WUNDERSCHÖN

WUNDERSCHÖN

Kinostart 03. Februar 2022

Neutronensterne sind die vermutlich dichtesten Objekte im Universum: Ein Teelöffel ihrer Materie wiegt einige Milliarden Tonnen. Das haben schlaue Wissenschaftler mit der Formel p = m durch v berechnet: Masse geteilt durch Volumen ist gleich Dichte. Kann man mit dieser Gleichung auch die Dichte der Klischees in einem Film berechnen? Geht das in Gramm pro Drehbuchseite oder in Kilogramm pro Filmminute?

„Wunderschön“ ist der Neutronensternhaufen unter den Filmen. Nonstop jagt ein Klischee das nächste. Da ist das dicke Mädchen, in der Schule ausgegrenzt, die Mutter eine klapperdürre Zicke. Aber was sind schon ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen, wenn sich darunter eine übertalentierte Baseballspielerin versteckt? Klar, dass da der (dünne) süße Junge aus dem Team ganz wuschig wird. Und das junge Model: selbstverständlich magersüchtig, auf Koks und ganz doll unglücklich in ihrer Instagram-Hinterhof-Traumwohnung (der an die Wand geschraubte Nachttisch ist allerdings wirklich eine gute Idee). Und deren erfolgreicher Bruder: verheiratet, zwei Kinder. Alles könnte so schön sein, doch dann will seine Frau auch Karriere machen, da hat er erst mal gar kein Verständnis. Dann die Großeltern: Zu lange verheiratet, er sieht sie gar nicht mehr, sie leidet still  in ihrer beigen Blase, Sex haben die beiden sowieso seit Jahren nicht mehr – also ab zum Tangokurs! Und so weiter und so weiter.

Dass „Wunderschön“ nicht wie eine bleierne Ente untergeht, liegt an der souveränen Regie von Karoline Herfurth und der spielfreudigen Besetzung. Emilia Schüle, Martina Gedeck, Joachim Król und Friedrich Mücke, allesamt Profis, die wissen, wie man den Ball in der Luft hält, auch wenn sich beim Zuschauer die Augäpfel angesichts der Flachheiten bis zum Hypothalamus verdrehen. Halbwegs unterhaltsam und amüsant ist das am Ende dann doch. Dass es auch besser geht, zeigt die einzig originelle Episode über eine emanzipierte, liebeskritische Lehrerin, gespielt von der verlässlich sarkastischen Nora Tschirner.

Erkenntnis: Es handelt sich nicht um die Verfilmung von Tolstois „Krieg und Frieden“, sondern eher um eine überlange Folge einer TV-Vorabendserie. Wunderschön wäre es also gewesen, den Film um gut ein Drittel zu kürzen. Das hätte alles lässig in 90 kurzweilige Minuten gepasst. Einen halben Extrastern für die gute Absicht: Wir sind alle gleich, es ist egal, wie man aussieht, die inneren Werte zählen. Amen.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2021
131 min
Regie Karoline Herfurth

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

LICORICE PIZZA

LICORICE PIZZA

Kinostart 27. Januar 2022

Wäre Autokorrektur nicht so dumm, würde sie neben den Namen des US-Regisseurs Paul Thomas Anderson automatisch ein Herzemoji setzen. Aber weil Computer fast so wenig können wie Roboterfrau Gisela, muss man das eben immer noch händisch machen. Paul Thomas Anderson ❤️ hat im Laufe seiner noch gar nicht so langen Karriere schon einige Meisterwerke gedreht: „Boogie Nights“, „Magnolia“ oder „There will be Blood“. Sein neuer Film „Licorice Pizza“ wird von der US-Kritik bereits als bester Film des Jahres gefeiert. Zurecht.

Gary Valentine ist ein „Hustler“, also ein Typ, der mit ausgeprägtem Geschäftssinn und viel Arbeit schnell reich werden möchte, es dabei aber mit Gesetzen und Regeln nicht allzu genau nimmt. Das Besondere an Gary: Er ist erst 15 Jahre alt. Eines sonnigen Tages im San Fernando Valley verliebt er sich in die zehn Jahre ältere Alana und kann sie mit charmanten Worten – noch eine Begabung: Gary kann das Eckige rund quatschen – zu einem Date überreden. Aus den beiden wird zwar kein Paar, aber eine platonische Freundschaft entsteht – auch wenn Gary das gerne anders gehabt hätte.

Die Parallelen zu „Once Upon a Time…in Hollywood“ sind unübersehbar: Gleiche Ära – Anfang der 1970er-Jahre, gleicher Ort – Großraum Los Angeles, gleiches Milieu – Gary ist Jung-Schauspieler und Alana drängt es auch ins Filmgeschäft. „Licorice Pizza“ wirkt allerdings wie eine entspannte Coming-of-age-Version von Tarantinos Hollywood-Universum, ohne dessen Hang zu unerwarteten Gewaltausbrüchen.

Gelegenheitsjobs, Wasserbetten, Barbra Streisand und Trucks im Leerlauf – die 133 Minuten sind voller Überraschungen. Mit seinen genauen Beobachtungen erinnert Andersons ❤️ Film an einen der vielschichtigen Romane von Jonathan Franzen. Großartig auch die Besetzung: Sängerin Alana Haim spielt die bezaubernde Alana Kane und hat gleich ihre komplette (echte) Familie mitgebracht, um – genau – ihre Filmfamilie zu spielen. Cooper Hoffman, Sohn des verstorbenen Philip Seymour, hat nicht nur das Aussehen, sondern auch das Talent seines Vaters geerbt – zum Verlieben, wie er den jugendlichen G’schäftlemacher mit riesengroßem Charme spielt. Es sollte mit dem Teufel zugehen, wenn die Lakritzpizza in diesem Jahr nicht ein paar Oscars abräumen würde.

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Originaltitel „Licorice Pizza“
USA 2021
133 min
Regie Paul Thomas Anderson ❤️

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

SCREAM

SCREAM

Kinostart 13. Januar 2022

Großes Spoilerverbot, denn das ist wirklich mal eine Spitzenidee für einen Horrorfilm: Ein Typ mit schwarzem Umhang und weißer Faschingsmaske verkleidet, ermordet scheinbar wahllos Teenager. Am Ende stellt sich heraus, es waren sogar zwei Killer, die noch dazu aus dem engsten Freundeskreis der Opfer stammen. Was? Die Idee gab es schon? In vier Teilen und einer Fernsehserie sagen Sie? Das kann nicht sein.

Der fünfte „Scream“ ist ein Requel, also ein Film, der irgendwo zwischen einer Fortsetzung, einem Neustart und einem Remake angesiedelt ist. Andere Beispiele für Requels sind „Ghostbusters: Legacy“, „Jurassic World“ oder „Mad Max: Fury Road“.

Noch genauer wird das von den Darstellern im Film erklärt, denn – wie kann es heutzutage anders sein – alles ist extrem meta und ironisch. Überraschend nur, dass die Schauspieler nicht unentwegt in die Kamera zwinkern: Wir sind Teil eines kultigen Franchises und uns dessen voll bewusst.

Wie zuletzt im gründlich misslungenen Matrix-Requel „Resurrections“ ist „Scream“ in erster Linie Fanservice. Und dazu gehört das Wiedersehen mit bekannten Gesichtern. Manchen steht das Alter besser, andere haben ein bisschen zu intensiv versucht, die Spuren der Zeit zu beseitigen. Um die Veteranen versammelt sich eine Schar austauschbarer TV-Serien-Gesichter. Das Lösen des Whodunit macht einigermaßen Spaß, große Spannung will dabei aber nicht aufkommen. Am Ende dieser x-ten Neuauflage einer komplett ausgekauten Idee fragt man sich: Wozu das Ganze?

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Scream“
USA 2021
115 min
Regie Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett

alle Bilder © Paramount Pictures Germany

SPENCER

SPENCER

Kinostart 13. Januar 2022

Blass, blass, blass sind alle meine Farben. Trüb, trüb, trüb ist alles, was ich hab. Das Leben von Diana, Princess of Wales, geborene Spencer, muss furchtbar gewesen sein, indeed. Im Dezember 1991 besteht ihre Ehe mit Charles nur noch auf dem Papier. Trotzdem verbringt sie die Weihnachtstage mit der gesamten royalen Familie auf Landgut Sandringham. Und wenn man dem bedrückenden Film von Pablo Larrain glauben darf, so befand sich Diana zu dieser Zeit am Rande des Wahnsinns.

Schnell entwickelt sich die „Fabel, die auf wahren Begebenheiten beruht“ – wie es im Vorspann heißt – zu echten Diebus Horribilis für die sensible Prinzessin. Das geht schon bei der Ankunft los: Zur Weihnachtstradition Ihrer Majestät gehört es, die Gäste nach Art der Mastgans vor und nach den Feiertagen zu wiegen. So soll sichergestellt werden, dass alle ausreichend gefuttert haben. Die Tage auf dem schlecht beheizten Landgut werden für Diana, umgeben von hinterhältigen Hofschranzen, einem untreuen Gemahl und der Ice-Queen Elisabeth (not amused), zu einer surrealen Neuauflage von „Shining“. Durch endlos lange Flure wird sie auf Schritt und Tritt von Zofen und Geistern verfolgt. Einmal landet sie sogar in einem Kühlraum – Jack Torrance gefällt das. Zwischendurch muss Diana alle fünf Minuten die Kleidung wechseln, auch das ist anstrengende Arbeit. Es sind im Laufe des Films (Achtung Spoiler!) sehr, sehr viele Kleider.

Kristen Stewart scheint für ihre Ausnahmeleistung der nächste Oscar so gut wie sicher. Weniger wohlwollend könnte man ihr Schauspiel auch als Fast-Karikatur bezeichnen. Mehr weidwunder Augenaufschlag und scheues Geflüster gehen nicht. Zum 25. Todestag der Prinzessin kommt mit „Spencer“ spröde, anspruchsvolle Kunst in die Kinos.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Spencer“
Deutschland / GB 2021
111 min
Regie Pablo Larrain

alle Bilder © DCM

THE 355

THE 355

Hollywood benimmt sich wie ein Hundewelpe, der schon wieder sein Geschäft auf dem Wohnzimmerteppich verrichtet hat. Da hilft nur, ihn kurz mit der Schnauze reinzustupsen, sonst lernt Lobi nie. Wie viele „All Female Reboots“ von erfolgreichen Filmen soll es noch geben, bevor Hollywood begreift: Das will niemand sehen. Fairerweise muss erwähnt werden, „The 355“ ist kein Reboot, sondern eine Zitatensammlung besserer Actionfilme. Die Autoren Theresa Rebeck und Simon Kinberg haben ihr Drehbuch nach dem copy/paste-Prinzip verfasst, ohne jemals die Qualität der zitierten Vorbilder zu erreichen. Vielmehr erinnert das Ganze an eine ungute Nacherzählung von Mission Impossible meets Jason Bourne meets Charlie’s Angels (minus Campfaktor).

Auf der Jagd nach einem klassischen MacGuffin (hier eine Festplatte, mit der man die Welt beherrschen kann) müssen sich eine CIA-Agentin (Jessica Chastain), eine britische Technikspezialistin (Lupita Nyong‘o) und eine deutsche BND-Agentin (Diane Kruger) zusammentun, um besagte Festplatte wiederzufinden und die Menschheit vor dem Untergang zu retten. An ihrer Seite kämpft die seltsam fehl am Platz wirkende Penélope Cruz als chilenische Psychologin mit perfekter Frisur und zu dicker Oberlippe.

Öde nicht nur die Geschichte, „The 355“ sieht trotz exotischer Locations auch noch erstaunlich schäbig aus. Das hätten die Macher vom Traumschiff auch nicht schlechter hinbekommen. Die Kampfszenen sind lahm, die Logikbrüche absurd und die Musik klingt wie ein vom Praktikanten komponierter Restposten. So rechte Lust scheint keiner gehabt zu haben.

Achtung Aluhut-Verschwörungstheorie: Werden Hollywoodstars gezwungen, in miserablen Filmen mitspielen, um Studiogelder zu waschen? Oder warum geben sich Oscarpreisträgerinnen für so einen Schmarren her? Der Name des Regisseurs hätte ihnen Warnung sein sollen: Simon Kinberg hat mit „Dark Phoenix“ schon den schlechtesten Teil der X-Men-Saga zu verantworten. 

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Originaltitel „The 355″
China / USA 2022
124 min
Regie Simon Kinberg
Kinostart 06. Januar 2022

alle Bilder © Leonine

THE KING’S MAN – THE BEGINNING

THE KING’S MAN – THE BEGINNING

Kinostart 06. Januar 2022

Reden wir nicht lange um den heißen Brei: „The King’s Man – The Beginning“ ist totaler Schrott. Allerdings extrem unterhaltsamer Schrott. Die Grundidee, ein „Worst of Bösewichter“  – u. a. Rasputin, Mata Hari und Lenin (sic!) – gegen eine Gruppe von britischen Geheimagenten antreten zu lassen, weckt ungute Erinnerungen an den 2003er Flop „The League of Extraordinary Gentlemen“ – ein Film so schlecht, dass Sean Connery danach seinen endgültigen Abschied von der Schauspielerei bekannt gab.

„Kingsman: The Secret Service“ konnte 2014 vor allem mit anarchischer Energie und trockenem Humor überzeugen. „The Golden Circle“, drei Jahre später, war dann die höchst alberne, mit miserablen Computereffekten überladene Fortsetzung. Goodbye Colin Firth & Taron Egerton, Hello Ralph Fiennes. Das Prequel „The Beginning“ springt ein paar Jahrzehnte zurück und erzählt von der Gründung der Kingsman-Agency, Anfang des 20. Jahrhunderts. Dabei werden ganz nebenbei die politischen Verstrickungen aufgedröselt, die Auslöser für den 1. Weltkrieg waren. Die Geschichtsstunde bewegt sich allerdings auf dem Niveau einer Teletubby-Folge – Vereinfachung ist Trumpf.

Matthew Vaughn, der ewige Zweite unter den britischen Action-Regisseuren, bleibt seinem artifiziellen Stil auch im dritten Teil der Agentensaga treu. Wie sein großes Vorbild Guy Ritchie, bemüht er sich zwar in ein paar Szenen um etwas mehr Erdung (die Grabenkämpfe im 1. Weltkrieg erinnern fast an „1917“), doch besonders die Actionsequenzen sind derart übertrieben inszeniert, dass sie oft wie aus einem leicht veralteten Computerspiel aussehen. Die Schauspieler (bzw. ihre digitalen Doppelgänger) schlagen, treten, schießen und fliegen durch die Luft, ohne sich dabei um irgendwelche Gesetze der Physik zu scheren.

Aber was soll’s. „The King’s Man“ ist schließlich eine Comicverfilmung und kann sogar mit ein paar starken emotionalen Momenten aufwarten. Etwas, was in dieserart filmischer Kirmesattraktion angenehm überrascht. Die ehrenwerten Versuche, den Charakteren Leben einzuhauchen und ihnen ein wenig Dreidimensionalität zu verleihen, werden zwar verlässlich von komplett durchgeknallten Drehbuchideen wieder zunichtegemacht, doch wenigstens kommt durch diesen Wundertütenmix keine Langeweile auf. Und gegen zwei Stunden Eskapismus hat im trüben Januar niemand etwas einzuwenden.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The King’s Man – The Beginning“
USA / GB 2021
131 min
Regie Matthew Vaughn

alle Bilder © Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

MATRIX RESURRECTIONS

MATRIX RESURRECTIONS

Kinostart 23. Dezember 2021

2003 sagten Keanu Reeves und die Zuschauer gemeinsam leise Servus. Die Regisseurinnen Lana und Lilly (damals noch Larry und Andy) Wachowski hatten es schlicht übertrieben. Ihre beiden Fortsetzungen des wegweisenden Science-Fiction-Thrillers „Matrix“ von 1999 waren so enervierend und langweilig geraten, dass kaum noch jemand Lust hatte, sich den Mumpitz weiter anzuschauen.

Etwa zur gleichen Zeit ging es den Machern einer anderen Serie ganz ähnlich: Seit dem legendär schlechten PlayStation-1-Wellenritt von James Bond in „Stirb an einem anderen Tag“ (hier geht’s zum Ausschnitt) war auch hier eine Grundsanierung überfällig, wollte man sich bei den Fans nicht weiter zum Gespött machen. Nach einer Erfrischungspause von vier Jahren und einer Neubesetzung begann mit „Casino Royale“ die künstlerisch erfolgreichste und umsatzstärkste Zeit für 007.

Gelingt dem Matrix-Universum mit seiner Mischung aus Bekanntem und Neuem eine ähnlich erfolgreiche Auferstehung wie der Bond-Reihe? Immerhin ist seit dem letzten Kapitel genug Zeit ins Land gegangen, ein brauchbares Script zu schreiben. Kleiner Spoiler: Offensichtlich hätten es noch ein paar Jahre mehr sein dürfen. „Resurrections“ fängt grandios an, scheitert im Mittelteil und berappelt sich halbwegs zum Finale. Selbstreferenzielle Witze auf Kosten der oft kritisierten Unverständlichkeit der Geschichte gibt es reichlich. Alles ist meta und die Macher können nicht widerstehen, unentwegt zu betonen, dass sie sich dessen bewusst sind. Doch auch das kann auf Dauer fad sein. Von den 148 Minuten könnte man locker auf ein Drittel verzichten. Wie schon in den letzten beiden Teilen nerven zu lange Dialogszenen mit pseudopsychologischem Geschwurbel aus dem Küchenkalender.

Neben Inhalt zählt bei Matrix-Filmen natürlich in erster Linie der Look. Die berühmten Bullet Time Effekte waren Ende der 90er-Jahre bahnbrechend, tauchten aber danach zu oft und zu schlecht kopiert in unzähligen Musikvideos und Werbespots auf. Das immerhin hat „Resurrections“ auf der Habenseite: Die Effekte sind größtenteils State of the Art, ein paar Szenen sehen wirklich atemberaubend aus.

FAZIT

Das war nicht schwer: „Resurrections“ ist besser als „Reloaded“ und „Revolutions“. Die visionäre Kraft des Originals bleibt unerreicht.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Matrix Resurrections“
USA 2021
148 min
Regie Lana Wachowski 

alle Bilder © Warner Bros. Entertainment Inc.

FAZIT

FAZIT

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DRIVE MY CAR

DRIVE MY CAR

Kinostart 23. Dezember 2021

Ein roter Saab 900 Turbo, ein betrogener Ehemann und Tschechows Onkel Wanja – Das sind die erstaunlichen Zutaten einer 40-seitigen Kurzgeschichte von Haruki Murakami.

Oto arbeitet als Drehbuchautorin beim Fernsehen, ihr Mann Yusuke Kafuku ist ein renommierter Bühnenschauspieler und Regisseur. Die beiden haben vor vielen Jahren ihre Tochter verloren – Lungenentzündung im Kindesalter – seitdem sucht Oto immer wieder Sex mit anderen Männern. Kafuku nimmt die Untreue seiner Frau stoisch hin. Eines Tages stirbt Oto an einem Hirnaneurysma, einfach so. Peloton hat nichts damit zu tun.

Ein ungewöhnlich langes Intro: Bis zum Vorspann sind schon 40 Minuten vergangen. Zwei Jahre später: Kafuku willigt ein, das Tschechow-Stück „Onkel Wanja“ in Hiroshima zu inszenieren. Aus versicherungstechnischen Gründen darf er seinen geliebten Saab während dieser Zeit nicht selbst fahren, die junge Chauffeurin Misaki wird ihm zugewiesen. Auf ihren langen gemeinsamen Autofahrten nähern sich die beiden zögerlich einander an.

„Drive my Car“ ist Kontemplation als Film. Obwohl es um schwere Themen geht, bleibt die Spannungskurve ohne größere Ausschläge nach oben oder unten in einem 3 Stunden währenden ruhigen Fluss. In einer Szene erwischt Kafuku seine Frau dabei, wie sie ihn mit einem jungen Mann in der gemeinsamen Wohnung betrügt. Es gibt keinen Streit, keine Konfrontation, keinen Bruch. Kafuku ist nicht einmal sauer. Er beobachtet das Geschehen kurz und schleicht sich dann leise aus dem Zimmer. Aus den dramatischen Geschehnissen hätte eine US-Produktion einen rührseligen Tearjerker fabriziert, auf japanisch rauscht das Unglück so sanft dahin wie ein Windstoß durch eine Teeplantage beim Sonnenaufgang.

Eine Adaption, die funktioniert: Das Übertragen von Murakamis präzisem, unaufgeregtem Schreibstil auf die Leinwand ist auf den Punkt. Regisseur Ryusuke Hamaguchi gelingt ein vielschichtiges Werk über Trauer, Liebe, Verrat und Kunst. Sein raffiniertes Spiel um Sprache und Sprachlosigkeit gewann den Preis für das beste Drehbuch in Cannes.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Doraibu mai kâ“
Japan 2021
179 min
Regie Ryusuke Hamaguchi

alle Bilder © Rapid Eye Movies

ANNETTE

ANNETTE

Kinostart 16. Dezember 2021

Toxische Männlichkeit, das Musical. Das Beste kommt gleich am Anfang: Ein grandioser one-take eröffnet den Film. Regisseur Leos Carax, die Hauptdarsteller Adam Driver und Marion Cotillard laufen gemeinsam mit den Komponistenbrüdern Ron und Russell Mael („Sparks“), „So May We Start“ singend aus einem Tonstudio ins nächtliche LA. Dabei schlüpfen die Schauspieler nach und nach in ihre Rollen – die Geschichte kann beginnen.

Mit den Musicalerfolgen „A Star is Born“ und „La La Land“ hat „Annette“ nur die Grundidee gemeinsam: Zwei Künstler verlieben sich ineinander. Ann ist eine berühmte Opernsängerin, Henry ein misanthropischer Stand-Up Comedian. Als mediengefeiertes Star-Pärchen reiten sie eine Weile auf einer Erfolgswelle durchs Leben und singen „We love each other so much“ dazu. Doch nach der Geburt ihrer Tochter Annette wandelt sich die große Liebe in noch größeren Hass. Ein Bootsausflug hat verhängnisvolle Folgen, Natalie Wood und Robert Wagner können davon ein Lied singen.

Und plötzlich mutiert das Musical zum Puppenfilm: Titelfigur Baby Annette wird in den meisten Szenen von einer hölzernen Marionette gespielt. Dieser schräge Kunstgriff wird mit keiner Silbe erwähnt oder erklärt. Zu grotesk, wenn Ann und Henry ihr unheimliches Puppenkind in den Armen halten oder singend an dessen Wiege stehen. Apropos: Gesungen wird sehr viel. Der Film verzichtet fast gänzlich auf gesprochene Dialoge. Adam Driver ist zwar kein begnadeter Sänger, doch den nicht besonders liebenswerten Henry spielt er mit konsequenter fuck-you-Haltung grandios. Interessante Idee, gute Musik, tolle Schauspieler – und trotzdem macht der Film nur bedingt Freude.

Regisseur Leos Carax („Die Liebenden von Pont-Neuf“) hat den Ruf eines schwierigen Künstlers, dessen Arbeiten oft als sperrig gelten. „Annette“ ist weniger Musical, mehr experimentelle, moderne Oper, die man nicht unbedingt verstehen muss. Manche werden das für große Kunst halten, weil es so schön schräg und anders ist. Die meisten wird das seltsame, oft ermüdende Musikdrama ratlos zurücklassen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Annette“
Frankreich / Belgien / Deutschland / USA 2021
140 min
Regie Leos Carax

alle Bilder © Alamode Film

SPIDER-MAN: NO WAY HOME

SPIDER-MAN: NO WAY HOME

Selten wurde im Vorfeld einer Marvel-Produktion so viel um die Besetzung spekuliert wie beim neuen „Spider-Man: No Way Home“. Die große Frage, die alle Fans umtreibt: Gibt es neben Doc Ock, dem Green Goblin und Electro auch ein Wiedersehen mit Tobey Maguire und Andrew Garfield, den beiden Ex-Spiderman-Darstellern? Denn diesmal gerät der freundliche Held aus der Nachbarschaft ins Multiversum, wo diverse Varianten seiner Vergangenheit und eventuell auch seiner selbst auf ihn warten. Ist kompliziert.

Nachdem Peter Parker am Ende von „Far from Home“ enttarnt wurde und nun alle Welt weiß, dass er Spider-Man ist, sucht er Hilfe bei Doctor Strange. Der soll die Zeit zurückdrehen und den Zustand vor der verhängnisvollen Demaskierung wiederherstellen. Doch die Zauberei geht gründlich schief und öffnet ungewollt Tore zu anderen Dimensionen, das Raum-Zeit-Kontinuum gerät aus den Fugen.

Nach allen Regeln der Fortsetzung muss der neueste Teil den vorherigen an Bombast übertreffen. Ob das „Immer noch mehr“ dem Produkt guttut, sei dahingestellt. Gerade das erste Kapitel der Tom-Holland-Trilogie fühlte sich dank Humor und Herz statt übermäßiger CGI-Schlachten erfrischend anders an.

„No Way Home“ ist ein einziger großer Fan-Service: Jon Watts nimmt die losen Enden aller bisherigen Spider-Man-Filme auf und spinnt sie zu einem befriedigenden Finale. Die emotionale Achterbahnfahrt kreuz und quer durch die Vergangenheit hat alles, was das Herz der Spideyasten höher schlagen lässt: Tempo, Witz, Action und so viele Eastereggs, dass dem Lindt-Goldhasen vor Glück das Glöckchen bimmelt.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Spider-Man: No Way Home“
USA 2021
148 min
Regie Jon Watts

alle Bilder © Sony Pictures

WEST SIDE STORY

WEST SIDE STORY

Überflüssig, hier nochmal die Geschichte von Tony, Maria, den Jets und den Sharks nachzuerzählen. Selbst eingefleischten Musicalhassern dürfte die Handlung von West Side Story vertraut sein: Shakespeares Romeo und Julia, nur eben im New York der späten 1950er-Jahre angesiedelt.

Im Laufe seiner sagenhaft erfolgreichen Karriere hat Steven Spielberg unzählige Blockbuster gedreht, Preise gewonnen, Klassiker für die Ewigkeit kreiert. Nun also eine Neuverfilmung des zehnfach oscargekrönten Leonard-Bernstein-Musicals. An der 2021er Version ist erstmal nichts falsch: Paul Tazewells Kostüme strahlen in allen Farben des Regenbogens, die Sets stimmen bis ins kleinste Detail und Director of Photography Janusz Kaminski konnte gewohnt viele Lampen in Richtung Kameraoptik drehen, sodass sein Markenzeichen – Flares in jeder Einstellung – gebührend zur Geltung kommen. Choreografie und Gesang sind spotless. Alle beteiligten Gewerke sind auf der Höhe ihrer Schaffenskunst. Und dennoch fragt man sich während der gesamten 155 Minuten: Warum?

Warum eine neue Version, die der alten nichts Nennenswertes hinzuzufügen hat, außer schickerer Optik und uncharismatischeren Hauptdarstellern? Vor allem der ewige Klassensprecher Ansel Elgort ist als Tony die Inkarnation von netter Langeweile. Such a pretty face: Rachel Zegler, eine echte Disney-Prinzessin mit glockenklarer Stimme, wird als Maria in jeder Szene von der temperamentvolleren Ariana DeBose (als Anita) an die Wand gespielt und gesungen. Überhaupt sind sämtliche Nebenfiguren besser besetzt als das blasse Paar im Zentrum der Geschichte. It’s alarming how uncharming they are. 

Steven Spielberg hatte wohl einfach Lust, einen seiner Lieblingsfilme neu zu inszenieren – mit feisteren Bildern und besserer Technik. Dabei vermeidet er alles Moderne. „La La Land“, „In the Heights“ oder Baz Luhrmanns „Romeo + Juliet“ sind da deutlich mutiger und verspielter. Spielbergs Film wirkt, als sei er ein perfekt restauriertes Werk aus den 1950er-Jahren. Wenigstens sind diesmal die Puertoricaner echt und werden nicht von braun geschminkten Gringos gespielt.

I feel pretty: „West Side Story“ 2021 sieht gut aus und ist ganz okay, reicht aber bei weitem nicht an die Originalversion heran. Eine Empfehlung für alle, die gerne schöne Menschen in schönen Kostümen sehen wollen, die hübsch choreografiert tanzen und dazu berühmte Lieder singen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „West Side Story“
USA 2021
155 min
Regie Steven Spielberg
Kinostart 09. Dezember 2021

alle Bilder © Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

GUNPOWDER MILKSHAKE

GUNPOWDER MILKSHAKE

BAM, BAMM, BAAM
BOING
PAFF,PAFPAF
BUMMMS
PENG, PENG
KLIRRR
AHHHR
URGH
WHOOOM
KA-BOOOOM
ÄCHZ!

Waaas? Der Film basiert NICHT auf einem Comic?

„Gunpowder Milkshake“ ist eine trashig-unterhaltsame Tarantino-John-Wick-Kopie mit schießwütigen Frauen und einer blassen Hauptdarstellerin.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Gunpowder Milkshake“
USA 2019
114 min
Regie Navot Papushado
Kinostart 02. Dezember 2021

alle Bilder © STUDIOCANAL

HOUSE OF GUCCI

HOUSE OF GUCCI

Der Gucci-Clan: eine Familie so glamourös und abgründig wie zehn Soap-Operas zusammen. Kein Wunder, dass Ridley Scotts Ausstattungstraum über das italienische Modeimperium näher an edlem Denver-Clan-Trash als an Hochkultur angesiedelt ist.

„House of Gucci“ ist bahnbrechend. Nicht als Film, denn nach dem Vorfreude weckenden Trailer bleibt das Gesamtprodukt ein wenig hinter den Erwartungen zurück. Trotz überdrehtem Schauspiel – vor allem Jared Leto definiert den Begriff des overactings neu – lässt das Drama um den Auftragsmord an Maurizio Gucci eher kalt. Nein, „House of Gucci“ ist bahnbrechend, da es der erste Film in der Menschheitsgeschichte ist, der in der deutschen Synchronisation wahrscheinlich besser als im Original ist. Porco dio, sind die Akzente in der US-Version schlecht. Die Schauspieler sprechen ein Miracoli-englisch, ungefähr so authentisch wie der „Isch abe gar kein Auto“-Italiener aus der Nescafé-Werbung. Auch hier schlägt der seinen Dialogtext fast jodelnde Jared Leto seine Mitstreiter um Längen. Jeremy Irons, innerhalb eines Satzes wahllos zwischen Teatime-british und Mafiosi-italiano changierend, folgt direkt auf Platz zwei. Der US-Modedesigner Tom Ford bringt es nach der Premiere auf den Punkt: „Zwischendurch war ich mir nicht sicher, ob ich da gerade einen Sketch von Saturday Night Live sehe.“

Ansonsten: Lustige 80er-Jahre-Mode mit Schulterpolstern, absurde Elnett-de-Luxe-Frisuren und das musikalisch Beste der 70er, 80er und 90er-Jahre: Das stargestopfte 3-Stunden Epos ist mit Adam Driver, Salma Hayek und Al Pacino erlesen besetzt. Die Show stiehlt allerdings Lady Gaga, die als mörderische Patrizia Reggiani neben den exquisiten Kostümen das Highlight des Films ist.

FAZIT

Beim Rennen um das beste „Erschossener-Modeschöpfer-aus-Italien-Biopic“ bleibt die Ryan Murphy-Serie um Gianni Versace Sieger.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „House of Gucci“
USA 2021
158 min
Regie Ridley Scott
Kinostart 02. Dezember 2021

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

RESPECT

RESPECT

Als Aretha Franklin 1967 komplett besoffen von der Bühne fällt, hat sie endgültig ihren persönlichen Whitney-Houston-Tiefpunkt erreicht. Der übermächtige Vater, der brutale Ehemann, die Sucht, das ewige Unglücklichsein trotz des überragenden Talents: es gibt viele Ähnlichkeiten zum Lebenslauf anderer Pop- und Souldiven. Tina Turner kann davon ein Lied singen. Wie der Rockröhre aus Nutbush/Tennessee haben die 1980er-Jahre auch Aretha Franklin ein Comeback beschert. „Respect“ lässt diesen Teil des Karriere-Herbstes aus, konzentriert sich ganz auf die Jugend- und frühen Erfolgsjahre der Queen of Soul.

Was für ein Leben: Schon als Kleinkind wird Aretha nachts vom Vater aus dem Bett gezerrt, um Onkel Duke (Ellington) und Tante Della (Reese) ein Lied vorzusingen. Bei dem prominenten Umgang kein Wunder, dass die kleine Ree professionelle Sängerin wird. Die geliebte Mutter stirbt früh, mit 12 wird Aretha das erste Mal schwanger. Mit Anfang 20 heiratet sie Ted White, die Ehe ist von Misshandlung und Brutalität geprägt. Ihr oft divenhaftes Verhalten, Suff und verpasste Termine führen schließlich zum Absturz. Rettung bringt erst der Weg (zurück) zum Herren, gekrönt von ihrem legendären Gospel-Livekonzert 1972 in Los Angeles. Halleluja!

Kein R-E-S-P-E-C-T vom Feuilleton: Das wirft dem Biopic vor, es sei zu „soapig“ geraten. Wenn das eine Umschreibung für „zu unterhaltsam“ sein soll, dann stimmt die Kritik ausnahmsweise. Die 145 Minuten sind erstaunlich kurzweilig. Natürlich gab es diese Art Künstlerbiografie schon hundert Mal, auch hier werden alle Stationen der Karriere artig abgearbeitet, da betritt der Film kein Neuland.

„Respect“ ist vor allem Jennifer Hudsons Film, mit dem sie sich nach ihrem Oscarerfolg „Dreamgirls“ und vielen mittelmäßigen Filmen wieder in schauspielerischer Bestform zeigt. Abgesehen von ihrer großartigen Singstimme spielt sie Franklins Qualen und Selbstzweifel so gekonnt, dass ein paar Drehbuch- und Inszenierungsschwächen nicht weiter ins Gewicht fallen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Respect“
USA 2021
145 min
Regie Liesl Tommy
Kinostart 25. November 2021

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

HANNES

HANNES

Lieber Hannes,

ich schreibe Dir heute, weil sie einen Film über uns gemacht haben. Seit deinem Motorradunfall liegst Du ja im Koma und kannst dich nicht mehr wehren. Was soll ich sagen: Der Film ist richtig schlecht geworden. So schlecht, dass er für die Dozenten aller Filmhochschulen eine Offenbarung wäre. Erstsemester aufgepasst: So macht man es nicht. Die hölzernen Dialoge klingen, als hätte sie die Drehbuchautorin von „Unser Charly“ geschrieben. Musikalischer Berater war wohl Til Schweiger – an einem miesen Tag mit Kater. Kein Gefühl ist echt, alles großer Kitsch. Irgendwie haben es die Produzenten geschafft, namhafte Schauspieler zu verpflichten. Lisa Vicari aus „Dark“ zum Beispiel. Die hat aber nichts zu tun, außer grimmig zu schauen. Wahrscheinlich wurde ihr erst beim Dreh klar, worauf sie sich da eingelassen hat. Heiner Lauterbach hatte wohl auch keine Lust, der spielt, als würde er das Telefonbuch vorlesen. Und wusstest Du, dass Hannelore Elsner kurz vor ihrem Tod noch 300 Filme gedreht hat? Oder weshalb taucht sie hier schon wieder in ihrer allerallerletzten Rolle auf? Für Hannelore muss der Dreh ein Vorgeschmack auf die Hölle gewesen sein, schon wieder muss sie die immer noch attraktive, kapriziöse Irre geben. Der Film ist ihr sogar gewidmet, die Arme.
Alles sehr schade, die Geschichte unserer Freundschaft hätte einen besseren Film verdient. Die gute Nachricht: Bei den Goldenen Himbeeren werden deutsche Filme nicht berücksichtigt.

Alles Liebe, dein Moritz

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2019
91 min
Regie Hans Steinbichler
Kinostart 25. November 2021

alle Bilder © STUDIOCANAL

HOPE

HOPE

„Håp“, so der Originaltitel, startet mit knapp zwei Jahren Verspätung in den deutschen Kinos. Die norwegisch-schwedische Produktion gewann mehrere Preise, war unter anderem für den Oscar nominiert.

Anja und Tomas leben in einer Patchwork-Familie: drei gemeinsame Kinder, drei Kinder aus Tomas erster Ehe. Die Beziehung zwischen der jüngeren Choreografin und dem Theaterregisseur wird auf eine harte Probe gestellt, als bei Anja kurz vor Weihnachten ein lebensgefährlicher Hirntumor festgestellt wird.

Genau so fühlt es sich an, wenn plötzlich die katastrophalen Nachrichten niederprasseln und alles aus den Fugen gerät. In den ohnehin unwirklich erscheinenden Tagen „zwischen den Jahren“ begleitet der Film die Familie nach einem Todesurteil aus dem Nichts. Anja geht durch ein Wechselbad der Gefühle, lang gemiedene Aussprachen werden geführt, unterdrückte Gefühle gelangen an die Oberfläche.

Mit „Hope“ kommt ein berührender Film für Erwachsene in die Kinos. Harte Kost, und das ausgerechnet im zweitschlimmsten Monat des Jahres (the winner is January). Maria Sødahl erzählt die Geschichte ihrer eigenen Krankheit ohne jeden Schnickschnack, mit leisem Humor und großer Ehrlichkeit. Neben der souveränen Regie beeindrucken vor allem die beiden Hauptdarsteller Andrea Bræin Hovig und Stellan Skarsgård. „Hope“ lässt das Ende offen und bleibt – der Titel deutet es an – hoffnungsvoll. Grandios.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Håp“
Norwegen / Schweden 2019
125 min
Regie Maria Sødahl
Kinostart 25. November 2021

alle Bilder © Arsenal Filmverleih

RESIDENT EVIL: WELCOME TO RACCOON CITY

RESIDENT EVIL: WELCOME TO RACCOON CITY

Willkommen zu einer kleinen Zeitreise in die Waschbären-Stadt! Das Prequel zur erstaunlich erfolgreichen Resident Evil-Serie spielt 1998. Raccoon City ist zur Geisterstadt verkommen. Schuld daran ist der Wegzug des Pharmariesen Umbrella Coporation. Keine Arbeitsplätze, keine lebendige Kleinstadt. Auch Claire hat sich vor fünf Jahren aus dem Staub gemacht. Als sie zurückkehrt, um ihren Bruder Chris vor einer bevorstehenden Katastrophe zu warnen, ahnt sie nicht, dass das Unheil schon an der Tür kratzt.

1,2 Milliarden Dollar hat das Franchise bis heute eingespielt. Aus Produzentensicht naheliegend, dass es irgendwie weitergehen muss. Jetzt also ein Prequel, das der zuletzt etwas aus der Puste gekommenen Resident Evil-Serie neue Energie verleihen soll. „Welcome to Racoon City“ erfindet das Genre nicht neu – die Versatzstücke sind aus vielen Horrorfilmproduktionen bekannt – trotzdem funktioniert der Neustart. Die Geschichte vom Ursprung allen Zombieübels ist durchweg spannend erzählt und funktioniert auch ohne Postergirl Milla Jovovich hervorragend. Teil 8 kann kommen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Resident Evil: Welcome to Racoon City“
Deutschland / Kanada 2021
107 min
Regie Johannes Roberts
Kinostart 25. November 2021

alle Bilder © Constantin Film

DAS SCHWARZE QUADRAT

DAS SCHWARZE QUADRAT

Die Kunsträuber Vincent (Bernhard Schütz) und Nils (Jacob Matschenz) drehen ein ganz großes Ding: Für ihren Auftraggeber klauen sie das 60 Millionen Dollar teure Gemälde „Das schwarze Quadrat“ von Kasimir Malewitsch. Nun sind sie mit ihrer Beute an Bord eines Kreuzfahrtschiffes gelandet und müssen als Elvis- und David Bowie-Imitatoren auf die Bühne (Ja, solcherart Verwechslungen passieren gerne in deutschen Komödien). Neben der auch vor Brutalitäten nicht zurückschreckenden Martha (Sandra Hüller) interessieren sich noch weitere Passagiere für das wertvolle Kunstwerk.

Natürlich werden schon beim Titel Erinnerungen an den Cannes-Gewinner „The Square“ geweckt. Doch abgesehen davon, dass es in „Das schwarze Quadrat“ auch um Kunst geht, haben die beißende Satire von Ruben Östland und der Film von Peter Meister wenig gemeinsam. Für sein Debüt hat sich der 34-Jährige vorgenommen, „einen Film zu machen, der einfach extrem unterhaltsam ist.“ Das ist ihm größtenteils gelungen, langweilig ist „Das schwarze Quadrat“ zu keiner Sekunde. Es gibt ein paar wirklich witzige Szenen und die Schauspieler – alle sonst eher vom ernsten Fach – machen den Film über weite Strecken sehenswert. Trotzdem mischt sich in den Mix aus zarter Ironie und schrägen Charakteren immer wieder unlustiger Klamauk. Ist das ein deutsches Problem? Werden die Regisseure von Produzenten ausgebremst, die das Publikum unterschätzen und ihm das Verständnis für intelligenten Humor absprechen? Die Väter der Klamotte geben nie auf. Mit einem ausgefeilteren Drehbuch und weniger Albernheiten hätte „Das schwarze Quadrat“ sonst richtig gut werden können.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2021
105 min
Regie Peter Meister
Kinostart 25. November 2021

alle Bilder © Port au Prince Pictures

MEIN SOHN

MEIN SOHN

Skateboard fahren, Kiffen, Saufen, Party machen. Jason nimmt das Leben auf die leichte Schulter. Bis er eines Tages bei einem Skate-Unfall schwer verletzt wird. Seine Mutter Marlene wacht an seinem Krankenbett, kümmert sich um einen Platz in einer Schweizer Reha. Sie beschließt, ihren Sohn selbst dorthin zu fahren. Auf dem Roadtrip brechen alte Konflikte zwischen Mutter und Sohn auf.

Es muss ja nicht immer alles Soap sein, aber ein bisschen mehr Dramatik hätte Regisseurin und Drehbuchautorin Lena Stahl ihrer Geschichte ruhig verpassen können. Wenn sich über 90 Minuten die Figurenkonstellation kaum weiterentwickelt und die Geschichte der Charaktere bestenfalls angedeutet wird, dann plätschert es halt nur so dahin, bleibt oberflächlich.

Sehenswert machen „Mein Sohn“ (der ebenso gut „Meine Mutter“ heißen könnte) vor allem die Schauspieler. Als unglückliche Mutter blitzt ihr trockener Humor zwar nur selten durch, aber die wunderbare Anke Engelke kann außer Late-Night-Talkshow alles. Mittlerweile überzeugt sie in dramatischen Rollen genauso wie im komischen Fach. Sexy trotz Augenringe: Dem Mensch gewordenen Waschbären Jonas Dassler nimmt man die Rolle des „I don’t give a fuck“-Teenagers auch mit seinen 25 Jahren noch ab. Dassler gehört spätestens seit seinem Durchbruch in „Der Goldene Handschuh“ zu den aufregendsten Theater- und Filmschauspielern seiner Generation.

FAZIT

Ein entwicklungsarmes Roadmovie mit starken Schauspielern.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2021
94 min
Regie Lena Stahl
Kinostart 18. November 2021

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

GHOSTBUSTERS: LEGACY

GHOSTBUSTERS: LEGACY

Wozu gibt es Fortsetzungen? Kann man es bei Serien nicht einfach bei einer Staffel belassen? Wer soll den ganzen Content überhaupt schauen? Das Gleiche gilt für Filme. Sequel, Prequel, Schniequel. Beim Ghostbusters-Franchise ging der zweite Teil noch in Ordnung, völlig überflüssig hingegen war das All-Female-Remake von 2016. Jetzt also noch eine Fortsetzung, diesmal mit Teenagern. Klingt schlimm, ist aber großartig!

Vor dem Presse-Screening läuft eine kurze Videobotschaft des Regisseurs Jason Reitman, dessen Vater Ivan die ersten beiden Teile inszeniert hat, in der er inständig bittet, keinerlei Spoiler oder Storyelemente zu verraten. Sehr gerne! Das Nacherzählen des Inhalts gehört sowieso zu den langweiligsten Bestandteilen einer Framerate-Kritik.

Let’s lieber talk about Sterne: Nein, 0 Sterne gab es noch nie und wird es nie geben. Es sei denn, „Monster Hunter“ wird fortgesetzt. 5 Sterne gibt es nur in absoluten, lebensverändernden Ausnahmen. Also auch so gut wie nie. „Ghostbusters Legacy“ würde in einer gerechteren Welt 5 Sterne bekommen. Denn es gibt nichts auszusetzen an dieser liebevollen und liebenswerten Fortsetzung des 80er-Jahre-Hits. Alles richtig gemacht: Die Kinderdarsteller perfekt gecastet (und nerven nicht, dafür einen Extrastern), die Dialoge witzig, die Geschichte spannend und der Soundtrack von Rob Simonsen weckt nostalgische John-Williams-Gefühle.

„Ghostbusters: Legacy“ ist die perfekte Reinkarnation eines Steven Spielberg-Films aus der ET-Poltergeist-Ära. Und warum dann nur 4 Sterne? Weil es halt alles schon mal da war. Das tut dem Vergnügen zwar keinen Abbruch, aber wenn überhaupt, dann hätte das Original von 1984 fünf Sterne verdient.

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Originaltitel „Ghostbusters: Afterlife“
USA 2021
124 min
Regie Jason Reitman
Kinostart 18. November 2021

alle Bilder © Sony Pictures Germany

EIFFEL IN LOVE

EIFFEL IN LOVE

Kleine Quizrunde für Senioren: Mit welchem Gebäude erlangte Gustave Eiffel im 19. Jahrhundert Weltruhm?

A) Kölner Dom
B) Berliner Fernsehturm
C) New Yorker Freiheitsstatue
D) Londoner Tower Bridge

Richtige Antwort: C. Neben der Erkenntnis, daß niemand Klugscheißer mag, ist das schon wieder eine geschlossene Wissenslücke. Eiffel hat Lady Liberty zwar nicht entworfen, sie aber dank ausgeklügelter Stahlkonstruktion auf Jahrhunderte standsicher gemacht.

Sein nächstes großes Ding ist der Tour Eiffel. 1889, pünktlich zur Pariser Weltausstellung, soll der 324 Meter hohe Turm fertig sein, um eigentlich zwei Jahre später wieder zurückgebaut zu werden. Streikende Bauarbeiter, Probleme mit der Finanzierung, wütende Anwohner – was wie der Bau des BER klingt, ist in Wahrheit die fast gescheiterte Geschichte eines der schönsten Architekturkunstwerke der Welt. Gustave Eiffel will die Weltbevölkerung ursprünglich mit seiner neugebauten Metro beeindrucken, erst die wiedererwachte Liebe zu einer Frau inspiriert ihn zu dem eleganten Phallus mitten in Paris. Weniger sexuell aufgeladen lässt sich in die Form des Eiffelturms auch ein großes A interpretieren, den Anfangsbuchstaben der Angebeteten Adrienne.

Regisseur Martin Bourboulon, sonst eher Spezialist für Komödien, erfindet mit „Eiffel in Love“ das Rad nicht neu: Ein bisschen erinnert das Liebesdrama an „Titanic“ – nur eben nicht zu Wasser, sondern an Land. Wirklichkeit und Fiktion decken sich auch hier nur teilweise: Als der 28-jährige Jungarchitekt in Bordeaux eine Brücke baut, haben Gustave und Adrienne tatsächlich eine leidenschaftliche Beziehung. Ob die Liebe zwischen den beiden allerdings Jahre später noch einmal erblüht und Monsieur Eiffel tatsächlich zum Turmbau inspiriert, ist eine unbewiesene Drehbuchidee.

Die Romanze ist mit Romain Duris und der aus „Sex Education“ bekannten Emma Mackey ausgezeichnet besetzt. Trotz der etwas konventionellen Erzählweise: „Eiffel in Love“ ist unterhaltsam, bildgewaltig und dazu noch romantisch, ohne in Kitsch abzudriften. Vive la France!

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Eiffel“
Frankreich 2021
109 min
Regie Martin Bourboulon
Kinostart 18. November 2021

alle Bilder © Constantin Film

LAST NIGHT IN SOHO

LAST NIGHT IN SOHO

Huch, you didn‘t see that coming: „Last Night in Soho“ ist Mode trifft Zeitreise trifft Horror. Dorfkind Eloise kommt nach London, um Fashion Design zu studieren (was auch sonst 2021?). Ihr erstes eigenes Zimmer bezieht sie zur Untermiete bei Miss Collins. Die Einrichtung im 60er-Jahre-Stil ist ganz nach ihrem Geschmack, denn Ellie lebt eindeutig im falschen Jahrhundert. Nachts träumt sie von Sandy, einer Sängerin im London der Swinging Sixties: die Kleider sind von Mary Quant, im Kino läuft James Bond mit Sean Connery und der berühmte Nachtklub „Café de Paris“ ist gleich um die Ecke. Doch als sich Traum und Wirklichkeit immer mehr vermischen, gerät Ellie in große Gefahr.

Wäre Alfred Hitchcock 75 Jahre später zur Welt gekommen, würde er heute vielleicht ähnliche Filme wie Edgar Wright drehen. Der britische Regisseur schuf 2004 mit „Shaun of the Dead“ einen modernen Klassiker und begeisterte 2017 mit „Baby Driver“ sowohl Kritiker als auch Publikum. Sein neues Werk ist eine wilde Mischung aus Zeitreise-Fantasy, Love Story und düsterem Psychothriller. Man fragt sich – vor allem gegen Ende – ob das nun alles vollkommen absurd oder absolut genial ist. Von ein paar Längen abgesehen, bietet „Last Night in Soho“ vor allem tolles 60er-Jahre-Feeling. Und wie die Geschichte von harmlos-nett zu waschechtem Horror mutiert, das ist ungewöhnlich und höchst unterhaltsam.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Last Night in Soho“
USA 2021
117 min
Regie Edgar Wright
Kinostart 11. November 2021

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

THE MANY SAINTS OF NEWARK

THE MANY SAINTS OF NEWARK

Regisseur Alan Taylor findet offensichtlich Gefallen daran, es sich mit Hardcore-Fans zu verderben. Nach einhelliger Zuschauer- und Kritiker-Meinung hat er den schlechtesten Marvel-Film zu verantworten: „Thor: The Dark Kingdom“ (wenigstens bis „Eternals“ in die Kinos kam). Direkt danach drehte er „Terminator: Genesis“. Diese Fortsetzung fand so wenig Gefallen, dass anschließend das gesamte Franchise einem Reboot unterzogen wurde (ohne Erfolg). Nun legt sich Taylor mit einer besonders strengen Fangruppe an: „A Sopranos Story“ heißt sein neuer Film im Untertitel und ist ein Prequel zur legendären Mafiasaga.

Der unerwartete Tod von James Gandolfini vor acht Jahren machte alle Pläne, die preisgekrönte HBO-Serie jemals fortzusetzen, zunichte. Deren Abschluss (ein schlichter Schnitt auf Schwarz) wird von Fans bis heute als entweder genial oder enttäuschend empfunden. Statt das überraschend abrupte Ende aufzuklären, gibt es nun eine Reise zu den Anfängen. Die Rolle des jungen Tony Soprano spielt der seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnittene Michael Gandolfini. Ein genialer Besetzungscoup, Ähnlichkeit ganz ohne Computer-Tricks.

Im Mittelpunkt des Films steht Tonys Onkel Dickie Moltisanti. Ein schlimmer Finger, dem trotzdem die Sympathien des Publikums gehören. Als Mitglied der DiMeo-Verbrecherfamilie betreibt er den örtlichen Glücksspielring in Newark. Tony Soprano, noch ein Teenager, steht am Scheideweg: bürgerliches Leben oder dem Vorbild seines Onkels folgen und Berufsverbrecher werden? Wie die Geschichte ausgeht, ist bekannt.

Alan Taylor hat sich rehabilitiert. Auch ohne jemals eine Folge der Serie gesehen zu haben, funktioniert der Film. In zwei spannenden Stunden lernt der Zuschauer den Soprano-Clan in seinen mörderischen Anfängen kennen. Mit großem Aufwand und exzellenter Besetzung erzählt „The Many Saints of Newark“ eine epische Familiensaga, in der Erpressung und Gewalt Alltag sind. Sicher bleiben für Nicht-Kenner einige Verweise auf die Serie unverständlich, das macht aber nichts. „The Many Saints of Newark“ ist auch ohne Insiderwissen sehenswert.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Many Saints of Newark“
USA 2021
120 min
Regie Alan Taylor
Kinostart 04. November 2021

alle Bilder © Warner Bros. Entertainment Inc.

ETERNALS

ETERNALS

Marvel wird erwachsen. Und was ist die Definition von erwachsen werden? In erster Linie weniger Spaß, mehr Schwere, mehr Ernsthaftigkeit. Die guten alten Zeiten, in denen ein arroganter Milliardär einen Metallanzug zusammenschweißt, um dann gegen einen anderen Mann in einem Metallanzug zu kämpfen, sind vorbei. Inzwischen ist das Marvel Cinematic Universe ungleich komplexer und verschachtelter geworden.

Indie Darling und Oscarpreisträgerin Chloé Zhao wurde als Regisseurin verpflichtet, doch alle Fans von „Nomadland“ dürften spätestens nach 10 Minuten schreiend das Kino verlassen. Schluss mit Arthouse im Dokustyle, hier kommt Blockbusterkino.
Kann ein Superheldenfilm gigantomanisch, episch und trotzdem langweilig sein? „Eternals“ gibt die Antwort. Die scientologyartige Story erzählt von gottgleichen Wesen, die sich seit 7.000 Jahren unerkannt auf der Erde herumtreiben. Ursprünglich sollten sie die Menschheit vor Deviants (CGI-Drachen ohne Haut) schützen. Nun droht neuer Ungemach, die Eternals müssen sich noch einmal zusammenfinden und gemeinsam kämpfen.

„Eternals“ sieht gut aus (viel Gold, viele echte Locations), ist sehr lang und leidet unter Übervölkerung. Das Drehbuch konfrontiert die Zuschauer mit zehn neuen Charakteren. Das sind ungefähr acht zu viel. Die Geschichte springt willkürlich durch die Jahrhunderte und manche der Figuren sind so uninteressant, dass sie den Film komplett ausbremsen. Auch der Humor will nicht recht zünden, ein Novum im MCU. Am Ende (nach einer naja-Mid- und einer hm-Endcreditszene) heißt es drohend: „Eternals will return“. Dann hoffentlich mit einer strafferen Story.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Eternals“
USA 2021
157 min
Regie Chloé Zhao
Kinostart 03. November 2021

alle Bilder © Walt Disney Studios Motion Pictures Germany