We Live in Time

WE LIVE IN TIME

We Live in Time

WE LIVE IN TIME

Das ist ja mal eine originelle Drehbuchidee: Junges Paar, großes Glück, dann wird sie sterbenskrank.

Ab 09. Januar 2025 im Kino

Am Anfang von WE LIVE IN TIME joggt die junge Almut (Florence Pugh) durch den Wald, bleibt an einem blühenden Busch stehen, riecht, schneidet ein paar Zweige ab. Später steht sie in ihrem Cottage und trennt Eier, die sie gerade brutfrisch aus dem Hühnerstall geholt hat. So sinnlich. Damit ist von der ersten Minute an klar, was für eine Art Film uns hier erwartet: Schöne Menschen in schöner Umgebung haben auch Probleme.

We Live in Time

Seit „Love Story“ ist die Geschichte von großer Liebe und tragischem Sterben gefühlt hundertmal im Kino erzählt worden. Einziges Unterscheidungsmerkmal ist da nur die Besetzung. Dass WE LIVE IN TIME nicht in unsäglichem Kitsch ertrinkt, ist vor allem dem Charme und der Chemie von Florence Pugh und Andrew Garfield zu verdanken. Allzu rührselige Szenen retten die beiden mit feinem, spöttischem Humor. Regisseur John Crowley und Drehbuchautor Nick Payne geben dem Ganzen noch einen modischen Twist, denn die todkranke Almut ist eine erfolgreiche Küchenchefin. Das bietet Gelegenheit, zwischen all dem Leid noch ein paar appetitliche Foodporn-Bilder unterzubringen. „Chef’s Table“ ist überall.

We Live in Time

Na gut, das Thema ist ausgelaugt, immerhin ist die Struktur diesmal anders: Die Geschichte springt munter zwischen erstem Kennenlernen, Schwangerschaft und Krankheit hin und her. Das macht zwar keinen Sinn, fordert aber immerhin das Konzentrationsvermögen des Zuschauers – linear erzählt wäre das Ganze wahrscheinlich so banal wie ein Lore-Roman.

We Live in Time

WE LIVE IN TIME ist ein sentimentales Liebesdrama, das alle handelsüblichen Register zieht, um auf die Tränendrüsen zu drücken. An trüben Wintertage kann sowas für wohlige Unterhaltung sorgen. Taschentuch nicht vergessen.

Originaltitel „We Live in Time“
GB / Frankreich 2024
107 min
Regie John Crowley

We Live in Time

alle Bilder © STUDIOCANAL

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Under The Silver Lake

Sam (Andrew Garfield) ist ein Nichtsnutz. Er wohnt in einem kleinen Apartment in Silver Lake, Los Angeles und hegt keinerlei Ambitionen, irgendetwas aus seinem Leben zu machen. Meist verbringt er den Tag mit der Suche nach versteckten Codes und Botschaften in seiner Umgebung. So ist er zum Beispiel fest davon überzeugt, dass Vanna White – die amerikanische Maren Gilzer – während der Sendung „Wheel of Fortune“ dem Zuschauer per Zwinkern geheime Signale gibt. Man könnte sagen, Sam ist ein bisschen paranoid.
Eines Tages trifft er die attraktive Sarah (Riley Keough) und die beiden verbringen einen netten Abend miteinander. Als sie sich am nächsten Tag wiedersehen wollen, ist nicht nur Sarah, sondern auch ihre komplette Wohnungseinrichtung verschwunden. Sam wittert eine Verschwörung und macht sich auf die Suche.

Ein Hundekiller, eine mörderische Eulenfrau, ein auf mysteriöse Art verschwundener Millionär: unter der sonnigen Oberfläche Kaliforniens tun sich Abgründe auf.
Zeigte „La La Land“ im vergangenen Jahr die eher beschwingte, fröhliche Seite von Los Angeles, so ist Under The Silver Lake ein fieberhafter Film noir über die auf Alpträumen gebaute Stadt geworden. Unterhaltsam ist das allemal. All die versteckten Tribute an andere Regisseure und kleinen Anspielungen auf andere Filme zu entdecken ist sehr vergnüglich. David Robert Mitchell hat seine Vorbilder genau studiert: hier ein bisschen Alfred Hitchcock, da ein wenig Brian de Palma (selbst ein Meister des Zitats) und viel David Lynch.
Obwohl Under The Silver Lake mitunter an einen sehr ambitionierten Studentenfilm erinnert, macht es doch Spaß, Sam bei seiner schrägen Odyssee durch das labyrinthische Los Angeles zu folgen. Die versteckten Codes, ungelösten Rätsel und hidden messages führen zwar auch hier, wie so oft in der modernen Popkultur (siehe „Lost“), am Ende nicht zu einer befriedigenden Auflösung: aber egal – der Weg ist das Ziel.

FAZIT

Einige Zuschauer werden das Kino mit einem großen Fragezeichen im Gesicht verlassen. Am besten gar nicht darüber nachdenken, was das alles soll, sondern einfach auf die Stimmung einlassen und nebenbei den tollen Bernard-Herrmann-inspirierten Soundtrack genießen.

USA, 2018
Regie David Robert Mitchell
139 min
Kinostart 06. Dezember 2018

Breathe – Solange ich atme

INSPIRIERENDE LIEBESGESCHICHTE

England, 50er Jahre. Der junge, gutaussehende Robin Cavendish (Andrew Garfield) verliebt sich in die junge, gutaussehende Diane (Claire Foy). Die beiden heiraten, sie wird schwanger, er todkrank. Kinderlähmung, damals noch ein Todesurteil. Vom Hals abwärts gelähmt, soll Robin den Rest seiner Tage, an ein Beatmungsgerät angeschlossen, im Krankenhaus vegetieren. Dieses deprimierende Schicksal will er nicht akzeptieren. Zusammen mit seiner Frau und ihren Freunden findet er einen Weg zu einem erfüllten Leben, außerhalb des Krankenhauses. Und das alles nach einer wahren Geschichte!

MACHART

Wäre man zynisch, könnte man „Breathe“ als Kitschschmonzette abtun. Aber tatsächlich ist der Film wunderschön anzusehen (Kamera Robert Richardson), perfekt ausgestattet, hervorragend gespielt (neben den beiden Hauptdarstellern seien noch Hugh Bonneville und Tom Hollander in einer Doppelrolle erwähnt), hat Humor und geht zu Herzen.
Produziert hat das Ganze der Sohn des echten Robert, Jonathan Cavendish.
Regie führte Andy Serkis. Wer? Der Australier ist bisher vor allem als performance -capture-Darsteller bekannt: unter anderem war er der Gollum in „Der Herr der Ringe“, King Kong und Caesar in der „Planet der Affen“-Trilogie. Zuletzt sah man ihn im viel gelobten „Black Panther“, da allerdings als Mensch aus Fleisch und Blut (plus Metallarm).
„Solange ich atme“ ist Serkis erste Regiearbeit, derzeit ist er mit der Postproduktion seines zweiten Films „Jungle Book“ beschäftigt.

FAZIT

Wem die Stephen Hawking Biografie „The Theory of Everything“ gefallen hat, sollte hier auch reingehen. Schöner Film.

GB, 2017
Regie Andy Serkins
118 min