Spiders

SPIDERS

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SPIDERS

Die Gemeinschaft der Arachnophobiker attestiert: SPIDERS ist der furchterregendste Spinnenfilm seit Jahren.

Ab 21. November 2024 im Kino

Bei der Angst vor Spinnen greift die sogenannte „Preparedness-Theorie“, erklärt Prof. Dr. Markus Heinrichs, Dekan der Verhaltenswissenschaftlichen Fakultät Uni Freiburg. Diese besagt, dass der Mensch „evolutionsbedingt auf potenziell gefährliche Reize sofort mit Angst reagiert.“ Apropos Freiburg: Da gibt es die Geschichte von der Putzfrau, die in einem seit Jahren ungenutzten Zimmer die Vorhänge ausklopfen wollte. Plötzlich seilte sich eine „handtellergroße“ (Zitat) Spinne aus der Vorhangschiene ab und krabbelte in den Gummihandschuh der armen Frau. Dort biss sie kräftig zu, sodass eine dicke, rote Schwellung zurückblieb. Eine wahre Geschichte. Nur Arachnophobiker können nachvollziehen, welchen Horror eine solche Begegnung auslösen kann.

Spiders

Spinnen – für manche nützliche, elegante Geschöpfe, für andere der reinste Albtraum: leise, schnell und manchmal sogar giftig. Regisseur Sébastien Vaniček entfesselt den Horror in einem heruntergekommenen Wohnkomplex in einer Pariser Banlieue. Schmutzige Apartments, dunkle Kellergänge, viele Ecken und Schächte – da freut sich der Achtbeiner.

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Es ist wohl ein Gesetzt des Genres, dass es mit Spinnen allein nicht getan ist. Bald müssen sich die Viecher vertausendfachen, dann auf Kalbsgröße heranwachsen. Je größer, desto schrecklicher – so die Fehleinschätzung der Filmemacher. Dabei ist doch gerade der in Ritzen lauernde, lautlose Schrecken viel effektiver. Wenn nur wenigstens die jugendlichen Protagonisten leise wären. Doch im Gegenteil: Der Kleindealer und Sammler exotischer Tiere Kaleb streitet sich nahezu den ganzen Film hindurch mit seiner Schwester und seinen Kumpels. Dauergebrüll – immer alle gleichzeitig und durcheinander. Das mag zwar authentisch sein, stört aber beim Angsthaben.

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Effektiv ist SPIDERS trotzdem. Schon bald juckt es am ganzen Körper, ständig hat man das Gefühl, es krabble etwas den Nacken hoch. Ein unangenehmes Begleitsymptom, das auch Tage nach dem Film noch anhält. Die gute Nachricht: Arachnophobie ist behandelbar. Die schlechte: nur durch direkte Konfrontation mit dem Objekt des Horrors. Filme wie SPIDERS könnten bei der Therapie helfen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Vermines“
Frankreich 2023
105 min
Regie Sébastien Vaniček

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alle Bilder © PLAION PICTURES

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Konklave

KONKLAVE

Konklave

KONKLAVE

In seinem „Da Vinci Code“ für Schlaue blickt „Im Westen nichts Neues“-Regisseur Edward Berger in die geheimnisvollen Abgründe einer Papstwahl.

Ab 21. November 2024 im Kino

Der Papst ist tot. Ein neuer muss her. Dazu schließen sich die mächtigsten Führer der katholischen Kirche aus aller Welt im Vatikan ein. Und zwar so lange, bis sich die Mehrheit auf einen Kandidaten geeinigt hat. Dann erst steigt weißer Rauch auf und es heißt „Habēmus pāpam“. Dass es bei so einer Wahl mindestens so intrigant und verlogen wie bei einer US-Präsidentschaftswahl zugeht, ist eine der vielen Überraschungen des hervorragenden Thrillers KONKLAVE.

Konklave

Es wäre ein Wunder, wenn nicht auch dieser meisterhafte Film von Edward Berger ein paar Oscars abräumen würde. Allein die Schauspieler hätten alle eine Nominierung verdient. Ralph Fiennes als Kardinal Lawrence spielt besser denn je – und das will was heißen. Ganz hervorragend auch Stanley Tucci, John Lithgow, Isabella Rossellini – alle in Topform.

Konklave

Umso erstaunlicher, dass nach der Pressevorführung Sätze wie „total konventionell“ oder sogar „stinkend langweilig“ zu hören waren. Wirklich? Krasse Fehlurteile übersättigter Filmjournalisten. KONKLAVE hat das Zeug zum Klassiker und „konventionell“ heißt hier einfach nur: feistes, klassisch gemachtes Kino. Jede Kameraeinstellung, der Score, das liebevolle Sounddesign – da sitzt alles. Natürlich kann man jetzt meckernd Parallelen ziehen, die HBO-Serie „The Young Pope“ käme viel moderner oder gar mutiger daher. Aber der Vergleich hinkt, denn KONKLAVE ist keine bitterböse Satire, sondern im Herzen ein zutiefst intellektueller und unerwartet unterhaltsamer Politthriller.

Konklave

Wer eine Schwäche für „Chef’s Table“ oder generell für das Beobachten von kunstvollen, perfekt choreografierten Prozessen hat, der wird begeistert sein. Selbst vermeintliche Nebensächlichkeiten bekommen hier eine Aufmerksamkeit geschenkt, wie man sie nur selten im Kino erlebt.

Ja und warum dann nicht die volle Punktzahl? Man kann sich darüber streiten, ob es die große Enthüllung am Ende wirklich braucht. Sie ist übertrieben und vielleicht das einzige Zugeständnis an konventionelle Publikumserwartungen: Zum Schluß braucht’s noch einen Knaller! Aber davon abgesehen ist KONKLAVE großes Kino.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Conclave“
USA / GB 2024
120 min
Regie Edward Berger

Konklave

alle Bilder © LEONINE Studios

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Gladiator 2

GLADIATOR II

Gladiator 2

GLADIATOR II

Nach 25 Jahren kommt die Fortsetzung von Ridley Scotts Oscargewinner "Gladiator" in die Kinos. Hat sich das Warten gelohnt?

Ab 14. November 2024 im Kino

Selbst Butterwerbungen und Autofilme haben die ikonische Szene kopiert: Die Hand, die zärtlich über Ähren streicht, ist eines der meistzitierten Bilder des modernen Kinos. Ridley Scott hat dem Genre des Sandalenkinos mit „Gladiator“ vor fast 25 Jahren neues Leben eingehaucht. „Ben Hur“ (die misslungene Neuverfilmung von 2016), „Thor 3“, „Die Tribute von Panem“ und natürlich aktuell die Fernsehserie „Those About To Die“ – unzählige Produktionen haben seitdem bei Scotts Oscargewinner abgekupfert.

Gladiator II

Der bis dahin eher unbekannte Neuseeländer Russell Crowe wurde durch „Gladiator“ weltberühmt. In der Fortsetzung spielt er naturgemäß nicht mit (SPOILER: Er stirbt am Ende des ersten Teils), von der Originalbesetzung konnte sich nur Connie Nielsen rüberretten. Pech für Ralf Möller, Glück für die Zuschauer. GLADIATOR II (einen halben Extrapunkt für den unaufgeregten Titel) hat, wie schon der erste Teil, einen herausragenden Cast: Denzel Washington, Pedro Pascal und in der Hauptrolle, seit „All of Us Strangers“ Framerates neuer Lieblingsschauspieler, Paul Mescal.

Gladiator II

Genug der Einleitung: Wie ist denn nun GLADIATOR II? Ridley Scott sagt, es sei „the best thing I’ve ever made.“ Aber kann man dem 85-Jährigen glauben? Der Regisseur und Produzent scheint ein schlechtes Händchen für Fortsetzungen zu haben. Er behauptet zwar, erschnuppern zu können, ob etwas „zu intellektuell oder nicht intellektuell genug“ ist und wann etwas „zu lang oder zu komplex“ sei. Doch darüber kann der Fachmann nur lachen, denn besonders die Alien-Sequels „Prometheus“ und „Alien: Covenant“ haben das Phänomen der zähen und unverständlichen Laberitis in neue Dimensionen gehoben. Diesmal hat sich Scott (vielleicht deshalb?) entschlossen, statt einer Fortsetzung schlicht eine Neuverfilmung des Originals zu machen: „Gladiator – The Remake“ minus Russell Crowe.

Gladiator II

Hier nun kurz und knapp – zwischen Pressevorführung und Review liegt kaum ein Tag und damit zu wenig Zeit, sich eine fundierte Meinung aus den Fingern zu saugen – die Wertung: Been there, done that. GLADIATOR II ist feist produziert, hat seine Momente, eine Top-Besetzung, reicht aber nicht an den ersten Teil heran. Und wieder einmal kann man die Kraft der Musik gar nicht hoch genug einschätzen: Ohne Hans Zimmers Jahrhundertscore (Harry Gregson-Williams hat die ideenlose Musik für die Fortsetzung geschrieben) ist GLADIATOR II am Ende nur ein mäßig spannender Film über Männer in Sandalen, die mit Schwertern kämpfen. Für Neulinge vielleicht sehenswert, echte Fans schauen sich lieber noch einmal das Original an.

Gladiator II

Zum Schluss noch ein kleiner Funfact: Nach der Veröffentlichung des ersten Films gab es zahlreiche Versuche, ein Drehbuch für eine Fortsetzung zu schreiben. Eines davon stammt vom Musiker Nick Cave. In seiner Version wäre Maximus im Jenseits angekommen. Dort wird er von den Göttern dazu verflucht, ewig zu leben. In einer Schlussmontage sieht man Maximus, wie er sich durch die Kreuzzüge, den Zweiten Weltkrieg und den Vietnamkrieg kämpft, um schließlich in der Gegenwart zu enden – als Angestellter im Pentagon in Washington. Vielleicht wäre das der interessantere GLADIATOR II geworden.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Gladiator II“
USA / GB 2024
148 min
Regie Ridley Scott

Gladiator II

alle Bilder © Paramount Pictures Germany

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Red One - Alarmstufe Weihnachten

RED ONE – ALARMSTUFE WEIHNACHTEN

Red One - Alarmstufe Weihnachten

RED ONE – ALARMSTUFE WEIHNACHTEN

Weihnachtsmann 2.0: Der gute alte Santa Claus bekommt ein Upgrade zum Superhelden im starbesetzten Actionkracher RED ONE.

Ab 07. November 2024 im Kino

ChatGPT, schreibe ein Drehbuch, inspiriert von allen Fantasy-, James-Bond- und Mission-Impossible-Filmen, die es jemals gab, unter besonderer Berücksichtigung des DC- und Marvel-Universums. Brzzl, kricks, klirr, sprotz: Fertig ist RED ONE – ALARMSTUFE WEIHNACHTEN. Der Rentierschlitten fliegt mit Warp-Geschwindigkeit, die Elfen haben Superkräfte – selten war ein Hollywoodfilm derart schamlos zusammengeklaut wie dieser.

Red One - Alarmstufe Weihnachten

Darum geht’s: Weihnachten ist in Gefahr, Santa Claus wurde entführt. Nur der Commander of E.L.F., aka die martialische Chef-Elfe Cal, kann ihn zusammen mit dem Kopfgeldjäger und notorischen Weihnachtsverweigerer Jack retten.

Red One - Alarmstufe Weihnachten

Dwayne Johnson, Chris Evans, J.K. Simmons, Lucy Liu – sie alle hätten Oscars verdient. Wer die lachhaftesten Dialoge aller Zeiten mit solch ernstem Gesichtsausdruck sprechen kann, trägt entweder keinerlei Gefühle in sich oder ist ein verdammt guter Schauspieler. RED ONE ist echter Schund, aber irgendwie macht er auch dummen Spaß. Der Superheldenfilm bietet die klassischen Versatzstücke: eine komplett unlogische Story, jede Menge künstlich aussehender CGI-Spezialeffekte, pseudocoole One-Liner, Fantasy-Wesen und so weiter und so fort. Man kennt das zur Genüge. Da bleibt einem bei dieser geballten Filmzitatesammlung nur die Wahl: Entweder das Kino nach 5 Minuten kopfschüttelnd und „Auweia“ murmelnd zu verlassen, oder sich auf den Quatsch einzulassen.

Red One - Alarmstufe Weihnachten

Für Kinder zu heftig, für Erwachsene zu albern. RED ONE richtet sich ausschließlich an ein Publikum im Teenageralter. Fragt sich nur, ob die mit der penetrant vermittelten Moral, in jedem Menschen stecke ein guter Kern, etwas anfangen können.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Red One“
USA 2024
123 min
Regie Jake Kasdan

Red One - Alarmstufe Weihnachten

alle Bilder © Warner Bros. Germany

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Terrifier 3

TERRIFIER 3

Terrifier 3

TERRIFIER 3

Schnipp, schnapp, Rübe ab! Morgen ist Halloween und das bedeutet: Zeit für blutrünstige Serienkiller. Art the Clown testet in TERRIFIER 3 erneut die Grenzen des Zumutbaren aus.

Ab 31. Oktober 2024 im Kino

Wer Freude an abgehackten Gliedmaßen oder Kettensägen, die sich durch Leiber fräsen, und schrecklichen Folterszenen hat, der sollte sich TERRIFIER 3 unbedingt ansehen. Mehr zerstückeln geht nicht. Apropos zerstückeln: Rein schnitttechnisch betrachtet ist Damien Leones neuer Film ein echter Flickenteppich. Als hätte der Cutter seine Berufsbezeichnung zu wörtlich genommen, scheint zumindest die erste Hälfte aus mindestens fünf verschiedenen Kurzfilme zu bestehen – von fünf Regisseuren inszeniert, die sich nicht miteinander abgesprochen haben. Ursprünglich gab es laut Damien Leone mal eine 3-Stunden-Version, die aber dann um fast eine Stunde gekürzt wurde. Auch mit „nur“ 125 Minuten Lauflänge ist die jetzige Fassung keine Sekunde zu lang. Scherz.

Terrifier 3

Bad acting gehört bei Slasherfilmen zum guten Ton. In TERRIFIER 3 spielt vor allem einer der jugendlichen Darsteller so grottig, dass es schon fast wehtut. Ebenfalls schlimm ist der Soundtrack: Das serielle Abschlachten wird von einem Klangteppich begleitet, der wie die Hintergrundmusik in einem Massagesalon klingt.

Terrifier 3

Immerhin sieht das Gemetzel gut aus: Wurden Teil 1 und 2 noch jeweils für lachhafte 250.000 $ produziert, stand diesmal das vergleichsweise sagenhafte Budget von 2 Mio. $ zur Verfügung. Und das sieht man. Deshalb gibt’s zwei Punkte für die schön handgemachten Splattereffekte und ein paar echt gelungene Scherze vom zynischen Killerclown. Ansonsten: nur für Fans.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Terrifier 3“
USA 2024
125 min
Regie Damien Leone

Terrifier 3

alle Bilder © Tiberius Film

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Alter weisser Mann

ALTER WEISSER MANN

Alter weisser Mann

ALTER WEISSER MANN

Das Thema liegt seit Jahren auf der Straße: alte, weiße CIS-Männer, die voll cringe rumboomern. Höchste Zeit, darüber einen Film zu machen.

Ab 31. Oktober 2024 im Kino

Familienvater Heinz Hellmich droht nach einigen ungeschickten Fehltritten in der Firma der Jobverlust. Damit keiner denkt, er sei ein „alter weißer Mann“, lädt er seinen Chef und weitere Gäste (oder heißt es Gäst*innen?!) zu einem Dinner zu sich nach Hause ein. Mitsamt seiner Familie will er sich von seiner besten und politisch korrektesten Seite präsentieren. Doch kaum sitzen alle an einem Tisch, beginnt die mühsam errichtete Fassade der Political Correctness zu bröckeln.

Alter weisser Mann

Wenn man Kunstwerk und Künstler voneinander trennen soll, dann fällt das bei Jan Josef Liefers besonders schwer. Menschlich, als Sänger und in seiner Rolle als Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne scheint er gleichermaßen unsympathisch. Obwohl das über 10 Millionen Tatort-Zuschauer bestimmt anders sehen. Nun also ein Spielfilm mit Liefers – und der ist überraschend gut. Er überzeugt hier mit einer Mischung aus Charme und Unbeholfenheit. Amüsant dabei zuzuschauen, wie er in immer absurdere Situationen gerät, während sein Versuch, sich als moderner Mann zu präsentieren, ins Chaos führt. Die Interaktionen zwischen ihm und seiner Familie, darunter Nadja Uhl als seine Ehefrau, führen zu einer dynamischen, oft slapstickartigen Komik.

Alter weisser Mann

Regisseur Simon Verhoeven kann was – das hat er zuletzt mit dem sehr gelungenen Milli-Vanilli-Biopic „Girl You Know It’s True“ bewiesen. ALTER WEISSER MANN hat reichlich Herz, gutes Timing und ist auf niedliche Art unterhaltsam. Dazu prominent besetzt: Neben Liefers und Uhl spielen Michael Maertens, Meltem Kaptan und Elyas M’Barek. Ein Highlight ist Friedrich von Thun als Großvater, der mit greiser Sturheit die moderne Wokeness untergräbt.

Alter weisser Mann

Der Film bleibt zugänglich, ohne sich in moralischen Predigten zu verlieren. Verhoeven hat es verstanden, eine Balance zwischen Witz und Ernsthaftigkeit zu finden. In einer Zeit, in der der gesellschaftliche Diskurs um Identität, Diversität und politische Korrektheit nur noch mit Schaum vor dem Mund geführt wird, kommt ALTER WEISSER MANN als versöhnliche, locker-leichte Komödie ins Kino.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2024
114 min
Regie Simon Verhoeven

Alter weisser Mann

alle Bilder © LEONINE STUDIOS

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Haltlos

HALTLOS

Haltlos

HALTLOS

HALTLOS ist die zweite Regiearbeit des Schauspielers Kida Khodr Ramadan. Überraschend ist vor allem das Thema, das sich der bekennende Führerscheingegner dafür ausgesucht hat: Die Psychostudie einer werdenden Mutter mit Lebenskrise.

Ab 24. Oktober 2024 im Kino

Wer das zweifelhafte Vergnügen hatte, Kida Khodr Ramadan als Gettoslang nuschelnden Mönch im filmischen Fehltritt Narziss und Goldmund zu erleben, der weiß: Ein guter Schauspieler? Naja, das ist er eher nicht. Nun wechselt er hinter die Kamera und führt bei HALTLOS Regie.

Es ist die Geschichte von Martha (gespielt von Lilith Stangenberg), einer psychisch instabilen, schwangeren Frau, die ihr Kind nach der Geburt zur Adoption freigeben möchte. Der Vater des Kindes ist ihr verheirateter Liebhaber, der seine Frau unter keinen Umständen verlassen will.

Haltlos

Was folgt, ist ein intensives und doch ermüdendes Wechselspiel aus Geschrei, Sex und Krämpfen auf der Toilette. Während des Films fragt man sich, wie lange 93 Minuten tatsächlich dauern können. Das Ganze wird dazu sehr (sehr) fragmentarisch erzählt. Weniger euphemistisch könnte man es auch als zusammenhangslos bezeichnen. Wer hofft, am Ende Erleuchtung zu finden, wird enttäuscht.

Haltlos

In der Hauptrolle agiert Lilith Stangenberg, deren anämische Spielweise man mögen muss. Sicher, HALTLOS hat ein paar gelungene Szenen, und hin und wieder blitzt Ramadans Sinn für trockenen Humor auf – doch insgesamt landet der Film eher in der Kategorie „überambitioniert und anstrengend“.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2024
93 min
Regie Kida Khodr Ramadan

Haltlos

alle Bilder © Rapid Eye Movies

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E.1027 – EILEEN GRAY UND DAS HAUS AM MEER

E.1027 – EILEEN GRAY UND DAS HAUS AM MEER

E.1027 – EILEEN GRAY UND DAS HAUS AM MEER

E.1027 – EILEEN GRAY UND DAS HAUS AM MEER

E.1027 steht für die Initialen von Eileen Gray und ihren Geliebten Jean Badovici, mit dem sie 1929 ein atemberaubendes Haus an der Côte d'Azur erbaute.

Ab 24. Oktober 2024 im Kino

Eileen Gray, geboren 1878 in Irland, war nicht nur eine Architektin, sondern auch eine wegweisende Designerin. Nach einem Kunststudium in Paris widmete sie sich zunächst der Möbelgestaltung und entwarf zeitlose Stücke, die heute als Klassiker gelten. 1929 revolutionierte sie die moderne Architektur mit ihrem Meisterwerk E.1027 an der Côte d’Azur.

E.1027 – EILEEN GRAY UND DAS HAUS AM MEER

Die schlichten Linien, die klare Formensprache, das funkelnde Licht des blauen Meeres – da möchte man sofort ein paar Millionen im Lotto gewinnen, Zapf anrufen und nach Südfrankreich umziehen. Nicht nur für Architekturfans ist E.1027 ein feuchter Traum. Nachdem das Anwesen zwischendurch komplett verfallen und von Gesindel zerstört worden war, kann man es seit 2021 wieder in alter Pracht bewundern.

E.1027 – EILEEN GRAY UND DAS HAUS AM MEER

Weibliche Vision trifft auf männliches Ego: Der Film erzählt auch von Grays schwieriger Beziehung zu Stararchitekt Le Corbusier, dem die schlichten weißen Wände nicht gefielen und sie deshalb kurzerhand mit bunten Bildern bemalte. Ein Frevel, ja sogar eine Vergewaltigung für Gray, für den eitlen Le Corbusier eine Machtdemonstration.

E.1027 – EILEEN GRAY UND DAS HAUS AM MEER

Die Filmemacherin Beatrice Minger hat Eileen Gray und ihrem Werk einen visuell bemerkenswerten und klugen Film gewidmet. Neben spektakulären Aufnahmen im Originalhaus und Lars van Trier-würdigen Spielszenen in einem Bühnensetting verwendet die Dokufiktion reichlich historisches Material und sogar ein spätes Interview mit der echten Eileen Gray, die 1976 verstarb. E.1027 – EILEEN GRAY UND DAS HAUS AM MEER ist ein Vexierspiel über ein Haus und zugleich über die kreative Unabhängigkeit einer Frau.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „E.1027 – EILEEN GRAY UND DAS HAUS AM MEER“
Schweiz 2024
89 min
Regie Beatrice Minger

E.1027 – EILEEN GRAY UND DAS HAUS AM MEER

alle Bilder © RISE AND SHINE CINEMA

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The Room Next Door

THE ROOM NEXT DOOR

The Room Next Door

THE ROOM NEXT DOOR

Pedro Almodóvar hat seinen ersten englischsprachigen Film gedreht. Funktioniert das?

Ab 24. Oktober 2024 im Kino

Die Zutaten stimmen: grandiose Musik im Stil von Bernard Herrmann, kräftige Farben, wunderschöne Sets und eine dramatische Story. Aber irgendetwas stimmt nicht. Liegt es an der Sprache? THE ROOM NEXT DOOR ist der erste englischsprachige Film des spanischen Regisseurs Pedro Almodóvar und zugleich eines seiner schwächeren Werke.

The Room Next Door

Jetzt mal wirklich kurz und knapp: Je weniger man vorher über die Handlung weiß, desto besser. Oder verrät der Trailer wieder alles? Moment, bin gleich zurück… Aha, wenn das so ist: Die ehemalige Kriegsreporterin Martha (Tilda Swinton) ist unheilbar an Krebs erkrankt und möchte ihr Leben in Würde beenden. Dazu wünscht sie sich die Begleitung ihrer Freundin Ingrid (Julianne Moore), einer erfolgreichen Romanautorin.

The Room Next Door

Das Kammerspiel konzentriert sich auf diese beiden Figuren, könnte auch „Zwei Frauen“ heißen. Bisweilen wird das ohnehin langsame Tempo des Films durch (unnötige) Rückblenden gebremst. Almodóvar, sonst ein Garant für großes Melodrama, wollte das ernste Thema „Sterbehilfe“ vielleicht nicht mit zu viel grandiosem Kitsch verzieren. Das allerdings hat zur Folge, dass man den ganzen Film über seltsam unbeteiligt bleibt. Ob die Regie „Lost in Translation“ war, wenn sogar eine sonst so phänomenale Schauspielerin wie Tilda Swinton seltsam steif wirkt und klingt, als ob sie ihren Text von versteckten Karten ablesen würde?

The Room Next Door

Natürlich ist das von Kameramann Eduard Grau fabelhaft fotografiert, jede Einstellung ist praktisch ein Gemälde. Und trotzdem: THE ROOM NEXT DOOR wirkt wie die Kopie eines Almodóvar-Films. War der Flirt mit Hollywood also eine schlechte Idee? Die Welt hört nicht in Spanien auf – Klar, dass ein Künstler wie Almodóvar über den Tellerrand schauen und auch mal mit internationalem Cast drehen will. Ist ja auch nicht komplett schiefgegangen. Aber das nächste Mal bitte wieder mit Penélope Cruz.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „La habitación de al lado“
Spanien 2024
107 min
Regie Pedro Almodóvar

The Room Next Door

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

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Münter & Kandinsky

MÜNTER & KANDINSKY

Münter & Kandinsky

MÜNTER & KANDINSKY

Die Liebesbeziehung zwischen der jungen Kunststudentin Gabriele Münter und dem verheirateten, elf Jahre älteren Russen Wassily Kandinsky ist Thema des außergewöhnlich gut gemachten Films von Marcus O. Rosenmüller.

Ab 24. Oktober 2024 im Kino

Gabriele Münter und Wassily Kandinsky waren von 1902 bis 1914 ein Paar. Münter, eine talentierte Malerin, inspirierte Kandinsky, gemeinsam waren sie Wegbereiter des Expressionismus. Ihre Beziehung war in jeder Hinsicht fruchtbar, künstlerisch und romantisch, doch Spannungen und Kandinskys Suche nach neuen Ausdrucksformen führten zur Trennung. Münters Einfluss auf sein Werk bleibt bis heute unbestritten.

Münter & Kandinsky

MÜNTER & KANDINSKY ist mehr als ein typisches Biopic. Es ist vor allem das Porträt einer Frau im Schatten eines berühmten Mannes. Während er Erfolge feiert, bleibt ihr (wiedermal) die große Anerkennung verwehrt. Wenn heutzutage von den Gründern der Künstlervereinigung „Der Blaue Reiter“ gesprochen wird, fallen meist nur die Namen von Franz Marc und Wassily Kandinsky, obwohl Gabriele Münter maßgeblich beteiligt war.

Münter & Kandinsky

1942, Gabriele Münter versteckt Kandinskys Bilder, vor der Tür stehen die Nazis auf der Suche nach entarteter Kunst. Von dort springt die Handlung vierzig Jahre zurück. Der Film beginnt beinahe konventionell, erst nach und nach entfaltet sich eine bildliche Pracht, die den Stil der damaligen Avantgarde widerspiegelt. Endlich mal ein Film über Maler, in dem deren Schaffensprozess mindestens so viel Aufmerksamkeit bekommt, wie ihr Liebesleben. Namche Okons Kamera überträgt die Farben und Formen der Kunstwerke eindrucksvoll auf die Leinwand. Originalgemälde und ein ausgefeiltes Kostümbild, das auf Originalfotos von Gabriele Münter basiert, machen MÜNTER & KANDINSKY visuell herausragend.

Münter & Kandinsky

Jazzmusik als Soundtrack hört sich zunächst unpassend an, setzt aber einen modernen Akzent und passt erstaunlich gut in die Welt der Schwabinger Bohème des beginnenden 20. Jahrhunderts. Neben Vladimir Burlakov beeindruckt Vanessa Loibl mit ihrer energischen Darstellung der jungen, ambitionierten Frau, die für ihre Kunst und Liebe kämpft. MÜNTER & KANDINSKY ist ein hervorragend gemachtes Porträt der Beziehung zwischen zwei eigenwilligen Künstlern. Sehenswert.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2024
125 min
Regie Marcus O. Rosenmüller

Münter & Kandinsky

alle Bilder © Camino Filmverleih

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In Liebe eure Hilde

IN LIEBE, EURE HILDE

In Liebe eure Hilde

IN LIEBE, EURE HILDE

Liv Lisa Fries wiedermal in ihrer Paraderolle als starke junge Frau im Kampf gegen Hitlers Regime.

Ab 17. Oktober 2024 im Kino

Andreas Dresens Film IN LIEBE, EURE HILDE, der dieses Jahr im Wettbewerb der oft kritisierten Berlinale lief, markiert bereits die achte Zusammenarbeit des Regisseurs mit der Drehbuchautorin Laila Stieler. Die beiden erzählen darin eine Liebesgeschichte, die sich mitten im Kriegsjahr 1942 entfaltet.

In Liebe, eure Hilde

Hilde (gespielt von Liv Lisa Fries) und Hans (Johannes Hegemann) sind ein Paar, das sich den zunächst noch eher harmlosen Aktionen einer Gruppe anschließt, die später als „Rote Kapelle“ bekannt wurde. Doch als Hilde im achten Monat schwanger ist, werden beide verhaftet und zum Tode verurteilt.

In Liebe, eure Hilde

IN LIEBE, EURE HILDE erzählt die wahre Geschichte dieser zwei jungen Kommunisten im Widerstand fast schon nüchtern und ohne Kitsch. Später sollten die beiden in der DDR zu Volkshelden stilisiert werden. Dresen erfindet das Rad mit seinem konventionell gemachten Biopic nicht neu, jedoch gelingt ihm eine interessante Struktur: Er verknüpft die Zeit im Gefängnis mit der rückwärts erzählten Liebesgeschichte zwischen Hans und Hilde. Der Film beginnt mit ihrer Verhaftung und endet mit ihrer ersten Begegnung auf einem Sommerfest. Sehenswert vor allem wegen der beiden Hauptdarsteller und einer todtraurigen Hinrichtungsszene.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2024
124 min
Regie Andreas Dresen

In Liebe, eure Hilde

alle Bilder © Pandora Film

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Hagen - Im Tal der Nibelungen

HAGEN – IM TAL DER NIBELUNGEN

Hagen - Im Tal der Nibelungen

HAGEN – IM TAL DER NIBELUNGEN

Sie waren im Mittelalter DAS Powercouple auf dem Schlachtfeld: Siegried und Brunhilde. Doch nicht der blutgebadete Drachenkiller steht im Mittelpunkt des RTL-Eventmovies, sondern Hagen von Tronje, der Waffenmeister des Königs.

Ab 17. Oktober 2024 im Kino

Drachen, Mittelalter und Schwertkämpfe – Logisch, der Vergleich mit „Game of Thrones“ drängt sich auf. In dieser Liga spielt HAGEN – IM TAL DER NIBELUNGEN allerdings nicht, RTL+ sitzt ja auch in Köln-Deutz und nicht in Hollywood. Es folgt ein schlimmer Satz: Trotzdem sieht das Ganze für einen deutschen Film erstaunlich gut aus. 

Hagen - Im Tal der Nibelungen

Die Regisseure Cyrill Boss und Philipp Stennert beweisen ein Händchen für gute Bilder, doch flüssige Inszenierung und Schauspielführung gehören nicht zu ihren Kernkompetenzen. Besonders Jannis Niewöhner, der mit seinen blondierten Strähnen und Boygroupfrisur aussieht, als hätte er sich ins falsche Jahrhundert verirrt, ist krass fehlbesetzt.

Hagen - Im Tal der Nibelungen

Zudem irritiert der Film immer wieder mit Sequenzen, die zusammenhangslos und wie aus einem Trailer zusammengeschnitten wirken. Da fragt man sich: Fehlt da etwas? Die einfache Antwort: Ja, und zwar jede Menge. Denn RTL+ hat das Ganze als sechsteilige TV-Serie konzipiert. Der Kinofilm ist nur eine Art Zweitauswertung, die lange Version gibt’s nächstes Jahr auf dem Bildschirm. Vielleicht bekommt Jörg Hartmann dann auch mehr als zwei Minuten Screentime.

Hagen - Im Tal der Nibelungen

Technisch und visuell ist HAGEN – IM TAL DER NIBELUNGEN durchaus ok und manchmal – wie beispielsweise in der Schlacht, in der Hagen sein Auge verliert – erreichen die Bilder sogar echte Größe. Was man von den Dialogen nie behaupten kann – die sind derart hölzern geschrieben und vorgetragen – es ist ein einziger Laientheatergraus. Bitte, bitte hdm. Wo ist die Mute-Taste im Kino, wenn man sie wirklich braucht?

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Deutschland 2024
133 min
Regie Cyrill Boss und Philipp Stennert

Hagen - Im Tal der Nibelungen

alle Bilder © Constantin Film

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The Apprentice

THE APPRENTICE – THE TRUMP STORY

The Apprentice

THE APPRENTICE – THE TRUMP STORY

THE APPRENTICE bestätigt jedes Vorurteil, das man schon immer über Donald Trump hatte.

Ab 17. Oktober 2024 im Kino

Mit einer Mischung aus Dreistigkeit und Narzissmus zieht er seit Jahrzehnten die Aufmerksamkeit der Welt auf sich. Donald Trump – der Architekt einer neuen politischen Ära, in der Fakten zur Nebensache und Eigenlob zur Hauptdisziplin wurden. Nun also ein Film über seine Lehrjahre: THE APPRENTICE – der Titel ist natürlich an die erfolgreiche NBC-Show angelehnt, mit der Trump zwischen 2004 und 2015 weltberühmt wurde.

Viele Jahre zuvor war er selbst Auszubildender und hat beim Besten, bzw. Schlimmsten gelernt: Roy Cohn. Der skrupellose Anwalt, dessen unrühmliche Karriere an der Seite Joseph McCarthys in den 1950er-Jahren begann, war eine Schlüsselfigur in the making of The Donald. Sein Leitsatz: Attack, Delay, Deflect. Zu deutsch: Angreifen, Verzögern, Ablenken. Nach diesem Motto walzt Trump noch heute durch die politische Landschaft.

The Apprentice

Regisseur Ali Abbasi („Holy Spider“) lässt mithilfe von altem Dokumaterial, scheußlichen Perücken und einer liebevollen Ausstattung das korrupte und abgewirtschaftete New York der 70er-Jahre wiederauferstehen. Sebastian Stan als Donald Trump? Daran muss man sich erstmal gewöhnen. Aber der Schauspieler hat all die Manierismen, Blicke und Gesten des Originals derart verinnerlicht – man vergisst bald, dass dies nur ein inszenierter Spielfilm ist. Jeremy Strong fügt nach „Succsession“ seinem Portfolio einen weiteren schlimmen Roy hinzu und zeigt erneut, dass er die perfekte Besetzung für gequälte und quälende Arschlöcher ist.

The Apprentice

Geht Trump über Leichen? Hat er sich mit der Mafia zusammengetan? Hat er gar seine erste Frau Ivana vergewaltigt? Ja. Bestimmt. Eventuell. Trumpisten (die meisten wollen den Film sicher nicht sehen) werden sagen: alles Lüge! Ausser natürlich die Teile, in denen ihr Held als ebenso visionärer wie gewiefter Geschäftsmann rüberkommt. Gegner werden sagen: Wir haben es ja schon immer gewusst. So gesehen, stellt sich die Frage, welchen Erkenntniswert der Film hat. Die simple Antwort dürfte sogar Donald gefallen: THE APPRENTICE ist gut gemachtes, hervorragend gespieltes Entertainment.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Apprentice“
USA 2024
120 min
Regie Ali Abbasi

The Apprentice

alle Bilder © DCM

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The Beast

THE BEAST

The Beast

THE BEAST

Hier kommt ein durch und durch verkopftes Filmprojekt aus Frankreich, das vor allem intellektuell Hochbegabte begeistern wird.

Ab 10. Oktober 2024 im Kino

Aufgepasst Dummies, darum geht’s:
In 20 Jahren, also in naher Zukunft, haben die Menschen die Möglichkeit, ihre Gefühle zu löschen. Eine praktische Erfindung, besonders für Gabrielle (gespielt von Léa Seydoux, Frankreichs Expertin für komplexe Charakterrollen), die eine schwere emotionale Last mit sich herumträgt. Egal ob im Paris der Belle Époque oder im Los Angeles des 21. Jahrhunderts: Immer wieder begegnet die junge Frau verschiedenen Inkarnationen von Louis (gespielt von George MacKay) und erlebt mit ihm eine epochenübergreifende Liebesgeschichte. Wem dieser Inhalt irgendwie bekannt vorkommt – hier des Rätsels Lösung: Der Film basiert auf der Kurzgeschichte THE BEAST IN THE JUNGLE von Henry James. Die diente schon als Vorlage für den letztes Jahr in die Kinos gekommenen DAS TIER IM DSCHUNGEL, bei dem die Handlung allerdings in einen Nachtclub verlegt wurde.

The Beast

THE BEAST ist ein avantgardistisches Science-Fiction-Drama, das für den Durchschnittszuschauer schwer zugänglich sein dürfte. Bertrand Bonellos Film ist Kunst. Während die internationale Kritik von einem „modernen Klassiker“ und „Meisterwerk“ spricht, bleibt die Frage, wen die theaterhafte Inszenierung ansprechen soll. THE BEAST ist das Gegenteil eines strukturierten, flüssig erzählten Films. Bei all der Künstlichkeit meint man fast, die Crew außerhalb des Bildausschnitts zu erahnen. Das Ganze hat den Charme einer unfertigen Generalprobe, bei der der letzte Feinschliff fehlt.

The Beast

Zugegeben, Seydoux und MacKay (bekannt aus 1917) liefern schauspielerisch überzeugende Leistungen und machen THE BEAST wenigstens in dieser Hinsicht sehenswert. Doch das wahre Highlight des Films ist der Abspann: Anstelle einer endlos langen Liste von Namen erscheint lediglich ein QR-Code. Das ist mal wirklich innovativ.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „La Bête“
Frankreich / Kanada 2023
146 min
Regie Bertrand Bonello

The Beast

alle Bilder © Grandfilm

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Young Hearts

YOUNG HEARTS

Young Hearts

YOUNG HEARTS

Der Publikumsliebling der Berlinale 2024 erzählt die ganz normale Geschichte von zwei verliebten Jungs.

ACHTUNG: Der Starttermin wurde auf den 16. JANUAR 2025 verschoben!

Elias genießt den Sommer, fährt mit dem Fahrrad zum Bauernhof seines Großvaters oder lächelt seine Freundin Valerie an. Denn mit 14 eine erste Freundin zu haben, ist Pflicht. Doch als der gleichaltrige Alexander ins Haus gegenüber zieht, entwickeln sich auf einmal ganz neue, aufregende Gefühle. Elias spürt, dass er sich zum ersten Mal richtig verliebt. Und der selbstbewusste Alexander macht kein Geheimnis daraus, dass er auf Jungs steht.

Young Hearts

Wer beim Lesen der Inhaltsangabe denkt, dass es hier gewisse Ähnlichkeiten zu Lukas Dhonts CLOSE gibt, liegt nicht falsch. Zumal beide Filme aus Belgien stammen. Dennoch gibt es einen entscheidenden Unterschied: Hier geht es nicht um Schuldgefühle und verpasste Chancen, sondern um Persönlichkeitsentwicklung und Akzeptanz. War der (großartige) CLOSE im vergangenen Jahr ein todtrauriger Film für die Winterszeit, so ist YOUNG HEARTS vielleicht als die lebensbejahende Sommervariante eines sehr ähnlichen Themas zu verstehen.

Young Hearts

Oft geht es bei Coming-out-Geschichten um Angst und Mobbing. Das kommt hier am Rande zwar auch vor, doch das Positive überwiegt. Regisseur Anthony Schatteman gelingt es in seinem Spielfilmdebüt auf schöne Weise, die kleinen Dinge einzufangen, die eine erste Liebe ausmachen. Mit einem authentischen Drehbuch und sehr begabten Darstellern (Lou Goossens und Marius De Saeger sind Laien, die hier das erste Mal für einen Spielfilm vor der Kamera stehen) ist YOUNG HEARTS eine queere Love-Story voller Optimismus. Schön.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Young Hearts“
Belgien / Niederlande 2024
97 min
Regie Anthony Schatteman

Young Hearts

alle Bilder © Salzgeber

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Thelma

THELMA – RACHE WAR NIE SÜSSER

Thelma

THELMA – RACHE WAR NIE SÜSSER

Aus dem Weg Tom Cruise, ein neuer Actionstar ist in der Stadt.

Ab 10. Oktober 2024 im Kino

Die Komödie THELMA basiert auf genau einer Idee: Was wäre, wenn die Hauptfigur der MISSION: IMPOSSIBLE-Filme nicht Superspion Ethan Hunt alias Tom Cruise (auch schon 62), sondern eine 94-jährige Großmutter wäre. Das ist zwar originell und würde für einen schönen SNL-Sketch reichen, ob es aber für einen ganzen Film taugt, ist eine andere Frage.

Thelma

Natürlich schon sehr putzig, wenn eine leicht pummelige Oma (wunderbar gespielt von June Squib, 94) einen Schurken jagt, der sie mit dem fiesen Enkeltrick um 10.000 Dollar erleichtert hat. Wie Ethan Hunt wird auch sie bei ihrer (fast) unmöglichen Mission von einem Expertenteam unterstützt. Zum Beispiel von Enkel Daniel (Fred Hechinger), einem lebensuntüchtigen Slacker, dessen Computerkenntnisse aber durchaus nützlich sind. Oder Ben (Richard Roundtree), dem alten Freund aus dem Seniorenstift, der dank motorisiertem Rollstuhl die „Jagd“ überhaupt erst möglich macht.

Thelma

Hübsch wie Regisseur Josh Margolin die sehgewohnte Highspeedaction konsequent in seniorenadäquater Langsamkeit erzählt, das Ganze aber trotzdem mit einem treibenden Score unterlegt. Das ist alles niedlich und wenn man könnte, würde man nach dem Film gleich die eigene Oma anrufen und fragen, wie es ihr geht. Perfekt für einen harmlosen Kinonachmittag – ganz ohne Nervenkitzel, aber mit viel Herz.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Thelma“
USA 2024
99 min
Regie Josh Margolin

Thelma

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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Butchers - Raghorn

BUTCHERS – RAGHORN

Butchers - Raghorn

BUTCHERS – RAGHORN

Hier gibt es nichts zu sehen, gehen Sie bitte weiter und kaufen Sie kein Ticket für BUTCHERS - RAGHORN.

Ab 03. Oktober 2024 im Kino

Zum Thema „Kannibalismus“ sagt Wikipedia: „Als Kannibalismus wird das Verzehren von Artgenossen oder Teilen derselben bezeichnet. Insbesondere versteht man darunter den Verzehr von Menschenfleisch durch Menschen.“

Butchers - Raghorn

So weit, so schlau. Im lachhaft schlechten Film BUTCHERS – RAGHORN – der Fortsetzung eines in Deutschland nie gezeigten ersten Teils – geht es um das Verspeisen von unschuldigen Opfern durch zwei serienkillende Redneck-Brüder. Ihre nächste Beute sind vier Kleinkriminelle, die ein junges Mädchen (nein – Spoiler – ein Junge! Warum? Es ist eine der vielen Wendung, die keinerlei Sinn ergeben) entführt haben und nach einer verhängnisvollen Kollision mit einem Elch orientierungslos durchs Gehölz irren. Mehr Handlung gibt es nicht. Irgendwann sind fast alle tot und es könnte sein, dass eine Fortsetzung droht.

Butchers - Raghorn

Vermarktet wird der Quatsch als Kannibalen-Slasher mit „UNCUT“-Gütesiegel. Führen Filme, wie zum Beispiel die Saw-Serie mit ihrem ultrabrutalen Realismus zu echtem Unwohlsein, wenn nicht gar Brechreiz, so löst BUTCHERS –  RAGHORN bestenfalls Gähnen oder gelangweiltes Kichern aus. Das Blut sprudelt in Strömen, sieht aber wie rot gefärbtes Wasser oder Ketchup aus. Noch schlechter als die miesen Spezialeffekte und hölzernen Dialoge ist nur das Schauspiel, vor allem von Hollie Kennedy, die es mit genau einem Gesichtsausdruch durch den gesamten Film schafft. Egal, ob sie Angst hat, sich freut oder kurz vor der Schlachtung steht – sie schaut immer extremst genervt aus der Wäsche. Vielleicht hat sie aber auch einfach geahnt, in was für einen Müll sie sich hier verirrt hat. Zum SchleFaZ reicht es nicht ganz, aber mindestens zum SchleFdJ 2024.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Butchers Book Two: Raghorn“
USA 2024
88 min
Regie Adrian Langley

Butchers - Raghorn

alle Bilder © 24 Bilder

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Joker: Folie a Deux

JOKER: FOLIE A DEUX

Joker: Folie a Deux

JOKER: FOLIE A DEUX

Warum Lady Gaga den Dracula macht und ihren Namen vielleicht etwas zu wörtlich nimmt.

Ab 03. Oktober 2024 im Kino

Ob sich Stefani Joanne Angelina Germanotta alias Lady Gaga komplett in ihrer Rolle als Harley Quinn verloren hat, wird sich erst in ein paar Monaten zeigen. Zuletzt tauchte sie immer wieder ziemlich gaga in Talkshows und auf dem roten Teppich als Clown geschminkt auf. Dazu noch ihr neues Album namens  „Harlequin“ (Warum nicht Harlequinn?) – ist das nun cleveres Marketing oder verschwimmen da die Grenzen zwischen Figur und Wirklichkeit, wie damals bei Bela Lugosi, der sich irgendwann in den Wahn verstieg, tatsächlich Graf Dracula zu sein?

Joker: Folie a Deux

Und der Film? Fängt stark an und zieht sich dann gewaltig in die Länge. Großteile der Handlung spielen im Gerichtssaal, wo die Verbrechen des ersten Teils noch mal in aller Ausführlichkeit aufgearbeitet werden. Statt echtem Aufruhr und Chaos wird meist nur über Aufruhr und Chaos geredet, wenn nicht gerade wieder ein Liedchen das Drama ausbremst. Die an sich originelle Idee, das Ganze als Musical zu inszenieren, geht nicht auf. Durch die Gesangseinlagen verflacht der Film zur Nummernrevue, vom beängstigenden Wahnsinn des Originals ist kaum noch was zu spüren.

Joker: Folie a Deux

Aber kann man einen fast perfekten Film wie JOKER überhaupt toppen? Regisseur Todd Phillips gebührt Anerkennung für seinen Mut, mit dieser Fortsetzung etwas zu wagen und nicht die sichere Franchise-Nummer zu spielen. Oscar-Preisträger Joaquin Phoenix ist – keine Überraschung – eine Wucht, egal, wie gut oder mittelmäßig er als Sänger ist. Lady Gaga – DAS hingegen ist eine echte Überraschung – hält sich nach ihrem Kasperletheater-Auftritt in House of Gucci zurück, wirkt dadurch aber (kaum zu glauben) beinahe langweilig. Apropos. Mit 138 Minuten ist JOKER: FOLIE À DEUX entschieden zu lang, vor allem in der Mitte hängt es durch. Schauspielerisch und technisch ist das alles natürlich von höchster Qualität – Kamera, Sound, Ausstattung sind top. Nur die Story und die Songs sind es leider nicht.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Joker: Folie À Deux“
USA 2024
138 min
Regie Todd Phillips

Joker: Folie a Deux

alle Bilder © Warner Bros. Pictures

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Power of Love

POWER OF LOVE

Power of Love

POWER OF LOVE

In POWER OF LOVE beleuchtet Regisseur Jonas Rothlaender das fragile Gleichgewicht einer (fast) ganz normalen Liebesbeziehung.

Ab 03. Oktober 2024 im Kino

Männer haben es nicht leicht, das wissen wir spätestens seit Jonas Rothlaenders Dokumentation Das starke Geschlecht“. Doch keine Sorge, den Frauen geht es auch nicht besser. In seinem neuen Film POWER OF LOVE wirft der Regisseur einen interessanten Blick auf die Dynamiken einer modernen Paarbeziehung. 

Power of Love

Saara (Saara Kotkaniemi), eine erfolgreiche Forscherin, und ihr deutscher Freund Robert (Nicola Perot) leben in Finnland. Während er den Haushalt schmeißt, bringt sie das Geld nach Hause – eine ganz normale, moderne Rollenverteilung. Doch im Schlafzimmer brodelt es unter der heilen Oberfläche: Immer wieder testen die beiden in Sadomasospielen ihre Grenzen aus. Während einer Urlaubsreise spitzt sich dann die Lage zu: Saara überkommen Zweifel an der ungesunden Balance zwischen Abhängigkeit und Unabhängigkeit.

Power of Love

Man kann sich POWER OF LOVE irgendwo zwischen einem psychologischen Erotikthriller a la Fifty Shades of Grey und einer wissenschaftlichen Versuchsanordnung vorstellen. Allerdings rascheln zwischendurch immer wieder die Drehbuchseiten. Die Figuren sind weniger individuelle Charaktere als Stellvertreter moderner Geschlechterrollen, was dem Film bisweilen etwas Künstliches verleiht. Nach der x-ten „fessel mich, schlag mich, lieb mich“-Szene hat man es dann auch verstanden. Ob das über 105 Minuten trägt und dabei fasziniert oder befremdet, kann jeder für sich selbst entscheiden.

INFOS ZUM FILM

Deutschland / Finnland 2023
105 min
Regie Jonas Rothlaender

Power of Love

alle Bilder © missingFILMs

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Element of Crime in Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin

ELEMENT OF CRIME IN WENN ES DUNKEL UND KALT WIRD IN BERLIN

Element of Crime in Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin

ELEMENT OF CRIME IN WENN ES DUNKEL UND KALT WIRD IN BERLIN

Schauspieler Charly Hübner ist Fanboy: Mit WENN ES DUNKEL UND KALT WIRD IN BERLIN macht er Element of Crime eine Liebeserklärung.

Ab 01. Oktober 2024 im Kino

Framerate nimmt seinen Bildungsauftrag ernst, deshalb hier ein paar schlaue Fakten: Element of Crime wurde 1985 in West-Berlin gegründet. Der Bandname ist inspiriert vom Debütfilm des dänischen Regisseurs Lars von Trier. Wer hätte es gewusst? Anfangs war die Band deutlich englisch geprägt, sowohl in ihren Texten als auch musikalisch und orientierte sich stark am britischen Gitarrenrock. 1991 wechselte sie mit dem Album Damals hinterm Mond zur deutschen Sprache. Dieser Schritt markierte einen Wendepunkt: Element of Crime fand ihren unverkennbaren Stil, geprägt von lakonischen, teils sarkastischen Texten, melancholischen Melodien und Sven Regeners charakteristischen Trompetenklängen.

Element of Crime in Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin

Element of Crime kann man nicht nebenher hören“, sagt Musikerin Nora Stein. „Man muss den wunderschönen Texten zuhören.“ Sven Regener, Gitarrist Jakob Ilja und Schlagzeuger Richard Pappik haben mit ihren Songs viele junge Musiker beeinflusst. Das ist dann auch die schönste Idee von Regisseur Hübner: Er begleitet die Band nicht nur auf ihrer kleinen Tour durch Berlin, interviewt die Musiker und Weggefährten, streut Archivbilder der geteilten Stadt ein (alles so schön grau hier), sondern bietet auch den Nachfolgern der Elements eine Bühne. Von Wegen Lisbeth, Steiner & Madlaina, Isolation Berlin – die Jungen sind mindestens so aufregend wie ihre Vorbilder.

Element of Crime in Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin

WENN ES DUNKEL UND KALT WIRD IN BERLIN ist vor allem ein Musikfilm: Ein Großteil der 90 Minuten besteht aus Konzertmitschnitten. Das sollte man wissen – Wer mit der Musik von Element of Crime nichts anfangen kann, wird wenig Freude an Hübners Film haben. Fans werden es dagegen lieben. Frontmann Sven Regener, der auch als Autor des Romans Herr Lehmann bekannt wurde, prägt die Band durch seine einzigartige Art, das alltägliche Scheitern und die bittersüßen Momente des Lebens zu besingen. Dabei schwingt stets ein ironisches Augenzwinkern mit – ganz nach dem Motto: Das Leben ist zwar tragisch, aber oft auch sehr komisch.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2024
95 min
Regie Charly Hübner

Element of Crime in Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin

alle Bilder © DCM

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Never let go

NEVER LET GO

Never let go

NEVER LET GO

Schmarrn, der: [Schmárrn] Unsinn, der bedeutungslos, minderwertig, ohne künstlerische Qualität ist.

Ab 26. September 2024 im Kino

Momma, gespielt von Halle Berry, wohnt mit ihren Zwillingssöhnen (Percy Daggs IV & Anthony B. Jenkins) in einer einsamen Hütte im Wald. Dort ernährt sich die Kleinfamilie von erlegtem Tier, Fröschen und Baumrinde. Eine ungewöhnliche Naturdiät, die nicht ganz freiwillig ist, denn einfach Shoppen im Supermarkt geht nicht mehr: Das Böse hat die Weltherrschaft übernommen, die Menschheit ist verloren. Zum anderen muss man sich jedesmal an ein dickes Seil binden, um die Hütte überhaupt verlassen zu können. Das ist unpraktisch und schränkt die Beweglichkeit ein, soll aber der einzig wirksame Schutz gegen das Böse sein. 

Welcher Drehbuchautor denkt sich so was aus? Die Geschichte von NEVER LET GO ist so hanebüchen und unnötig kompliziert, man könnte meinen Trashkönig M. Night Shyamalan hätte seine unbegabten Finger im Spiel gehabt. 

Never Let Go

Abgesehen von der albernen Story hat NEVER LET GO auch ein paar wenige Pluspunkt: Regisseur Alexandre Aja und sein Kameramann bauen in stimmungsvollen Sets und düsteren Bildern eine schön unheimliche Atmosphäre auf. Man möchte sich gar nicht vorstellen, was für ein besserer Film das mit einem vernünftigen Drehbuch geworden wäre. Zudem sind Halle Berry und vor allem die beiden Kinderschauspieler richtig gut. Schade um das vergeudete Talent. Insgesamt ein schnell zu vergessender Horrorfilm, der bis auf ein paar wenige Jumpscares sein Hauptziel verfehlt: gruselig zu sein. 

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Never Let Go“
USA 2024
104 min
Regie Alexandre Aja

Never Let Go

alle Bilder © LEONINE Studios

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Megalopolis

MEGALOPOLIS

Megalopolis

MEGALOPOLIS

In MEGALOPOLIS feiert das antike Rom seine Wiedergeburt im modernen New York. Ist Coppolas Monumentalfilm ein Kunstwerk oder der Flop des Jahres?

Ab 26. September 2024 im Kino

In einer futuristischen Metropole soll das Alte dem Schönen und Neuen weichen. Architekt Cesar, gespielt von Adam Driver, träumt von einer Stadt, in der Menschen auf Wasserpfaden transportiert werden, jeder Erwachsene seinen eigenen Garten hat und die Häuser aus Blütenkelchen bestehen. Biene Maja gefällt das. Doch wie immer gibt es Neider und Hater: Cesars Gegenspieler, der korrupte Bürgermeister Franklyn Cicero (Giancarlo Esposito), will am status quo festhalten und versucht den jungen Träumer auszubremsen. Und wie sich das seit William Shakespeare gehört, steht zwischen den beiden Männern eine Julia (Nathalie Emmanuel), die Tochter des Bürgermeisters, deren Liebe zu Cesar und Loyalität zu ihrem Vater die Situation weiter verkompliziert.

Megalopolis

Weil MEGALOPOLIS als visionärer Science-Fiction-Film vermarktet wird, hat Cesar neben dem Bauen schöner Häuser noch ein weiteres Talent – er kann die Zeit anhalten. Warum das so ist, bleibt das Geheimnis des Drehbuchs. Unfreiwillig komisch, aber mit tiefstem Ernst deklamiert Adam Driver dazu den Satz „Time! Stop!“, was sie dann auch tut. Überhaupt Adam Driver: Wenn er im Verlauf der Geschichte blutspuckend und wie ein verrücktes Kind Grimassen schneidend overacted, hätte man schon gerne gewusst, wo genau die Regie während dieser Aufnahmen war – wohl kaum am Set.

Megalopolis

Interessant ist vor allem die Entstehungsgeschichte von MEGALOPOLIS. Für Coppola ist der Film eine Herzensangelegenheit. Ursprünglich in den frühen 1980er-Jahren geschrieben, verkaufte der Regisseur in den 2010er-Jahren Teile seines Weinbaugebiets, um das Budget von rund 100 Millionen US-Dollar aufzubringen. Wer weiß, was für ein Film MEGALOPOLIS vor 40 Jahren geworden wäre. Seit der ersten Idee hat sich die Tricktechnik um Lichtjahre weiterentwickelt, trotzdem wirken die Bilder unglaublich künstlich. Als hätte sich Ben Hur in das von Baz Luhrmann inszenierte Showreel eines Architekturbüros verirrt. Aber das ist wohl Absicht, denn Coppola hatte schon in früheren Werken eine Schwäche fürs Artifizielle.

Man muss dem mittlerweile 85-Jährigen zugutehalten, dass er mit seinen Visionen nicht zum Arzt geht, sondern sie ohne Rücksicht auf Erfolg verwirklicht. Egal, ob das Publikum es versteht oder nicht – sein Film ist ein Spektakel, aber keins, das die Massen in die Kinos locken wird. Einen gewissen Unterhaltungswert kann man diesem rauschhaften Fiasko mit Ausschweifungen ins Geniale nicht absprechen. Wenn man sich einfach fallen lässt und das komplett überholte Frauenbild ignoriert, ist das schräge „Römisches Imperium trifft THE DARK KNIGHT trifft SUCCESSION“-Mashup sogar auf eine unerklärliche Weise interessant. Während der Pressevorführung wollte jedenfalls keiner den Saal verlassen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Megalopolis“
USA 2024
138 min
Regie Francis Ford Coppola

Megalopolis

alle Bilder © Constantin Film

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The Substance

THE SUBSTANCE

The Substance

THE SUBSTANCE

Der David-Cronenbergigste Film, den David Cronenberg nie gemacht hat. THE SUBSTANCE ist ein Body-Horror-Schocker kombiniert mit scharfer Gesellschaftskritik.

Ab 19. September 2024 im Kino

Die Handlung ist ebenso bizarr wie faszinierend: Eine mysteriöse Flüssigkeit namens „The Substance“ ermöglicht es dem Ex-Star Elisabeth Sparkle (Demi Moore), eine jüngere, schönere Version ihrer selbst aus dem Rücken zu „gebären“ (und das ist durchaus wörtlich zu verstehen). Doch diese makellose neue Doppelgängerin, Sue (Margaret Qualley), kommt mit einem Haken: Das alte und das neue Ich müssen sich die Zeit teilen: genau eine Woche im einen Körper, dann eine Woche im anderen – falls die Zeit überschritten wird, hat das fatale Konsequenzen.

The Substance

In einer Welt, in der nur Jugend und gutes Aussehen zählen, haben Krähenfüße und schlaffe Haut nichts verloren. Die Botschaft ist klar: Alles ist vergänglich, besonders weibliche Schönheit. THE SUBSTANCE ist eine bitterböse Satire, die einen starken Anfang und ein noch stärkeres Ende hat. Dazwischen wiederholen sich die Szenen von suppenden Wunden, Nadeln in Armen und ultra straffen Hinterteilen, bis es irgendwann leicht ermüdend wird. Ja, im Showbiz ist jung hui und alt pfui. Danke, der Holzhammer ist nicht nötig.

The Substance

Trotz dieser Längen überzeugt THE SUBSTANCE auf vielen Ebenen. Regisseurin Coralie Fargeat zitiert Klassiker des Genres wie SHINING, THE THING und vor allem THE FLY und erschafft dabei ein eigenes Gesamtkunstwerk. Fast könnte man meinen, David Cronenberg habe selbst von der Substance genascht und mit Coralie Fargeat eine weibliche, jüngere Version seiner selbst erschaffen. Die exzellenten Soundeffekte und der präzise Schnitt tragen zur intensiven Atmosphäre bei, während auf CGI fast völlig verzichtet wird – eine bewusste Entscheidung, die die Effekte wunderbar grauenhaft analog macht.

The Substance

Schön auch die Doppeldeutigkeit: Die immer wieder runderneuerte Demi Moore brilliert als alternde Ex-Schauspielerin, die verzweifelt versucht, den körperlichen Verfall aufzuhalten. Mit 61 Jahren geht sie mutig ans Limit, zeigt in ihrem Comeback die beeindruckendste schauspielerische Leistung ihrer Karriere. Dennis Quaid verkörpert als schmieriger TV-Produzent das abstoßende Bild des männlichen Unterdrückers, für solche wie ihn wurde #MeToo erfunden.

THE SUBSTANCE ist 80er-Jahre-Horror mit Aussage: ein durchgeknalltes Gleichnis über weiblichen Selbsthass und den unerbittlichen Druck, Schönheitsnormen zu entsprechen. Auch wenn der Film seine Botschaft gelegentlich etwas plump vermittelt, trifft er doch ins Schwarze und hat das Zeug zum modernen Klassiker des Genres.

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Originaltitel „The Substance“
UK / USA / Frankreich 2024
140 min
Regie Coralie Fargeats

The Substance

alle Bilder © MUBI

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Die Fotografin

DIE FOTOGRAFIN

Die Fotografin

DIE FOTOGRAFIN

Biopic über die legendäre Kriegsfotografin Lee Miller mit einer großartigen Kate Winslet in der Hauptrolle.

Ab 19. September 2024 im Kino

Eine Frau sitzt in der Badewanne. Vor ihr stehen zwei dreckverschmierte Stiefel. Sie hält einen Waschlappen an die Schulter und blickt nach rechts oben. Auf dem Badewannenrand steht ein Bild von Adolf Hitler. Dieses Foto, aufgenommen nach Hitlers Tod in dessen Privatwohnung in München, ist das wohl bekannteste Werk von Elisabeth „Lee“ Miller, der amerikanischen Fotografin und Fotojournalistin, die während des Zweiten Weltkriegs für die Vogue arbeitete. Sie dokumentierte unter anderem die Befreiung von Paris und die Grauen der Konzentrationslager Dachau und Buchenwald.

Die Fotografin

Filmstudenten aufgepasst: Welche drei Möglichkeiten gibt es, ein Biopic zu strukturieren? Antwort A: Das gesamte Leben von der Geburt bis zum Tod zeigen. Nachteil – Selbst bei einem dreistündigen Film bleiben hier und da Lücken. Antwort B: Nur einen kleinen Ausschnitt darstellen, zum Beispiel die entscheidenden zehn Jahre. Aber was ist mit dem Rest? Oder Antwort C: Die Geschichte in ein Interview einbetten, so hat man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Immer wenn es nicht weitergeht, kann der Reporter eine Frage stellen, worauf die nächste Rückblende folgt.

Die Fotografin

Regisseurin Ellen Kuras hat auf der Filmhochschule gut aufgepasst und sich für die Varianten B und C entschieden. Der einzige Kritikpunkt an ihrem ordentlich gemachten Biopic über die außergewöhnliche Lee Miller ist, dass ihr Film genau das nicht ist. Gut gedreht, gut ausgestattet – aber alles andere als außergewöhnlich. Hervorzuheben sind dagegen die Schauspieler, besonders Kate Winslet, die als eigenwillige Freidenkerin Lee Miller herausragend ist. Neben ihr glänzt Andy Samberg als sympathischer Time-Life-Fotograf David E. Scherman. Selten sah man das Ex-Saturday-Night-Live-Mitglied so zurückhaltend und überzeugend.

DIE FOTOGRAFIN (im Original schlicht LEE) ist vielleicht kein Meisterwerk. Aber ein gut gemachter Film mit Starbesetzung und einem überraschenden Ende. Deshalb: sehenswert.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Lee“
GB 2023
116 min
Regie Ellen Kuras

Die Fotografin

alle Bilder © STUDIOCANAL

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