDENT

Kein Märchen aus 1001 Nacht: Es war einmal ein tapferer Journalist namens Jamal Ahmad Khashoggi. Der lebte in den USA und schrieb für die angesehene Washington Post. Eines Tages befand der Kronprinzen von Saudi Arabien der Schreiberling sei lästig, denn der kritisierte ihn öffentlich.

Als der wackere Jamal seine Verlobte Hatice ehelichen wollte, besuchte er das saudi-arabische Konsulat in Istanbul. So geschehen am 2. Oktober 2018. Danach ward er nie mehr gesehen.

Schnell gab es Hinweise, Prinz Mohammed bin Salman stecke hinter der Ermordung seines Rivalen. Es wurden ein paar Bauernopfer gebracht, doch obwohl die Beweislast erdrückend war, gab es bis heute keinerlei Bestrafung oder nennenswerte politische Konsequenzen für seine Hoheit. Und wenn Jamal nicht gestorben wäre, dann lebte er noch heute. Ende.

„The Dissident“ von Regisseur und Oscar-Gewinner Bryan Fogel („Ikarus“) ist ein Dokumentar-Thriller, der die Geschichte um die Vertuschung eines unglaublichen Mordfalls erzählt. Bislang unveröffentlichtes Video-Material und aufschlussreiche Interviews mit Weggefährten des Ermordeten machen „The Dissident“ zu einer spannenden True-Crime-Story über Macht und Machtmissbrauch im Digitalzeitalter.

Inhaltlich gelungen, formal gewaltig übertrieben: Mit aufwendigen Animationen und bedrohlicher Musik wirkt der Film wie ein Hollywood-Thriller. Schnitt und Vertonung erinnern eher an „Jason Bourne“ als an eine seriöse Dokumentation. Verstärkt wird die Effekthascherei von einer dramatisch eingesprochenen deutschen Synchronspur. Wenn möglich also lieber die OmU-Version schauen. Mit fast 2 Stunden Laufzeit hätten auch ein paar Straffungen nicht geschadet.

Trotz der Abstriche ist „The Dissident“ ein informatives Stück über Korruption im Nahen Osten und dessen Verstrickungen mit der westlichen Welt. Nebenbei wird in einer hochinteressanten Sequenz erklärt, wie das mit der Meinungsmache bei Twitter und Co. funktioniert: Fliegen und Bienen – wer hätte das gedacht? Sehr erhellend.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Dissident“
USA 2020
118 min
Regie Bryan Fogel
ab 16. April 2021 digital zu kaufen, ab 23. April als VoD zu leihen

Plakat The Dissident

alle Bilder © DCM