THE FATHER

THE FATHER

Es war als Höhepunkt der Oscarverleihung 2021 geplant: Ganz am Ende der Show sollte Chadwick Boseman den Preis als bester Hauptdarsteller bekommen, posthum natürlich, Boseman war im August 2020 einem Krebsleiden erlegen. Doch es kam anders: Nicht nur ging die von Steven Soderbergh produzierte Show als die stümperhafteste und langweiligste in die Annalen ein, statt Boseman gewann ein alter weißer CIS-Mann den Oscar für die beste männliche Hauptrolle: Sir Anthony Hopkins.

Nun, da es in Deutschland endlich Gelegenheit gibt, Hopkins in seiner prämierten Rolle zu sehen, wird klar: Den Oscar hat er vollkommen zu Recht bekommen. Hopkins spielt den an Demenz erkrankten Anthony, der in einem Labyrinth aus Verwirrungen, Erinnerungslücken und Halluzinationen gefangen ist. Das Besondere: Florian Zeller lässt die Zuschauer in seinem Regiedebüt die Welt mit Anthonys Augen sehen. Im Gegensatz zu Julianne Moore in „Still Alice“ erhält Anthony keine Diagnose und muss lernen, damit umzugehen – Anthony ist schon krank und hat sich größtenteils von der Realität verabschiedet.

Personen wechseln die Erscheinung, die Einrichtung der Wohnung verändert sich, Gespräche beginnen, enden und wiederholen sich. Mithilfe des raffinierten Setdesigns von Ausstatter Peter Francis gelingt Zeller die Innenansicht eines Bewusstseins in Auflösung. Der Bezug zu Orten, Personen und Zeit kommt und geht, zerrinnt.

„The Father“ ist ein clever konstruiertes, ergreifendes Drama. Ernsthaft und gleichzeitig verrückt, fast so, als habe Michael Haneke eine Twilight Zone-Episode inszeniert. Großartig (wieder mal) auch Olivia Colman als todtraurige Tochter, die ihrem Vater hilflos beim langsamen Verschwinden zusehen muss.

FAZIT

Herzzerreißend.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Father“
UK 2020
97 min
Regie Florian Zeller
Kinostart 26. August 2021

alle Bilder © TOBIS FILM GMBH

21 BRIDGES

Als in New York bei einem Raubüberfall acht Polizisten erschossen werden, übernimmt Police Detective Andre Davis (Chadwick Boseman) die Ermittlungen. Um die flüchtenden Mörder aufzuhalten, greift er zu einer außergewöhnlichen Maßnahme: Alle Zugänge, inklusive der 21 Brücken von und nach Manhattan werden gesperrt. 

„21 Bridges“ ist ein Film der vertanen Chancen. Wer ein „isoliertes Manhattan“-Szenario im Stil von John Carpenters „Die Klapperschlange“ erwartet, sieht sich enttäuscht. Für die Geschichte ist es völlig egal, ob die Insel abgeschottet wird oder nicht, jedenfalls macht der Film rein gar nichts aus seiner Idee. Unsinnige Drehbucheinfälle gibt es zuhauf. So zieht sich beispielsweise einer der Mörder während der Flucht um, rasiert sich den Bart ab und setzt eine Brille auf – er will sein mittlerweile stadtbekanntes Aussehen verändern – um nur eine Minute später durch besonders auffälliges Verhalten den ganzen Aufwand zunichtezumachen. Da fragt man sich: wozu?

Mit Milde betrachtet, ist „21 Bridges“ aber gar nicht so übel, wie die US-Kritik behauptet. Es wimmelt zwar von konstruierten Wendungen und Zufällen, doch lässt man das ganze im Nichts verpuffende Blendwerk weg, bleibt ein solider, durchaus spannender Police-Thriller.

FAZIT

Trotz des lieblos hingeschluderten Drehbuchs: actionreiche Unterhaltungsware.

Originaltitel „21 Bridges“
USA 2019
100 min
Regie Brian Kirk
Kinostart 06. Februar 2020