Book Club – Das Beste kommt noch

TRINKEN HILFT

Hotelbesitzerin Vivian (Jane Fonda) wechselt ihre Männer im Tagesrhythmus. Diane (Diane Keaton) ist frisch verwitwet. Bei Carols (Mary Steenburgen) Ehe ist nach 35 Jahren die Luft raus. Und Bundesrichterin Sharon (Candice Bergen) schmust lieber mit ihrer Katze.

Schon seit Jahrzehnten treffen sich die vier Freundinnen zum monatlichen „Book Club“. Dabei geht es zwar auch um Bücher, in erster Linie wird aber über Männer und Beziehungen getratscht. Und dabei sehr viel Weißwein getrunken. Bis Vivian eines Tages „Fifty Shades of Grey“ als Lektüre empfiehlt. Damit bringt sie das Gefühlsleben ihrer Freundinnen – und auch ihr eigenes – unerwartet in Wallung.

MACHART

“Sex and the City” für die Generation Ü60. Bei der Besetzung konnte nicht viel schiefgehen. Möglicherweise stört sich der ein oder andere an den etwas zu stark weichgezeichneten Gesichtern. Oder an den bemerkenswert schlechten Greenscreen-Aufnahmen. Oder an den zwei Facelifts, die Jane Fonda zuviel hatte. Aber was soll’s? Die Gags sind nett genug, die Damen in sichtlicher Spiellaune. Und Diane Keaton darf mal wieder ihre Privatgarderobe auftragen. Das Beste an „Book Club“ ist ohnehin die Besetzung. Neben den hochkarätigen Hauptdarstellerinnen glänzen noch Andy Garcia, Don Johnson, Richard Dreyfuss, Ed Begley Jr. und Craig T. Nelson in Nebenrollen. Viele Stars für’s Kinogeld.

FAZIT

Sex sells auch im Alter. Harmloser Spaß mit legendärer Besetzung. „Book Club“ – am besten mit einem großen Glas Weißwein genießen.

USA, 2018
Regie Bill Holderman
97 min

Weissensee

DEUTSCHES DALLAS

Ostberlin, 80er Jahre: Erzählt wird vom Schicksal der beiden Familien Hausmann und Kupfer. Dunja Hausmann, eine exzentrische Künstlerin, zerbricht am Kampf gegen das System. Ihre Tochter Julia verliebt sich ausgerechnet in den jüngsten Sohn der Kupfers, Martin. Der ist das schwarze Schaf der Familie, immerzu im Konflikt mit Vater Staat und Vater Hans – einem Stasioffizier, der seiner Frau Marlene zwar in tiefer Liebe zugetan, einem außerehelichen Verhältnis mit Dunja Hausmann trotzdem nicht abgeneigt ist. Martins Bruder Falk, ebenfalls Stasioffizier, bemüht sich um die Anerkennung und den Respekt seines Vaters, bleibt aber immer der ungeliebtere Sohn. Außerdem die Schwiegertochter Vera, Alkoholikerin und unglücklich mit Falk verheiratet. Die DDR-Familiensaga beginnt in der Vorwendezeit und endet (vorerst) in den Jahren nach Mauerfall und der Wiedervereinigung.

MACHART

„Weissensee“ hat alles, was ein großes Familienepos braucht: dramatische familiäre Zerwürfnisse, komplexe Vater-Sohn bzw. Mutter-Tochter-Konflikte, sowie schicksalshafte Entscheidungen von Shakespear’schem Ausmaß. Drehbuchautorin Annette Hess scheint die US-Serie „Dallas“ genau studiert zu haben. Anders lassen sich die auffälligen Parallelen kaum erklären: Uwe Kockisch als ambivalent gütig-böser Vater „Jock Ewing“ Kupfer. Die leidende Gluckenmutter Ruth „Miss Ellie“ Reinecke. Jörg Hartmann als „JR“ (inklusive „Wer erschoss JR?“-Episode). In Hassliebe zu seiner Alkoholikerfrau „Sue Allen“ Loos. Und natürlich der „gute“ Sohn „Bobby“ Lukas, mit der von der Familie gehassten Frau Hannah „Pam“ Herzsprung.

Statt „Oil Barons Club“ gibt’s hier halt die Stasizentrale.

Bleibt nur die Frage: Ist Katrin Sass „Cliff Barnes“?

FAZIT

„Weissensee“ ist trotz Holzhammer-Drehbuchwendungen und (immer wieder) schier unglaublichen Zufällen sehr unterhaltsam und spannend anzusehen. Eben wie das Original – Dallas.

Deutschland, 2010 – 2018
Regie Friedemann Fromm
24 Folgen in 4 Staffeln je 50 min

Isle of Dogs – Ataris Reise

FÜR HUNDEFREUNDE

Der extra gemeine Bürgermeister der japanischen Stadt Megasaki City verdonnert alle Hunde zu Isolationshaft. Angeblich mit einem tödlichen Schnupfenvirus infiziert, müssen des Menschen beste Freunde auf Trash Island vor den Toren der Stadt vegetieren. Als der 12-jährige Atari mit einem Flugzeug auf der Insel abstürzt, retten ihn die dort lebenden Kläffer. Die Herren der Insel, die Alphahunde Boss, Chief, Rex und Duke, helfen Atari bei der Suche nach seinem Hund Spots.

MACHART

Ein Leben ohne Hunde ist möglich, aber sinnlos. Das ist – frei nach Loriot – das Motto dieses Films.

„Isle of Dogs“ ist einfach toll. Und augenscheinlich mit unendlich viel Liebe gemacht. Ein weiteres Meisterwerk von Wes Anderson. Wie schon „The Fantastic Mr. Fox“ in Stop-Motion-Technik hergestellt und mit einem großartigen Voice-Cast (zumindest im Original) gesegnet.

Bryan Cranston, Bill Murray, Jeff Goldblum, Edward Norton und Scarlett Johansson machen die animierten Tiere lebendig und lassen den Zuschauer schnell vergessen, dass es sich „nur“ um einen Puppenfilm handelt. In Wes Anderson-typischen Bildern, alle so schön wie Gemälde, gibt es so viele Details und Kleinigkeiten zu entdecken, dass man den Film auf jeden Fall zweimal anschauen sollte.

FAZIT

Facettenreiche Wundertüte, klare Empfehlung.

USA, 2018
Regie Wes Anderson
105 min