PARASITE

Familie Kim haust in einer versifften Kellerwohnung. Erst als Sohn Ki-woo einen Job als Nachhilfelehrer bei den steinreichen Parks ergattert, wendet sich das Blatt. Schnell kapiert er, dass vor allem Frau Park ausgesprochen leichtgläubig ist. Durch Tricksereien gelingt es ihm, seine Schwester als Kunsterzieherin, seinen Vater als Chauffeur und später seine Mutter als Haushälterin in die Familie einzuschleusen. Bald sind die Kims unverzichtbar für ihre neuen Herrschaften. Doch statt serviler „Downton Abbey“-Dienerschaft nistet sich eine parasitäre Verbrecherbande ins Haus der Parks ein.

Angesichts des Titels könnte das neue Werk von Bong Joon Ho („The Host“, „Snowpiercer“, „Okja“) auch ein Horror-Film sein. Doch der Parasit ist in diesem Fall kein schleimiges Ekelvieh, sondern der Mensch selbst. Kapitalismuskritik, verpackt in eine Metapher: Die armen Kims leben buchstäblich ganz unten in einem wanzenverseuchten Loch, während die reichen Parks ganz oben in einem Traum aus Glas und Beton residieren. Wer am Ende der wahre Parasit ist, bleibt Interpretationssache.

„Parasite“ steckt voller Überraschungen: Clevere Gaunergeschichte, bisssige Gesellschaftssatire und spannender Thriller. Als Zuschauer weiß man nie genau, wohin sich der Film entwickelt. Wie schon die vorherigen Arbeiten des Regisseurs, ist auch „Parasite“ wunderschön fotografiert und mit viel Stilgefühl ausgestattet.

FAZIT

Die brillante Genremischung ist zu Recht der Goldene Palme Gewinner von Cannes 2019.

Originaltitel „Gisaengchung“
Südkorea 2019
131 min
Regie Bong Joon Ho
Kinostart 17. Oktober 2019

DEM HORIZONT SO NAH

Chick Flick-Alarm: „The Notebook“, „Das Leuchten der Stille“, „Mit Dir an meiner Seite“ – Die grenzkitschigen bis schmalzigen Nicholas Sparks-Verfilmungen sind echte Tearjerker und laufen stets nach dem gleichen Schema ab: Boy meets girl. Liebe. Drama. 

„Dem Horizont so nah“ passt perfekt in dieses Universum, ist aber tatsächlich deutsch. Die Vorlage liefert ein Roman, der 2016 wochenlang auf Platz 1 der BILD-Bestsellerliste stand – nicht unbedingt eine Empfehlung.
Der erste Band der sogenannten „Danny Trilogie“ basiert auf wahren Begebenheiten und hat alles, was das Herz begehrt: zwei schöne junge Menschen (Luna Wedler und Jannik Schümann, machen ihre Sache gut), viel Liebesschmerz, reichlich leidenschaftlichen (jugendfreien) Sex und selbstredend das ganz große Drama. Beziehungsweise Dramen, denn es ergiesst sich ein ganzes Füllhorn an Leid über das junge Glück: Krankheit, Kindesmissbrauch, Drogen, Tod.

Laut der Produzenten sollte „Dem Horizont so nah“ ein echter, ironiefreier Liebesfilm werden und nicht schon wieder eine romantische Komödie. Das ist immerhin geglückt – viel zu lachen gibt’s nicht. Von der bittersüßen Romanze zur Schnulze ist es ein kurzer Weg und von da sind es nur noch zwei Taschentücher zur Schmonzette – der U-16-Zielgruppe dürfte genau das gefallen.

FAZIT

Früher hiess sowas „Bravo Love Story“.

Deutschland 2019
109 min
Regie Tim Trachte
Kinostart 10. Oktober 2019

47 METERS DOWN: UNCAGED

„Oh my God! You guys!“ Vier dauerschreiende US-Teenage Girls in knappen Bikinis verirren sich in einer Unterwasserhöhle und werden von blinden, aber gefräßigen Haien bedroht.

Handwerklich schlecht gemacht – minutenlang ist im trüben Wasser nichts zu erkennen – schauspielerisch bescheiden und dafür nicht mal spannend.

FAZIT

Großer Schmarrn.

Originaltitel „47 Meters Down: Uncaged“
USA 2019
91 min
Regie Johannes Roberts
Kinostart 10. Oktober 2019

JOKER

„Joker“, oder das Gegenteil von schönen Menschen in schöner Umgebung. Dieser Film macht keine gute Laune – und trotzdem: „Joker“ ist überraschend unterhaltsames, großes Kino. 

Gotham City, Anfang der 1980er Jahre, eine verbrecherische, korrupte Stadt in Aufruhr. Hier lebt Arthur Fleck mit seiner schwerkranken Mutter Penny in einer verwahrlosten Mietskaserne. Ein einsamer, gequälter Mann. Der Berufsclown leidet unter dem unkontrollierten Drang, zu den unpassendsten Gelegenheiten in irres Gelächter auszubrechen. Schuld ist eine in der Kindheit erlittene Gehirnverletzung. Eine erklärende Karte, vorbildlich laminiert, reicht Arthur bei passender Gelegenheit seinem irritierten Gegenüber. Als er von Teenagern auf offener Straße zusammengeschlagen und später in der U-Bahn verspottet wird, brennen bei dem Außenseiter die Sicherungen durch. Ein Clown sieht rot.

Düster, bedrohlich und die mutigste Comicverfilmung seit „The Dark Knight“.  Regisseur Todd Phillips nimmt sich jede Menge Zeit für die Entwicklung seiner sich kontinuierlich abwärts drehenden Spirale in den Wahnsinn. Joaquin Phoenix spielt die tragische Figur des Arthur Fleck phänomenal. Für die Rolle hat Phoenix dramatisch abgenommen, sein skelettartiger Körper sieht überzeugend furchterregend aus. Die Kombination aus komplett irrem Lachen und bulimischer Figur sollte auf jeden Fall für eine Oscarnominierung reichen. Dagegen wirkt Heath Ledgers legendäre Interpretation des ewigen Batman-Widersachers beinahe gesund und unbeschwert. In einer Nebenrolle glänzt Robert de Niro als Johnny Carson-Verschnitt. Eine Besetzung auf Metaebene, erinnert „Joker“ doch in weiten Teilen an Scorseses großen Kinoerfolg von 1976 „Taxi Driver“, damals mit dem jungen de Niro in der Hauptrolle.

FAZIT

Düstere Charakterstudie statt strahlend bunter Superhelden. Gelungene Comicverfilmung, nichts für Eskapisten.

Originaltitel „Joker“
USA 2019
122 min
Regie Todd Philips
Kinostart 10. Oktober 2019

SKIN

Tattoos sind Scheiße. Das Stechen tut weh, das Entfernen noch mehr. Diese Wahrheit muss Bryon (Jamie Bell) am eigenen Leib erfahren. Nach seinem Entschluss, sich von seinen rassistischen White-Supremacy-Freunden loszusagen, wartet eine schmerzhafte Enttintungsprozedur auf ihn. Bei seinem Weg ins neue Leben helfen ihm ausgerechnet schwarze Menschenrechtsaktivisten und natürlich die Liebe, denn Freundin Julie hat mit dem Nazipack ebenso abgeschlossen.

Der israelische Filmemacher Guy Nattiv erzählt in seinem ersten US-Spielfilm die wahre Geschichte des Szeneaussteigers Bryon „Babs“ Widner. „Skin“ basiert auf Nattivs gleichnamigen, in diesem Jahr mit einem Oscar prämierten Kurzfilm.

FAZIT

Eindringliches und authentisches Thriller-Drama. Hervorragend besetzt, vor allem Jamie Bell („Billy Elliot“) überzeugt als bekehrter Rassist. 

Originaltitel „Skin“
USA 2019
117 min
Regie Guy Nattiv
Kinostart 03. Oktober 2019

AMA-SAN

Kontemplation total. Sanft schaukelnde Boote, blauer Himmel, das Licht der Nachmittagssonne bricht sich in den Wellen. Drei Damen fortgeschrittenen Alters, eine ist schon weit über 80, bereiten sich auf einen Tauchgang vor. Matsumi, Mayumi und Masumi sind Ama-San – japanische Taucherinnen, die eine spezielle Technik beherrschen: Sie können ohne die Hilfe von Sauerstoffflaschen ungewöhnlich lange unter Wasser bleiben. Ihre Atemluft reicht aus, Seeigel und Muscheln mit dem Messer vom felsigen Grund des Ozeans zu schneiden und unbeschadet wieder aufzutauchen.
 
Liebevoll und zurückhaltend zeichnet Regisseurin Varejão in wunderschön komponierten Bildern das Porträt dreier Frauen, die einer jahrtausendealten, vom Aussterben bedrohten Tätigkeit nachgehen. Der Dokumentarfilm wechselt zwischen der traumgleichen Unterwasserwelt des Pazifischen Ozeans und amüsanten Beobachtungen des häuslichen Alltags der Protagonistinnen.
 

FAZIT

Sanftmütiger Blick auf eine faszinierende, beinahe vergangene Welt.

Originaltitel „Ama-San“
Portugal / Japan / Schweiz 2016
112 min
Regie Cláudia Varejão
Kinostart 03. Oktober 2019

GELOBT SEI GOTT

Gequälte Kinder: François Ozons neuer Film erzählt von den Opfern des Paters Bernard Preynat, der 2016 wegen sexueller Übergriffe auf rund 70 Jungen angeklagt wurde.
Die meisten der Fälle sind mittlerweile verjährt. Stellvertretend beleuchtet „Gelobt sei Gott“ das Schicksal dreier erwachsener Männer, die es erst nach vielen Jahren schaffen, sich ihrem Dämon zu stellen. Sie leiden bis heute unter den Verletzungen, die ihnen der Pater ungehindert zufügen konnte. Und das trotz zahlreicher Hinweise und Beschwerden von Eltern.
Das nüchtern inszenierte Drama prangert nicht nur den Priester, sondern vor allem das Schweigen der Kirche insgesamt an. 

FAZIT

Souverän und unaufgeregt  – dadurch umso eindringlicher. Wichtiger Film zu einem lange verschwiegenen Thema. 

Originaltitel „Grâce à Dieu“
Frankreich 2019
137 min
Regie François Ozon
Kinostart 26. September 2019

DER DISTELFINK

Eins vorab: das Buch von Donna Tartt verdient 5 Sterne. Die Frage, wie der 1000-Seiten-Roman in einen einzigen Kinofilm passen soll, hat Regisseur John Crowley mit seiner Filmadaption gerade beantwortet: gar nicht! In den USA hatte „The Goldfinch“ – Zitat – „one of the worst openings ever“, der INDEPENDENT schreibt, der Film sei auf dem Weg „one of the biggest flops in cinema history“ zu werden und nennt den Film “a gigantic waste of time”.

Wer das Buch gelesen hat, ist enttäuscht, weil dem Film soviel fehlt, dass man sich fragt, was man da eigentlich gerade gesehen hat. Der Roman hätte locker Material für eine 8-Teilige Miniserie geliefert. Wer das komplexe Buch nicht gelesen hat, versteht den Film womöglich gar nicht und langweilt sich durch die 149 Minuten.

Theo sitzt in einem Hotelzimmer in Amsterdam und erinnert sich, wann und warum sein Leben den Bach runterging: als Kind besucht er mit seiner Mutter das Metropolitan Museum in New York, als ein Bombenattentat große Teile des Museum zerstört und Theos Leben gleich mit, denn bei dem Attentat kommt seine Mutter ums Leben. Im Chaos nach dem Anschlag klaut Theo ein Gemälde aus dem 17. Jahrhundert, auf dem ein Distelfink zu sehen ist und das seine Mutter besonders liebte. Das Meisterwerk, nun in Theos Besitzt, gilt fortan als verschollen.

Ein versoffener Vater, ein ukrainischer Junge namens Boris, eine reiche New Yorker Familie, ein Antiquitätenhändler und ein rothaariges Mädchen spielen auch noch entscheidende Rollen in Theos Leben. Es wird gestorben, es wird geliebt und gelitten, aber alles eben nur an der Oberfläche. Die tiefen Gefühle des Romans erreicht der Film nicht. Wie der Tod der Mutter Theo das Herz bricht, wie ihm das Gemälde über Jahre ein Trost ist, ihn aber gleichzeitig in den kriminellen Abgrund zieht, was Freundschaft aushalten kann und wie man überhaupt das ganze elende Leben ertragen soll, das deutet der Film leider nur an.

FAZIT

Sehr empfehlenswerter Roman. Wer nach dem Lesen mag, kann sich den Film noch ansehen, muss aber nicht sein.

Originaltitel „The Goldfinch“
USA 2018
149 min
Regie John Crowley
Kinostart 26. September 2019

NUREJEW – THE WHITE CROW

Paris, Anfang der 60er Jahre: Während des Kalten Krieges schickt die Sowjetunion ihre beste Tanzkompanie zu Propagandazwecken in den Westen. Das französische Publikum liebt vor allem den 23-jährigen Rudolf Nurejew. In seiner Freizeit streift der junge Tänzer durch die Museen und Jazz-Klubs der Stadt. Bald findet er Geschmack an der neuen Freiheit und beschließt, politisches Asyl zu beantragen.

„Nurejew – The White Crow“ erinnert an einen Tänzer, der das Rollenverständnis und die Choreografie des modernen Balletts revolutionierte. Rücksichtsloser Egoist, Genie, Choleriker – bisweilen ein richtiges Arschloch. Regisseur Ralph Fiennes zeigt auch die unschönen Seiten des 1993 an AIDS verstorbenen Künstlers. Der Film erzählt Nurejews Leben von der Geburt in der Transsibirischen Eisenbahn bis zu seiner Flucht im Juni 1961. 

In der Titelrolle brilliert angemessen unsympathisch ein Newcomer: Oleg Ivenko tanzt seit seinem 5. Lebensjahr professionell, macht also nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Balletttänzer eine überzeugende Figur.

FAZIT

Vielschichtige Biografie – schön retro auf 16 mm gedreht.

Originaltitel „The White Crow“
GB / Frankreich / Serbien 2018
122 min
Regie Ralph Fiennes
Kinostart 26. September 2019

SYSTEMSPRENGER

MAMAAAAA!!! AAAAAHHHHH! Kreisch, Strampel, Tob: der Film zum Prenzlpanther.
Benni (Helena Zengel) ist ein „Systemsprenger“. So nennt man Kinder, die durch alle Raster der deutschen Kinder- und Jugendhilfe fallen. Die Neunjährige schreit und prügelt sich schon nach kurzer Zeit aus jeder Pflegeeinrichtung raus. Genau das ist ihr Plan, denn sie möchte endlich wieder bei ihrer leiblichen Mutter leben.

Nora Fingscheidt ist ein intensiver, beinahe dokumentarischer Film über ein schwieriges Kind in noch schwierigeren Umständen gelungen. Als Zuschauer schwankt man zwischen Mitleid, Genervtheit und Hass. Das Dauer-Geschrei, aber auch die Ungerechtigkeit der Welt, geht an die Grenzen des Ertragbaren. Völlig zu Recht im Rennen um den besten ausländischen Film bei den Oscars 2020.

FAZIT

Guter Film mit einer herausragenden Hauptdarstellerin.

Deutschland 2019
118 min
Regie Nora Fingscheidt
Kinostart 19. September 2019

AD ASTRA – ZU DEN STERNEN

Auf der höchsten Antenne der Welt, deren Spitze bis in den Weltraum ragt, arbeitet Astronaut Roy McBride (Brad Pitt) – der coolste von allen. Selbst als die Antenne von einem Stromschlag getroffen wird und er aus vielen Kilometern Höhe zur Erde stürzt, bleibt sein Puls konstant bei 60. Der mysteriöse Energiestoß kommt vom Neptun, wo Roys verschollen geglaubter Vater vermutet wird. Um weitere Katastrophe zu verhindern, reist Major McBride an den äußeren Rand des Sonnensystems.

Orgelmusik. Tiefsinnige, innere Monologe. Weltraumaufnahmen, die so perfekt sind, als sei ein Kamerateam dorthin gereist: Klingt wie eine Beschreibung des Science-Fiction-Epos „Interstellar“, ist aber „Ad Astra“, der diesjährige US-Wettbewerbsbeitrag der Filmfestspiele von Venedig. 

Ging es bei Christopher Nolan um das zerrissene Band zwischen Vater und Tochter, ist diesmal eine kaputte Vater-Sohn Beziehung das Thema. Außer einer sehr hübsch gemachten actionreichen Verfolgungsjagd auf dem Mond setzt Regisseur Gray hauptsächlich auf schwermütige Erkenntnissuche. Familienaufstellung im Kosmos. Brad Pitts Talent als Charmeur wird verschenkt. Wie schon Ryan Gosling in „First Man“ beschränkt sich seine Schauspielerei auf trauriges vor sich Hinstarren. Das macht auf Dauer nur bedingt Freude beim Zusehen. Der Filmtitel leitet sich von der lateinischen Redewendung „Per aspera ad astra“ ab, was soviel wie „Durch Mühsal gelangt man zu den Sternen“ heißt. Da ist was dran – die 116 Minuten fühlen sich wie 4 Stunden an.

FAZIT

Mehr was für Freunde von Soderberghs „Solaris“.

Originaltitel „Ad Astra“
USA 2019
116 min
Regie James Gray
Kinostart 19. September 2019

LATE NIGHT – DIE SHOW IHRES LEBENS

Katherine Newbury ist eine Legende. Seit 30 Jahren ist sie die einzige Frau im von Männern dominierten US-Late-Night-Fernsehen. Vor der Kamera klug und schlagfertig, hinter den Kulissen asozial und böse. Sie kennt weder die Gesichter noch die Namen ihrer Mitarbeiter und vergibt der Einfachheit halber lieber Nummern. Auch im Fernsehstudio trägt der Teufel Prada. Wegen erodierender Zuschauerzahlen soll sie durch einen jungen, hipperen Comedian ersetzt werden. Als ihr auch noch vorgeworfen wird, eine „Frau zu sein, die Frauen hasst“, stellt sie die vollkommen unerfahrene Molly (Mindy Kaling) als Autorin ein. Die will beweisen, dass sie mehr als eine Quoten-Frau ist und beschließt, der kränkelnden Show ein Update zu verpassen.

Der Film beginnt grandios: clever, schnell und scharfzüngig. Tempo und Witz bewegen sich auf dem Niveau von „30 Rock“ oder „The Larry Sanders Show“. Doch dem von Mindy Kaling verfassten Drehbuch fehlt auf Dauer der nötige Biss und so verliert sich die Geschichte zusehends in Sentimentalitäten. Statt schnippischer Dialoge wird auf die Tränendrüse gedrückt.

FAZIT

Sehenswert in erster Linie wegen der grandiosen Emma Thompson.

Originaltitel „Late Night“
USA 2019
102 min
Regie Nisha Ganatra
Kinostart 29. August 2019

PRÉLUDE

Die Netflix-Serie „Dark“ geht bald in die 3. Season und Louis Hofmann hat noch kein einziges Mal seinen Penis gezeigt! So sad. Möglicherweise liegt es am Fernsehformat, denn auf der großen Leinwand zieht der Jungschauspieler regelmäßig blank. Auch in „Prélude“ gibt es keinen zwingenden Grund für eine Full-Frontal Szene – und dennoch…

Der talentierte, aber nicht übertalentierte Pianist David (Louis Hofmann) studiert am Musikkonservatorium. Gleich zu Semesterbeginn verliebt er sich in Marie (Liv Lisa Fries), die eigentlich mit Walter zusammen ist (Johannes Nussbaum) – Verwirrung der Gefühle. Unter der Fuchtel seiner fordernden Professorin Frau Matussek (Ursina Lardi) wird sich David schnell seiner Mittelmässigkeit bewusst. Bald schmerzt der Körper, die Hände zucken unkontrolliert, der zerbrechliche Junge verfällt in depressive Wahnvorstellungen.

„Prélude“ zeigt zur Abwechslung mal keine crazy Mittepartypeople, sondern fast altmodisch ernsthafte, junge Menschen beim Studium. Gäbe es keine Rollkoffer und anderen modernen Kram – der Film könnte genauso gut in der Vorkriegszeit des vergangenen Jahrhunderts spielen. Da passt vor allem Liv Lisa Fries, die wie geboren wirkt für zeitlich nicht klar einzuordnende Rollen. Wie immer präzise und gut: Louis Hofmann. Der 22-Jährige hält perfekt die Balance zwischen kalter Arroganz und großen Selbstzweifeln.

„Prélude“ ist besonders in der ersten Hälfte stark: ein analytisch scharfes, geradlinig erzähltes Portrait. Doch je verrückter David, desto sperriger der Film. Einbildung und Realität heben sich auf, es wird immer unklarer, ob er glaubt, etwas zu tun oder es tatsächlich tut. Dieses Verwischen der Grenzen könnte spannend sein, doch Regisseurin Sarabi entgleitet mit fortschreitender Paranoia der Hauptfigur auch der Erzählfluß, die Geschichte wird immer wirrer.

FAZIT

Drama vom Zerbrechen unter den zu hohen Anforderungen an sich selbst. Gut gespielter, am Ende schwer nachvollziehbarer Blick in eine sensible Künstlerseele.

Deutschland 2019
95 min
Regie Sabrina Sarabi
Kinostart 29. August 2019

GOLDEN TWENTIES

Nach dem Studium zieht Ava erst mal zurück zu ihrer Mutter nach Berlin. Die 25-Jährige mäandert planlos durchs Leben. Mangels besserer Idee tritt sie eine Stelle als Hospitantin am Theater an. Dort verliebt sie sich in den Jung-Schauspieler Jonas. 

„Weil sie nicht die x-te coole Geschichte einer coolen Berlinerin erzählen wollte, die hysterisch durch die Gegend rennt“, lobt Produzent Thomas Wöbke den Ansatz von Regisseurin Sophie Kluge. Doch es fällt schwer, sich über 90 Minuten für eine Figur zu interessieren, die so passiv und langweilig wie Ava ist. Bei ihrer diffusen Wattigkeit hätte ein wenig Hysterie oder Coolness nicht geschadet. 

Dass melancholisch-leichte Komödien mit liebenswerten Figuren, denen man mit Vergnügen beim Nichtstun zuschaut, auch im deutschen Kino möglich sind, hat Jan-Ole Gerst vor ein paar Jahren mit „Oh Boy“ gezeigt.

FAZIT

Insgesamt von ansteckender Leidenschaftslosigkeit.

Deutschland 2019
92 min
Regie Sophie Kluge
Kinostart 29. August 2019

GLORIA – DAS LEBEN WARTET NICHT

Als sich Juliane Moore und Regisseur Sebastián Leila 2015 in Paris kennenlernen, ist es berufliche Liebe auf den ersten Blick. Sie versichert ihm, wie fantastisch sie seinen Film „Gloria“ findet (Berlinale Gewinner „Beste Hauptdarstellerin“ 2013) und er beteuert seine große Bewunderung für ihre Schauspielkunst. Die beiden beschließen, gemeinsam eine Neuversion von „Gloria“ zu machen.

Die zwei erwachsenen Kinder sind aus dem Haus und haben mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen, der Job ist keine große Herausforderung. Gloria Bell (Julianne Moore) ist seit 12 Jahren geschieden und führt ein etwas einsames, aber glückliches Singledasein in Los Angeles. Um ein bisschen Spaß zu haben, taucht die attraktive Mittfünfzigerin in das Nachtleben von Los Angeles ab. In den Ü-40-Clubs kann sie zu 70er und 80er Jahre-Hits ausgelassen tanzen und lernt dabei nebenbei Männer kennen. Eines Abends trifft sie auf Arnold (John Turturro), einen Ex-Marine, ebenfalls geschieden. Die beiden beginnen eine leidenschaftliche Affäre.

Die Story in einem Satz: Das Porträt einer freigeistigen Frau, die sich in den falschen Kerl verliebt. „Gloria – Das Leben wartet nicht“ ist ein Film mit langem Titel und wenig Inhalt. In 102 Minuten passiert im Grunde nichts. Gloria ist nett, zu allen freundlich und hilfsbereit, während sich die egoistischen Männer um sie herum wie ungezogene Kleinkinder benehmen. Die Erkenntnis: Frauen sind die besseren Menschen, gütig, mild und weise. Amen. 

FAZIT

Der Film ist eine Liebeserklärung an Julianne Moore; die Schauspielerin beherrscht jede Szene, alles ist vollkommen auf sie fokussiert. Für so was werden Oscars vergeben. 

Originaltitel „Gloria Bell“
USA 2018
102 min
Regie Sebastián Lelio
Kinostart 22. August 2019

CRAWL

Da kann Greta Thunberg mit noch so schmalen Augen predigen – das Klima geht unaufhaltsam weiter den Bach runter. Kein Wunder, dass bei all den Hurrikans und sintflutartigen Regengüssen auch die Tierwelt durchdreht.

Der Amerikaner hat eine abstoßende architektonische Eigenart: Anstelle eines gescheiten Untergeschosses mit gemauerten Wänden, Licht und Partykeller baut er seine Papphäuser oft auf ein paar primitive Steinsäulen. So bleibt statt des Fundamentes nur der sogenannte Crawlspace, eine gebückt begehbare Lücke zwischen Erdreich und Unterboden. Darin verbirgt sich neben der Strom- und Gasleitung auch allerhand Getier. Aber was hat Klimawandel mit Hausbau zu tun?

Ein Sturm tobt an der Küste Floridas, Land unter. Haley ignoriert alle Aufrufe zur Evakuierung – ihr Vater wird vermisst. Sie macht sich auf die Suche und findet ihn schließlich schwer verletzt im Crawlspace unter seinem Haus. Die Zeit, ihn zu retten, wird immer knapper. Das Wasser steigt und neben Ratten und Spinnen kriecht noch eine weitere, weitaus größere Gefahr da unten. Crawl in mehrfacher Hinsicht.

Ein Vergleich mit „Jaws“ drängt sich auf, auch dort wird der Mensch zur Beute eines wütend schnappenden Untiers. Regisseur Aja inszeniert seinen atavistischen Horror-Thriller ohne Firlefanz, kommt schnell zur Sache und nervt nicht mit Metaebene und Subtext. So schön kann Genrekino sein. 

FAZIT

Ist das alles logisch? Nö, dafür aber extrem spannend.

Originaltitel „Crawl“
USA 2019
88 min
Regie Alexandre Aja
Kinostart 22. August 2019

BLINDED BY THE LIGHT

England, 1987: Massive Arbeitslosigkeit, keine Zukunftsperspektive; Margaret Thatchers Politik spaltet das Land. Das Leben des britisch-pakistanischen Teenagers Javeds ändert sich schlagartig, als ihm ein Freund zwei Kassetten mit der Musik von Bruce Springsteen leiht. Die Texte des Bosses inspirieren ihn so sehr, dass er beschließt, nicht mehr nach den Erwartungen seines gestrengen Vaters zu leben, sondern seine Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Die Vorlage liefert die Biografie des Guardian-Journalisten Sarfraz Manzoor, der auch das Drehbuch mitgeschrieben hat.

Ein Coming-of-Age-Film mit der Musik von Bruce Springsteen – was kann da schon schiefgehen?
Einiges. „Blinded by the Light“ ist kein Biopic à la „Bohemian Rhapsody“, sondern verwendet die Songs und Texte Springsteens lediglich als Inspirationsquelle. Doch statt sie als stimmungsvolle Begleitung eines 80er-Jahre Lebensgefühls einzusetzen, versucht Regisseurin Gurinder Chadha („Kick It Like Beckham“) die Musik krampfhaft zu visualisieren und in die Geschichte zu integrieren.
Das sieht dann zum Beispiel so aus: Während ein heftiger (Windmaschinen)-Sturm durch die nächtliche Szene weht, agiert Jared mit dramatischen Stummfilmgesten vor einer Hauswand, auf die die Songtexte eines Springsteen Hits projiziert werden. So was gab es zuletzt in 80er-Jahre-Low-Budget-Musikvideos zu sehen. Oder ist das retro-ironisch gemeint? 

Immer wieder wird die Handlung von Musical-Szenen unterbrochen, die so unbeholfen inszeniert sind, dass sich statt guter Laune eher Fremdschämen einstellt. Und auch Jarveds ungute Obsession, bei jeder Gelegenheit die Texte Springsteens als Lebensweisheiten zu zitieren, nervt auf Dauer sehr. 

FAZIT

Charmante Story, bemühte Umsetzung. Not on fire.

Originaltitel „Blinded by the Light“
GB 2019
117 min
Regie Gurinder Chadha
Kinostart 22. August 2019

DAS ZWEITE LEBEN DES MONSIEUR ALAIN

Der Dieselskandal hat die Automobilbranche erschüttert, jetzt setzen die Hersteller auf Elektromobilität. Beim Genfer Autosalon soll das neue französische E-Auto LX2 vorgestellt werden. Manager Alain Wapler steht nach drei Jahren Entwicklungszeit unter Druck, im Konzern ist er ohnehin angezählt.

5 Uhr 50, der Radiowecker spielt die Börsennachrichten: Alains Arm fühlt sich seltsam taub an, im Büro geht sein Powernap nahtlos in eine Ohnmacht über und auf dem Weg zum nächsten Termin folgt plötzlich ein Gehirnschlag. So schnell kann’s gehen, der Workaholic mit dem übergroßen Ego ist außer Gefecht gesetzt. Sein Sprachzentrum ist schwer gestört, die Worte kommen nur noch drehvert aus dem Mund und mit dem Orientierungssinn steht es auch nicht zum besten.

„Das zweite Leben des Monsieur Alain“ basiert auf der Autobiografie des Ex-Airbus- und Peugeot-Konzernmanagers Christian Streiff. Dessen komisch-dramatischer Kampf zurück ins Leben und sein Versuch, das Herz seiner entfremdeten Tochter wiederzugewinnen, hätten für einen abendfüllenden Kinofilm ausgereicht. Aber zusätzlich wird in einer Parallelhandlung die zwar charmante, aber komplett überflüssige Liebes- und Adoptionsgeschichte der Logopädin Jeanne erzählt. Dann gibt’s noch einen „Ich bin dann mal weg“-Jakobsweg-Selbstfindungstrip auszuhalten, da wähnt man sich schon wieder in einem ganz anderen Film. Weniger wäre mehr. 

FAZIT

Gute Schauspieler, interessante Geschichte – stellenweise berührend und komisch – insgesamt aber zu unentschlossen umgesetzt. Vor allem im letzten Drittel zerfasert der Film komplett.

Originaltitel „Un homme pressé„
Frankreich 2018
100 min
Regie Hervé Mimran
Kinostart 22. August 2019

ONCE UPON A TIME…IN HOLLYWOOD

Der bisher beste Film des Jahres ist endlich mal keine Fortsetzung von irgendwas. Quentin Tarantino hat es schon immer meisterhaft verstanden, Geschichte mit facettenreichen Charakteren überraschend neu zu interpretieren. Seine Version der Manson-Morde ist kunstvoll verschachteltes, großes Erzählkino. Eine wilde Mischung aus Komik und Drama, die sich jenseits ausgetretener Dramaturgiepfade bewegt. Originell, atmosphärisch dicht und sehr unterhaltsam. 

Ex-Kinostar, Ex-Fernsehstar, jetzt sind höchstens noch Gastrollen als Bösewicht drin: Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) hat schon bessere Zeiten erlebt. Der Schauspieler und sein langjähriges Stunt Double Cliff Booth (Brad Pitt) bewegen sich stetig Richtung Karrieretief. Parallel zum Schicksal der beiden „has beens“ erzählt „Once upon a time…in Hollywood“ vom Aufstieg der jungen Schauspielerin Sharon Tate (Margot Robbie). Tarantinos neuntes Werk ist ein aufregender Blick hinter die Kulissen der Film- und TV-Industrie Ende der 60er-Jahre.

FAZIT

Vintage Quentin Tarantino at his best. Macht großen Spaß, hat Tiefe und ist eine wunderschöne Liebeserklärung an das goldene Zeitalter Hollywoods.

Originaltitel „Once upon a time…in Hollywood“
USA 2019
160 min
Regie Quentin Tarantino
Kinostart 15. August 2019

PHOTOGRAPH

Der neue Film von Ritesh Batra. Im vergangenen Jahr erfreute der Regisseur mit der sehr gelungenen Romanverfilmung „The Sense of an Ending“ – seinem zweiten englischsprachigen Film nach „Lunchbox“ (2013). Mit „Photograph“ kehrt er nun zu seinen indischen Wurzeln zurück.
Straßenfotograf Rami soll von seiner Großmutter zwangsverheiratet werden. Als er eines Tages zufällig die junge Miloni trifft, fragt er sie, ob sie sich als seine Freundin ausgeben könnte. Das schüchterne Mädchen willigt ein.

„Photograph“ ist eine bittersüße, aber recht harmlose Romanze über zwei Menschen von unterschiedlicher Herkunft. Gewöhnungsbedürftig ist die Besetzung der beiden Hauptdarsteller: „Rafi“ Nawazuddin Siddiqui, sonst in Indien eher als Actionstar bekannt, könnte locker als Vater von Sanya Malhotras „Miloni“ durchgehen.

FAZIT

Zeigt ein paar authentische Einblicke in den indischen Alltag. Ganz okay.

Originaltitel „Photograph“
Indien/Deutschland/USA 2019
110 min
Regie Ritesh Batra
Kinostart 08. August 2019

SO WIE DU MICH WILLST

Claire, 50, befreundet sich auf Facebook mit Alex, 29. Im Profil gibt sie sich als attraktive 24-Jährige aus, Alex zeigt sich interessiert. Nach ein paar Wochen hin- und hergechatte will er seine Traumfrau endlich treffen. Claire versucht, ihn auf Abstand zu halten, verliert sich aber zusehends im Sog der Parallelwelt, bis ein Unglück geschieht.

Nicht nur Teenager verlieren sich in der virtuellen Welt der Social Networks, auch reifere Semester sind vor dem Absturz ins digitale Nirwana nicht gefeit. Basierend auf einem Roman von Camille Laurens, erzählt Regisseur Safy Nebbou in „So wie Du mich willst“ von einer Frau, die nicht nur mit ihren eigenen Verletzungen ringt, sondern auch mit der Angst vor dem Älterwerden. Ihre Geschichte – bzw. die Geschichten, denn es werden mehrere Varianten erzählt – schwankt zwischen belanglos, ergreifend, komisch und kitschig. 

FAZIT

Juliette Binoche ist der Hauptgrund, diesen sanften Thriller-Liebesfilm anzuschauen, denn die ist wie immer fabuleux! 

Originaltitel „Celle que vous croyez“
Frankreich 2019
101 min
Regie Safy Nebbou
Kinostart 08. August 2019

ANNA

Die ranzigen Klischees fangen schon beim Titel an: ANИA wird mit einem gespiegelten N geschrieben, weil’s so schön rusƨisch aussieht. Das ist ungefähr so originell wie das als Kreuz geschriebene „†“ bei Horrorfilmen. Weiter geht’s: Anna wird vom KGB zur Kampfmaschine ausgebildet und anschließend zum Spionieren in den Westen verschickt. In Paris arbeitet sie natürlich als Supermodel, die Modefotografen sind allesamt zugekokste Irre, ihre WG-Mitbewohnerin eine heiße Lesbe und die CIA- und KGB-Agenten, mit denen sie es zu tun bekommt, verlieben sich reihenweise in die schöne Russin.

Luc Besson hat entweder verlernt, wie es geht, oder es war ihm schlicht egal: Die lustlos inszenierten Autoverfolgungen sind holprig zusammengeschnitten, die Kampfszenen lachhaft unrealistisch. Da setzt eine einzige Frau vierzig schwerbewaffnete Männer mit Leichtigkeit außer Gefecht. Natürlich stürzen die sich nicht (wie im wahren Leben) alle gleichzeitig auf die zarte Anna, sondern immer schön der Reihe nach. Das ist zwar taktisch nicht besonders klug, dafür wenigstens höflich.

Auch die Struktur des Films ist stümperhaft: Kaum passiert etwas Dramatisches, folgt eine Titel-Einblendung: „3 Monate vorher“ (als Variante: 10 Jahre, 6 Wochen, 2 Stunden, 5 Tage). Nun wird die eben gezeigte Szene mit einem Twist neu aufgerollt. Überraschung, alles ist ganz anders als gedacht. Gegen diesen erzählerischen Kniff gibt es grundsätzlich nichts einzuwenden, es sei denn, er wird wie hier wieder und wieder und wieder eingesetzt – fast unfreiwillig komisch in seiner Penetranz.

Die thematisch ähnlichen „Atomic Blonde“ und „Red Sparrow“ waren zwar auch keine wirklich guten Filme, wurden aber wenigstens von Charlize Theron und Jennifer Lawrence (halbwegs) gerettet. Anna wird von Sasha Luss gespielt. Die ist Model und sieht – für diese Berufsgruppe nicht ungewöhnlich – top aus. Schauspielerisch ist sie dagegen komplett überfordert. Dass sich Kälte und Emotionslosigkeit nicht zwingend in wächserner Mimik und gelangweilt abgelesenen Dialogen ausdrücken muss, wusste schon Grace Kelly in den 50er Jahren. 

FAZIT

Hat trotz aller Kritik einen gewissen trashigen Unterhaltungswert – und Helen Mirren in einer Nebenrolle!
Mit weniger Klischees, einem besseren Drehbuch, einem inspirierteren Regisseur und einer fähigeren Hauptdarstellerin hätte das theoretisch ein großer Popcorn-Kinospaß werden können.

Originaltitel „Anna“
Frankreich / USA 2019
119 min
Regie Luc Besson
Kinostart 18. Juli 2019

AUSGEFLOGEN

Ooooooh! Was Hundewelpen im Tierreich sind, ist „Ausgeflogen“ für Kinofilme. Weich, knuddelig und herzerwärmend. Héloïse ist geschieden, Mutter dreier Kinder und Besitzerin eines Restaurants. Die beiden Älteren sind aus dem Haus, nun ist die Jüngste kurz davor, zum Studium nach Kanada zu ziehen. Küken müssen das Nest verlassen – ein notwendiger Schritt, der bei Héloïse eine existenzielle Krise auslöst.

Ein wenig erinnert „Ausgeflogen“ an „Boyhood“. Wie in Linklaters Film geht es auch hier um Familiendynamik, Loslassen und Erwachsenwerden. Die Erzählung wechselt dabei mit Leichtigkeit zwischen zwei Zeitebenen: dem heutigen Paris und dreizehn Jahre in die Vergangenheit, kurz nach dem Scheitern von Héloïse‘ Ehe.

Regisseurin Lisa Azuelos hat schon mit „LOL“ (zunächst als französische, später als US-Version) eine ähnlich charismatische Komödie vorgelegt. Timing, Charakterzeichnung und Tempo sind perfekt, Hauptdarstellerin Sandrine Kiberlain ist als liebenswerte Mutter zugleich komisch und berührend. 

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Es geht zwar im Grunde um nichts, aber dieses Nichts wird in angenehm kurzweiligen 87 Minuten sehr charmant beschrieben.

Originaltitel „Mon Bébé“
Frankreich 2019
87 min
Regie Lisa Azuelos 
Kinostart 18. Juli 2019

DER KÖNIG DER LÖWEN

Egal, ob man Musicals nun mag oder nicht: „Der König der Löwen“ sieht fantastisch aus und ist eine technische Meisterleistung.

Das Remake des Zeichentrick-Klassikers von 1994 ist visuell bahnbrechend, die fotorealistischen Landschaften und Tiere in diesem zu hundert Prozent im Computer entstandenen Animationsfilm sehen unfassbar gut aus. Dahinter steckt wieder einmal Jon Favreau, der schon mit „Iron Man“ und „The Jungle Book“ Maßstäbe im CGI-Filmemachen gesetzt hat.

Für die Optik also fünf Sterne plus, für das etwas mutlose Eins-zu-eins-Remake nur zwei. Denn Disney geht mit dieser Neuauflage auf Nummer sicher: die bekannte Hamlet-Geschichte vom Löwenjungen Simba, die Dialoge, die berühmten Originalsongs – fast alles unverändert. Immerhin ist der namhafte voice-cast neu: im Original sprechen und singen unter anderem Beyoncé, Seth Rogen und Donald Glover.

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Grundsätzliche Frage nach „Dumbo“ und „Aladdin“: Braucht es technisch ge-updatete Versionen alter Zeichentrickklassiker? Bei der Pressevorführung von „Der König der Löwen“ hat eine erwachsene Frau auf dem Nebensitz abwechselnd vor Freude gegluckst und Rotz und Wasser geheult – Disney scheint diesmal alles richtig gemacht zu haben.

Originaltitel „The Lion King“
USA 2019
117 min
Regie Jon Favreau
Kinostart 17. Juli 2019