THE DEAD DON’T HURT
Western sind das neue Schwarz. Bevor Kevin Kostner die Zuschauer mit seinem 3-Stunden-Epos HORIZON herausfordert, schwingt Vicky Krieps emanzipiert den Colt.
Ab 08. August 2024 im Kino
Once upon a time in the Wild Wild West: Die junge, unabhängige Vivienne Le Coudy (Vicky Krieps) verguckt sich in den dänischen Einwanderer Holger Olsen (Viggo Mortensen). Gemeinsam siedeln die beiden von San Francisco in ein Haus in the middle of nowhere um. Als Olsen freiwillig in den Bürgerkrieg zieht, bleibt Vivienne alleine zurück. Gefährliche Zeiten, denn besonders der gewalttätige Weston (Solly McLeod), Sohn eines mächtigen Ranchers, macht ihr das Leben zur Hölle.
Der Western feiert ein Comeback, wiedermal. Nur zwei Wochen vor Kevin Costners HORIZON, dem ersten Kapitel einer ambitionierten vierteiligen Saga, kommt THE DEAD DON’T HURT in die deutschen Kinos. Mit seiner zweiten Regiearbeit betritt Viggo Mortensen keine neuen Pfade. Die Versatzstücke Saloon, tapferer Sheriff und schießwütiger Bösewicht kennt man spätestens seit HIGH NOON in allen Varianten – fehlt nur noch eine kriegerische Rothaut. Eine verschachtelte Erzählstruktur mit ständig wechselnden Zeitebenen macht das Drama unnötig kompliziert. Das langsame Tempo und die sehr großzügige Laufzeit von 129 Minuten arbeiten zudem eher gegen den Film.
Ein milder Western, der Bekanntes zitiert, es aber – und das ist neu – in eine zärtliche Liebesgeschichte bettet. Knallende Cowboys und geprügelte Barpianisten kommen zwar auch hier vor (Standards, die seit Opas Kintopp nicht fehlen dürfen), aber immerhin hebt sich THE DEAD DON’T HURT dank einer emanzipierten Frauenfigur, exzellent von Vicky Krieps verkörpert, um eine Pistolenlänge über den Durchschnitt.
INFOS ZUM FILM
Originaltitel „The Dead don’t hurt“
USA 2024
129 min
Regie Viggo Mortensen
alle Bilder © Alamode Film