Juror #2

JUROR #2

Juror #2

JUROR #2

„Juror #2“, Clint Eastwoods (wahrscheinlich) letzter Film, ist ein spannendes Gerichtsdrama.

Ab 16. Januar 2025 im Kino

Clint Eastwood: Der Mann, der als lebende Legende in die Annalen Hollywoods eingegangen ist, wird dieses Jahr 95 Jahre alt. Er hat unzählige Filme inszeniert und in noch mehr Produktionen mitgewirkt. JUROR #2 dürfte sein Abschiedswerk sein – die stets zuverlässige IMDb führt jedenfalls kein weiteres Projekt auf. Aber wer weiß? Vielleicht überrascht uns Eastwood und steht mit 100 noch hinter der Kamera.

Juror #2

Der junge Familienvater Justin Kemp, gespielt von Nicholas Hoult, gerät in einem Mordprozess in ein tiefgreifendes Dilemma. Oder, einfacher formuliert – SPOILER – wobei der Trailer ohnehin schon alles preisgibt: Justin Kemp hat versehentlich eine junge Frau überfahren. Ein Unfall, gewiss. Doch als trockener Alkoholiker, der zuvor in einer Bar war, ist er wenig glaubwürdig. Nun sitzt ausgerechnet er in der Geschworenenjury, die den Freund der Verstorbenen als vermeintlichen Mörder verurteilen soll. Wahrlich: ein Dilemma.

Die Grundidee mag konstruiert wirken. Doch Eastwood gelingt es schnell, den Zuschauer diese Unwahrscheinlichkeit vergessen zu lassen. Sein Film entwickelt sich zu einem ebenso fesselnden wie klugen Justizdrama mit unerwarteten Wendungen.

Juror #2

JUROR #2 ist ein Film ohne Schnickschnack. Geradeaus erzählt, kein unnötiges Beiwerk. Eastwood hat nie den Fehler begangen, sein Publikum zu unterschätzen. Als Regisseur mit jahrzehntelanger Erfahrung weiß er, dass weniger oft mehr ist – eine Lektion, die auch seine Schauspieler verinnerlicht haben: Nicholas Hoult, Toni Collette, J.K. Simmons und Kiefer Sutherland spielen nüchtern und konzentriert.

Juror #2

Clint Eastwoods Spätwerk enttäuscht nicht. „Schuldig oder unschuldig? Wahrheit oder Lüge? Was ist richtig, was ist falsch?“ – JUROR #2 ist ein meisterhaft inszenierter Thriller und ein würdiger Abschluss für einen der ganz Großen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Juror #2“
USA 2024
95 min
Regie Clint Eastwood

Juror #2

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

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We Live in Time

WE LIVE IN TIME

We Live in Time

WE LIVE IN TIME

Das ist ja mal eine originelle Drehbuchidee: Junges Paar, großes Glück, dann wird sie sterbenskrank.

Ab 09. Januar 2025 im Kino

Am Anfang von WE LIVE IN TIME joggt die junge Almut (Florence Pugh) durch den Wald, bleibt an einem blühenden Busch stehen, riecht, schneidet ein paar Zweige ab. Später steht sie in ihrem Cottage und trennt Eier, die sie gerade brutfrisch aus dem Hühnerstall geholt hat. So sinnlich. Damit ist von der ersten Minute an klar, was für eine Art Film uns hier erwartet: Schöne Menschen in schöner Umgebung haben auch Probleme.

We Live in Time

Seit „Love Story“ ist die Geschichte von großer Liebe und tragischem Sterben gefühlt hundertmal im Kino erzählt worden. Einziges Unterscheidungsmerkmal ist da nur die Besetzung. Dass WE LIVE IN TIME nicht in unsäglichem Kitsch ertrinkt, ist vor allem dem Charme und der Chemie von Florence Pugh und Andrew Garfield zu verdanken. Allzu rührselige Szenen retten die beiden mit feinem, spöttischem Humor. Regisseur John Crowley und Drehbuchautor Nick Payne geben dem Ganzen noch einen modischen Twist, denn die todkranke Almut ist eine erfolgreiche Küchenchefin. Das bietet Gelegenheit, zwischen all dem Leid noch ein paar appetitliche Foodporn-Bilder unterzubringen. „Chef’s Table“ ist überall.

We Live in Time

Na gut, das Thema ist ausgelaugt, immerhin ist die Struktur diesmal anders: Die Geschichte springt munter zwischen erstem Kennenlernen, Schwangerschaft und Krankheit hin und her. Das macht zwar keinen Sinn, fordert aber immerhin das Konzentrationsvermögen des Zuschauers – linear erzählt wäre das Ganze wahrscheinlich so banal wie ein Lore-Roman.

We Live in Time

WE LIVE IN TIME ist ein sentimentales Liebesdrama, das alle handelsüblichen Register zieht, um auf die Tränendrüsen zu drücken. An trüben Wintertage kann sowas für wohlige Unterhaltung sorgen. Taschentuch nicht vergessen.

Originaltitel „We Live in Time“
GB / Frankreich 2024
107 min
Regie John Crowley

We Live in Time

alle Bilder © STUDIOCANAL

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Better Man - Die Robbie Williams Story

BETTER MAN – DIE ROBBIE WILLIAMS STORY

Better Man - Die Robbie Williams Story

BETTER MAN – DIE ROBBIE WILLIAMS STORY

Robbie Williams macht sich in seinem Biopic BETTER MAN zum Affen.

Ab 02. Januar 2025 im Kino

Wichser, Narzisst, arrogantes Arschloch – Robbie Williams wurde schon vieles genannt. Warum er trotzdem oder gerade deswegen ein internationaler Superstar wurde, zeigt der autobiografische Film BETTER MAN.

Der Vater lässt die Familie sitzen, auf dem Sportplatz nimmt ihn keiner ernst – der kleine Robbie hat’s nicht leicht. Kraft geben ihm nur die Liebe seiner Großmutter und der Glaube, er sei zum größten Entertainer der Welt geboren. Und dann: Mit zarten 15 plötzlich Superstar. Von einem cleveren, nicht gerade netten Produzenten zusammengecastet, wird Take That DIE Boyband der 90er. Auf der Bühne fällt Robbie als hyperaktives Energiebündel auf, backstage bald als zugekokster Alkoholiker. Die kreativen Lorbeeren sackt Singer-Songwriter Gary Barlow ein, Robbie bleibt der nicht ernstzunehmende Spaßvogel. Während sich der eine bald ein Schloss mit Butler leisten kann, wohnt der andere noch bei seiner Mutter.

Better Man - Die Robbie Williams Story

BETTER MAN ist wirklich mal was Neues: Statt selbst vor die Kamera zu treten oder einen Look-Alike-Schauspieler zu casten, wird Williams von einem Affen gespielt. Klingt schräg – funktioniert aber. Robbie liefert nur die Stimme; sein Gesicht sieht man keine Sekunde. Mit viel Liebe zum Detail wurden Musikvideos, Covershots, Konzerte und TV-Auftritte mit dem Affen-Robbie nachgestellt. Nach ein paar Minuten hat man sich dank perfekter Tricktechnik von Weta („Herr der Ringe“, „King Kong“, „Planet der Affen“) daran gewöhnt und fragt sich bald, ob ein menschlicher Schauspieler den Film nicht um einiges banaler gemacht hätte. Ob das allerdings in der deutschen Synchro auch funktioniert, bleibt abzuwarten. Denn Robbies rotzige Sprechstimme macht einen großen Teil seines Charmes aus.

Better Man - Die Robbie Williams Story

Take That und die Solokarriere handelt der Film erstaunlich nebenbei ab. Viel mehr sind die Ängste, Depressionen und Süchte des „Prolls, der zu schnell alles bekommen hat“, (O-Ton Robbie in einem AA-Meeting) zentrales Thema. BETTER MAN funktioniert auf mehreren Ebenen: als mitreißende Musik-Show genauso wie als Blick in die gequälte Seele eines ewig Zweifelnden. Eine rasende Fahrt im Gegenverkehr mit Robbie am Steuer oder ein unendlicher Sturz durch Federfächer – der Film findet immer wieder ungewöhnliche Visualisierungen für das Popstar-Leben auf der Überholspur. Sehr gelungen auch, wie die größten Hits elegant in die Handlung eingebaut werden – das bewahrt BETTER MAN davor, nur ein bebildertes Best of Album zu sein.

Better Man - Die Robbie Williams Story

Meckern auf hohem Niveau: Insgesamt hätte man den Film um gut 15 bis 30 Minuten kürzen können. Und dass Robbie bei jedem Auftritt von inneren Dämonen verfolgt wird – hier als wütende Affen-Doppelgänger im Publikum dargestellt – hat man nach der siebenunddreißigsten Wiederholung wirklich verstanden. „Die Leute kaufen keine Tickets, um von deinen Problemen zu hören“, sagt Robbies Vater zu seinem Sohn, als der den Tiefpunkt seiner Drogenabhängigkeit erreicht hat. Wenn das wahr wäre, würde sich niemand diesen Film anschauen. Und das wäre wirklich schade.

Originaltitel „Better Man“
Australien 2024
134 min
Regie Michael Gracey

Better Man - Die Robbie Williams Story

alle Bilder © TOBIS Film GmbH

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Queer

QUEER

Queer

QUEER

Daniel Craig brilliert als homosexueller, drogensüchtiger Lebemann in den 1950er-Jahren.

Ab 02. Januar 2025 im Kino

Im Mexiko-City der 50er Jahre fristet der US-Bürger William Lee (Daniel Craig) ein unglückliches Dasein inmitten einer kleinen amerikanischen Gemeinde. Als der Student Eugene Allerton (Drew Starkey) in die Stadt kommt, verliebt sich William unsterblich in den jungen Mann.

Die blöde Bemerkung, James Bond sei jetzt schwul, kann man sich direkt sparen. Dass Daniel Craig mal im Geheimdienst ihrer Majestät unterwegs war, vergisst man schnell. Die einzige Gemeinsamkeit: Lee und Bond trinken gerne und haben eine Schwäche für Waffen.

Queer

Dass Luca Guadagnino ein gutes Händchen für Gay-Love-Stories hat, weiß man spätestens seit seinem zum Queerfilm-Klassiker zählenden „Call me by your Name“. Auch so eine Geschichte, bei der sich Liebe und Realität im Wege stehen. Zuletzt überraschte der Italienische Regisseur mit dem sehr zugänglichen Tennisfilm „Challengers – Rivalen“. Nun also seine Adaption des halbautobiografischen Romans von William S. Burroughs. Der verfasste das Buch bereits zwischen 1951 und 1953, veröffentlicht wurde es aber erst 1985 – Inhalt und Sprache waren für die prüden 50er zu offenherzig.

Queer

QUEER fängt stark an, lässt jedoch gegen Ende nach. Das größte Problem ist wahrscheinlich die Handlung. Denn es gibt so gut wie keine. Über lange 135 Minuten passiert ausgesprochen wenig. Spätestens in den letzten 30 Minuten strapaziert der Film die Geduld der Zuschauer mit einem künstlerisch angehauchten Fiebertraum. Da wäre man lieber noch ein wenig länger in der wunderbaren Technicolor-Welt der 50er geblieben.

Queer

Trotzdem: QUEER ist sehenswert, alleine wegen Daniel Craig als Burroughs’ Alter Ego. Dazu die ungewöhnliche Musik (immer wieder Prince) und der hübsche, an alte Fotografien und Gemälde angelehnte Look. Produziert hat das Ganze MUBI, die Streaming-Plattform, auf der vorzugsweise anspruchsvolle Kost gezeigt wird. Für die breite Masse ist das nix, QUEER fällt eher in die Kategorie „Arthouse-Festival-Liebling“.

Originaltitel „Queer“
Italien / USA 2024
137 min
Regie Luca Guadagnino

Queer

alle Bilder © MUBI

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