BAGHEAD

BAGHEAD

Ab 28. Dezember 2023 im Kino

Vielleicht klappt’s ja mit Clickbait: Als wir erfuhren, wie schlecht dieser Film ist, wollten wir es zunächst nicht glauben! Lies die ganze Geschichte hier!

BAGHEAD ist ein Märchenfilm: Im Keller eines jahrhundertealten Pubs wohnt eine untote Hexe, die für zwei Minuten Tote ins Reich der Lebenden zurückbringen kann.

Märchenhaft schlecht

Märchenhaft schlecht ist nicht nur die Geschichte, sondern auch Schauspiel und Inszenierung. BAGHEAD ist eine weitere Perle aus der insolventen Studio-Babelsberg-Schmiede. Glaubt man Film und Ausstattung, ist das heutige Berlin (da spielt das Ganze aus nicht nachvollziehbaren Gründen) eine düstere, ständig verregnete Stadt voll geheimnisumwitterter Orte. Na gut, das mit verregnet mag ja noch stimmen – aber wo ist es denn bitteschön hier noch geheimnisvoll? Seit der über 20 Jahre andauernden Kernsanierung ist Berlin ungefähr so mystisch wie eine Starbucks-Filiale.

Regisseur Alberto Corredor hat seinen sehenswerten Kurzfilm von 2017 auf Spielfilmlänge ausgewalzt. Das funktioniert nur bedingt und auf vielen Ebenen überhaupt nicht. Außer zu lauten Toneffekten erzeugt sein hanebüchenes Erstlingswerk vor allem keinen Grusel. Das ist nicht gut bei einem Gruselfilm. Wie man eine sehr ähnliche Geschichte über Kontakte ins Totenreich originell und frisch erzählt, hat zuletzt der um Längen bessere australische Horrorfilm TALK TO ME gezeigt.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Baghead“
USA / Deutschland 2023
95 min
Regie Alberto Corredor

alle Bilder © STUDIOCANAL

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THE QUEEN MARY

THE QUEEN MARY

Ab 28. Dezember 2023 im Kino

Rechtzeitig zum Jahresende kommt dieser komplett verkorkste Quatschfilm über ein dümpelndes Gespensterschiff in die Kinos.

Am Hafen von Long Beach liegt seit vielen Jahren die RMS Queen Mary vor Anker. In den 1930er-Jahren gebaut, früher stolzer Passagierdampfer, inzwischen zu einem Casino für spielsüchtige Touristen verkommen. Als neue Attraktion bieten die Eigner nun eine Geistertour an Bord. Der Film THE QUEEN MARY dient offensichtlich als Werbevehikel für den 65 $ teuren „Paranormal Ship Walk“.

Ein Meisterwerk des Scheiterns

THE QUEEN MARY macht den Eindruck, als hätten sehr viele Köche den Brei verdorben. Im Schnittraum wurde dann das Material ohne jeden Sinn und Verstand aneinander geschustert. Das Ergebnis: Ein Meisterwerk des Scheiterns. Wirr wäre untertrieben. Es gibt wohl zwei (oder drei?) Zeitebenen: Eine spielt 1938 und handelt von einer Gaunerfamilie, die sich trotz Dritte-Klasse-Tickets in den Speisesaal der First Class schmuggelt. Als man sie enttarnt, wird der Vater zum blutrünstigen Axtmörder, während seine kleine Tochter mit Fred Astaire einen schier unendlich langen Stepptanz aufführt (nicht fragen). Gleichzeitig stolpern in der Gegenwart die vollbusige Sarah (an der Bluse stets einen Knopf zu viel geöffnet), ihr Ex-Mann und der zwergwüchsige Sohn über das Deck, auf der Suche nach Gespenstern oder möglicherweise dem verloren gegangenen Drehbuch. In diesem filmischen Desaster sind einzig die Ausstattung des Schiffs mit seinen historischen Dekor und die schick gemachten Übergänge zwischen den Epochen erwähnenswert.

Regisseur Gary Shore hat schon den unsäglichen DRACULA UNTOLD verbrochen. Dass er früher mal Werbefilme gemacht hat, mag man kaum glauben. THE QUEEN MARY ist zu lang, zu schlecht gedreht und im wahrsten Sinne des Wortes unterbelichtet. Das funktioniert nicht mal als trashiger Spaß. Die beste Szene zeigt eine Gespensterfrau, die sich den Kopf auf der Tastatur eines Klaviers zu Matsch zerschlägt – als Zuschauer dieses Films kann man es ihr nachempfinden.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Haunting of the Queen Mary“
USA / Großbritannien 2023
125 min
Regie Gary Shore

alle Bilder © Splendid Film

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LOLA

LOLA

Ab 28. Dezember 2023 im Kino

Was wäre, wenn? LOLA ist ein kluges Gedankenspiel über Machtmissbrauch und seine fatalen Konsequenzen.

Eine interessante Überlegung: Ließe sich das Schicksal der Menschheit verändern, wenn man Nachrichten aus der Zukunft sehen könnte? Thom und Mars haben eine Maschine erfunden, kurz „Lola“ genannt, mit der sie genau das können. Es ist das Jahr 1941, der Zweite Weltkrieg tobt und Hitlers Truppen rücken nach England vor. Mithilfe ihrer Maschine, mit der sie Radio und Fernsehschnipsel aus der Zukunft empfangen können, wissen die beiden Schwestern immer schon einen Tag vorher, was der GröFaZ plant und können die Zivilbevölkerung vorwarnen. Bald werden die beiden „Wahrsagerinnen“ nationale Berühmtheiten, obwohl niemand weiß, wer sie in Wirklichkeit sind. Doch das Wissen über die Angriffspläne von morgen weckt das Interesse des Militärs – und so was geht ja bekanntlich nie gut aus.

Wäre David Bowie in einer alternativen Zeit Zahnarzt geworden?

Sie haben David Bowie gelöscht! Kann passieren, wenn sich durch zunächst kleine, dann immer gewaltigere Eingriffe der Ablauf des Weltgeschehens ändert und die uns bekannte Timeline aus dem Ruder läuft. Wäre David Bowie in einer alternativen Zeit Zahnarzt geworden und hätte nie von Major Tom gesungen? Die Idee ist nicht neu, aber hier besonders faszinierend weitergedacht: Wie sehr ändert sich der Lauf der Welt, wenn zum Beispiel Musik aus der Zukunft schon 1940 populär gemacht wird?

Für seinen klugen Experimental-Film LOLA hat Regisseur Andrew Legge die Form des „Found-Footage“-Formats gewählt. Das ist zwar voll 2000er, funktioniert hier aber hervorragend. Statt verwackelter Videobilder gibt es der damaligen Zeit entsprechend verwackelte Filmbilder in schwarz-weiß und verrauschtem Ton. LOLA ist ein beeindruckendes Spielfilmdebüt, nur 80 Minuten lang und könnte als Blaupause für eine Miniserie oder einen großen Spielfilm dienen. Clever gemacht und sehr interessant.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Lola“
Irland / UK 2023
80 min
Regie Andrew Legge

alle Bilder © Neue Visionen

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REBEL MOON – TEIL 1: KIND DES FEUERS

REBEL MOON – TEIL 1: KIND DES FEUERS

Ab 22. Dezember 2023 bei NETFLIX

ChatGPT: Produziere einen Science-Fiction-Film für NETFLIX

Einer der schlechtesten Filme des Jahres erscheint kurz vor Weihnachten bei NETFLIX. Regisseur Zack Snyder ist noch nie mit besonderem Talent aufgefallen – entweder sind seine Werke nur okay (300, DAWN OF THE DEAD) oder wahnsinnig schlecht (SUCKER PUNCH, THE JUSTICE LEAGUE, BATMAN v SUPERMAN). Einen neuen Tiefpunkt erreicht er nun mit REBEL MOON, einer klischeetriefenden Sci-Fi-Saga, die wie die unfreiwillige Persiflage auf einen Michael-Bay-Film aus den frühen 2000er-Jahren wirkt. Superslowmo, Speedramps, heroische Kameraeinstellungen von unten und martialischer Soundtrack – wem so was gefällt, der sollte sich lieber noch mal TRANSFORMERS anschauen. Immer noch besser als dieser zusammengeklaute Dreck.

Zudem sieht REBEL MOON – TEIL 1: KIND DES FEUERS (Teil 2 erscheint im April) auf der großen Leinwand gelinde gesagt billig aus. Kein Wunder, schließlich wurde er für den Streaminganbieter NETFLIX produziert und da gehört er auch hin. Die Bilder inklusive der Schauspieler wirken so künstlich videospielhaft, man könnte meinen, der Film sei komplett im Computer entstanden. Deshalb (wenn überhaupt): am besten auf dem Handy schauen. Nachdem die Kritiken in den USA verheerend schlecht ausgefallen sind, behauptet Regisseur Snyder doch tatsächlich (schon wieder), erst ein um eine Stunde längerer „Director’s Cut“ würde seine wahre Vision zeigen. Lachhaft, denn auch so ist REBEL MOON schon 135 Minuten zu lang.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Rebel Moon – Part 1: A Child of Fire“
USA 2023
135 min
Regie Zack Snyder

alle Bilder © NETFLIX

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PERFECT DAYS

PERFECT DAYS

Ab 21. Dezember 2023 im Kino

Nach ANSELM der nächste gute Film von Wim Wenders in diesem Jahr. Eine Liebeserklärung an Tokio, die Einfachheit der Dinge und - Toilettenhäuschen.

Selbst Genies wie Lou Reed haben ein Faible für die schlichten Freuden des Lebens: Ein perfekter Tag kann aus einem Schluck Sangria im Park, einer Fütterung der Tiere im Zoo und einem Kinobesuch bestehen. Ganz ähnlich – auf der anderen Seite des Globus – gleitet der Japaner Hirayama durch seinen eigenen Tagesablauf: ein Ballett der Routine, vom morgendlichen Rasieren bis hin zur Pflege seiner Pflanzen, gekrönt von einer gewöhnlichen, aber akribisch und liebevoll ausgeführten Arbeit – dem Reinigen von öffentlichen Toilettenhäuschen. Hirayama, dessen Leben von Musik und Literatur durchdrungen ist, wird durch unerwartete Begegnungen mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert. Die Handlung, die sich langsam entfaltet, zeigt, dass selbst im scheinbar Gewöhnlichen verborgene Geschichten stecken können. 

Eine Liebeserklärung an Tokio

Anfang 2022 erhält Wim Wenders einen Brief aus Tokio: „Hätten Sie Interesse, nach Tokio zu kommen und sich ein höchst interessantes soziales Projekt anzuschauen? Es handelt sich um ein gutes Dutzend öffentlicher Toiletten, die allesamt von großen Architekten gebaut wurden.“ Der Regisseur ist begeistert und beschließt, zusammen mit Co-Autor Takuma Takasaki ein Drehbuch rund um die wunderschönen Miniaturbauten zu schreiben.

Die Entscheidung, den Film in nur 16 Tagen zu drehen, erweist sich als kreativer Glücksfall, denn alles wirkt spontan und authentisch, fast dokumentarisch. Wenders‘ Blick auf Tokio ist eine Liebeserklärung an die Stadt. PERFECT DAYS entführt die Zuschauer auf eine poetische Reise durch das scheinbar gewöhnliche Leben eines scheinbar gewöhnlichen Mannes. Dass dahinter mehr steckt, wird nur zart angedeutet und damit der Fantasie des Zuschauers überlassen. Koji Yakusho brilliert in der Hauptrolle als Hirayama und wurde zu Recht mit dem Preis als Bester Darsteller bei der Weltpremiere in Cannes ausgezeichnet.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Perfect Days“
Japan 2023
123 min
Regie Wim Wenders

alle Bilder © DCM

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THE IRON CLAW

THE IRON CLAW

Ab 21. Dezember 2023 im Kino

In der internationalen Wrestling-Szene waren sie jahrelang Stars. Privat lag ein Fluch auf den Von Erichs.

Texas, Anfang der 80er-Jahre: Fritz Von Erich ist ein berühmter Wrestler, dem der ultimative Sieg als World-Champion zeitlebens verwehrt bleibt. Also drängt er seine Söhne in den Sport. Dass die Jungs in erster Linie das Ego ihres Vaters befriedigen und mit unterwürfigem „Yes Sir!“ nur Befehle ausführen, kommt dem herrschsüchtigen Alten nicht in den Sinn.

Muskeln, Kraft und toxische Männlichkeit

Die Story vom Fluch, der angeblich auf den Von Erichs liegt, ist in Insiderkreisen Legende. Hätte sich das ein Drehbuchautor ausgedacht, würde man ihm maßlose Übertreibung vorwerfen. So viel sei verraten: Von fünf Brüdern (in Wahrheit sogar sechs) überlebt am Ende nur einer. Nicht umsonst wird die Familie oft als die Kennedys des Sports bezeichnet.

Die Besetzung ist das Highlight des Films. Neben dem besorgniserregend muskulösen Zac Efron (von einer He-Man-Gedächtnisfrisur verunstaltet) besteht sie aus lauter tollen Schauspielern, bei denen man auf Anhieb nicht so genau erinnert, woher man sie kennt: Jeremy Allen White (THE BEAR), Harris Dickinson (TRIANGLE OF SADNESS) und vor allem als gestrenger Vater Holt McCallany, der in der leider nie fortgesetzten Serie MINDHUNTER die Hauptrolle spielt.

Es riecht nach Testosteron. Für Wrestling sollte man sich auf jeden Fall interessieren, denn es gibt viel vom Sport zu sehen, von dem bis heute niemand weiß, wo Wettkampf aufhört und Show beginnt. Hier dreht sich alles um Muskeln, Kraft und toxische Männlichkeit. Die Von Erichs sind jahrelang Stars der Szene und eilen von Sieg zu Sieg. Es hätte nicht geschadet, wenn sich das Drehbuch dabei ein bisschen weniger an der Realität abgearbeitet hätte. So bleiben die Figuren von Anfang bis Ende in ihren Verhaltenskorsetts gefangen. Die Eltern behandeln ihre Kinder wie nützliches Werkzeug, Emotionen sind unerwünscht. Die ständige Wiederholung von Kämpfen im Ring und dem nächsten Schicksalsschlag ist nicht leicht zu verdauen. Doch die Realität war wohl noch viel schlimmer als das, was auf der Leinwand zu sehen ist. Einer der Söhne, Chris, kommt im Film gar nicht vor. Auch sein Leben endete früh durch Selbstmord. „Man kann das den Zuschauern nicht zumuten. Es wäre einfach zu unerbittlich.“, sagt Regisseur Durkin.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Iron Claw“
USA / GB 2023
130 min
Regie Sean Durkin

alle Bilder © LEONINE Studios

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GIRL YOU KNOW IT’S TRUE

GIRL YOU KNOW IT’S TRUE

Ab 21. Dezember 2023 im Kino

Sie verkauften 14 Millionen Alben, wurden zu Stars - gesungen haben andere. Ist die Geschichte von Milli Vanilli knapp 30 Jahre später noch relevant genug, um daraus einen Kinofilm zu machen?

Der kometenhafte Aufstieg und der krasse Absturz der beiden Backgroundtänzer Robert Pilatus und Fabrice Morvan, besser bekannt als Milli Vanilli, ist 1993 der größte Skandal, den die Musikgeschichte bis dato erlebt hat. Vergleichbar in etwa, wenn heute rauskäme, dass Taylor Swift seit Jahren die Lippen zum Playback einer anderen Sängerin bewegt. Milli Vanilli sind internationale Stars aus München. Nummer eins Hits weltweit, vergöttert in Amerika und Gewinner des Grammys als Best New Artists. Doch dann lässt Produzent Frank Farian bei einer Pressekonferenz die Bombe platzen: Rob und Fab haben nicht einen Ton auf ihrem millionenfach verkauften Album selbst gesungen. Alles Lug und Trug. Ihre Platten werden öffentlich von enttäuschten Fans mit Bulldozern zermalmt.

Eine alberne deutsche Klamotte auf RTL-Niveau?

Wenn Menschen, die es gut mit einem meinen, hören, dass man sich bei strömendem Regen zur Pressevorführung eines Milli Vanilli-Biopics mit Matthias Schweighöfer (!) aufmacht, erntet man Mitleid. Warum tust Du dir das an? Die eigene Lust ist auch nicht gerade groß, schließlich sieht der Trailer verboten schlecht aus. Eine alberne deutsche Klamotte auf RTL-Niveau über zwei Fake-Musiker – wer braucht das? Und dann die große Überraschung: Nicht nur nervt Schweighöfer nicht, der Film ist richtig gut. Unterhaltsam, witzig und vor allem auf den Punkt besetzt. Tijan Njie und Elan Ben Ali sehen den Originalen unfassbar ähnlich und können auch noch spielen.

Die Rahmenhandlung zeigt die beiden auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. In einem luxuriösen Hotelzimmer auf die Couch gefläzt, erzählen sie ihre Geschichte. Dabei durchbricht Regisseur Verhoeven, wie auch später bei anderen Szenen, die vierte Wand. Die Darsteller sprechen direkt zu den Zuschauern. Nur eine von vielen guten Ideen, die den Film auch visuell interessant machen. Schön widerlich ist die Ausstattung. Wer dabei war, erinnert sich: so geschmacklos sah Ende der 80er-Jahren die Mode wirklich aus. Neben der eigentlichen Skandalgeschichte gibt es Wissenswertes über die Abgründe des Musikbusiness (der große Hit „Girl you know it’s true“ war geklaut – Farian selbst nennt es eine Neuinterpretation) und die familiären Hintergründe der beiden gefallenen Stars.

Wie so oft, findet auch GIRL YOU KNOW IT’S TRUE kein Ende. Es gibt da eine bestimmte Szene mit einem Walkman, die das perfekte Schlussbild für diesen unerwartet guten Film gewesen wäre. Aber das ist nur ein kleines Manko – die unglaublich wahre Geschichte von Milli Vanilli ist eine echt gelungene Überraschung zu Weihnachten.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2023
124 min
Regie Simon Verhoeven

alle Bilder © LEONINE Studios

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EILEEN

EILEEN

Ab 14. Dezember 2023 im Kino

Todd Haynes für Arme: EILEEN ist ein hochkarätig besetztes B-Picture.

Massachusetts im Winter 1964: Der Vater ein jähzorniger Säufer, die gemeinsame Wohnung heruntergekommen, der Job im Jugendgefängnis öde. Eileens Leben ist trostlos. Bis eines Tages die glamouröse Rebecca als ihre neue Chefin auftaucht – um das junge Mädchen ist es geschehen. Bald entwickelt sich eine zarte Bande zwischen den beiden Frauen. Doch dann konfrontiert Rebecca Eileen mit einem furchtbaren Geheimnis.

Der große Twist kommt viel zu spät

Oh Schreck, oh Graus! Klingt wie ein B-Picture? Ist es auch. Früher wäre so was als Schwarz-Weiß-Drama mit hysterischem Geigenscore in die Kinos gekommen. Todd Haynes, der andere moderne Regisseur mit einer Schwäche für Douglas-Sirk-Dramen, hat mit CAROL schon vor acht Jahren das bessere Retro-Drama gedreht. 

Die einen mögen sie, viele hassen sie: Anne Hathaway gibt dem Affen Zucker, ist in dieser zweitklassigen Produktion aber fast verschenkt. Die hervorragende Thomasin McKenzie (LAST NIGHT IN SOHO) spielt die Titelfigur Eileen als sexuell erwachende Kindfrau. Weshalb sich ein A-Cast für diese maue Produktion verpflichtet hat, bleibt ein Geheimnis. Aber das größte Rätsel ist, wohin das Drehbuch mit seiner Geschichte will. Der gar nicht so überraschende Twist kommt viel zu spät, da hat man schon längst das Interesse verloren. Und auch die mehr als dezent angedeutete homoerotische Liebe zwischen Eileen und Rebecca verpufft ohne nennenswerten Effekt. Am Ende des Films fragt man sich: Was genau sollte das alles?

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Originaltitel „Eileen“
USA 2023
97 min
Regie William Oldroyd

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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MUNCH

MUNCH

Ab 14. Dezember 2023 im Kino

Biopic über den Vater des Expressionismus, Edvard Munch. Sein Gemälde „Der Schrei“ ist eines der berühmtesten Kunstwerke des 20. Jahrhunderts.

MUNCH ist eine Tour de Force durch das Seelenleben eines unergründlichen Künstlers. Von seinen Kollegen missverstanden, vom Kunstbetrieb abgelehnt, von Melancholie geplagt und von der Alkoholsucht gequält – Regisseur Henrik Martin Dahlsbakken zeichnet ein nuanciertes Porträt des norwegischen Malers.

Nur wenige waren produktiver

Das 19. Jahrhundert ist nur ein Handyklingeln vom Technoclub entfernt. MUNCH schafft den Bezug zum Heute, indem er Szenen frech ins Berlin der Jetztzeit verlegt. Dort sorgt 1892 die erste Ausstellung des jungen Malers für einen Skandal. Eine von vielen künstlerisch mutigen Ideen, die das Biopic zu einem relevanten, modernen Stück Kino machen. So wird der greise Munch beispielsweise von der norwegischen Theaterschauspielerin Anne Krigsvoll gespielt, eine überraschende Besetzung, die hervorragend funktioniert.

Der große Ruhm setzt auch bei Edvard Munch erst lange nach seinem Tod ein: 2012 wird „Der Schrei“ für unfassbare 120 Millionen US-Dollar versteigert. Wie in den beiden anderen aktuellen Malerbiopics DALILAND und DER SCHATTEN VON CARAVAGGIO spielen auch bei MUNCH die Kunstwerke selbst nur eine untergeordnete Rolle. Die Seelenqualen (und damit Inspirationsquellen) des Künstlers stehen mehr im Mittelpunkt als sein Werk. Verständlich, denn für einen Spielfilm bieten abgefilmte Gemälde nur einen überschaubaren Unterhaltungswert. Wer das im Kino trotzdem sehen möchte, für den gibt es am Ende von MUNCH eine tolle, mehrminütige Sequenz, die ein Best of seiner berühmtesten Bilder zeigt. Es sind viele. Munch hinterließ der Nachwelt mehr als 1.700 Gemälde.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Munch“
Norwegen 2023
104 min
Regie Henrik Martin Dahlsbakken

alle Bilder © Splendid Film

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Fast perfekte Weihnachten

FAST PERFEKTE WEIHNACHTEN

Fast perfekte Weihnachten

FAST PERFEKTE WEIHNACHTEN

Ab 07. Dezember 2023 im Kino

Locker-leichte französische Komödie um ein Weihnachtsfest mit Hindernissen.

Perfekte Tischdeko, perfekter Baum, perfektes Fest. Weihnachten ist Vincent Barand heilig. Doch die Kinder sind erwachsen, haben andere Pläne oder müssen arbeiten. Die Feiertage alleine mit seiner Frau verbringen? Ausgeschlossen. „Weihnachten soll nicht romantisch sein, es ist das Fest der Familie.“ Vincent beschließt, sich im örtlichen Altenheim zwei einsame Bewohnerinnen auszuleihen. Doch Monique und ihre beste Freundin, die hemdsärmelige Jeanne, machen es sich bei ihren Gastgebern sehr schnell etwas zu gemütlich. Die stille Nacht, heilige Nacht droht im Chaos zu enden.

Am stärksten ist die Komödie in ihren melancholischen Momenten

FAST PERFEKTE WEIHNACHTEN ist eine französische Komödie, die alles andere als perfekt ist. Dazu kippt die Story zu oft in Klamottige. Das ist schade, denn in den ruhigeren Szenen zeigt sich, was die hervorragende Besetzung drauf hat. Highlight des Films ist Emmanuelle Devos als Ehefrau Beatrice, der Christi Geburt herzlich egal ist und die gerne auf die nervige Gesellschaft der Seniorinnen verzichten würde. Franck Dubosc spielt den peniblen Weihnachtsenthusiasten angenehm zurückgenommen, sein Vincent wird nie zur Karikatur. Die Seniorinnen Danièle Lebrun und Danielle Fichaud sind okay, werden aber vom Drehbuch gezwungen, viele alberne Dinge tun. Besonders am Ende soll es mit aller Gewalt zu Herzen gehen, doch das wirkt dann komplett übertrieben und unglaubwürdig.

„Früher war mehr Lametta!“ – Weihnachten bedeutet für rund 14 Prozent der Deutschen puren Stress. Da kann ein bisschen Lachen bestimmt nicht schaden. Am stärksten ist die Komödie allerdings in ihren melancholischen Momenten, die Regisseur Clément Michel ohne Kitsch inszeniert. FAST PERFEKTE WEIHNACHTEN schaut sich gut weg, hinterlässt aber keinen bleibenden Eindruck.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Noël Joyeux“
Frankreich 2023
97 min
Regie Clément Michel

alle Bilder © Splendid Film

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WONKA

WONKA

Ab 07. Dezember 2023 im Kino

Zauberhaftes Musical über Roald Dahls Schokoladenmagier in jungen Jahren.

WONKA ist das filmische Äquivalent zu einem Besuch im Hamburger Miniatur Wunderland. Ständig gibt es etwas zu entdecken, beim ersten Schauen verpasst man wahrscheinlich viele der liebevollen Details, die Regisseur Paul King (PADDINGTON 1 + 2) und sein Team in den Film gepackt haben.

Großes, zuckersüßes Unterhaltungskino

Die Geschichte vom Chocolatier, der sich gegen ein Schokoladenkartell behaupten muss, wurde schon dreimal verfilmt. Zuletzt übernahm Johnny Depp mit gruselig weiß geschminktem Gesicht die Titelrolle. Im Prequel das genaue Gegenteil: Timothée Chalamet schaut gewohnt niedlich unter seiner Lockenfrisur hervor und strahlt als Willy Wonka die genau richtige Mischung aus jugendlicher Unschuld und Cleverness aus. Kritiker hatten befürchtet, er sei mit dem Erbe Gene Wilders (der die Rolle in der ersten Verfilmung von 1971 spielte) überfordert, doch Chalamet macht seine Sache hervorragend und kann sogar einigermaßen singen.

Eine ganze Schar toller Schauspieler ist in Nebenrollen dabei, unter anderem Oscargewinnerin Olivia Colman als verbrecherische Hotelbesitzerin Mrs. Scrubbit. Dass der 1,80 m große Hugh Grant in der Rolle des zwergwüchsigen Oompa Loompa besetzt ist, hat im Netz für viel Diskussion gesorgt. Aber welcher nur 50 cm große Schauspieler hat denn bitte den umwerfend zynischen Charme von Grant? Das Internet ist manchmal wirklich dumm.

Egal ob Musical-Fan oder Nicht-Fan (okay, es wird vielleicht ein bisschen zu viel gesungen): Die grandiose Neuverfilmung des Roald-Dahl-Kinderbuch-Klassikers ist fantastisch ausgestattetes, zuckersüßes Unterhaltungskino. Das perfekte Anti-Grau – genau richtig gegen Winterdepressionen. 

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Originaltitel „Wonka“
USA / GB 2023
117 min
Regie Paul King

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

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How to have Sex

HOW TO HAVE SEX

How to have Sex

HOW TO HAVE SEX

Ab 07. Dezember 2023 im Kino

How to have sex - hopefully not like this.

Was ist schlimmer, als eine Horde besoffener US-Teenager zum Springbreak? Eine Horde besoffener Teenager aus England auf einer Mittelmeerinsel. Die 17-jährige Tara und ihre Freundinnen machen auf ihrem Mädelstrip keine Gefangenen. Nach den Schulprüfungen wollen sie vor allem drei Dinge: Saufen bis zum Koma, Party & Sex. Praktisch: Auch bei den Jungs im Apartment nebenan haben die Hormone das Denken übernommen. Je lauter und zügelloser, desto besser. Was dann in dieser einen Nacht passiert, bleibt zunächst vage. Erst gegen Ende wird klar: Tara hatte Sex gegen ihren Willen.

Saufen, Party & Sex

HOW TO HAVE SEX ist provokant, exzessiv und trotz mediterranen Sonnenscheins düster. Regisseurin Molly Manning weiß genau, wie man die Stimmung für eine moderne Coming-of-Age-Geschichte einfängt. Ihr Film ist ein authentisches, klischeefreies Stück über das Erwachsenwerden. Souverän auch ihre Schauspielführung: Tara wird von Mia McKenna-Bruce gespielt, einer 26-jährigen Britin, die sicher noch eine große Karriere vor sich hat. Eine Entdeckung.

Neid auf Cannes. Wie viele gute Filme laufen da eigentlich jedes Jahr? Die Berlinale schaut beschämt zu Boden. Man kann darauf wetten: Alles was herausragend ist, trägt im Vorspann den Palmwedel des französischen Filmfestivals. Auch dieses aufregende Erstlingswerk wurde in Cannes 2023 gefeiert und gewann in der Sektion „Un Certain Regard“ den Hauptpreis.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „How to have sex“
GB 2023
98 min
Regie Molly Manning

alle Bilder © capelight pictures

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WIE WILDE TIERE

WIE WILDE TIERE

Ab 07. Dezember 2023 im Kino

Das kennt man aus Brandenburg: Die einen wollen nichts wie weg - hin in die Großstadt. Die anderen haben Lärm und Prenzlpanther satt und ziehen aufs Land. Doch in den verwaisen Dörfern lauern oft Ablehnung und offener Hass auf die Zugezogenen.

Das französische Paar Antoine (Denis Ménochet) und Olga (Marina Foïs) lebt seit zwei Jahren in einer kleinen Gemeinde im Landesinneren Galiziens. Die beiden passen sich an, so gut es geht, arbeiten hart, betreiben Ackerbau und ernähren sich von dem, was sie erwirtschaften. Doch die Einheimischen bleiben unter sich, begegnen den ökologisch bewussten Neubauern mit Argwohn und Ablehnung. Besonders mit dem Nachbarn Xan (beängstigend fies: Luis Zahera) gibt es immer wieder Streit.

Es brodelt unter der Oberfläche

Es brodelt unter der Oberfläche und früher oder später wird es zur Katastrophe kommen. Als es dann so weit ist, wechselt der Film von der männlichen in die weibliche Perspektive. Das macht WIE WILDE TIERE vielschichtig und ungemein spannend. Dass die Geschichte von wahren Begebenheiten inspiriert ist, lässt die Verzweiflung über die elende Spezies Mensch noch wachsen. Warum nur gibt es so viel Neid und Verbohrtheit auf der Welt? Aber so einfach ist es nicht. In einer der besten Szenen des Films versuchen die Kontrahenten eine Annäherung. Bei einer Flasche Wein macht jeder seinen Standpunkt klar. Das führt zwar zu keiner Lösung, doch als Zuschauer wird man sich seines eigenen Schwarz-Weiß-Denkens bewusst und beginnt fast Mitgefühl für die vermeintlich „Bösen“ zu empfinden.

Seit der Weltpremiere in Cannes 2022, wo WIE WILDE TIERE als Sensation gefeiert wurde, ist sein Erfolg ungebrochen. Bei der Verleihung der Goyas 2023 räumte er neun Preise ab, unter anderem für Bester Film, Beste Regie sowie Bester Hauptdarsteller.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „As Bestas“
Spanien / Frankreich 2023
137 min
Regie Rodrigo Sorogoye

alle Bilder © STUDIOCANAL

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