Under The Silver Lake

Sam (Andrew Garfield) ist ein Nichtsnutz. Er wohnt in einem kleinen Apartment in Silver Lake, Los Angeles und hegt keinerlei Ambitionen, irgendetwas aus seinem Leben zu machen. Meist verbringt er den Tag mit der Suche nach versteckten Codes und Botschaften in seiner Umgebung. So ist er zum Beispiel fest davon überzeugt, dass Vanna White – die amerikanische Maren Gilzer – während der Sendung „Wheel of Fortune“ dem Zuschauer per Zwinkern geheime Signale gibt. Man könnte sagen, Sam ist ein bisschen paranoid.
Eines Tages trifft er die attraktive Sarah (Riley Keough) und die beiden verbringen einen netten Abend miteinander. Als sie sich am nächsten Tag wiedersehen wollen, ist nicht nur Sarah, sondern auch ihre komplette Wohnungseinrichtung verschwunden. Sam wittert eine Verschwörung und macht sich auf die Suche.

Ein Hundekiller, eine mörderische Eulenfrau, ein auf mysteriöse Art verschwundener Millionär: unter der sonnigen Oberfläche Kaliforniens tun sich Abgründe auf.
Zeigte „La La Land“ im vergangenen Jahr die eher beschwingte, fröhliche Seite von Los Angeles, so ist Under The Silver Lake ein fieberhafter Film noir über die auf Alpträumen gebaute Stadt geworden. Unterhaltsam ist das allemal. All die versteckten Tribute an andere Regisseure und kleinen Anspielungen auf andere Filme zu entdecken ist sehr vergnüglich. David Robert Mitchell hat seine Vorbilder genau studiert: hier ein bisschen Alfred Hitchcock, da ein wenig Brian de Palma (selbst ein Meister des Zitats) und viel David Lynch.
Obwohl Under The Silver Lake mitunter an einen sehr ambitionierten Studentenfilm erinnert, macht es doch Spaß, Sam bei seiner schrägen Odyssee durch das labyrinthische Los Angeles zu folgen. Die versteckten Codes, ungelösten Rätsel und hidden messages führen zwar auch hier, wie so oft in der modernen Popkultur (siehe „Lost“), am Ende nicht zu einer befriedigenden Auflösung: aber egal – der Weg ist das Ziel.

FAZIT

Einige Zuschauer werden das Kino mit einem großen Fragezeichen im Gesicht verlassen. Am besten gar nicht darüber nachdenken, was das alles soll, sondern einfach auf die Stimmung einlassen und nebenbei den tollen Bernard-Herrmann-inspirierten Soundtrack genießen.

USA, 2018
Regie David Robert Mitchell
139 min
Kinostart 06. Dezember 2018

Breathe – Solange ich atme

INSPIRIERENDE LIEBESGESCHICHTE

England, 50er Jahre. Der junge, gutaussehende Robin Cavendish (Andrew Garfield) verliebt sich in die junge, gutaussehende Diane (Claire Foy). Die beiden heiraten, sie wird schwanger, er todkrank. Kinderlähmung, damals noch ein Todesurteil. Vom Hals abwärts gelähmt, soll Robin den Rest seiner Tage, an ein Beatmungsgerät angeschlossen, im Krankenhaus vegetieren. Dieses deprimierende Schicksal will er nicht akzeptieren. Zusammen mit seiner Frau und ihren Freunden findet er einen Weg zu einem erfüllten Leben, außerhalb des Krankenhauses. Und das alles nach einer wahren Geschichte!

MACHART

Wäre man zynisch, könnte man „Breathe“ als Kitschschmonzette abtun. Aber tatsächlich ist der Film wunderschön anzusehen (Kamera Robert Richardson), perfekt ausgestattet, hervorragend gespielt (neben den beiden Hauptdarstellern seien noch Hugh Bonneville und Tom Hollander in einer Doppelrolle erwähnt), hat Humor und geht zu Herzen.
Produziert hat das Ganze der Sohn des echten Robert, Jonathan Cavendish.
Regie führte Andy Serkis. Wer? Der Australier ist bisher vor allem als performance -capture-Darsteller bekannt: unter anderem war er der Gollum in „Der Herr der Ringe“, King Kong und Caesar in der „Planet der Affen“-Trilogie. Zuletzt sah man ihn im viel gelobten „Black Panther“, da allerdings als Mensch aus Fleisch und Blut (plus Metallarm).
„Solange ich atme“ ist Serkis erste Regiearbeit, derzeit ist er mit der Postproduktion seines zweiten Films „Jungle Book“ beschäftigt.

FAZIT

Wem die Stephen Hawking Biografie „The Theory of Everything“ gefallen hat, sollte hier auch reingehen. Schöner Film.

GB, 2017
Regie Andy Serkins
118 min