HERETIC
Woran erkennt man, dass Hugh Grant ein echter Filmstar ist? Morgens um 10 ist die Pressevorführung rappelvoll. Wo sich sonst zwischen 5 und 15 Menschen aus dem Bett gequält haben, ist bei HERETIC das Kino bis auf den letzten Platz besetzt.
Ab 26. Dezember 2024 im Kino
Hugh Grant als Bösewicht – den hat er zwar schon in „The Gentlemen“ und „Paddington 2“ gegeben – doch HERETIC ist sein erster Horrorfilm. Der ehemalige Charmeur als Psychopath: Von diesem Twist lebt HERETIC. Theoretisch.
Grant spielt den sadistischen Mr. Reed, der die beiden jungen Missionarinnen Schwester Barnes und Schwester Paxton (Sophie Thatcher und Chloe East) in sein Haus einlädt und mit ihnen ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel beginnt.
Das beginnt vielversprechend mit clever inszenierten Szenen, die stets am Rande der Bedrohlichkeit balancieren. Die Regisseure Scott Beck und Bryan Woods (Drehbuchautoren von „A Quiet Place“) liefern Hugh Grant clevere, wortgewandte Dialoge, die er mit seinem typischen unbeholfenen Lächeln serviert. Mindestens die erste Hälfte von HERETIC funktioniert als spannendes Duell zwischen dem charmanten Killer und seinen jungen Opfern. Doch dann kippt die Handlung und wird zu einem konventionellen Horrorfilm. Und leider zu keinem wirklich guten. Abgedroschene Elemente wie verschlossene Türen, dunkle Kellergewölbe und Dauerregen dominieren. Nichts, was man nicht schon unzählige Male gesehen hätte. Enttäuschend auch das Ende: Die langsam aufgebaute Spannung verpufft in einer lahmen, uninteressanten Auflösung.
HERETIC ist eine eigenwillige Mischung aus Horror, Wahnsinn und theologischem Exkurs. Allein die düstere Atmosphäre und ein exzellenter Hugh Grant machen diesen extrem dialoglastigen Thriller sehenswert.
Originaltitel „Heretic“
USA 2024
110 min
Regie Scott Beck und Bryan Woods
alle Bilder © PLAION PICTURES