TEL AVIV ON FIRE

Salam arbeitet als Praktikant bei der Fernsehproduktion seines Onkels. Seine Hauptaufgaben sind Kaffee kochen und die hebräische Aussprache der französischen Hauptdarstellerin einer Soap-Opera korrigieren. Der leicht verträumt daher kommende Mittdreißiger muss für seinen Job täglich die Grenze zwischen Israel und dem Westjordanland passieren. Bei einer Kontrolle erzählt er dem gefrusteten Kommandeur Assi aus Angeberei, dass er der Drehbuchautor der Sechstagekrieg-Soap „Tel Aviv on Fire“ sei. Assi kennt die Show – seine Frau ist schließlich großer Fan – und hat jede Menge Ideen, wie man die Serie seiner Ansicht nach „realistischer“ machen könnte. Für die kleine Nachhilfe verlangt er lediglich eine tägliche Hummus-Lieferung – und zwar „den guten, arabischen“. Kein hoher Preis, findet Salam. Zu seiner eigenen Überraschung feiert er tatsächlich bald Erfolg als neuer Drehbuchautor der Serie. Sogar die kapriziöse Hauptdarstellerin ist begeistert, die eigentlich antizionistische Seifenoper wird immer populärer.

Regisseur Sameh Zoabi gewinnt dem seit Jahrzehnten unentwirrbar verknoteten Verhältnis Israels und Palästinas eine neue, komische Seite ab. „Palästina ist wie eine US-Serie, die immer weiter und weiter geht.“ So tiefsinnig und wahr beschreibt das ein Kollege von Salam. Auch wenn die Geschichte vom verschusselten „Drehbuchautoren über Nacht“ ein wenig zu märchenhaft ist – die sympathischen Figuren und der federleichte Ton machen die Komödie sehenswert.

FAZIT

Hummus zur Völkerverständigung:
250 g Kichererbsen in einen Mixer geben und langsam 150 ml kaltes Wasser dazu gießen. 2 Knoblauchzehen, den Saft einer Zitrone, 1/2 TL Salz und 1/2 TL Kreuzkümmel hinzugeben und so lange mixen, bis eine homogene Soße entstanden ist. 200 g Sesampaste (Tahina) dazu geben und mindestens 1 Minute auf hoher Stufe verrühren, bis der Hummus cremig ist. Mit Olivenöl, Kräutern, Fladenbrot und Zwiebeln servieren. 

Originaltitel „Tel Aviv On Fire“
Luxemburg, Frankreich, Israel, Belgien 2018
97 min
Regie Sameh Zoabi
Kinostart 04. Juli 2019

Sweethearts

Franny stolpert verpeilt durchs Leben und leidet außerdem unter heftigen Panikattacken. Mel – wie Gibson – ist das komplette Gegenteil: eine toughe, alleinerziehende Mutter, die weiß, wo’s lang geht. Mit dem Raub einer Diamantenkette will sie sich und ihrer Tochter endlich ein besseres Leben ermöglichen. Doch der Überfall geht schief: Aus einer Notsituation heraus nimmt Mel ausgerechnet die durchgeknallte Franny als Geisel. Anfangs noch schwer genervt, gewöhnen sich die Frauen bald aneinander und werden sogar Freundinnen. Stockholmsyndrom heißt das wohl. Doch zum Girlbonding bleibt nicht viel Zeit: Von der Polizei und einer Horde Gangster gejagt, wird die Situation für die beiden immer brenzliger.

Regisseurin Karoline Herfurths zweiter Langfilm. Steht sie dann noch unter Welpenschutz? Am sehr, sehr, sehr konstruierten Drehbuch trägt sie jedenfalls Mitschuld. Das unausgegorene Werk hat sie zusammen mit Monika Fäßler verfasst.

Sweethearts will/soll wohl eine Hommage an Thelma und Louise sein. Geglückt ist das nicht, denn der Film wirkt wie eine harmlose, etwas unbeholfen inszenierte Folge einer ZDF-Vorabendserie. Dazu passt der uninspirierte TV-Look. Im Jahr 2019 darf man sich wundern: Haben Babylon Berlin, Bad Banks, Dark und andere visuell aufregende deutsche Produktionen denn gar keine Spuren hinterlassen?

FAZIT

Bei allem Gemeckere: Karoline Herfurth kann richtig gut Schauspieler inszenieren, jedenfalls andere. Sie selbst nervt mit ihrer schnappatmenden Überdrehtheit gehörig. Hannah Herzsprung, Frederick Lau, Anneke Kim Sarnau, Ronald Zehrfeld, Katrin Sass – tolle Schauspieler in einer mittelmäßigen Komödie.

Deutschland 2018
107 min
Regie Karoline Herfurth
Kinostart 14. Februar 2019