Der Spitzname

DER SPITZNAME

Der Spitzname

DER SPITZNAME

Ob es „Der Vorname“, „Der Nachname“ oder nun im dritten Teil DER SPITZNAME heißt, Komödien wie diese dienen ausschließlich der anspruchslosen Unterhaltung.

Ab 19. Dezember 2024 im Kino

Diesmal bilden die Tiroler Alpen die Traumkulisse für eine Hochzeit mit Hindernissen. Die Handlung ist im Grunde egal, Hauptsache es gibt genügend Missverständnisse und Streitereien in der dysfunktionalen Großfamilie Böttcher-Wittmann-Berger-König. Neueinsteiger werden intellektuell nicht gefordert – gleich zu Beginn fasst Christoph Maria Herbst die ersten beiden Teile ausführlich zusammen.

Der Spitzname

Im dritten – und wahrscheinlich nicht letzten – Teil der NAMEN-Serie kommt jede Wendung und jeder Gag mit reichlich Anlauf um die Ecke. Zwischendurch ermüden unlustige Diskussionen über Political Correctness und Gleichberechtigung. Binär war gestern. Ein kleiner Hinweis an die Drehbuchautoren: Es wäre wirklich originell, wenn mal ein Mensch Ü 40 aufs Gendern und den Umweltschutz besteht und nicht immer nur 17-jährige Wohlstandsgören.

Der Spitzname

Schenkelklopfer wie Christoph Maria Herbst, der aus dem Skilift fällt – haha – und eine Kettenreaktion an Stürzen auslöst, sorgen für Freude bei Jung und Alt. Über so was haben sich schon unsere Großeltern scheckig gelacht. Aber nicht nur der Humor ist altbacken, sondern auch der Look. DER SPITZNAME sieht aus, als wäre er – wie die Edgar-Wallace-Filme der 1960er-Jahre – komplett im Studio entstanden. Laut Presseinfo wurde zwar in Tirol gedreht, das kann sich aber nur auf ein paar Establishing Shots beziehen, denn die meisten Szenen sehen mehr nach Greenscreen oder der überschätzten Hyperbowl aus.

Der Spitzname

Regieroutinier Sönke Wortmann kann sich auf seine professionelle Besetzung verlassen: Iris Berben, Florian David Fitz, Caroline Peters, Justus von Dohnányi, Janina Uhse und vor allem Christoph Maria Herbst können sogar schwaches Material aufwerten, doch hier stoßen sie immer wieder an ihre Grenzen. Was sich auf dem Papier gut liest, funktioniert nicht zwingend als gesprochener Dialog. Bei einigen der verbalen Duelle hatte der Drehbuchautor wahrscheinlich mehr Spaß beim Schreiben als die Zuschauer im Kino.

DER SPITZNAME ist eine überwiegend witzlose Komödie von der Stange. Kategorie: harmlos nett.

Deutschland / Österreich 2024
90 min
Regie Sönke Wortmann

Der Spitzname

alle Bilder © Constantin Film

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DIE UNSCHÄRFERELATION DER LIEBE

DIE UNSCHÄRFERELATION DER LIEBE

Ab 29. Juni 2023 im Kino

Ein Film kann auf der Klaviatur der Gefühle vieles spielen: Angst, Freude, Erstaunen, Neugierde. DIE UNSCHÄRFERELATION DER LIEBE klimpert dagegen nur einen penetranten Ton und löst damit schwerste Genervtheit aus.

Ach Berlin, dicke Perle an der Spree, watt biste schön. Der Glockenturm im Tiergarten spielt nachts Erik Satie, Männer küssen sich auf der Friedrichstraße, glückliche Paare rollern zu zweit auf E-Scootern durchs Bild. Und der Britzer Garten ist ein menschenleeres Idyll an einem goldenen Herbsttag. Könnte alles so schön sein – wenn da nicht Greta wäre.

Es nervt

Die aufgedrehte Mittfünfzigerin gibt an einer Bushaltestelle dem Fleischermeister Alexander „versehentlich“ einen Kuss. Sie habe ihn mit ihrem verstorbenen Mann verwechselt. Nach dieser verwirrenden Erklärung heftet sie sich an die Fersen des bedauernswerten Singles und kaut ihm ein Ohr ab. Folgt ihm in die U-Bahn. Läuft ihm auf der Straße hinterher. Besucht ihn in seiner Metzgerei. Und quasselt dabei pausenlos Banalitäten, stellt übergriffige Fragen ohne Punkt und Komma. Wäre das verbale Dauerfeuer wenigstens charmant oder lustig. Aber es nervt. Sehr. Nicht nur Alexander, der einfach seine Ruhe haben will – sondern in erster Linie den Zuschauer.

Besonders bedauerlich ist die Verschwendung der guten Schauspieler. Vor allem um Burghart Klaußner ist es schade. Aber auch Caroline Peters hat man schon in anderen Rollen weitaus weniger nervtötend gesehen. Es muss also an der Regie liegen. Lars Kraume und sein Kameramann Jens Harant schaffen es nicht, die Vorlage von Simon Stephens inspiriert von der Theaterbühne zu lösen. Die Schauspieler stehen oft verloren nebeneinander und beten ihre Dialoge – oder vielmehr Monologe – herunter, als hätten sie eine Leseprobe am Theater. Der Funke springt nicht über und man wünscht sich von der ersten bis zur letzten Einstellung, Greta möge einfach die Klappe halten und den armen Alexander in Ruhe lassen. Nein, das anzusehen macht keinen Spaß und unterhaltsam ist das auch nicht. Und nein, da kommt nix mehr, außer: Schade um die schönen Fördergelder – nervigster deutscher Film seit langem.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2023
89 min
Regie Lars Kraume

alle Bilder © X Verleih

DER NACHNAME

Kinostart 20. Oktober 2022

Früher war alles besser. Nein, ehrlich: Früher war wirklich alles besser. Zum Beispiel „Das Traumschiff“. Bevor das tätowierte Skelett Kapitän wurde und seine aus dem Reiseführer abgelesenen Texte mit rollendem R ins Bordmikro rülpste, gab es mal gestandene, weißhaarige Männer, die die MS Deutschland mit sicherer Hand durch alle Untiefen deutscher Fernsehunterhaltung führten. Vorbei. Spätestens mit dem Tod von Heide Keller (hat auch bei den Drehbüchern mitgeholfen) ging alle Hoffnung fahren, der marode Kahn könnte jemals wieder eine Handbreit Wasser unterm Kiel bekommen. Nicht einmal Sascha „Softsex“ Hehn hatte „Lust“ weiterzumachen.

Im Gegensatz zu den aktuellen Traumschiff-Machern weiß Sönke Wortmann ganz genau, was deutsche Zuschauer wünschen: Schöne Häuser in schönen Landschaften, von schönen Menschen bewohnt, die sich pointierte Dialogduelle liefern. Fürs gute Aussehen sind Iris „Dorian Grey“ Berben, Florian David Fitz und Janina Uhse zuständig. Für Witz und Intellekt sorgen der stets zuverlässig zynische Christoph Maria Herbst, Caroline Peters und Justus von Dohnányi. Eine Besetzung, wie sie einer guten Traumschiff-Folge würdig wäre. Und wie bei der ZDF-Serie sind auch bei „Der Nachname“ die Lösungen aller Probleme schon zwanzig Drehbuchseiten vorher zu erkennen. Macht aber nix, denn wenn man weiß, wie eine Geschichte weitergeht, kann das mitunter eine meditative Wirkung entfalten.

Wie es sich für einen guten Fernseh– Kinofilm gehört, gibt es zu Beginn erst mal eine kurze „Was bisher geschah“-Sequenz (der erste Teil „Der Vorname“ war 2018 überaus erfolgreich), um direkt danach den klassischen „Zweiter-Teil“-Drehbuchkniff anzuwenden, nämlich das Verlegen der Handlung in ein fernes Land. Im Gegensatz zur missglückten „Sex and the City 2“-Abu-Dhabisierung gelingt der Locationwechsel bei „Der Nachname“ problemlos, denn im Grunde macht es keinen Unterschied, ob die unterhaltsame Geschichte um kleinere und größere Familienstreitigkeiten auf Lanzarote oder in München spielt.

„Der Nachname“ – eine nette Komödie im besten Sinne.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2021
91 min
Regie Sönke Wortmann

alle Bilder © Constantin Film