BLACK PANTHER WAKANDA FOREVER

Kinostart 10. November 2022

Regisseur Ryan Coogler hatte keine leichte Aufgabe. Nach dem überraschenden Tod seines Hauptdarstellers Chadwick Boseman 2020 war es mehr als unklar, ob es überhaupt eine Fortsetzung des Megaerfolgs „Black Panther“ geben könnte und sollte.

Der beste MCU-Film aller Zeiten?

Und nun? Die Onlinekritiker überschlagen sich im Vorfeld: „Black Panther Wakanda Forever“ sei „zwar nicht der beste MCU-Film aller Zeiten“, aber immerhin „der beste aus der aktuellen Phase 4“. Darüber lässt sich streiten. Das größte Problem ist nicht die Abwesenheit Bosemans – in all den langen Dialogszenen geht das ohnehin unter – es ist das Fehlen eines schwarzen Panthers generell. Geschlagene zwei Stunden lässt sich der Film Zeit, ehe seine Titelfigur überhaupt in Erscheinung tritt. Doch dann ist es zu spät und zu wenig. Immerhin hält das Kriegsepos einen der besseren MCU-Gegenspieler parat: Namor, König einer verborgenen Unterwassernation, ist ein gut ausgearbeiteter Charakter aus Fleisch und Blut, der sich nicht in eine Reihe mit den oft vergessbaren CGI-Kreaturen stellt.

„Black Panther 2“ sieht wie die düstere Verfilmung einer Las-Vegas-Show von Cirque du Soleil aus und ist erstaunlich humorfrei. Das wiederum kann dem Drehbuch gar nicht hoch genug angerechnet werden, denn witzige oneliner kann wirklich niemand mehr hören. Der epische Abenteuerfilm beeindruckt mit tollen Unterwasserszenen, ist aber mit 161 Minuten entschieden zu lang geraten. „Wakanda Forever“ bekommt da eine ganz neue Bedeutung.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Black Panther Wakanda Forever“
USA 2022
161 min
Regie Ryan Coogler

alle Bilder © Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

SHANG-CHI AND THE LEGEND OF THE 10 RINGS

SHANG-CHI AND THE LEGEND OF THE 10 RINGS

Dass es Marvel mit dem asiatischen Markt ernst meint, beweist schon die Anfangsszene: Da wird gefühlt 20 Minuten lang ausschließlich Mandarin mit Untertiteln gesprochen. Eine kleine Sensation für einen US-Blockbuster.

„Shang-Chi“ erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der sich dem Einfluss seines Vaters entziehen möchte, einem der mächtigsten Verbrecher der Welt. Es geht um Familie, Trauer und natürlich wie immer bei Marvel um Heldenbildung. So wie zuletzt „Black Panther“ die schwarze, integriert nun „Shang-Chi“ die asiatische Community ins Superhelden-Universum.

Der neue Marvel-Film ist Teil der PHASE IV (Nichtkenner lesen jetzt sowieso nicht weiter) und bläst kräftig frischen Wind ins MCU. „Shang-Chi and the Legend of the 10 Rings“ besticht durch eine wilde Mischung aus Martial-Arts und Fantasy. Die furiosen Kampfszenen (vor allem in einem Bus und später auf einem wackligen Hochhausgerüst) sind perfekt choreografiert und bereiten großen Spaß. „Crouching Tiger, Hidden Dragon“ auf Speed. Wie üblich bei Marvel, ist der dritte Akt mit seiner kopfschmerzerzeugenden CGI-Schlacht der uninteressanteste Teil des Films. Dafür gibt es ein unerwartetes Wiedersehen mit Fuchur, dem Glücksdrachen aus der unendlichen Geschichte … Oder zumindest einem engen Verwandten.

Obwohl die 133 Minuten Laufzeit ein paar Längen haben, ist „Shang-Chi“ visuell aufregendes, äußerst unterhaltsames Überwältigungskino. Und das Sitzenbleiben bis zum Ende des Abspanns lohnt sich: die beiden After-Credit-Szenen machen schon mal Appetit auf die nächsten Marvel-Abenteuer.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Shang-Chi and the Legend of the 10 Rings“
USA 2021
133 min
Regie Destin Daniel Cretton
Kinostart 02. September 2021

alle Bilder © Marvel Studios

Captain Marvel

Negative Kritik an Captain Marvel  ist Meckern auf hohem Niveau. Wie gewohnt ist das neueste Kapitel im Marvel Cinematic Universe perfekt gemachtes Popkornkino. Allerdings liegt die Latte mittlerweile so hoch, sind die Fans derart verwöhnt, dass es auffällt, wenn Story und Effekte nur guter Durchschnitt sind. Captain Marvel  bietet kaum etwas, was man nicht so oder besser schon in anderen Produktionen gesehen hätte. Nach dem bahnbrechenden „Black Panther“ und witzigen „Ant-Man and the Wasp“ im vergangenen Jahr ist dies eher eine kleine Zwischenmahlzeit bis zum großen Finale in „Avengers: Endgame“.

Captain Marvel  spielt Mitte der 1990er Jahre: Zwei verfeindete Alienvölker verlagern aus irgendeinem nicht näher erläuterten Grund ihre Auseinandersetzung auf unsere Erde. Dabei spielt Carol Danvers aka Captain Marvel eine Schlüsselrolle – sie kann als Einzige den intergalaktischen Krieg beenden.

Im ersten Viertel noch auf gute Art verwirrend, beinahe wie ein Traum inszeniert, wird Captain Marvel  im weiteren Verlauf immer konventioneller. Neu ist, dass diesmal nicht die Bösewichter generisch und damit uninteressant sind, sondern die Heldin selbst. Brie Larson ist zwar eine ausgezeichnete, Oscar-gekrönte Schauspielerin, aber aus der eindimensionalen Figur Captain Marvel kann selbst sie nicht viel heraus holen. Die Titelheldin bleibt einem auch nach zwei Kinostunden seltsam egal. Das könnte daran liegen, dass der Film die klassische Entwicklungsgeschichte der Heldin dramaturgisch umgeht. Statt den gewohnten Weg vom Nobody zum Superhero zu erzählen, verfügt Captain Marvel schon von Anfang an über ihre Superkräfte. Das wird ausführlich in den mittlerweile zum Standard gehörenden „Haut glüht von innen, Energiestrahl aus Auge/Hand/Mund zerbombt alles“-Szenen gezeigt. Wenigstens bringen der digital verjüngte Samuel L. Jackson und eine niedliche Alienkatze ein bisschen Spaß in die Sache.

FAZIT

Beim Rennen um den besten weiblichen Superhelden geht DC als klarer Sieger hervor: „Wonder Woman“ hat mehr Charme, Witz und Herz als der 21. Film aus dem Marvel-Universum.

USA 2019
124 min
Regie Anna Boden & Ryan Fleck
Kinostart 07. März 2019