Eden

EDEN

Eden

EDEN

Die außergewöhnliche Geschichte einer Gruppe von Menschen, die Mitte der 1930er-Jahre alles hinter sich lässt, um ihr Glück auf den Galapagosinseln zu suchen.

Ab 03. April 2025 im Kino

Was tun, wenn man auf eine gottverlassene Insel zieht, auf der es weder Strom noch fließendes Wasser gibt – geschweige denn einen Supermarkt oder gar Krankenhäuser? Am besten vorbeugen: Durch das Ziehen sämtlicher Zähne braucht man zum Beispiel keinen Zahnarzt mehr. Dr. Ritter hat genau das getan, bevor er Mitte der 1930er-Jahre auf die Galapagosinseln übersiedelt. Dort will der Deutsche mit seiner an MS erkrankten Freundin Dore in absoluter Einsamkeit ein philosophisches Manifest verfassen – eine Schrift, die die Menschheit vor dem Untergang bewahren soll. Doch das Eremitendasein währt nicht lange, denn Anhänger seiner Lehre zieht es in das vermeintliche Paradies, um dem Lebensentwurf ihres Meisters zu folgen.

Eden

Da wäre zunächst der pflichtbewusste Weltkriegsveteran Heinz mit seiner jungen Frau Margret und seinem an Tuberkulose erkrankten Sohn. Bald darauf taucht eine kapriziöse Baronin mit zwei Liebhabern im Schlepptau auf, die ein Luxushotel „nur für Millionäre“ auf der Insel errichten will. Die anderen Bewohner sind ihr dabei nur im Weg. Dr. Ritter gefällt das alles gar nicht – aus anfänglicher Abneigung wird bald ein Kampf auf Leben und Tod.

Eden

Das Ungewöhnlichste an diesem ohnehin ungewöhnlichen Film ist der enorme Aufwand, der betrieben wurde, um eine Geschichte, Abseits des Mainstreams zu erzählen. Nicht nur führt mit Ron Howard ein Hollywood-Veteran Regie, der Film sieht auch visuell beeindruckend aus, und den Soundtrack komponierte kein Geringerer als Hans Zimmer. Dazu kommt eine hochkarätige Besetzung mit Jude Law, Daniel Brühl, Sydney Sweeney, Vanessa Kirby und Ana de Armas, die zwar keine besonders herausragende Schauspielerin ist, dafür aber sehr hübsch und ein bisschen wie die kleine Schwester von Gal Gadot aussieht.

Eden

Eine verrückte Geschichte, die nicht in einem öden Kunstfilm erzählt wird, sondern als aufwendig produzierte Hollywoodproduktion. EDEN ist ein fesselndes Drama über böse Menschen und wozu sie unter Druck fähig sind. Dass all das tatsächlich passiert ist, macht es umso faszinierender. Wirklich mal was anderes.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Eden“
USA 2024
129 min
Regie Ron Howard

Eden

alle Bilder © Leonine

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The Assassment

THE ASSESSMENT

The Assassment

THE ASSESSMENT

In der nahen Zukunft müssen Paare einen Test bestehen, bevor sie Kinder bekommen dürfen – eine Idee, die auch in der Prenzlauer-Berg-Realität sinnvoll erscheint.

Ab 03. April 2025 im Kino

„Companion“, „Baby to go“, „Dream Scenario“, „Little Joe“, „Press and play Love again“ und nun THE ASSESSMENT. Man möchte die Leser ja nicht mit dem einhundertzwanzigsten Vergleich zur britischen Serie „Black Mirror“ langweilen – aber was soll man machen, wenn mit THE ASSESSMENT der einhundertzwanzigste Film in die Kinos kommt, der sich wie eine Doppelfolge der dystopischen Serie anfühlt?

The Assassment

Mia (Elizabeth Olsen) und Aaryan (Himesh Patel) halten sich für die perfekten Eltern, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Während sie naturverbunden in einem Gewächshaus an Pflanzen experimentiert, zieht er sich regelmäßig in virtuelle Welten zurück, um dort möglichst lebensechte Haustiere zu erschaffen. Über ihre Eignung als Eltern entscheidet eine sogenannte „Gutachterin“. Virginia (Alicia Vikander) quartiert sich für sieben Tage bei den beiden ein und stellt ihnen unbequeme Fragen.

The Assassment

Eine der vielen cleveren Ideen des Films: Ab Tag zwei verhält sich Virginia wie ein Albtraum-Kleinkind – inklusive aller dazugehörigen Schrecken. Schließlich sollen Mia und Aaryan beweisen, dass sie auch in Stresssituationen die Nerven behalten. Alicia Vikander spielt diese nervtötende Göre im Erwachsenenkörper großartig.

The Assassment

Neben der starken Besetzung ist es vor allem das ungewöhnliche Setting, das THE ASSESSMENT zu einem besonderen Film macht. Statt in einer aalglatten Zukunftswelt spielt ein Großteil der Geschichte auf einer rauen, kanarisch anmutenden Insel in einem minimalistischen 60er-Jahre-Haus – gespickt mit modernem Hightech-Schnickschnack. Das Drehbuch nutzt dabei das Sci-Fi-Genre geschickt, um relevante Themen wie Klimawandel, Elternschaft und Elitedenken anzusprechen.

Problematisch ist allein das nicht enden Wollende. Der Film ist in sieben Kapitel unterteilt – eins pro Testtag. Eine ohnehin unglückliche Struktur, denn egal, wie spannend die Geschichte ist, das strikte Abarbeiten dieser Kapitel sorgt eher für Ermüdung. Immerhin überraschend: Nach dem siebten Kapitel ist nicht Schluss. Stattdessen beginnt fast ein neuer Film, das Setting wechselt, die Geschichte nimmt eine unerwartete Wendung. Das hätte locker für zwei „Black Mirror“-Folgen gereicht.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Assessment“
GB / Deutschland / USA 2024
114 min
Regie Fleur Fortuné

The Assessment

alle Bilder © capelight pictures

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Das Licht

DAS LICHT

Das Licht

DAS LICHT

Schon Kate Bush wusste: „Tiefer, tiefer, irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht.“ Tom schmeißt für sein neues Werk die große Tykwer-Maschine an.

Ab 20. März 2025 im Kino

Pseudotiefsinnige Gespräche, märchenhafte Berlin-Realität im Dauerregen und ein kryptischer roter Faden – irgendwas mit Gespenstern und Flüchtlingen – sind die Versatzstücke dieses zwischen Kitsch, Blödsinn und Genialität schwankenden Films.

Das Licht

DAS LICHT erzählt von einer Berliner Familie im Zerfall. Tim (Lars Eidinger) und Milena (Nicolette Krebitz) leben entfremdet, ihre fast erwachsenen Zwillinge Frieda und Jon bewegen sich ebenfalls in eigenen Welten — Frieda mit politischen Aktionen, Jon in virtuellen Realitäten. Das Auftauchen der syrischen Haushälterin Farrah (Tala Al-Deen) verändert das Familiengefüge komplett.

Das Licht

Die Zutaten: viel – nein, sehr viel Dialog, eine Zeichentricksequenz, eine Musicaleinlage, die aussieht, als hätte ein Filmstudent versucht, „La La Land“ zu kopieren, und eine schamlos von der genialen Burberry-Kampagne (hier der Link zum Original) geklaute „Menschen-fliegen-durch-die-Luft“-Szene. Tykwer nimmt, was ihm gefällt und zitiert sich dabei selbst – dazwischen flackert eine geheimnisvolle Lampe. Hokus Pokus Fidibus. Nur Sinn ergibt das selten bis gar nicht. DAS LICHT ist das filmische Äquivalent zu einem bekifften WG-Diskussionsabend mit viel Alkohol und LSD-Trips, bei dem alle mal was sagen dürfen. Man kann sich darauf einlassen und Tykwers Mut bewundern – langweilig ist es jedenfalls nicht – oder sich einfach nur wundern. So oder so lässt es einen am Ende ratlos zurück.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2025
162 min
Regie Tom Tykwer

Das Licht

alle Bilder © X Verleih

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Berlinale 2025 - Tag 8

BERLINALE 2025 – TAG 8

Berlinale 2025 - Tag 8

BERLINALE 2025 – TAG 8

Steht der Potsdamer Platz für den Zustand der Berlinale? Die ewige Baustelle des Sony Centers wird irgendwann (ohne Kinos) wiedereröffnet. The Playce ist ein Ort des Grauens. Der Walk of Stars: verschmutzt und kaputt. Die Deutsche Kinemathek: Geschichte. Das Arsenal: bald auch. Dafür dient das Blue-Man-Group-Theater als neue Spielstätte. Achtung, Todesgefahr! Dass hier in den letzten Jahren niemand beim Ersteigen der fast senkrecht angebrachten Sitzreihen verunglückt ist, grenzt an ein Wunder. Es braucht eine neue Idee, einen neuen Ort. Vielleicht sogar einen kompletten Neustart: Die Berlinale im Sommer? Eine Zeit, in der sich die Stadt ohnehin von ihrer besten Seite zeigt. Man könnte sogar Abends nach dem letzten Film noch draußen sitzen und sich das Programm schön trinken...

Wettbewerb

LA CACHE

LA CACHE

The Safe House

Mai 1968 in Paris: Während das Land im Chaos versinkt, genießt ein kleiner Junge mit einer Schwäche für Erdbeertörtchen das bunte Treiben bei seinen exzentrischen Verwandten. Zwischen einem Künstler-Onkel, einer glamourösen Urgroßmutter und seinen liebevollen Großeltern wird nicht nur Tee serviert, sondern auch fleißig über die Vergangenheit sinniert. Die Eltern? Die demonstrieren irgendwo fürs große Ganze. LA CACHE ist die beeindruckende Adaption des gleichnamigen Romans von Christophe Boltanski.

Die Franzosen müssen es mal wieder richten. So sollen Wettbewerbsfilme aussehen: eine spannende Geschichte, ideenreich inszeniert, politisch, warmherzig, klug und grandios besetzt. Allen voran die Großeltern, gespielt von Dominique Reymond und Michel Blanc, der hier in seiner letzten Rolle zu sehen ist. LA CACHE ist ein Lichtblick im ansonsten trüben Wettbewerb.

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Schweiz / Luxemburg / Frankreich 2025
90 min
Regie Lionel Baier
Bild © Véronique Kolber

Wettbewerb

Geu jayeoni nege mworago hani

GEU JAYEONI NEGE MWORAGO HANI

What Does that Nature Say to You

Da isser wieder. Es ist ja schon alles gesagt zu Hong Sangsoo. Hier nochmal nachzulesen: „The Woman Who Ran“ (2020), „Introduction“ (2021), „Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall“ und „A Traveller’s Need“ (2024). Der Wettbewerbsfilm 2025 steht seinen Vorgängern in nichts nach.

Donghwa besucht mit seiner Freundin Junhee deren Elternhaus und staunt über das beeindruckende Anwesen. Während eines Tages voller Gespräche und Begegnungen geraten verschiedene Beziehungen der Anwesenden ins Wanken — von familiären bis romantischen Verbindungen. Beim Abendessen verliert Donghwa betrunken seine Fassung, was Junhees Eltern schockiert, aber ihre Schwester amüsiert.

Eine letzte Frage noch: Warum sehen Sangsoos Filme 2025 immer noch aus, als hätte man sie mit einer alten Ikegami aus den 90er-Jahren gedreht? Die einleuchtende Erklärung des Regisseurs: Der unscharfe Look ist gewollt, denn so sieht Donghwa die Welt, wenn er seine Brille abnimmt. Jesus.

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Südkorea 2025
108 min
Regie Hong Sangsoo
Bild © Raluca Munteanu

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Berlinale 2025 - Tag 7

BERLINALE 2025 – TAG 7

Berlinale 2025 - Tag 7

BERLINALE 2025 – TAG 7

Ein flüchtiger Blick ins Innenleben: müde.

Wettbewerb

KONTINENTAL 25

KONTINENTAL '25

KONTINENTAL 25 spielt in Transsilvanien, einem Land, von dem man nie so genau weiß, ob es wirklich existiert. Aber Vampire soll es da geben. Dracula hat allerdings wenig mit der folgenden Geschichte zu tun: Weil ein Obdachloser seinen Schlafplatz verliert, begeht er Selbstmord. Die Gerichtsvollzieherin Orsolya fühlt sich schuldig, kämpft mit ihrem schlechten Gewissen. Halb Drama, halb Komödie seziert KONTINENTAL ’25 Themen wie Wohnungsnot, Nationalismus und das schlechte Gewissen der Wohlhabenden.

Der Gewinnerfilm der Berlinale 2021, „Bad Luck Banging or Loony Porn“, war eine echte Überraschung – böse, witzig und dann auch noch aus Rumänien. Ein Land, das man nicht unbedingt für seine blühende Filmszene auf dem Schirm hat. Nun läuft das neue Werk von Radu Jude im Wettbewerb: KONTINENTAL 25 sieht aus, als wäre er mit einem iPhone gedreht worden, bei dem der Autofokus kaputt ist. Es wird ununterbrochen gequasselt, meist erzählt Hauptfigur Orsolya die immergleiche Geschichte. Dazwischen philosophiert einer ihrer ehemaligen Schüler über den Buddhismus. Der Film hat (wenige) starke Momente, und das intellektuelle Publikum wird ihn lieben. Gewinnt garantiert einen Preis – hoffentlich nicht für die beste Kamera. Hab‘s gehasst.

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Rumänien 2025
109 min
Regie Radu Jude
Bild © Jeonwonsa Film Co.

Wettbewerb

YUNAN

YUNAN

Munir (Georges Khabbaz) leidet unter Atemnot und Panikattacken. Der Arzt rät zu einer Auszeit. Bei einem Kurzurlaub auf den Halligen soll er zu Kräften kommen. In der Pension von Valeska (Hanna Schygulla) und ihrem sperrigen Sohn Kurt findet er eine Bleibe. Doch bald fegt ein Sturm übers Land. Währenddessen erinnert sich Munir an das Märchen vom Schafhirten und seiner Frau.

Halbwegs interessant wird es erst gegen Ende. Das Highlight des bis dahin stinklangweiligen Films: das laut vernehmbare Gähnen eines Zuschauers in der hinteren Reihe. Ansonsten Ratlosigkeit über einen Mann, der zwischen Kühen und Schafen vor sich hinstarrt. Bleibt die Erkenntnis: Hanna Schygulla ist zwar „’ne echte Type“ und ein Juwel des deutschen Films, aber leider keine besonders gute Schauspielerin.

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Deutschland / Kanada / Italien / Palästina / Katar / Jordanien / Saudi-Arabien 2025
124 min
Regie Ameer Fakher Eldin
Bild © Red Balloon Film, Productions Microclimat, Intramovies

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Wettbewerb

YUNAN

YUNAN

Munir reist auf eine entlegene Insel, um eine extreme Entscheidung zu durchdenken. Dabei kehren seine Gedanken immer wieder zu einer rätselhaften Parabel zurück, die ihm seine Mutter mit auf den Weg gegeben hat. In der Stille seines einsamen Insel-Rückzugs begegnet er der geheimnisvollen Valeska (Hanna Schygulla) und ihrem vorlauten, aber ihr eng verbundenen Sohn Karl. Obwohl sie nur wenige Worte miteinander wechseln, gelingt es mit kleinen Akten der Freundlichkeit, das gegenseitige Misstrauen zu überwinden. Munirs schwere Last wird allmählich leichter und sein Lebenswille erwacht wieder.

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Deutschland / Kanada / Italien / Palästina / Katar / Jordanien / Saudi-Arabien 2025
124 min
Regie Ameer Fakher Eldin
Bild © Red Balloon Film, Productions Microclimat, Intramovies

Wettbewerb

YUNAN

YUNAN

Munir reist auf eine entlegene Insel, um eine extreme Entscheidung zu durchdenken. Dabei kehren seine Gedanken immer wieder zu einer rätselhaften Parabel zurück, die ihm seine Mutter mit auf den Weg gegeben hat. In der Stille seines einsamen Insel-Rückzugs begegnet er der geheimnisvollen Valeska (Hanna Schygulla) und ihrem vorlauten, aber ihr eng verbundenen Sohn Karl. Obwohl sie nur wenige Worte miteinander wechseln, gelingt es mit kleinen Akten der Freundlichkeit, das gegenseitige Misstrauen zu überwinden. Munirs schwere Last wird allmählich leichter und sein Lebenswille erwacht wieder.

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Deutschland / Kanada / Italien / Palästina / Katar / Jordanien / Saudi-Arabien 2025
124 min
Regie Ameer Fakher Eldin
Bild © Red Balloon Film, Productions Microclimat, Intramovies

Wettbewerb

YUNAN

YUNAN

Munir reist auf eine entlegene Insel, um eine extreme Entscheidung zu durchdenken. Dabei kehren seine Gedanken immer wieder zu einer rätselhaften Parabel zurück, die ihm seine Mutter mit auf den Weg gegeben hat. In der Stille seines einsamen Insel-Rückzugs begegnet er der geheimnisvollen Valeska (Hanna Schygulla) und ihrem vorlauten, aber ihr eng verbundenen Sohn Karl. Obwohl sie nur wenige Worte miteinander wechseln, gelingt es mit kleinen Akten der Freundlichkeit, das gegenseitige Misstrauen zu überwinden. Munirs schwere Last wird allmählich leichter und sein Lebenswille erwacht wieder.

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Deutschland / Kanada / Italien / Palästina / Katar / Jordanien / Saudi-Arabien 2025
124 min
Regie Ameer Fakher Eldin
Bild © Red Balloon Film, Productions Microclimat, Intramovies

Berlinale 2025 - Tag 6

BERLINALE 2025 – TAG 6

Berlinale 2025 - Tag 6

BERLINALE 2025 – TAG 6

Unmenschlich! Sind deine Augen nicht bald viereckig? Wer sich schon immer gefragt hat, wie man in nur neun Tagen so viele Filme schauen kann: Bitte beruhigen Sie sich - es gibt eine Pre-Berlinale. Die läuft von Ende Januar bis kurz vor Festivalbeginn, und fast alle Filme aus den Sektionen werden gezeigt, mit Ausnahme des Wettbewerbs und Highlights wie „Mickey 17“. Warum es dabei jedoch zu ständigen Überschneidungen und parallel stattfindenden Vorführungen kommt, bleibt rätselhaft. Es gäbe genug freie Tage dazwischen, und im Digitalzeitalter müssen ja auch keine Filmrollen mehr quer durch die Stadt transportiert werden. So bleibt es trotz allem dabei: Alles kann man einfach nicht sehen!

Wettbewerb

MOTHER'S BABY

MOTHER’S BABY

Dirigentin Julia wird durch eine experimentelle Behandlung schwanger. Doch bei der Geburt läuft etwas schief, die Nabelschnur hat sich um den Hals gewickelt und Arzt und Hebammen verschwinden mit dem Neugeborenen. Als den Eltern am nächsten Tag ein kerngesundes Baby präsentiert wird, ist Julia skeptisch. Auch Wochen später entwickelt sie keine mütterlichen Gefühle für das seltsam stille Kind.

Wenn der Axolotl milde lächelt. MOTHER’S BABY ist ein solide gemachter Psychothriller, bei dem der Weg das Ziel ist. Denn – und das Spoiler-Eis ist sehr dünn – wenn ein Film am Ende genau die Auflösung hat, die man spätestens nach einer halben Stunde erahnt, bleibt nur, den guten Schauspielern bei der Arbeit zuzusehen und die gekonnt inszenierte unterschwellige Bedrohung zu genießen. Zur Abwechslung immerhin ein richtiger Kinofilm.

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Österreich / Schweiz / Deutschland 2025
107 min
Regie Marie Leuenberger
Bild © FreibeuterFilm

Wettbewerb

BLUE MOON

BLUE MOON

Vor dem weltberühmten Songwriter-Team „Rodgers and Hammerstein“ gab es „Rodgers and Hart“. Doch die beiden zerstritten sich – Hart war Alkoholiker und entsprechend unzuverlässig. Am 31. März 1943, dem Abend der umjubelten Premiere von „Oklahoma!“, treffen die ehemals besten Freunde in Sardi’s Bar aufeinander. BLUE MOON zeigt in Echtzeit jenen Abend voller Drama, Drinks und unerwünschter Einsichten.

Richard Linklater + Ethan Hawke + Berlinale = Gewinner. Schon zweimal wurde der Regisseur hier mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet: für „Before Sunrise“ und „Boyhood“, in beiden spielt Hawke mit. Kann er mit BLUE MOON an seine großen Erfolge anknüpfen? Es ist jedenfalls kein schlechtes Zeichen, wenn das Publikum beim Verlassen des Kinosaals summt und vor sich hin pfeift.

Der Wettbewerb hat mit BLUE MOON seinen wahrscheinlich einzigen echten Crowdpleaser. Ethan Hawke, durch optische Tricks verkleinert – der echte Lorenz Hart war nur 1,50 m groß –, ist natürlich die Hauptattraktion. Er spielt den Textdichter oscarreif, flankiert von einer Reihe großartiger Schauspieler: Bobby Cannavale, „Tom Ripley“-Star Andrew Scott und Margaret Qualley, die man als verjüngte Version von Demi Moore in „The Substance“ kennt.

Neben „Blue Moon“ haben Rodgers und Hart auch „My Funny Valentine“, „The Lady is a Tramp“ und zahllose andere Klassiker geschrieben. Der melancholische Abgesang auf eine heute vergessene Karriere ist voller pointierter Dialoge und souverän inszeniert. Wenn es etwas zu kritisieren gibt, dann höchstens, dass BLUE MOON manchmal knapp an der Geschwätzigkeit kratzt. Eine Erfüllung wie „Boyhood“ ist es nicht, aber 100 Minuten intelligente Unterhaltung allemal.

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USA / Irland 2025
100 min
Regie Richard Linklater
Bild © Sabrina Lantos / Sony Pictures Classics

Wettbewerb

EL MENSAJE

EL MENSAJE

The Message

Nach WAS MARIELLE WEISS – „Kinder mit speziellen Begabungen, Teil 2“: Die kleine Anika kann mit Tieren sprechen. Prompt wird sie von ihren Pflegeeltern zum lukrativen „Medium“ gemacht. Auf der Suche nach Kunden fahren die drei durchs Hinterland Argentiniens.

Tiere und Kinder gehen immer: einsame Igel und zufriedene Hunde im Jenseits, dazu ein kleines Mädchen, dem nach und nach die Milchzähne ausfallen – ein Vorgang, der in aller Ausführlichkeit gezeigt wird. Das handlungsarme Roadmovie ist immerhin ganz hübsch in Schwarz-Weiß gedreht, und in 90 Minuten gibt es zwei lustige Momente – zwei mehr als in so manch anderem Wettbewerbsbeitrag. EL MENSAJE ist noch so ein Film, der in gefühlter Echtzeit abläuft. Das Bett machen, den Mais aufsammeln, ein Sandwich essen – bitte, das ist so interessant, wie es klingt. Würde man das Ganze auf die eigentliche Geschichte komprimieren, käme ein Kurzfilm von höchstens zehn Minuten dabei heraus. Das Leben als langer, staubiger Fluss. Kein Wunder also, dass man zwischendurch immer wieder denkt: Nun macht mal hinne!

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Argentinien / Spanien / Uruguay 2025
91 min
Regie Iván Fund
Bild © Iván Fund, Laura Mara Tablón, Gustavo Schiaffino / Rita Cine, Insomnia Films

Panorama

DELICIOUS

DELICIOUS

Netflix im Panorama: der Thriller DELICIOUS ist das Regiedebüt der Schauspielerin Nele Mueller-Stöfen.

Eine deutsche Familie auf Luxusurlaub in Südfrankreich. Abends ein Glas Wein zu viel, kurz nicht aufgepasst, rumms –  Teodora angefahren. Statt ins Krankenhaus, nimmt die Familie die junge Frau mit nach Hause. Ein fataler Fehler.

Es fängt gut an: 80 Minuten lang fesselt die Geschichte, macht neugierig, bleibt geheimnisvoll. Zudem toll gedreht, stimmungsvoll und richtig gut gespielt. Sogar Fahri Yardim als Vater nervt fast gar nicht. Wenn da nur nicht die letzten 20 Minuten wären. Netflix verteilt zur Pressevorführung ein Infoblatt mit einer Liste von Spoilern, unter anderem das Ende betreffend. Verständlich, denn über das Ende sollte man wirklich besser den Mantel des Schweigens legen. Selten wurde ein Film durch die grotesk alberne Auflösung so gegen die Wand gefahren, wie dieser. Schade drum.

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Deutschland 2025
100 min
Regie Nele Mueller-Stöfen
Bild © Netflix

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Berlinale 2025 Tag 5

BERLINALE 2025 – TAG 5

Berlinale 2025 Tag 5

BERLINALE 2025 – TAG 5

Streng kuratiert ist vielleicht nicht die gesamte Berlinale (obwohl die Themen „Lesbische Liebe“ und "Wasser" - in allen Aggregatzuständen - omnipräsent zu sein scheinen), aber zumindest die Sektion Panorama. Dort geht es gefühlt in jedem zweiten Film ums Pinkeln. Ist ja irgendwie auch Wasser und ein Thema, das uns alle angeht.

Wettbewerb

WAS MARIELLE WEISS

WAS MARIELLE WEISS

Ein Albtraum: Nach einer Ohrfeige entwickelt Marielle plötzlich telepathische Fähigkeiten. Ohne dabei zu sein, weiß sie alles, was ihre Eltern tagsüber so treiben – vom heftigen Flirt der Mutter mit einem Kollegen bis zum Versagen des Vaters vor seinen Mitarbeitern. Wie soll man mit der neuen Begabung des Kindes umgehen? Lügen oder alle Wahrheiten auf den Tisch legen?

Potztausend! Ein gescheiter Film im Wettbewerb. WAS MARIELLE WEISS ist witzig, klug und gut gespielt. Natürlich geht nicht alles – großes Kino darf man bei einer Co-Produktion des ZDF-Kleinen Fernsehspiels nicht erwarten. Entsprechend TV-gerechet sind die Bilder. Aber eine clevere Idee und eine straffe Inszenierung sind ja auch schon was.

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Deutschland 2025
86 min
Regie Frédéric Hambalek
Bild © Alexander Griesser

Wettbewerb

XIANG FEI DE NV HAI

Girls on Wire

Darum geht’s (wahrscheinlich): Die Cousinen Tian Tian und Fang Di sind unzertrennlich. Doch dann zieht Fang Di in die Stadt und wird Stuntfrau, um die Schulden ihrer Familie zu bezahlen. Tian Tian bleibt zurück und muss mit der Drogensucht ihres Vaters zurechtkommen. Als sie vor der Mafia fliehen muss, sucht sie Schutz bei Fang Di.

Es ist kein schönes Gefühl, während eines Films festzustellen, dass man wahrscheinlich zu dumm ist, der Handlung zu folgen. Oder liegt es an den kleinen Schlafpausen zwischendurch? Unklar, ob dieser chinesische Wettbewerbsbeitrag ernst gemeint ist oder als Persiflage.

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Volksrepublik China 2025
115 min
Regie Vivian Qu
Bild © L’Avventura Films

Berlinale Special Gala

Heldin

HELDIN

Kann sich noch jemand an den hehren Applaus für die Pflegekräfte während der Corona-Pandemie erinnern? Viel ist seitdem nicht passiert. Der Job ist immer noch hart (die meisten werfen spätestens nach vier Jahren hin), und die Bezahlung ist unterirdisch. Wer tut sich das schon freiwillig an?

HELDIN sollte Pflicht für Entscheidungsträger und Politiker sein, denn der beinahe dokumentarische Film zeigt eindrucksvoll, wie es in unseren Krankenhäusern zugeht. Der Berlinale-Special-Gala-Beitrag ist ein Highlight der diesjährigen Filmfestspiele. Petra Volpes Film begleitet Florias Schichtdienst in einem Schweizer Spital. Judith Kaufmanns – wie immer großartige – Kamera folgt der jungen Pflegerin durch einen ganz normalen Tag: Dauerstress zwischen klingelndem Telefon, ungeduldigen Angehörigen und schwer kranken Patienten. Floria bleibt zugewandt – trotz Überlastung und mieser Bezahlung.

HELDIN ist packend, zum Lachen, zum Weinen und wirkt lange nach. Herausragend: Leonie Benesch, die schon vor zwei Jahren in „Das Lehrerzimmer“ begeistern konnte. Warum läuft so etwas nicht im Wettbewerb?

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Schweiz / Deutschland 2025
92 min
Regie Petra Volpe
Bild © Zodiac Pictures

Panorama

BEGYNDELSER

BEGYNDELSER

Beginnings

Das Timing könnte kaum schlechter sein: Trine und Lars haben sich auseinandergelebt. Er hat eine neue Freundin, will bald ausziehen – nur die gemeinsamen Töchter wissen noch nichts. Doch dann erleidet Trine aus heiterem Himmel einen Schlaganfall – mit fatalen Folgen: Die selbstbewusste Lehrerin ist halbseitig gelähmt und auf Hilfe angewiesen. Wie soll es weitergehen? Wird Lars die Familie im Stich lassen?

Drehbuch-Workshop, erster Teil: Ist ihre Geschichte zu alltäglich? Finden Sie ein Bild mit starker Symbolkraft als roten Faden. Regisseurin Jeanette Nordahl hat sich für Wasser entschieden. Ob im Reha-Schwimmbecken, im Aquarium oder als laufender Wasserhahn – immer wieder und vielleicht zu oft: überall Wasser. Mehrfach geht es auch ums Pinkeln – mal unfreiwillig, mal als Statement. Passend, denn nicht umsonst heißt es „Wasser lassen“. Das Ganze steht dann wohl für „alles ist in Bewegung“. BEGYNDELSER: Als Film okay – vor allem wegen der großartigen Trine Dyrholm lohnenswert.

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Dänemark / Schweden / Belgien 2025
96 min
Regie Jeanette Nordahl
Bild © Thomas Howalt Andersen, Danni Riddertoft

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Berlinale 2025 - Tag 4

BERLINALE 2025 – TAG 4

Berlinale 2025 - Tag 4

BERLINALE 2025 – TAG 4

Das ist jetzt nicht despektierlich gemeint, aber bei wem sollen diese Inhaltsangaben Vorfreude auf einen Film wecken? „In Žilniks hinterlistig charmanter Doku-Fiktion gibt die postsozialistische Restitution dem serbischen Jazzmusiker Stevan sein Elternhaus zurück.“ oder „Daye, ein 14-jähriger nubischer Albino mit goldener Stimme, ist es gewohnt, sich behaupten zu müssen.“ oder aber auch „Aufbruch einer jungen Indigenen vom Dorf in die Stadt. Cinema Novo, Hybrid-Fiktion, Roadtrip, Öko-Avantgardeblick.“

Wettbewerb

IF I HAD LEGS I'D KICK YOU

IF I HAD LEGS I’D KICK YOU

Linda ist verzweifelt: In ihrer Wohnung stürzt die Decke ein, ihre Tochter ist krank, und eine ihrer Patientinnen wird vermisst. Doch ist all das real – oder entspinnt es sich nur im Kopf einer psychisch Kranken? Eine Frau, weit über den Rand des Nervenzusammenbruchs hinaus.

Warum nicht mal was Fröhliches im Wettbewerb? Nein? Na gut, dann eben IF I HAD LEGS I’D KICK YOU. Klar, hilft es, dass die immer fabelhafte Rose Byrne die Hauptrolle spielt. Die Kamera klebt förmlich an ihrem Gesicht, schauspielerisch ist das erwartungsgemäß top. Überhaupt die Besetzung: Christian Slater – und sehr schön als dauergenervter Psychotherapeut US-Talkshow-Host Conan O’Brien. IF… hat sogar komische Momente, bleibt aber ein Höllentrip, der seinem Publikum viel zumutet. Linda verliert die Kontrolle – über ihr Leben, über alles. Und ihr Gemütszustand überträgt sich unweigerlich auf die Zuschauer. Nach gut zwei Stunden fühlt man sich, als hätte man eine Wurzelbehandlung hinter sich.

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USA 2024
113 min
Regie Mary Bronstein
Bild © Logan White / A24

Wettbewerb

La Tour de Glace

LA TOUR DE GLACE

The Ice Tower

Das Revival der 70er-Jahre Märchenfilme im neuen Gewand geht weiter. Nach „The Ugly Stepsister“ nun LA TOUR DE GLACE im Wettbewerb. Die 16-jährige Jeanne flieht aus einem Heim in den Bergen. Im Tal landet sie ausgerechnet in einem Filmstudio, das sie nachts ungestört durchstreift. Am Tag entsteht dort ein Film über die Schneekönigin mit der rätselhaften Cristina in der Hauptrolle, einer Schauspielerin von außergewöhnlicher Anziehungskraft und tragischer Aura. Zwischen Jeanne und Cristina entwickelt sich eine unerwartete Verbindung.

Frauen, die sich anstarren und dazu gestelzte Dialoge flüstern – das kann nicht einmal Marion Cotillard retten. Trotz schöner Bilder und großartiger Schauspielerinnen: Wenn die Emotionen zu Eis erstarren und zwei Stunden lang nichts passiert, ist das schlichtweg sterbenslangweilig.

INFOS ZUM FILM

Frankreich / Deutschland 2025
118 min
Regie Lucile Hadžihalilović
Bild © 3B-Davis-Sutor Kolonko-Arte

Wettbewerb

REFLET DANS UN DIAMANT MORT

REFLET DANS UN DIAMANT MORT

Reflection in a Dead Diamond

Anzug, Hut, Sonne, Meer: Der 70-jährige John führt ein ruhiges Leben in einem Grandhotel an der Côte d’Azur – bis ihn die geheimnisvolle Frau im Nebenzimmer aus seinem gemütlichen Rentnerdasein reißt. Sie erinnert ihn an die wilden 60er, als er als Spion zwischen Femme fatales und finsteren Schurken die Welt unsicher machte. Zunehmend verschwimmen bei John die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

In den 60er- und 70er-Jahren entstanden zahllose billig produzierte Filme, die von der erfolgreichen James Bond-Reihe profitieren wollten. Diese trashigen Agentenstreifen stammten meist aus Italien oder Frankreich. REFLET DANS UN DIAMANT MORT ist eine Hommage an dieses Genre – schade nur, dass es kaum eine nachvollziehbare Handlung gibt. Die knalligen Technicolor-Farben, die amüsanten Gadgets – Q hätte seine Freude daran – und die Anspielungen auf Maurice Binders legendäre Bond-Titelsequenzen sorgen eine halbe Stunde lang für unterhaltsame Nostalgie. Doch die künstlerisch gemeinte Collage aus Filmzitaten wird auf Dauer anstrengend und hätte wohl besser als Kurzfilm funktioniert. Nicht unbedingt Wettbewerbs-Material. Oder wie es eine junge Frau in der Reihe hinter mir heute morgen ausdrückte: „Ich hab den Film so gar nicht gefühlt.“

INFOS ZUM FILM

Belgien / Luxemburg / Italien / Frankreich 2025
87 min
Regie Hélène Cattet, Bruno Forzani
Bild © Cattet-Forzani

Berlinale Special Gala

Islands

ISLANDS

Jan-Ole Gerster, den man vor allem als Regisseur von „Oh Boy“ kennt, hat mit ISLANDS seinen ersten englischsprachigen Film gedreht – und zwar einen ziemlich guten.

Tom (sehr überzeugend: Sam Riley) arbeitet als Tennistrainer in einem leicht heruntergekommenen Hotel auf Fuerteventura. Sein Alltag besteht aus Unterricht, Alkohol und kurzen Affären. Die Ankunft einer wohlhabenden Familie bringt unerwartete Abwechslung. Besonders die Frau, Anne, fasziniert ihn, und Tom ist sich sicher, ihr schon einmal begegnet zu sein. Als deren Ehemann nach einem Streit verschwindet, verhält sich Anne ausgesprochen seltsam.

Der Berlinale Special-Beitrag ist ein Slowburner, der mehr auf bedrohliche Stimmung als auf Action setzt. Musik, Tempo, Inszenierung erinnern an ein Werk von François Ozon. Ein Kompliment! Am Ende verbirgt sich in Gersters Psychothriller eine unerwartet positive Botschaft: Hoffnung besteht immer.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2025
123 min
Regie Jan-Ole Gerster
Bild © Juan Sarmiento G. / 2025 augenschein Filmproduktion, LEONINE Studios

Berlinale Special Gala

KÖLN 75

KÖLN 75

Es ist das meistverkaufte Soloalbum eines Jazzmusikers: The Köln Concert von Keith Jarrett. Nun ein Film zum legendären Konzert? Großes NEIN! Stattdessen dreht sich alles um die turbulente Vorgeschichte und die schier endlosen Herausforderungen, die die 18-jährige Veranstalterin Vera Brandes (Mala Emde) bewältigen muss. KÖLN 75 schwankt zwischen zwei unterschiedlichen Tonlagen: Konventionell gemachte Unterhaltungsware und cleveres Lehrstück über einen Ausnahmemusiker. Trotz der stilistischen Unentschlossenheit: sehenswert. Die ausführliche Kritik gibt’s rechtzeitig zum Kinostart am 13. März.

INFOS ZUM FILM

Deutschland / Belgien / Polen 2024
116 min
Regie Ido Fluk
Bild © Wolfgang Ennenbach / One Two Films

Panorama Dokumente

ICH WILL ALLES. HILDEGARD KNEF

ICH WILL ALLES. HILDEGARD KNEF

Hildegard Knef – ein Weltstar aus Deutschland. Als Schauspielerin ist sie ebenso erfolgreich wie als Sängerin und Buchautorin. Bis zu ihrem Tod 2002 bleibt sie künstlerisch aktiv. Doch durchlitt sie im Laufe ihrer Karriere auch lange Durststrecken. Luzia Schmid verwendet überwiegend alte Interviewaufnahmen mit der Knef. Besonders hübsch, wie die allzu herablassenden (ausschließlich männlichen) Fragestellern Kontra gibt und mit Scharfsinn antwortet. Die konventionelle Machart und das Fehlen jeglicher visueller oder künstlerischer Ideen machen ICH WILL ALLES zu einem typischen Spätabend-Fernseh-Kulturstück. Ach Hildchen, Du hättest einen spannenderen Film über dein Leben verdient.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2025
98 min
Regie Luzia Schmid
Bild © Privatarchiv Hildegard Knef

Generation 14plus

SANDBAG DAMS

ZEČJI NASIP

Sandbag Dam

Im Interview mit Landwirt Michael Stücke zum Thema „Schwule Schafe“ fragt der Tagesspiegel: „Laut Studien sind in etwa acht Prozent der männlichen Schafe schwul. Was geschieht üblicherweise mit den Tieren?“ Die furchtbare Antwort: „Im Normalfall ist es so, dass man sie aussortiert… man kann sie ja nicht gebrauchen. Sie werden geschlachtet.“

Ganz so schlimm kommt es für die beiden verliebten Jungmänner Markos und Slaven im Generation 14plus-Beitrag „Zečji nasip“ (Sandbag Dam) nicht, aber die Dorfgemeinschaft in the middle of nowhere verurteilt die schwule Beziehungen natürlich aufs Schärfste. Purer Hass schlägt den beiden ungefiltert entgegen, Prügel und Bruch mit der Familie inklusive. Gay-Love auf dem Land? Das erinnert schwer an „God’s own Country“ auf Kroatisch. Der gefühlt hundertste Beitrag zum Thema ist ein typischer ZDF-Film: Zäh-Deprimierend-Fad und voller Klischees.

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Originaltitel „Zečji nasip“
Kroatien / Litauen / Slowenien 2025
88 min
Regie Čejen Černić Čanak
Bild © Kinorama

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Berlinale 2025 - Tag 3

BERLINALE 2025 – TAG 3

Berlinale 2025 - Tag 3

BERLINALE 2025 – TAG 3

Da vergeht einem direkt die gute Laune: Die Berlinale nimmt sich ein Beispiel an der Deutschen Bahn, die Filme starten mit saftiger Verspätung. Besonders ärgerlich bei den ohnehin zu kurzen Pausen zwischendurch - denn an der Kaffeebar im Pressezentrum fand die Einstein-Kette es eine gute Idee, eine einzige Maschine für Hunderte Journalisten aufzustellen. Leider lässt sich die Verspätung nicht einplanen, zumal die Kinos in diesem Jahr brechend voll sind. Highlight bisher: MICKEY 17 startet unter Buhrufen 15 Minuten später - es muss noch dringend mitgeteilt werden, dass ein Embargo auf die Berichterstattung bis 19 Uhr besteht. Aber nicht über Mikrofon (auf die Idee kommt irgendwer erst nach einer Viertelstunde), sondern durch einzelne Mitarbeiterinnen, die durch die Reihen gehen und die Botschaft persönlich kundtun. Das dauert bei knapp 1.800 Plätzen natürlich.

Wettbewerb

Ari

ARI

Der 27-jährige Referendar Ari ist am Ende. Die Arbeit mit Kindern, der Job an sich, alles zuviel. Er erleidet eine Panikattacke. Sein Vater ist darüber so sauer, dass er ihn aus dem Haus schmeißt. Allein und emotional aufgewühlt sucht Ari den Kontakt zu früheren Freunden, während er über die letzten Monate nachdenkt.

Ein junger, sensibler Mann – sexuell fluid, natürlich – erforscht sich selbt und hinterfragt gesellschaftliche Erwartungen. Das plätschert so vor sich hin. Nach 88 Minuten ist der kleine Einblick in Aris Leben schon vorbei. Herzig.

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Frankreich / Belgien 2025
88 min
Regie Léonor Serraille
Bild © Geko Films – Blue Monday Productions – ARTE France – PICTANOVO – Wrong Men – 2025

Wettbewerb

Dreams

DREAMS

Das macht Donald Trump sehr wütend: Ein junger Mann flieht von Mexiko in die USA. Dort erwartet ihn allerdings keine bittere Armut, sondern eine leidenschaftliche Affäre mit seiner reichen Freundin in San Francisco. Während er auf eine Karriere als Balletttänzer hofft, will sie nur seinen „harten Schwanz in ihrer nassen Pussi“ (Originalzitat aus dem Film). Naja, und dann schämt sie sich halt doch für ihren gut 20 Jahre jüngeren Lover, und er will auf eigenen Tanzfüßen stehen. Und dann … ach, auch egal. Mit Starbesetzung (Jessica Chastain) und erlesener Werbeoptik tut DREAMS wichtig.

Michel Franco inszeniert seine Schmonzette mit bodenloser Ernsthaftigkeit – eine Edel-Soap, in der sogar eine Vergewaltigung irgendwie ästhetisch aussieht. Statt Empathie löst DREAMS nur herzliches Augenrollen aus. Immerhin: Ein Film mit Handlung und dramaturgischem Bogen.

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Mexiko 2025
100 min
Regie Michel Franco
Bild © Teorema

Berlinale Special Gala

Mickey 17

MICKEY 17

Der ganz große Wurf wie der oscargekrönte „Parasite“ ist es nicht geworden. Bong Joon-ho kehrt zu seinen Wurzeln zurück und hat mit MICKEY 17 eine Science-Fiction-Groteske gedreht, die an seinen Film „Snowpiercer“ erinnert. Natürlich ist auch MICKEY 17 eine bissige Satire und Abrechnung mit Kolonialismus und falschen Führern – diesmal jedoch mit Mut zum Klamauk und großer Freude am feisten Blockbusterkino. Eine Gesellschaftssatire im Vollgasmodus, sozusagen.

♻️ Recycling 2.0: Mickey Barnes ist ein sogennanter „Expendable“: ein Typ, der bei lebensgefährlichen Aufgaben im Weltraum stirbt und danach als Klon einfach neu ausgedruckt wird. Siebzehn Mal war das schon der Fall. Als das Kolonistenschiff Drakkar den eisigen Planeten Niflheim erreicht, stürzt Mickey 17 in eine Gletscherspalte und wird von einer Alien-Lebensform gerettet. Zurück an der Basis macht er eine schockierende Entdeckung – Mickey 18, sein neuer Klon, ist bereits aktiv.

Robert Pattinson spielt die vielen Mickeys grandios, überzeugt als luschiges Sensibelchen genauso wie als harter Macho. Ein echtes Highlight sind Toni Collette und Mark Ruffolo als machtgeiles Herrscherpaar mit starker Anlehung an einen gerade wiedergewählten Präsidenten. MICKEY 17 ist ein wilder Ritt mit ein paar Längen zwischendurch, aber sicher eines der Highlights der diesjährigen Berlinale.

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USA / Südkorea 2024
137 min
Regie Bong Joon Ho
Bild © Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved

Panorama

Den stygge stesøsteren

The Ugly Stepsister

Das altbekannte Märchen, neu erzählt: Aschenputtel Reloaded. Diesmal mit Blick auf Beautywahn und Bodyhorror. Um mit ihrer wunderschönen Stiefschwester mithalten zu können, ist Elvira zu allem bereit. Schönheits-OPs im Mittelalter-Stil und zerhackte Füße (der Schuh MUSS passen!) inklusive. Highlight: Damit sie dem Prinzen gefällt, schluckt Elvira einen Babybandwurm, der in ihrem Bauch heranwächst und bald für eine schlanke Linie sorgt – dann doch lieber Ozempik. THE UGLY STEPSISTER sieht aus, als hätte Bodyhorrorexperte David Cronenberg einen tschechischen Märchenfilm der 70er-Jahre inszeniert. Schräg und spaßig.

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Norwegen / Polen / Schweden / Dänemark 2025
110 min
Regie Emilie Blichfeldt
Bild © Marcel Zyskind

Panorama

HYSTERIA

Film im Film: Regisseur Yigit dreht einen Spielfilm über den Brandanschlag von Solingen, bei dem fünf Menschen ums Leben kamen. Bei den Aufnahmen zur entscheidenden Szene verbrennt auch eine ganz besondere Requisite: ein Koran. Versehen oder Absicht? Die türkischen Statisten, aus einem Flüchtlingsheim rekrutiert, sind empört. Dann verschwindet auch noch das Filmmaterial – mitten in den immer hysterischer werdenden Verdächtigungen und Schuldzuweisungen: die 24-jährige Regieassistentin Elfi.

Für HYSTERIA muss man Geduld mitbringen. Es zieht sich und besonders spannend wird es lange nicht. Richtig interessant sind dann erst die letzten 20 Minuten. Gerade als man schon dachte, der Film sei vorbei – ein Schnitt ins Schwarz – wird die ganze Geschichte von den Hauptfiguren nochmals aufgedröselt, bis zum unerwarteten und symbolträchtigen Ende.

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Deutschland 2025
104 min
Regie Mehmet Akif Büyükatalay
Bild © filmfaust

Panorama

Queerpanorama

QUEERPANORAMA

Asiaten, die lange Gespräche führen, dazwischen viel essen und das Ganze in schwarz-weiß gefilmt? Klingt wie das neueste Werk von Hong Sangsoo, dem südkoreanischen Regisseur, dem man bei der Berlinale nicht entfliehen kann. Der Mann ist Stammgast und natürlich auch in diesem Jahr mit dabei.

QUEERPANORAMA könnte zwar von Sangsoo sein, ist aber von Jun Li. Neben Reden und Essen gibt’s hier noch Sex. Ein junger schwuler Mann mit vielen Namen hat nicht nur eine gesunde Libido, sondern ist auch noch eine Art Mimikry-Vamipr. Von jedem Sexpartner übernimmt er einen Teil seiner Geschichte und gibt sie dann beim nächsten Date als seine eigene aus. Mal ist er Musiker, dann Lehrer, dann Wissenschaftler. Klingt interessanter als es ist. QUEERPANORAMA wurde wahrscheinlich wegen seines Titels für die Sektion Panorama ausgewählt. Fast so zäh wie ein echter Sangsoo, dafür besser gedreht.

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USA / Hongkong / China 2025
87 min
Regie Jun Li
Bild © Good Sin Production

Perspectives

El Diaboo Fuma

EL DIABLO FUMA

The Devil Smokes

Nochmal Mexiko, nur diesmal ohne Handlung: Fünf Geschwister im Alter von 7 bis 13 Jahren leben mit ihrer Großmutter in einem Haus. Die Eltern sind verschwunden – zuerst die Mutter, dann der Vater. Dutzende Fliegenfallen hängen von der Decke, sie sollen vor dem Teufel schützen, die Fenster sind zugeklebt. Die Kinder streiten, lachen, malen, schauen Fernsehen. Jeden Abend laufen dort Infospots der mexikanischen Regierung zum Thema Cholera. Irgendwann schaut das Jugendamt vorbei.

Aha. Fragen wir den Pressetext um Rat: „Die Grenze zwischen Realität und Imagination löst sich auf. Bald werden die Kinder fort sein – vielleicht auch nicht.“ So spannend wie der Wäsche beim Trocknen zuzusehen. Immerhin: Die Kinderdarsteller spielen sehr gut.

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MexiKo 2025
97 min
Regie Ernesto Martínez Bucio
Bild © Odei Zabaleta

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Berlinale 2025 - Tag 2

BERLINALE 2025 – TAG 2

Berlinale 2025 - Tag 2

BERLINALE 2025 – TAG 2

Auch eine besondere Form von Logik: Tom Tykwers Eröffnungsfilm lief gestern außer Konkurrenz, da es gegenüber den anderen Wettbewerbsfilmen „unfair wäre, wenn sie gegen einen Film mit so großer Aufmerksamkeit antreten müssten“, so Tricia Tuttle. Really? Ist Konkurrenz nicht der Sinn eines Wettbewerbs? Dürfen folglich nur noch Independent-Movies ins Rennen gehen? Na gut, "Das Licht" ist kein herausragender Film, aber es wäre ja trotzdem eine willkommene Abwechslung, wenn in diesem Jahr mal kein Dokumentarfilm über behinderte Menschen oder anstrengendes Stück über Beutekunst den Goldenen Bären gewinnen würde. Aber so wird das nichts. Berlinale, gib dem Mainstreamkino eine Chance!

Wettbewerb

Hot Milk

HOT MILK

Rose und ihre Tochter Sofia reisen in die Küstenstadt Almería, um dort einen Arzt aufzusuchen, der Roses mysteriöse Lähmung heilen soll. Während die Mutter nur zwischen Klinik und Ferienhaus pendelt, macht sich ihre Tochter auf Erkundungstour. Am Strand trifft sie die deutsche Touristin Ingrid, die beiden verlieben sich.

Ein Frauenfilm: Vicky Krieps empfiehlt sich als Doppelgängerin der jungen Meryl Streep, Emma Mackey (bekannt aus „Sex Education“) ist unglaublich hübsch und schön dauerwütend. Das wahre Highlight aber ist Fiona Shaw, die der ein oder andere vielleicht aus „Killing Eve“ als gestrenge Geheimdienstchefin Carolyn kennt. Ihre dominante und traumatisierte Mutterfigur bleibt im Gedächtnis.

Bei HOT MILK weiß man bis zum Ende nicht, wohin die Reise gehen soll: lesbischer Liebesfilm? Mutter-Tochter-Drama? Dunkle Familiengeheimnisse? Von allem ein bisschen – und in Konsequenz doch nichts davon. Was uns Rebecca Lenkiewicz mit ihrem Wettbewerbsfilm genau sagen will, bleibt rätselhaft. Wenigstens gibt es zwischendurch ein paar Lacher. Dankbar für die kleinen Dinge.

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Vereinigtes Königreich 2025
92 min
Regie Rebecca Lenkiewicz
Bild © Nikos Nikolopoulos / MUBI

Wettbewerb

Sheng Xi zhi di

SHENG XI ZHI DI

Living the Land

Wer schon immer ganz genau wissen wollte, wie das Leben der chinesischen Landbevölkerung 1991 aussah: SHENG XI ZHI DI zeigt es in epischer Ausführlichkeit. Es wird gelebt, gearbeitet, gekocht, gestritten,  geerntet und getrauert. Und am Ende fällt Schnee. Also fast wie bei uns. Das Ganze ist so langsam erzählt – die Zeit scheint rückwärts zu laufen. Erkenntnis: Chinesen sind ein sehr lautes Volk – selbst bei einer Beerdigung veranstalten sie ohrenbetäubenden Lärm.

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Volksrepublik China 2025
132 min
Regie Huo Meng
Bild © Floating Light (Foshan) Film and Culture

Berlinale Special

Kein Tier. So Wild.

KEIN TIER. SO WILD.

Shakespears Klassiker „Richard III“ als  Clandrama im Heute. Ein theaterhaftes Berlin liefert die Kulisse für den brutalen Krieg zwischen den verfeindeten Großfamilien York und Lancaster. Rashida, eine Anwältin aus dem Haus York, greift zu drastischen Mitteln, um den Konflikt zu beenden – doch der ersehnte Frieden bringt ihr keine Freiheit.

Eins muss man Burhan Qurbani lassen: Der Regisseur der großartigen Neuverfilmung von „Berlin Alexanderplatz“ (2020 im Wettbewerb) hat Mut. Denn im Ansatz hätte KEIN TIER. SO WILD. aufregendes, großes Kino werden können. Doch die artifizielle Inszenierung und die in Düsternis getauchten Bilder drücken schwer aufs Gemüt. Nach einer Stunde fühlt man sich, als läge man unter einer Bleidecke begraben. Immerhin kein laues Lüftchen: Burhan Qurbani scheitert in Größe.

INFOS ZUM FILM

Deutschland / Polen / Frankreich 2025
142 min
Regie Burhan Qurbani
Bild © Lukasz Bak / Sommerhaus Filmproduktion – Port au Prince Pictures – Goodfellas

Panorama

SCHWESTERHERZ

Rose ist gerade bei ihrer Ex-Freundin ausgezogen, wohnt für ein paar Tage bei ihrem Bruder Sam. Eines Nachts bringt der eine Frau mit nach Hause, Rose wird unfreiwillige Zeugin von einvernehmlichem Sex  – oder doch etwas anderem? Als Sam der Vergewaltigung beschuldigt wird, soll Rose als Zeugin aussagen.

Es war vor über 30 Jahren, als Dustin Hoffman in einem Interview beklagte, dass Spielfilme für ihre TV-Ausstrahlung gekürzt würden. Nicht ganze Szenen fielen der Schere zum Opfer, sondern innerhalb der Dialoge würden Pausen herausgeschnitten. Aus „I love you“ Pause, schmachtender Blick, „I love you too“ würde so ein stakkatoartiges „I love you. I love you too“.

Dem deutschen Panoramabeitrag SCHWESTERHERZ wünscht man genau diese zweifelhafte Schnitttechnik. Sarah Miro Fischers  Film ist eine einzige Sprechpause. Man möchte zwischendurch auf die „fast forward“-Taste drücken und besonders Hauptdarstellerin Marie Bloching bitten, doch ein bisschen schneller zu machen. Wie lange muss man zwischen den einzelnen Wörtern nachdenken? Ansonsten: Ein ordentlich inszenierter Psychothriller. Mehr kleines Fernsehspiel als großes Kino.

INFOS ZUM FILM

Deutschland / Spanien 2025
96 min
Regie Sarah Miro Fischer
Bild © Selma von Polheim Gravesen / dffb

Panorama

ATO NOTURNO

ATO NOTURNO

Night Stage

Der aufstrebende Berufspolitiker Rafael und der junge Schauspieler Matias treffen sich immer wieder zu heimlichen Sexdates. Der besondere Thrill: sie wollen dabei erwischt werden. Das gefällt nicht jedem, schon gar nicht den mächtigen Geldgebern, die Rafael ins Bürgermeisteramt befördern wollen. Regisseur Marcio Reolon scheint ein großer Pedro Almodovar-Fan zu sein. Kamera, Licht, Musik – das versucht den Stil des spanischen Regiemeisters mehr schlecht als recht zu kopieren. Für ein echtes Melodrama ist ATO NOTURNO zu normal, für einen ernsten Film zu melodramatisch. Am Ende fragt man sich auch hier, was genau der Regisseur uns damit sagen will.

INFOS ZUM FILM

Brasilien 2025
119 min
Regie Marcio Reolon
Bild © Avante Films, Vulcana Cinema

Panorama

PETER HUJAR'S DAY

Peter Hujar – nie gehört? Doch, der Mann war ein berühmter Fotograf. Eines seiner Werke ziert das Cover von Hanya Yanagiharas Roman „Ein wenig Leben“ – sehr lesenswert übrigens. Der Film PETER HUJAR’S DAY basiert auf einem Interview, das die New Yorker Autorin Linda Rosenkrantz 1974 mit Peter Hujar führt. Im Gespräch bittet sie ihn, minutiös zu schildern, was er am 18. Dezember gemacht hat.

Die große Kunst von Ira Sachs‘ Film besteht darin, trotz seiner kurzen Laufzeit von nur 75 Minuten derart langweilig zu sein, dass man schon nach einer halben Stunde hofft, es möge bald vorbei sein. Die einzigen Gründe, sich diesen zähen Panorama-Beitrag anzusehen, sind der charmante 70er-Jahre-Filmlook und die Schauspieler Rebecca Hall und Ben Whishaw.

INFOS ZUM FILM

USA / Deutschland 2025
75 min
Regie Ira Sachs
Bild © One Two Films

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Berlinale 2025 Tag 1

BERLINALE 2025 – TAG 1

Berlinale 2025 Tag 1

BERLINALE 2025 – TAG 1

Willkommen zur 75. Berlinale! Und natürlich: Herzlich willkommen, Tricia Tuttle! Über die Zusammenarbeit mit der festivalerprobten neuen Chefin hört man nur Gutes. In der Außenwahrnehmung sieht das allerdings anders aus, denn Wunschdenken und Wirklichkeit gehen nicht immer Hand in Hand. Nach den quälenden Jahren der Lethargie unter Mariette und Carlos hätte man sich bei der Programmvorstellung Ende Januar etwas mehr positive Energie gewünscht. Das Verlesen der Filmtitel wirkte jedoch wie ein Schulreferat, auf das weder die Vortragenden – Tricia zusammen mit den Co-Directors of Film Programming, Jacqueline Lyanga und Michael Stütz – noch die Zuhörenden Lust hatten. Könnte man das nicht mit etwas mehr Elan und Freude präsentieren? Egal, am Ende zählt der Inhalt, nicht die Form. Los geht’s!

Berlinale Special Gala

Das Licht

DAS LICHT

Schon Kate Bush wusste: „Tiefer, tiefer, irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht.“ Tom schmeißt für den Eröffnungsfilm der Berlinale die große Tykwer-Maschine an: pseudotiefsinnige Gespräche, märchenhafte Berlin-Realität im Dauerregen und ein kryptischer roter Faden – irgendwas mit Gespenstern und Flüchtlingen – sind die Versatzstücke dieses zwischen Kitsch, Blödsinn und Genialität schwankenden Films.

DAS LICHT erzählt von einer Familie zwischen Zerfall und Neubeginn. Tim (Festival-Stammgast Lars Eidinger) und Milena (Nicolette Krebitz) leben entfremdet, ihre fast erwachsenen Zwillinge Frieda und Jon bewegen sich ebenfalls in eigenen Welten — Frieda mit politischen Aktionen, Jon in virtuellen Realitäten. Das Auftauchen der syrischen Haushälterin Farrah (Tala Al-Deen) verändert das Familiengefüge komplett.

Die Zutaten: viel – nein, sehr viel Dialog, eine Zeichentricksequenz, eine Musicaleinlage, die aussieht, als hätte ein Studentenfilm versucht, „La La Land“ zu kopieren, und eine schamlos von der genialen Burberry-Kampagne (hier der Link zum Original) geklaute „Menschen-fliegen-durch-die-Luft“-Szene. Tykwer nimmt, was ihm gefällt – dazwischen flackert eine geheimnisvolle Lampe. Hokus Pokus Fidibus. Nur Sinn ergibt das selten bis gar nicht. DAS LICHT ist das filmische Äquivalent zu einem bekifften WG-Diskussionsabend mit viel Alkohol und LSD-Trips, bei dem alle mal etwas sagen dürfen. Man kann sich darauf einlassen und Tykwers Mut bewundern – langweilig ist es jedenfalls nicht – oder sich einfach nur wundern. So oder so lässt es einen am Ende ratlos zurück.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2025
162 min
Regie Tom Tykwer
Bild © Frederic Batier / X Verleih AG

Panorama

Welcome Home Baby

WELCOME HOME BABY

Und gleich noch mal: Talent borrows, genius steals. Ob Roman Polanski Klage einreicht? Das ist schon mehr als „inspiriert von“, das ist schlicht geklaut. Dabei fängt es gar nicht so schlecht an: Die coole Berliner Notärztin Judith reist mit ihrem Mann in die österreichische Provinz. Ihr Vater, der sie als Kind zur Adoption weggegeben hat, hat ihr ein prächtiges Haus vererbt, inklusive voll ausgestatteter Arztpraxis. Die überwiegend weibliche Ü70-Dorfgemeinschaft erwartet die neue Frau Doktor schon sehnlichst. Doch irgendetwas stimmt nicht, Judith wird bald von blutigen Visionen heimgesucht, kurze Momente werden zu Tagen, Tage plötzlich zu Monaten und nicht nur die Dorfbewohnerinnen verhalten sich immer seltsamer. Dann ist Judith trotz sterilisiertem Ehemann plötzlich schwanger. „Rosemaries Baby“ lässt grüßen.

Hm, naja, also, positiv zu vermerken sind die stark von der Serie „Dark“ inspirierte Stimmung, die Schauspieler und das Sounddesign. Leider wird die Geschichte vom teuflischen Dorf immer alberner und wirrer. Deutsche und Horror-Thriller geht halt nicht zusammen.

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Österreich, Deutschland 2025
115 min
Regie Andreas Prochaska
Bild © Lotus Filmproduktion, Senator Film Produktion

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Wunderschöner

WUNDERSCHÖNER

Wunderschöner

WUNDERSCHÖNER

Ein Film über toxische Männlichkeit und weibliche Selbstbestimmung? Klingt trocken, ist aber WUNDERSCHÖNER – die gelungene Fortsetzung von Karoline Herfurths Erfolgsfilm „Wunderschön“.

Ab 13. Februar 2025 im Kino

Finanzsenator Philipp betrügt seine Frau Nadine mit einer Prostituierten, Tochter Lilly verwechselt „bauchfrei“ mit „emanzipiert“, und Julie wird von ihrem neuen Chef bedrängt. Männer sind Schweine, Frauen müssen zusammenhalten – und Reden hilft! Das wissen auch Sonja und Milan, die versuchen, ihre Beziehung durch eine Paartherapie zu retten.

Wunderschöner

WUNDERSCHÖNER verpackt seine Botschaften in einer süßen Komödie. Zwischen pointierten Dialogen und berührenden Momenten gelingt Herfurth die Gratwanderung zwischen Unterhaltung und gesellschaftlicher Relevanz. Der Kampf der Geschlechter um „Safe Spaces“ und persönliche Grenzen kommt natürlich nicht ohne Klischees aus, klar – schließlich soll der Film auch dem Mainstream gefallen.

Wunderschöner

Dass WUNDERSCHÖNER so gut funktioniert, ist der souveränen Regie Herfurths und ihrem spielfreudigen Cast zu verdanken. Anneke Kim Sarnau, Emilia Schüle, Friedrich Mücke und natürlich Herfurth selbst – allesamt Profis, die wissen, wie man den Ball in der Luft hält. Besonders herausragend: Nora Tschirner sorgt schön sarkastisch für einige der besten Szenen.

Wunderschöner

Ob das Ganze allerdings 132 Minuten lang sein muss? Geschmackssache. Eine halbe Stunde weniger hätte dem Film sicher nicht geschadet und ihn noch knackiger gemacht.

Hat das Herz am rechten Fleck: WUNDERSCHÖNER – eine Komödie mit Tiefgang.

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Deutschland 2024
132 min
Regie Karoline Hergurth

Wunderschöner

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

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Maria

MARIA

Maria

MARIA

Es ist die Rolle ihres Lebens: Angelina Jolie spielt die berühmteste Opernsängerin des 20. Jahrhunderts, Maria Callas.

Ab 06. Februar 2025 im Kino

MARIA beginnt und endet mit einer Montage ikonischer Callas-Bilder: Anfangs perfekt nachgespielt von Angelina Jolie, zum Schluss die Originalaufnahmen der echten Diva. Dazwischen folgt die Kamera einer einsamen, unglücklichen Frau, die keine Nähe zulässt und ihrer verlorenen Schönheit und Jahrhundertstimme nachtrauert. Ihr unkontrollierter Pillenkonsum führt zu Wahnvorstellungen: So halluziniert sie ein Interview mit dem jungen Reporter Mandrax – passenderweise benannt nach ihrer Lieblingsdroge –, in dem sie von ihrer rauschhaften Vergangenheit und ihrer großen Liebe Aristoteles Onassis erzählt.

Maria

Seit Maria Anna Cecilia Sofia Kalogeropoulou am 16. September 1977 offiziell an einem Herzinfarkt starb, halten sich die Gerüchte, sie habe Selbstmord begangen oder sei an einer Tablettenüberdosis gestorben.

MARIA ist ein distanzierter Film — wenig überraschend, denn Pablo Larraíns Filme über bekannte Frauenfiguren des 20. Jahrhunderts, „Spencer“ und „Jackie“, waren ähnlich unterkühlt. Warum sich der Regisseur in seinem Biopic ausschließlich auf den Niedergang und nicht auf die erfolgreichen Jahre der Künstlerin konzentriert, bleibt sein Geheimnis.

Maria

Schauspielerisch gibt es nichts zu meckern: Angelina Jolie wurde zwischenzeitlich sogar als Oscarkandidatin gehandelt. Doch es bleibt ein Manko: Keine Sekunde glaubt man, dass Callas’ Gesangstimme wirklich aus ihrem Mund kommt. Angelina Jolie in einer großen Playbackshow — sie ist schlicht zu berühmt für diese Rolle.

Maria

Extra-Punkte gibt’s für Ausstattung, Kostüme und Kamera: Nie sahen die Jolie und das Paris der 70er-Jahre besser aus. MARIA – ein Film wie ein Coffeetablebook – hübsch anzuschauen und ein bisschen langweilig.

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Originaltitel „Maria“
Deutschland / Italien / USA 2024
124 min
Regie Pablo Larraín

Maria

alle Bilder © STUDIOCANAL

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Poison - Eine Liebesgeschichte

POISON – EINE LIEBESGESCHICHTE

Poison - Eine Liebesgeschichte

POISON – EINE LIEBESGESCHICHTE

POISON - EINE LIEBESGESCHICHTE – Moderatorin und Schauspielerin Désirée Nosbusch gibt ihr Regiedebüt. Dafür hat sie einen dialogstarken Film ohne visuellen Schnickschnack gewählt.

Ab 30. Januar 2025 im Kino

Zehn Jahre sind vergangen, seit Lucas (Tim Roth) und Edith (Trine Dyrholm) ihren Sohn bei einem Autounfall verloren haben. Nun begegnen sie sich zum ersten Mal wieder – auf dem Friedhof. Der Anlass ist ein Brief, in dem die Umbettung des Kindes angekündigt wird, nachdem man Gift im Boden gefunden hat.

Poison - Eine Liebesgeschichte

Berliner Theaterfreunden dürfte die Geschichte bekannt vorkommen: Dagmar Manzel und Ulrich Matthes spielen die deutsche Adaption „Gift“ seit Jahren erfolgreich am DT. In Nosbuschs Verfilmung übernehmen Tim Roth und Trine Dyrholm die Rollen. Vorwürfe, Geständnisse, Versöhnung, Streit – die intensive Interaktion der beiden Hauptfiguren funktioniert auf der Leinwand ebenso gut wie auf der Bühne. Auch wenn nicht viel passiert, denn Lucas und Edith reden nur miteinander. Warum ist ihre Beziehung gescheitert? Was hat die Trauer mit ihnen gemacht? Das Analysieren alter Verletzungen ist dank der beiden Schauspieler spannend – auch ohne Action.

Poison - Eine Liebesgeschichte

Man könnte den Look als etwas „fernsehhaft“ kritisieren. Aber es passt, denn Kamerafrau Judith Kaufmann fängt die realistisch trostlose Atmosphäre des Friedhofs in entsprechend bedrückenden Bildern ein. Trauriges Thema, traurige Bilder.

Poison - Eine Liebesgeschichte

Die Vorlage stammt von der niederländischen Autorin Lot Vekemans. Es ist ein kluges Stück über ganz normale Menschen, die ein bewegendes Schicksal teilen. Roth und Dyrholm spielen das nüchtern, unpathetisch und zugleich nahbar. Sehenswert.

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Originaltitel „Poison“
Deutschland / Luxemburg / Niederlande / Vereinigtes Königreich 2024
90 min
Regie Désirée Nosbusch

Poison - Eine Liebesgeschichte

alle Bilder © Filmwelt Verleihagentur

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Gotteskinder

GOTTESKINDER

Gotteskinder

GOTTESKINDER

Ein Film für Atheisten und alle, die es werden wollen.

Ab 30. Januar 2025 im Kino

Gotteskinder in Versuchung: Hannah und Timo wachsen in einer streng evangelikalen Familie auf. Die Eltern haben keinerlei Verständnis für Fehltritte. Doch die Kinder geraten in Versuchung: Der neue Schüler Max verdreht Vorzeigechristin Hannah gehörig den Kopf und Timo ist unglücklich in seinen Kumpel Jonas verliebt. Sünde!

Gotteskinder

„Jesus, ich liebe dich!“ Zwischen kitschigen Kirchenliedern und brüllenden Predigern ist das Leben der jugendlichen Christen streng durchgetaktet. Wer zurecht die Nase über Scientology rümpft, wird erkennen müssen: Der Unterschied zwischen evangelikalen Christen und Sektenleben ist nicht allzu groß.

Ob das überspitzt ist? Man weiß es zum Glück nicht so genau. Gehirnwäsche, erzwungenen Geständnissen und Entführung – es erinnert schon fast an Gilead aus Handmaid’s Tale. Religiöser Fundamentalismus ist halt in jeder Form abstoßend.

Gotteskinder

Inhaltlich wäre weniger mehr gewesen: Der Kampf der hormongesteuerten Tochter, ihre Jungfräulichkeit zu bewahren, hätte als Handlung gereicht. Da wirkt der schon oft gesehene Exorzismus am schwulen Bruder und dessen tragische Konsequenzen fast wie ein dramaturgischer Kollateralschaden.

Gotteskinder

Schauspielerisch überzeugen neben Mark Waschke als dominanter Vater vor allem die jugendlichen Darsteller Flora Li Thiemann, Serafin Mishiev und Michelangelo Fortuzzi, die die innere Zerrissenheit überzeugend und erfrischend unpeinlich spielen.

Interessante Story, gut gespielt, solide inszeniert – kein großes Kino, eher etwas fürs TV. Trotzdem sehenswert.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2024
117 min
Regie Frauke Lodders

Gotteskinder

alle Bilder © W-FILM

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Feste und Freunde

FESTE & FREUNDE

Feste und Freunde

FESTE & FREUNDE

Machen wir uns nichts vor: Die erfolgreichsten deutschen Filme der letzten Jahre stammen aus dem Ausland. Wie schon „Das perfekte Geheimnis“, „Ein Fest fürs Leben“ oder zuletzt „Der Vierer“ ist auch FESTE & FREUNDE das Remake eines bereits anderswo gelaufenen Films; diesmal stammt die Vorlage aus Dänemark.

Ab 02. Januar 2025 im Kino

Geburtstage, Hochzeiten, Silvesterpartys – einen Anlass zum Feiern gibt es immer. Der Ensemblefilm FESTE & FREUNDE folgt einer Gruppe von Freundinnen und Freunden, die sich in den Jahren 2019 bis 2023 (inklusive Pandemie) lieben, streiten und versöhnen.

Im Zentrum der Geschichte steht Ellen (immer gerne gesehen: Laura Tonke), eine sympathische Mittdreißigerin, die in ihrer leichten Verstrahltheit an eine deutsche Bridget Jones erinnert. Mit den Männern hat sie Pech, aktuell steckt sie in einer verkorksten Affäre mit ihrem verheirateten Freund Sebastian (Ronald Zehrfeld). Um sie herum lauter vermeintlich glückliche Paare: Ihr Liebhaber und seine Frau Eva , dann Rolf, frisch verliebt in die charismatische Dina, oder das lesbische Paar Maya und Natalie (hervorragend: Jasmin Shakeri), und natürlich Mareike (Annette Frier) und Adam, die eine völlig lieblose Ehe führen.

Feste und Freunde

Das Original kam 2015 unter dem putzigen Titel „Lang historie kort“ in die dänischen Kinos. David Dietl (Sohn von Helmut) gelingt es mit seiner Neuinterpretation, der romantischen Komödie einen ganz eigenen, frischen Charme zu verleihen. FESTE & FREUNDE findet die richtige Balance zwischen Leichtigkeit und Tiefe, ohne zu albern oder zu schwer zu wirken. Der in Episoden erzählte Film vertraut dabei auf die Intelligenz der Zuschauer. Nicht alles wird ausgewalzt – was zwischen den Festen geschieht, reimt man sich einfach selbst zusammen.

Feste und Freunde

Das Grundrezept funktioniert seit „Four Weddings and a Funeral“: Einblicke in das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen – inklusive Hochzeit und Todesfall. FESTE & FREUNDE hat eine Leichtigkeit, die man selten in deutschen Filmen findet. David Dietl ist eine moderne Komödie über und für Erwachsene gelungen. Gut.

Deutschland 2024
107 min
Regie David Dietl

Feste und Freunde

alle Bilder © LEONINE Studios

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Die Saat des heiligen Feigenbaums

DIE SAAT DES HEILIGEN FEIGENBAUMS

Die Saat des heiligen Feigenbaums

DIE SAAT DES HEILIGEN FEIGENBAUMS

Fahr zur Hölle, Patriarchat! Pünktlich zum Weihnachtsfest kommt diese wütende Abrechnung mit dem Unrechtsregime im Iran in unsere Kinos.

Ab 26. Dezember 2024 im Kino

Der Protest dringt ins Innere – zumindest im Iran. Erst begehren die Töchter auf, irgendwann auch ihre Mütter. Gegen den Staat, gegen die Unterdrücker, gegen die Ehemänner und Väter. Was ständige Kontrolle und Misstrauen auch im kleinen Familienkreis anrichten, erzählt Regisseur Mohammad Rasoulof anhand einer ganz normalen Familie in Teheran.

Die Saat des heiligen Feigenbaums

Vater Iman (Misagh Zareh) wird endlich befördert. Als Untersuchungsrichter am Revolutionsgericht darf er bald auf eine größere Wohnung hoffen; seine Frau Najmeh (Soheila Golestani) ist begeistert. Während das Land nach dem gewaltsamen Tod einer jungen Frau von einer Welle des Protests ergriffen wird, fordern die Eltern von den beiden Töchter Rezvan (Mahsa Rostami) und Sana (Setareh Maleki) Schweigen und Unauffälligkeit. Sie sollen schön den Mund halten und sich von „falschen Freunden“ fernhalten. Doch es ist zu spät. Dank Social Media wissen die beiden Teenager sehr wohl, was auf der Straße vor sich geht. Als auch noch eine ihrer Freundinnen im Wohnheim verhaftet wird, eskaliert die Situation.

Die Saat des heiligen Feigenbaums

Der linientreue Vater als Symbol für den paranoiden, gottgläubigen Staat; die Töchter als junge Revolutionärinnen. Wie das gesamte Land, driftet auch die Familie zunehmend auseinander. Man könnte höchstens bemängeln, dass die Botschaft relativ schnell klar wird und DIE SAAT DES HEILIGEN FEIGENBAUMS zwischendurch ein paar Längen hat. Eine Stunde kürzer hätte es auch getan.

Filme wie DIE SAAT DES HEILIGEN FEIGENBAUMS vermitteln dem westlichen Zuschauer ein realistisches Bild vom Alltag im heutigen Iran – und sind deshalb enorm wichtig. Verrückt geradezu, dass Rasoulof seinen Politthriller heimlich im Iran gedreht hat – ein enormes Risiko. Dass die zornige Abrechnung mit dem Unrechtsregime auch noch spannend ist, schadet sicher nicht. In Cannes gab es dafür den Sonderpreis der Jury.

Originaltitel „معابد انج یدانه“
Deutschland / Frankreich / Iran 2024
167 min
Regie Mohammad Rasoulof

Die Saat des heiligen Feigenbaums

alle Bilder © Alamode Film

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Der Spitzname

DER SPITZNAME

Der Spitzname

DER SPITZNAME

Ob es „Der Vorname“, „Der Nachname“ oder nun im dritten Teil DER SPITZNAME heißt, Komödien wie diese dienen ausschließlich der anspruchslosen Unterhaltung.

Ab 19. Dezember 2024 im Kino

Diesmal bilden die Tiroler Alpen die Traumkulisse für eine Hochzeit mit Hindernissen. Die Handlung ist im Grunde egal, Hauptsache es gibt genügend Missverständnisse und Streitereien in der dysfunktionalen Großfamilie Böttcher-Wittmann-Berger-König. Neueinsteiger werden intellektuell nicht gefordert – gleich zu Beginn fasst Christoph Maria Herbst die ersten beiden Teile ausführlich zusammen.

Der Spitzname

Im dritten – und wahrscheinlich nicht letzten – Teil der NAMEN-Serie kommt jede Wendung und jeder Gag mit reichlich Anlauf um die Ecke. Zwischendurch ermüden unlustige Diskussionen über Political Correctness und Gleichberechtigung. Binär war gestern. Ein kleiner Hinweis an die Drehbuchautoren: Es wäre wirklich originell, wenn mal ein Mensch Ü 40 aufs Gendern und den Umweltschutz besteht und nicht immer nur 17-jährige Wohlstandsgören.

Der Spitzname

Schenkelklopfer wie Christoph Maria Herbst, der aus dem Skilift fällt – haha – und eine Kettenreaktion an Stürzen auslöst, sorgen für Freude bei Jung und Alt. Über so was haben sich schon unsere Großeltern scheckig gelacht. Aber nicht nur der Humor ist altbacken, sondern auch der Look. DER SPITZNAME sieht aus, als wäre er – wie die Edgar-Wallace-Filme der 1960er-Jahre – komplett im Studio entstanden. Laut Presseinfo wurde zwar in Tirol gedreht, das kann sich aber nur auf ein paar Establishing Shots beziehen, denn die meisten Szenen sehen mehr nach Greenscreen oder der überschätzten Hyperbowl aus.

Der Spitzname

Regieroutinier Sönke Wortmann kann sich auf seine professionelle Besetzung verlassen: Iris Berben, Florian David Fitz, Caroline Peters, Justus von Dohnányi, Janina Uhse und vor allem Christoph Maria Herbst können sogar schwaches Material aufwerten, doch hier stoßen sie immer wieder an ihre Grenzen. Was sich auf dem Papier gut liest, funktioniert nicht zwingend als gesprochener Dialog. Bei einigen der verbalen Duelle hatte der Drehbuchautor wahrscheinlich mehr Spaß beim Schreiben als die Zuschauer im Kino.

DER SPITZNAME ist eine überwiegend witzlose Komödie von der Stange. Kategorie: harmlos nett.

Deutschland / Österreich 2024
90 min
Regie Sönke Wortmann

Der Spitzname

alle Bilder © Constantin Film

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Der Vierer

DER VIERER

Der Vierer

DER VIERER

copy/paste: Der VIERER ist die deutsche Version der spanischen Komödie "Amor En Polvo".

Ab 28. November 2024 im Kino

Endlich mal wieder eine Beziehungskomödie. Selbst bei Adaptionen bleiben wir Deutschen unserem liebsten Genre treu. Es hat wohl vor allem finanzielle Gründe, weshalb 99 von 100 der bei uns produzieren Filme Komödien sind, die meist von heterosexuellen Paarbeziehungen handeln.

Bei Sophie und Paul, gespielt von Julia Koschitz und Florian David Fitz, ist die Luft raus. Ein Vierer soll neuen Schwung ins eingeschlafene Liebesleben bringen. Theoretisch. Während sich der andere Teil des doppelten Doppels, die Spanierin Mia (Lucía Barrado) und der zurückhaltende Lukas (Friedrich Mücke) in einer Bar Mut antrinkt, fliegen bei Sophie und Paul die Fetzen. Bevor es mit dem Mini-Swingerclub überhaupt losgeht, stellen die beiden ihr komplettes Leben infrage.

Der Vierer

Er der Helikoptervater, sie die Karrierefrau. Vertauschte Rollenklischees – wir leben schließlich nicht mehr in den 50ern. Deshalb dürfen sich bei der jugendfreien Bettszene auch mal die Kerle kurz küssen. Uuuuh! So gesehen versucht Iván Sáinz-Pardo in seinem Film (das Drehbuch hat er zusammen mit Florian David Fitz und Torben Struck geschrieben) wenigstens ein bisschen von der Norm abzuweichen.

Der Vierer

Ansonsten sind das ziemlich viele Klischees (die Spanierin ist FEURIG) in einer Story, der öfters die Puste ausgeht. Denkt man während eines 90-Minuten-Films mehrfach, jetzt ist es bestimmt gleich zu Ende, aber dann geht’s doch noch dreimal weiter, dann spricht das nicht allzu sehr für das Spannungslevel der Geschichte. Schöne und Reiche haben auch Probleme – Na ja. Wer nur alle paar Monate ins Kino geht und Lust auf eine harmlose Beziehungskomödie hat – bitte, warum nicht? Es kann schlimmer kommen. Zum Beispiel in drei Wochen: Da startet DER SPITZNAME. Noch eine deutsche Beziehungskomödie, wieder mit Florian David Fitz.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2024
90 min
Regie Iván Sáinz-Pardo

Der Vierer

alle Bilder © LEONINE Studios

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Alter weisser Mann

ALTER WEISSER MANN

Alter weisser Mann

ALTER WEISSER MANN

Das Thema liegt seit Jahren auf der Straße: alte, weiße CIS-Männer, die voll cringe rumboomern. Höchste Zeit, darüber einen Film zu machen.

Ab 31. Oktober 2024 im Kino

Familienvater Heinz Hellmich droht nach einigen ungeschickten Fehltritten in der Firma der Jobverlust. Damit keiner denkt, er sei ein „alter weißer Mann“, lädt er seinen Chef und weitere Gäste (oder heißt es Gäst*innen?!) zu einem Dinner zu sich nach Hause ein. Mitsamt seiner Familie will er sich von seiner besten und politisch korrektesten Seite präsentieren. Doch kaum sitzen alle an einem Tisch, beginnt die mühsam errichtete Fassade der Political Correctness zu bröckeln.

Alter weisser Mann

Wenn man Kunstwerk und Künstler voneinander trennen soll, dann fällt das bei Jan Josef Liefers besonders schwer. Menschlich, als Sänger und in seiner Rolle als Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne scheint er gleichermaßen unsympathisch. Obwohl das über 10 Millionen Tatort-Zuschauer bestimmt anders sehen. Nun also ein Spielfilm mit Liefers – und der ist überraschend gut. Er überzeugt hier mit einer Mischung aus Charme und Unbeholfenheit. Amüsant dabei zuzuschauen, wie er in immer absurdere Situationen gerät, während sein Versuch, sich als moderner Mann zu präsentieren, ins Chaos führt. Die Interaktionen zwischen ihm und seiner Familie, darunter Nadja Uhl als seine Ehefrau, führen zu einer dynamischen, oft slapstickartigen Komik.

Alter weisser Mann

Regisseur Simon Verhoeven kann was – das hat er zuletzt mit dem sehr gelungenen Milli-Vanilli-Biopic „Girl You Know It’s True“ bewiesen. ALTER WEISSER MANN hat reichlich Herz, gutes Timing und ist auf niedliche Art unterhaltsam. Dazu prominent besetzt: Neben Liefers und Uhl spielen Michael Maertens, Meltem Kaptan und Elyas M’Barek. Ein Highlight ist Friedrich von Thun als Großvater, der mit greiser Sturheit die moderne Wokeness untergräbt.

Alter weisser Mann

Der Film bleibt zugänglich, ohne sich in moralischen Predigten zu verlieren. Verhoeven hat es verstanden, eine Balance zwischen Witz und Ernsthaftigkeit zu finden. In einer Zeit, in der der gesellschaftliche Diskurs um Identität, Diversität und politische Korrektheit nur noch mit Schaum vor dem Mund geführt wird, kommt ALTER WEISSER MANN als versöhnliche, locker-leichte Komödie ins Kino.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2024
114 min
Regie Simon Verhoeven

Alter weisser Mann

alle Bilder © LEONINE STUDIOS

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Haltlos

HALTLOS

Haltlos

HALTLOS

HALTLOS ist die zweite Regiearbeit des Schauspielers Kida Khodr Ramadan. Überraschend ist vor allem das Thema, das sich der bekennende Führerscheingegner dafür ausgesucht hat: Die Psychostudie einer werdenden Mutter mit Lebenskrise.

Ab 24. Oktober 2024 im Kino

Wer das zweifelhafte Vergnügen hatte, Kida Khodr Ramadan als Gettoslang nuschelnden Mönch im filmischen Fehltritt Narziss und Goldmund zu erleben, der weiß: Ein guter Schauspieler? Naja, das ist er eher nicht. Nun wechselt er hinter die Kamera und führt bei HALTLOS Regie.

Es ist die Geschichte von Martha (gespielt von Lilith Stangenberg), einer psychisch instabilen, schwangeren Frau, die ihr Kind nach der Geburt zur Adoption freigeben möchte. Der Vater des Kindes ist ihr verheirateter Liebhaber, der seine Frau unter keinen Umständen verlassen will.

Haltlos

Was folgt, ist ein intensives und doch ermüdendes Wechselspiel aus Geschrei, Sex und Krämpfen auf der Toilette. Während des Films fragt man sich, wie lange 93 Minuten tatsächlich dauern können. Das Ganze wird dazu sehr (sehr) fragmentarisch erzählt. Weniger euphemistisch könnte man es auch als zusammenhangslos bezeichnen. Wer hofft, am Ende Erleuchtung zu finden, wird enttäuscht.

Haltlos

In der Hauptrolle agiert Lilith Stangenberg, deren anämische Spielweise man mögen muss. Sicher, HALTLOS hat ein paar gelungene Szenen, und hin und wieder blitzt Ramadans Sinn für trockenen Humor auf – doch insgesamt landet der Film eher in der Kategorie „überambitioniert und anstrengend“.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2024
93 min
Regie Kida Khodr Ramadan

Haltlos

alle Bilder © Rapid Eye Movies

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In Liebe eure Hilde

IN LIEBE, EURE HILDE

In Liebe eure Hilde

IN LIEBE, EURE HILDE

Liv Lisa Fries wiedermal in ihrer Paraderolle als starke junge Frau im Kampf gegen Hitlers Regime.

Ab 17. Oktober 2024 im Kino

Andreas Dresens Film IN LIEBE, EURE HILDE, der dieses Jahr im Wettbewerb der oft kritisierten Berlinale lief, markiert bereits die achte Zusammenarbeit des Regisseurs mit der Drehbuchautorin Laila Stieler. Die beiden erzählen darin eine Liebesgeschichte, die sich mitten im Kriegsjahr 1942 entfaltet.

In Liebe, eure Hilde

Hilde (gespielt von Liv Lisa Fries) und Hans (Johannes Hegemann) sind ein Paar, das sich den zunächst noch eher harmlosen Aktionen einer Gruppe anschließt, die später als „Rote Kapelle“ bekannt wurde. Doch als Hilde im achten Monat schwanger ist, werden beide verhaftet und zum Tode verurteilt.

In Liebe, eure Hilde

IN LIEBE, EURE HILDE erzählt die wahre Geschichte dieser zwei jungen Kommunisten im Widerstand fast schon nüchtern und ohne Kitsch. Später sollten die beiden in der DDR zu Volkshelden stilisiert werden. Dresen erfindet das Rad mit seinem konventionell gemachten Biopic nicht neu, jedoch gelingt ihm eine interessante Struktur: Er verknüpft die Zeit im Gefängnis mit der rückwärts erzählten Liebesgeschichte zwischen Hans und Hilde. Der Film beginnt mit ihrer Verhaftung und endet mit ihrer ersten Begegnung auf einem Sommerfest. Sehenswert vor allem wegen der beiden Hauptdarsteller und einer todtraurigen Hinrichtungsszene.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2024
124 min
Regie Andreas Dresen

In Liebe, eure Hilde

alle Bilder © Pandora Film

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Hagen - Im Tal der Nibelungen

HAGEN – IM TAL DER NIBELUNGEN

Hagen - Im Tal der Nibelungen

HAGEN – IM TAL DER NIBELUNGEN

Sie waren im Mittelalter DAS Powercouple auf dem Schlachtfeld: Siegried und Brunhilde. Doch nicht der blutgebadete Drachenkiller steht im Mittelpunkt des RTL-Eventmovies, sondern Hagen von Tronje, der Waffenmeister des Königs.

Ab 17. Oktober 2024 im Kino

Drachen, Mittelalter und Schwertkämpfe – Logisch, der Vergleich mit „Game of Thrones“ drängt sich auf. In dieser Liga spielt HAGEN – IM TAL DER NIBELUNGEN allerdings nicht, RTL+ sitzt ja auch in Köln-Deutz und nicht in Hollywood. Es folgt ein schlimmer Satz: Trotzdem sieht das Ganze für einen deutschen Film erstaunlich gut aus. 

Hagen - Im Tal der Nibelungen

Die Regisseure Cyrill Boss und Philipp Stennert beweisen ein Händchen für gute Bilder, doch flüssige Inszenierung und Schauspielführung gehören nicht zu ihren Kernkompetenzen. Besonders Jannis Niewöhner, der mit seinen blondierten Strähnen und Boygroupfrisur aussieht, als hätte er sich ins falsche Jahrhundert verirrt, ist krass fehlbesetzt.

Hagen - Im Tal der Nibelungen

Zudem irritiert der Film immer wieder mit Sequenzen, die zusammenhangslos und wie aus einem Trailer zusammengeschnitten wirken. Da fragt man sich: Fehlt da etwas? Die einfache Antwort: Ja, und zwar jede Menge. Denn RTL+ hat das Ganze als sechsteilige TV-Serie konzipiert. Der Kinofilm ist nur eine Art Zweitauswertung, die lange Version gibt’s nächstes Jahr auf dem Bildschirm. Vielleicht bekommt Jörg Hartmann dann auch mehr als zwei Minuten Screentime.

Hagen - Im Tal der Nibelungen

Technisch und visuell ist HAGEN – IM TAL DER NIBELUNGEN durchaus ok und manchmal – wie beispielsweise in der Schlacht, in der Hagen sein Auge verliert – erreichen die Bilder sogar echte Größe. Was man von den Dialogen nie behaupten kann – die sind derart hölzern geschrieben und vorgetragen – es ist ein einziger Laientheatergraus. Bitte, bitte hdm. Wo ist die Mute-Taste im Kino, wenn man sie wirklich braucht?

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2024
133 min
Regie Cyrill Boss und Philipp Stennert

Hagen - Im Tal der Nibelungen

alle Bilder © Constantin Film

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Power of Love

POWER OF LOVE

Power of Love

POWER OF LOVE

In POWER OF LOVE beleuchtet Regisseur Jonas Rothlaender das fragile Gleichgewicht einer (fast) ganz normalen Liebesbeziehung.

Ab 03. Oktober 2024 im Kino

Männer haben es nicht leicht, das wissen wir spätestens seit Jonas Rothlaenders Dokumentation Das starke Geschlecht“. Doch keine Sorge, den Frauen geht es auch nicht besser. In seinem neuen Film POWER OF LOVE wirft der Regisseur einen interessanten Blick auf die Dynamiken einer modernen Paarbeziehung. 

Power of Love

Saara (Saara Kotkaniemi), eine erfolgreiche Forscherin, und ihr deutscher Freund Robert (Nicola Perot) leben in Finnland. Während er den Haushalt schmeißt, bringt sie das Geld nach Hause – eine ganz normale, moderne Rollenverteilung. Doch im Schlafzimmer brodelt es unter der heilen Oberfläche: Immer wieder testen die beiden in Sadomasospielen ihre Grenzen aus. Während einer Urlaubsreise spitzt sich dann die Lage zu: Saara überkommen Zweifel an der ungesunden Balance zwischen Abhängigkeit und Unabhängigkeit.

Power of Love

Man kann sich POWER OF LOVE irgendwo zwischen einem psychologischen Erotikthriller a la Fifty Shades of Grey und einer wissenschaftlichen Versuchsanordnung vorstellen. Allerdings rascheln zwischendurch immer wieder die Drehbuchseiten. Die Figuren sind weniger individuelle Charaktere als Stellvertreter moderner Geschlechterrollen, was dem Film bisweilen etwas Künstliches verleiht. Nach der x-ten „fessel mich, schlag mich, lieb mich“-Szene hat man es dann auch verstanden. Ob das über 105 Minuten trägt und dabei fasziniert oder befremdet, kann jeder für sich selbst entscheiden.

INFOS ZUM FILM

Deutschland / Finnland 2023
105 min
Regie Jonas Rothlaender

Power of Love

alle Bilder © missingFILMs

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