SIEBEN WINTER IN TEHERAN
Ab 14. September 2023 im Kino
Winter is coming. Die Tage werden kürzer und auch im Kino ist Schluss mit lustig.
SIEBEN WINTER IN TEHERAN ist ein Dokumentarfilm über schreiendes Unrecht. Die 19-jährige Reyhaneh Jabbari sitzt 2007 in Teheran in einem Eiscafé. Ein älterer Mann spricht sie an, er habe mitgehört, dass sie als Designerin für Messestände arbeite. Er hätte einen Auftrag für sie, seine Praxis für Schönheitschirurgie solle neu gestaltet werden. Die junge Frau ist begeistert, begleitet den Mann zu einer Besichtigung der Räume. Schnell wird ihr klar, dass sie in eine Falle geraten ist. Der Mann schließt die Tür ab, beginnt Reyhaneh anzugrapschen, will sie auf dem Sofa vergewaltigen. Sie greift in ihrer Not nach einem Küchenmesser, tötet den Mann. Kurz darauf wird sie wegen Mordes verhaftet.
Erschütternd und schwer auszuhalten
Wenn zum Unglück auch noch Pech dazu kommt. Nicht nur ist das „Opfer“ ein gut vernetzter Mitarbeiter des Geheimdienstes, im Iran gilt vor Gericht außerdem das Blutrecht. Die Angehörigen des Vergewaltigers fordern – Auge um Auge, Zahn um Zahn – das Leben Reyhanehs als Preis für den eigenen Verlust. Zustände wie im Mittelalter, aber leider immer noch Realität in einem Land, gar nicht so weit weg von uns.
Herzstück von Steffi Niederzolls aufwühlender Dokumentation sind heimlich im Iran gedrehte Aufnahmen, ergänzt durch Interviews mit den Angehörigen. Die Kamera gibt einen ansonsten unmöglichen Einblick, bewegt sich fast tastend durch Miniatur-Nachbauten der wichtigsten Stationen: vom Ort des Verbrechens, über den Gerichtssaal bis zum Gefängnis. Aus dem Off liest dazu eine Schauspielerin Reyhanehs Briefe aus der Haft.
Am 25.10.2014 wird Reyhaneh Jabbari hingerichtet. Bis zu ihrem Tod bleibt ihr Lebenswille ungebrochen, bis zum Schluss besteht sie auf Gerechtigkeit. Eine von der Familie des Vergewaltigers angebotene Vergebung, so sie sich schuldig bekenne, lehnt sie ab. Tragischer Tiefpunkt ist eine live mitgedrehte Handyaufnahme, in der Reyhanehs Mutter erfährt, dass ihre Tochter soeben hingerichtet wurde. Das zu sehen erschüttert, ist schwer auszuhalten. Inzwischen lebt die Familie in Berlin, nur dem Vater wird die Ausreise verweigert. Reyhanehs Schwestern und vor allem ihre Mutter kämpfen weiter gegen das Unrecht, das iranischen Frauen bis heute angetan wird. SIEBEN WINTER IN TEHERAN ist vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Entwicklungen im Iran ein wichtiger und gleichzeitig wenig Hoffnung machender Film.
INFOS ZUM FILM
Deutschland / Frankreich 2023
97 min
Regie Steffi Niederzoll
alle Bilder © Little Dream Pictures