Alter weisser Mann

ALTER WEISSER MANN

Alter weisser Mann

ALTER WEISSER MANN

Das Thema liegt seit Jahren auf der Straße: alte, weiße CIS-Männer, die voll cringe rumboomern. Höchste Zeit, darüber einen Film zu machen.

Ab 31. Oktober 2024 im Kino

Familienvater Heinz Hellmich droht nach einigen ungeschickten Fehltritten in der Firma der Jobverlust. Damit keiner denkt, er sei ein „alter weißer Mann“, lädt er seinen Chef und weitere Gäste (oder heißt es Gäst*innen?!) zu einem Dinner zu sich nach Hause ein. Mitsamt seiner Familie will er sich von seiner besten und politisch korrektesten Seite präsentieren. Doch kaum sitzen alle an einem Tisch, beginnt die mühsam errichtete Fassade der Political Correctness zu bröckeln.

Alter weisser Mann

Wenn man Kunstwerk und Künstler voneinander trennen soll, dann fällt das bei Jan Josef Liefers besonders schwer. Menschlich, als Sänger und in seiner Rolle als Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne scheint er gleichermaßen unsympathisch. Obwohl das über 10 Millionen Tatort-Zuschauer bestimmt anders sehen. Nun also ein Spielfilm mit Liefers – und der ist überraschend gut. Er überzeugt hier mit einer Mischung aus Charme und Unbeholfenheit. Amüsant dabei zuzuschauen, wie er in immer absurdere Situationen gerät, während sein Versuch, sich als moderner Mann zu präsentieren, ins Chaos führt. Die Interaktionen zwischen ihm und seiner Familie, darunter Nadja Uhl als seine Ehefrau, führen zu einer dynamischen, oft slapstickartigen Komik.

Alter weisser Mann

Regisseur Simon Verhoeven kann was – das hat er zuletzt mit dem sehr gelungenen Milli-Vanilli-Biopic „Girl You Know It’s True“ bewiesen. ALTER WEISSER MANN hat reichlich Herz, gutes Timing und ist auf niedliche Art unterhaltsam. Dazu prominent besetzt: Neben Liefers und Uhl spielen Michael Maertens, Meltem Kaptan und Elyas M’Barek. Ein Highlight ist Friedrich von Thun als Großvater, der mit greiser Sturheit die moderne Wokeness untergräbt.

Alter weisser Mann

Der Film bleibt zugänglich, ohne sich in moralischen Predigten zu verlieren. Verhoeven hat es verstanden, eine Balance zwischen Witz und Ernsthaftigkeit zu finden. In einer Zeit, in der der gesellschaftliche Diskurs um Identität, Diversität und politische Korrektheit nur noch mit Schaum vor dem Mund geführt wird, kommt ALTER WEISSER MANN als versöhnliche, locker-leichte Komödie ins Kino.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2024
114 min
Regie Simon Verhoeven

Alter weisser Mann

alle Bilder © LEONINE STUDIOS

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NIGHT LIFE

Geld, Geld, Geld. Immer nur Geld. Alle brauchen es, ohne Geld ist man am Arsch. Diese leidvolle Erkenntnis kommt nicht nur den Barkeepern Milo und Renzo in „Night Life“ – die beiden schlittern nicht ganz unverschuldet in eine Drogengeschichte mit rachsüchtigen Gangstern – sondern wohl auch den Darstellern und dem Regisseur dieses Films. Anders ist nicht zu erklären, weshalb sich sonst brauchbare Mimen wie Frederick Lau und Elyas M’Barek für eine so alberne Klamotte hergeben. Obwohl „Klamotte“ noch zu nett ist, denn das impliziert ja einen gewissen Charme. Da wird auf Teufel komm raus overacted, als seien die Schauspieler komplett von der Leine gelassen worden. Regisseur Simon Verhoeven ist – was das Sujet betrifft – kein ganz Unbekannter, hat aber im Laufe seiner Karriere schon deutlich Besseres abgeliefert.

„Night Life“ bewegt sich auf dem Niveau einer albernen, größtenteils unkomischen ProSieben-Komödie aus den 90ern. Man wartet im Kino fast unweigerlich auf den nächsten Werbeblock. Einziger Lichtblick: Palina Rojinski bringt einen Hauch Charme in diesen faden Klamauk.

FAZIT

Ein Lacher alle 20 Minuten ist zu wenig.

Deutschland 2020
110 min
Regie Simon Verhoeven
Kinostart 13. Februar 2020

DAS PERFEKTE GEHEIMNIS

Schlimme Vorstellung: Beim Pärchenabend legt jeder sein Smartphone auf den Tisch und alle dürfen sehen, was da so den ganzen Abend reinkommt. Zu einem solch riskanten Spiel entschließen sich sieben Freunde beim gemeinsamen Abendessen. Nachrichten werden vorgelesen, Telefonate laut mitgehört, es gibt keine Geheimnisse. Anfangs noch ein harmloser Spaß wird die große Transparenz bald zum Desaster. 

Moment mal, da geht man voll negativer Vorurteile in die neue Komödie der „Fack ju Göhte“-Macher – und dann amüsiert man sich halbwegs gut. Clevere Idee, gute Figurenkonstellation, sehr unterhaltsame Geschichte – da stimmt doch was nicht!
Des Rätsels Lösung: „Das perfekte Geheimnis“ wurde nicht von Deutschen entwickelt, sondern beruht auf einer international getesteten Idee. Den gleichen Film gibt es bereits als griechische, spanische, türkische, französische, mexikanische, koreanische und chinesische Version. Die deutsche ist somit die achte Neuauflage des italienischen Kinohits „Perfetti Sconosciuti“, der 2016 alleine in seinem Heimatland knapp 3 Millionen Zuschauer ins Kino lockte.
Da zwischenmenschliche Verhaltensweisen und Marotten trotz Globalisierung immer noch halbwegs unterschiedlich sind, wird die identische Geschichte einfach für jedes Land entsprechend adaptiert. Dieses kalkulierte, risikolose Recycling könnte man böswillig auch mutlos nennen.

„Das perfekte Geheimnis“ ist mit Elyas M’Barek, Florian David Fitz, Jella Haase, Karoline Herfurth, Frederick Lau, Wotan Wilke Möhring und Jessica Schwarz ordentlich und typgerecht besetzt. Regisseur Bora Dagtekin hält dank des guten Drehbuchs zwei Stunden lang die Waage zwischen Komödie, Drama, Klamauk und Tiefgang.

FAZIT

Zur Einstimmung kann man sich schon mal die französische Version „Le Jeu“ anschauen, läuft auf Netflix.

Deutschland 2019
115 min
Regie Bora Dagtekin
Kinostart 31. Oktober 2019