RUSSLAND VON OBEN

Ob es nun der breiteste Fluss, kälteste See, höchste Berg, die fürsorglichste Bärenmutter oder der tiefste Gletscher ist – „Russland von oben“ geizt nicht mit Superlativen. Freunde von schlecht eingedeutschten n-tv-Dokuserien à la „Superschiffe – Kolosse der Meere“ kommen hier sprachlich voll auf ihre Kosten.

Erzähler Benjamin Völz, bekannt als Synchronstimme von Keanu Reeves und Akte X-Fox Mulder, hat seine Stimmbänder für den Film auf einen knurrenden Bass trainiert, man erkennt ihn schier nicht wieder. Dem fragmentarisch zusammengeschusterten Off-Text kann er damit allerdings auch keine inhaltliche Tiefe verleihen.

„Russland von oben“ hechelt wahllos von einer Location zur nächsten, ohne besonders erhellende Hintergrundinformationen zu vermitteln. Kein Moment der Ruhe, keine Zeit innezuhalten, schnell weiter, die Reise ist lang, Russland ist groß. Dazu brettert eine schnappatmende Hollywood-Plastikmusik – bombastisch von der ersten bis zur letzten Minute. „Fallhöhe“ ist den Machern der Terra-X-Dokumentationsreihe offenbar ein Fremdwort. Der Dauerbeschuss ermüdet schnell und die 120 Minuten fühlen sich locker doppelt so lang an.

FAZIT

Ob es an der Projektion lag? Bei der Pressevorführung sah der Film recht bescheiden aus. Die Bilder wirkten matschig, als sei komprimiertes Video auf Kinoformat aufgeblasen worden: weich, Farbsäume, beinahe unscharf – kein Sehvergnügen.

Deutschland 2019
120 min
Regie Petra Höfer und Freddie Röckenhaus
Kinostart 27. Februar 2020