FUCKING BORNHOLM

FUCKING BORNHOLM

Ab 01. Juni 2023 im Kino

„Spürt den feinen Sand unter den Füssen, während Ihr die frische Meeresluft einatmet und die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut merkt – das ist Sommer auf Bornholm“ wirbt die besonders bei polnischen Urlaubern beliebte Ostseeinsel auf ihrer Homepage. Maja, Nina, Dawid und Hubert sehen das anders. Sie sind zum Streiten nach Bornholm gekommen.

Jede Beziehung hat ein Verfallsdatum. So die schlecht gelaunte Maja (großartig: Agnieszka Grochowska) zu ihrem Mann. Während die einen noch frisch verliebt sind, schmoren die anderen schon lange im Krisenmodus. Keine guten Voraussetzungen für einen Pärchenurlaub. Und dann auch noch in seiner maximal deprimierendsten Form: Camping. Auf Bornholm. Fucking indeed.

Das erinnert stark an Reuben Östlund

Die vier versuchen trotz Gruppen-Midlife-Crisis erst mal das Beste aus ihrer Situation zu machen und mit den Kindern eine entspannte Zeit zu verbringen. Doch nach einem unschönen Zwischenfall mit dem jüngsten Sohn ist es mit der Harmonie schlagartig vorbei. Zähneknirschend unterdrückte Konflikte brechen auf.

Die polnische Regisseurin Anna Kazejak wirft einen sehr weiblichen Blick auf die campenden Streithähne und insbesondere auf das Versagen der Männer. Form, Tonfall, Musik – das erinnert ansonsten stark an Reuben Östlund, ohne dessen schneidende Schärfe zu entwickeln. Kazejak entwickelt aus gut beobachteten Alltagssituationen eine stimmungsvolle, aber nie wirklich mitreißende Gesellschaftssatire.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Fucking Bornholm“
Polen 2022
96 min
Regie Anna Kazejak

alle Bilder © Arsenalfilm

DER SCHLIMMSTE MENSCH DER WELT

Kinostart 02. Juni 2022

In einer der schönsten Szenen in diesem an schönen Szenen reichen Film knipst Julie einen Lichtschalter um, und plötzlich bleibt die ganze Welt (oder zumindest Oslo) stehen. Julie kann ungehindert durch die Straßen zu dem Mann laufen, den sie liebt und ihn küssen. Hach. Liebe. Überhaupt – die Liebe! „Der schlimmste Mensch der Welt“ ist einer der besten Liebesfilme der letzten Jahre, wenn nicht gar… Und wer sich als Zuschauer nicht unsterblich in die Hauptdarstellerin Renate Reinsve verliebt, der trägt ein Herz aus Stein in der Brust.

Regisseur Joachim Trier erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die versucht, ihren Platz im Leben zu finden. Gar nicht so einfach, denn Julie, die gerade 30 Jahre alt geworden ist, stürzt sich mit großer Begeisterung in immer neue Berufsziele und Beziehungen. Medizinstudium? Zu körperlich. Psychologiestudium? Zu geistig. Fotografin? Warum nicht? Oder doch lieber in einem Buchgeschäft arbeiten? Mit dem 14 Jahre älteren Comiczeichner Aksel lebt sie einigermaßen glücklich zusammen, doch mit dessen „erwachsenen“ Freunden wird sie nicht warm. Eines Tages schleicht sie sich heimlich auf eine Hochzeitsparty und lernt dort den lebenslustigen, gleichaltrigen Eivind kennen.

„Der schlimmste Mensch der Welt“ ist ein wunderbarer norwegischer Film, der alles in sich vereint, was einen Film sehenswert macht: Grandiose Schauspieler, eine zu Herzen gehende Geschichte, Ernsthaftigkeit, Menschlichkeit und Fantasie. In einen Prolog, 12 Kapitel und einen Epilog unterteilt, zeigt der Film Schlüsselmomente in Julies Leben – Momente, die über ihren weiteren Weg entscheiden, auch wenn sie das in diesem Augenblick selbst noch nicht realisiert.

Joachim Trier, der gemeinsam mit Eskil Vogt (Regisseur von „The Innocent“ – noch so ein großartiger skandinavischer Film) das Drehbuch geschrieben hat, umschifft gekonnt alle gängigen Liebesfilm-Klischee-Klippen und bleibt von der ersten bis zur letzten Szene wahrhaftig. Eine kluge, charmante Komödie, eine erotische Romanze, ein bittersüßes Drama – so viel Film fürs Geld. Wenn es die deutsche Synchronisation nicht wieder kaputtmacht, schon jetzt einer der besten Filme des Jahres.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Verdens verste menneske“
Norwegen 2021
121 min
Regie Joachim Trier

alle Bilder © Koch Films