VENOM: LET THERE BE CARNAGE

VENOM: LET THERE BE CARNAGE

Der Verleih besteht auf Spoiler-Verbot. Aber was soll man schreiben, wenn weder über die Geschichte noch über die überall gehypte Midcreditscene etwas verraten werden darf? Venoms pränormatives Interesse gilt dem Phänomen der Rache in seiner historischen und begriffsgeschichtlichen Genese, seiner ethnologisch und kulturanthropologisch fundierten Ausprägung und seinen Darstellungsformen im Bereich des Imaginären.

ODER ein Zitat aus dem Presseheft:

Venom wird erneut von Tom Hardy verkörpert. Die Regie übernahm Andy Serkis. In weiteren Hauptrollen sind Michelle Williams und Naomie Harris zu sehen. Den Bösewicht Cletus Kasady/Carnage spielt Woody Harrelson (im Woody-Harrelson-Auto-Modus / Anm. d. Red.)

Statt Kritik eine lahme Checklist:
Schauspieler – gut
Geschichte – nicht vorhanden
Effekte – okay
Der ganze Film – naja

Die gute Nachricht: Das blutleere CGI-Blutbad dauert nur 97 Minuten. In den USA hat „Venom: Let there be Carnage“ am Startwochenende 90 Millionen Dollar eingespielt. Beeindruckend. Und erstaunlich.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Venom: Let there be Carnage“
USA 2021
97 min
Regie Andy Serkis
Kinostart 21. Oktober 2021

alle Bilder © Sony Pictures

LONG SHOT – UNWAHRSCHEINLICH, ABER NICHT UNMÖGLICH

Im Weißen Haus regiert ein narzisstischer Depp. Im Gegensatz zu Donald Trump strebt der fiktive US-Präsident allerdings keine zweite Amtszeit an. Er möchte lieber in Kinofilmen mitspielen – das habe mehr Prestige, findet er. Außenministerin Charlotte Field (Charlize Theron) wittert ihre Chance, seine Nachfolgerin und somit die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten zu werden. Für ihre Bewerbungskampagne engagiert sie den chaotischen, aber brillanten Journalisten Fred Flarsky (Seth Rogen).

Es hätte auch eine Abrechnung mit dem Washingtoner Politpanoptikum oder eine beißende Satire werden können. Aber diesen Anspruch erhebt „Long Shot“ nicht. Die Romantikkomödie schöpft ihren Witz und Charme aus der Unwahrscheinlichkeit eines gegensätzlichen Paares. Damit das auch doofe Zuschauer verstehen, wird Charlize Theron durchweg fantastisch aussehend und stilvoll in Szene gesetzt, während Seth Rogen wie ein 10-jähriges Schulkind gekleidet ist und durch extreme Tollpatschigkeit auffällt. Das Drehbuch bedient sich relativ schamlos bei anderen Filmen (u.a. „Pretty Woman“und „There’s Something About Mary“) – aber besser gut geklaut, als schlecht neu erfunden.

„Long Shot“ funktioniert vor allem dank seiner Darsteller. Das Timing sitzt, die meisten Gags zünden. An Charlize Theron ist zwar keine begnadete Komödiantin verloren gegangen, aber im Zusammenspiel mit dem oft sehr lustigen Seth Rogen stimmt die Chemie. In Nebenrollen glänzen „Better Call Saul“ Bob Odenkirk als dümmlicher US-Präsident und ein bis zur Unkenntlichkeit geschminkter Andy Serkis als gruselige Schimäre aus Rupert Murdoch und Steve Bannon.

FAZIT

„Long Shot“ – gut gemacht und lustig.

Originaltitel „Long Shot“
USA 2019
125 min
Regie Jonathan Levine
Kinostart 20. Juni 2019

Breathe – Solange ich atme

INSPIRIERENDE LIEBESGESCHICHTE

England, 50er Jahre. Der junge, gutaussehende Robin Cavendish (Andrew Garfield) verliebt sich in die junge, gutaussehende Diane (Claire Foy). Die beiden heiraten, sie wird schwanger, er todkrank. Kinderlähmung, damals noch ein Todesurteil. Vom Hals abwärts gelähmt, soll Robin den Rest seiner Tage, an ein Beatmungsgerät angeschlossen, im Krankenhaus vegetieren. Dieses deprimierende Schicksal will er nicht akzeptieren. Zusammen mit seiner Frau und ihren Freunden findet er einen Weg zu einem erfüllten Leben, außerhalb des Krankenhauses. Und das alles nach einer wahren Geschichte!

MACHART

Wäre man zynisch, könnte man „Breathe“ als Kitschschmonzette abtun. Aber tatsächlich ist der Film wunderschön anzusehen (Kamera Robert Richardson), perfekt ausgestattet, hervorragend gespielt (neben den beiden Hauptdarstellern seien noch Hugh Bonneville und Tom Hollander in einer Doppelrolle erwähnt), hat Humor und geht zu Herzen.
Produziert hat das Ganze der Sohn des echten Robert, Jonathan Cavendish.
Regie führte Andy Serkis. Wer? Der Australier ist bisher vor allem als performance -capture-Darsteller bekannt: unter anderem war er der Gollum in „Der Herr der Ringe“, King Kong und Caesar in der „Planet der Affen“-Trilogie. Zuletzt sah man ihn im viel gelobten „Black Panther“, da allerdings als Mensch aus Fleisch und Blut (plus Metallarm).
„Solange ich atme“ ist Serkis erste Regiearbeit, derzeit ist er mit der Postproduktion seines zweiten Films „Jungle Book“ beschäftigt.

FAZIT

Wem die Stephen Hawking Biografie „The Theory of Everything“ gefallen hat, sollte hier auch reingehen. Schöner Film.

GB, 2017
Regie Andy Serkins
118 min