RESPECT

Als Aretha Franklin 1967 komplett besoffen von der Bühne fällt, hat sie endgültig ihren persönlichen Whitney-Houston-Tiefpunkt erreicht. Der übermächtige Vater, der brutale Ehemann, die Sucht, das ewige Unglücklichsein trotz des überragenden Talents: es gibt viele Ähnlichkeiten zum Lebenslauf anderer Pop- und Souldiven. Tina Turner kann davon ein Lied singen. Wie der Rockröhre aus Nutbush/Tennessee haben die 1980er-Jahre auch Aretha Franklin ein Comeback beschert. „Respect“ lässt diesen Teil des Karriere-Herbstes aus, konzentriert sich ganz auf die Jugend- und frühen Erfolgsjahre der Queen of Soul.

Was für ein Leben: Schon als Kleinkind wird Aretha nachts vom Vater aus dem Bett gezerrt, um Onkel Duke (Ellington) und Tante Della (Reese) ein Lied vorzusingen. Bei dem prominenten Umgang kein Wunder, dass die kleine Ree professionelle Sängerin wird. Die geliebte Mutter stirbt früh, mit 12 wird Aretha das erste Mal schwanger. Mit Anfang 20 heiratet sie Ted White, die Ehe ist von Misshandlung und Brutalität geprägt. Ihr oft divenhaftes Verhalten, Suff und verpasste Termine führen schließlich zum Absturz. Rettung bringt erst der Weg (zurück) zum Herren, gekrönt von ihrem legendären Gospel-Livekonzert 1972 in Los Angeles. Halleluja!

Kein R-E-S-P-E-C-T vom Feuilleton: Das wirft dem Biopic vor, es sei zu „soapig“ geraten. Wenn das eine Umschreibung für „zu unterhaltsam“ sein soll, dann stimmt die Kritik ausnahmsweise. Die 145 Minuten sind erstaunlich kurzweilig. Natürlich gab es diese Art Künstlerbiografie schon hundert Mal, auch hier werden alle Stationen der Karriere artig abgearbeitet, da betritt der Film kein Neuland.

„Respect“ ist vor allem Jennifer Hudsons Film, mit dem sie sich nach ihrem Oscarerfolg „Dreamgirls“ und vielen mittelmäßigen Filmen wieder in schauspielerischer Bestform zeigt. Abgesehen von ihrer großartigen Singstimme spielt sie Franklins Qualen und Selbstzweifel so gekonnt, dass ein paar Drehbuch- und Inszenierungsschwächen nicht weiter ins Gewicht fallen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Respect“
USA 2021
145 min
Regie Liesl Tommy
Kinostart 25. November 2021

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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