GODZILLA x KONG – THE NEW EMPIRE

GODZILLA x KONG – THE NEW EMPIRE

Was haben die deutsche Nationalelf und Godzilla gemeinsam? Mehr als man denkt.

Ab 04. April 2024 im Kino

Nicht nur die Fußballnationalmannschaft unter Julian Nagelsmann, auch Godzilla hat neuerdings eine Schwäche für Pink. Die Urzeitechse labte sich bisher nur an zertrampelten Kernkraftwerken und Atombomben. Nach dem Besuch einer geheimnisvollen Unterwasserhöhle schießt sie ihre Todesstrahlen in kräftigem Rosa auf Widersacher. Scheint, als wäre Barbie auch in Japan Fashion-Maßstab.

Überhaupt lernen wir im aktuellen Film überraschend zarte Seiten des MonsterVerse kennen: Godzilla wählt das römische Kolosseum als neue Behausung. Eingerollt wie ein launisches Kätzchen liegt der Riesendrache in seinem antiken Kuschelnest mitten in der Ewigen Stadt. Auch King Kong ist nicht mehr der Alte, der Riesenaffe ist einsam und wird von Zahnschmerzen geplagt (kein Witz), dementsprechend schlecht ist seine Laune.

Die Handlung (wen interessiert die?) ist nicht der Rede wert, irgendwas mit einer Hollow Earth, in der Dutzende von garstigen Monstern leben und drohen, alles platt zu machen. Menschen spielen auch mit, unter anderem Rebecca Hall und Dan Stevens im Ace-Ventura-Modus. 

Wer sich bei klarem Verstand und in vollem Bewusstsein ein Kinoticket für einen Film mit dem Titel GODZILLA x KONG – THE NEW EMPIRE kauft, der weiß, was ihn erwartet. Adam Wingards Film liefert, was die Fans wünschen: Non-Stop-Action, Monsterkämpfe satt, ein paar gute Gags und knallbunte CGI-Effekte auf gehobenem Videospiele-Niveau. Für jemanden, der sich als Kind begeistert die 12-Uhr-Sonntags-Matinee mit japanischen 1970er-Jahre-Monsterfilmen angeschaut hat, ist das Ganze sogar halbwegs unterhaltsam.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Godzilla x Kong: The New Empire“
USA 2024
115 min
Regie Adam Wingard

alle Bilder © Warner Bros. Pictures

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Morgen ist auch noch ein Tag

MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG

Morgen ist auch noch ein Tag

MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG

In Italien war MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG ein gigantischer Erfolg und schlug mit mehr als 5 Millionen Besuchern sogar BARBIE und OPPENHEIMER an der Kinokasse.

Ab 04. April 2024 im Kino

Paola Cortellesi ist in ihrer Heimat vor allem als Moderatorin und Fernsehkomikerin bekannt. Mit MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG hat sie den Sprung in ein völlig neues Genre gewagt. Ihr Debüt als Filmemacherin ist eine fulminante One-Woman-Show: Cortellesi ist Regisseurin, Autorin und Hauptdarstellerin in Personalunion. Das hätte auch schief gehen können – ist es aber nicht.

Sinnbild einer ganzen Frauengeneration

Der Film, angesiedelt in den Arbeitervierteln Roms 1946, erzählt von der gepeinigten Delia (Paola Cortellesi), die sich schon vor dem Aufstehen eine Backpfeife von ihrem brutalen Ehemann Ivano (Valerio Mastandrea) einfängt. Jeder Tag verläuft gleich: Frühstück machen, tausend kleine Arbeiten verrichten, ein wenig Geld verdienen, nur um trotzdem weiter Prügel einzustecken. Die Rollen waren seinerzeit klar verteilt: Männer hatten das Sagen, Frauen mussten parieren. Delia erträgt das alles vor allem, um ihre 20-jährige Tochter vor dem gleichen Schicksal zu bewahren.

Paola Cortellesi hat mit ihrem ersten Film ein kleines Meisterwerk geschaffen: Momente der Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit bleiben bis zum Ende in perfekter Balance. C’È ANCORA DOMANI (Originaltitel) zeigt die Ungerechtigkeit eines patriarchalischen Systems, Delia wird dabei zum Sinnbild einer ganzen Frauengeneration. Der Querschnitt durch das Alltagsleben vor achtzig Jahren schlägt keinen belehrenden Ton an und überrascht stattdessen mit Wärme, Humor und ungewöhnlichen Inszenierungsideen.

Die Gesichter der Schauspieler, die Ausstattung, die Kulissen – der Schwarz-Weiß-Film könnte tatsächlich aus den 1940er-Jahren stammen, wären da nicht die irritierenden, aber ausgesprochen wirkungsvoll eingesetzten modernen Musikstücke. Auch die Szenen des prügelnden Ehemanns werden hier zu einem künstlerischen Ausdruckstanz von makabrer Eleganz, das ist erschütternd und vermeidet gleichzeitig ein Abgleiten in unnötige Gewalt und Voyeurismus. Regisseurin Cortellesis weiß offensichtlich genau, was sie tut. MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG ist einer der schönsten (und überraschendsten) italienischen Filme der letzten Jahre.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „C’è ancora domani“
Italien 2023
118 min
Regie Paola Cortellesi

alle Bilder © TOBIS Film

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ICH CAPITANO

ICH CAPITANO

Gekenterte Boote mitten auf dem Meer, im Wasser treibende Leichen, verzweifelt um Hilfe flehende Migranten - ein Großteil der Welt hat sich an die Schreckensbilder gewöhnt oder schaut weg. ICH CAPITANO ist ein zutiefst berührender Film, der die Flüchtlingskrise neu und einfühlsam beleuchtet.

Ab 04. April 2024 im Kino

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Seydou und Moussa, zwei Teenager im Senegal, deren Traum es ist, als Popstars in Europa zu leben. Entgegen aller guten Ratschläge machen sie sich auf den Weg nach Italien. Ihre gefährliche Reise führt sie durch die Wüste, libysche Gefängnisse und das lebensbedrohliche Mittelmeer.

Findet immer wieder magische Momente

Für ICH CAPTIONO nimmt Regisseur Matteo Garonne die gegenteilige Perspektive zur klassischen Medienberichterstattung ein: „Ich wollte aus der Sicht der Migranten erzählen, die auf ihrer Flucht um ihr Leben bangen müssen“, sagt er.

Hauptdarsteller Seydou Saar ist eine Entdeckung. Seine Darbietung ist intensiv und authentisch – kaum zu glauben, dass dies sein Filmdebüt ist. Auch visuell beeindruckt ICH CAPITANO. Die Bilder sind nicht nur ästhetisch, sondern helfen auch, sich dem schwierigen Thema zu öffnen. Die Farben, die Bildsprache, die gesamte künstlerische Gestaltung verleihen der Geschichte eine große Zugänglichkeit.

ICH CAPITANO konfrontiert nicht nur mit der Realität der Flüchtlingskrise, sondern findet dabei immer wieder magische Momente. Der Aufruf zur Empathie und zum Verständnis erinnert daran, dass hinter jeder Flüchtlingsgeschichte Menschen mit Träumen, Hoffnungen und einem unstillbaren Überlebenswillen stehen. Ein herausragender Film, der trotz aller Schwere einen Funken Hoffnung entfacht.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Io Capitano“
Italien / Belgien 2023
124 min
Regie Matteo Garrone

alle Bilder © X Verleih

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Chantal im Märchenland

CHANTAL IM MÄRCHENLAND

Chantal im Märchenland

CHANTAL IM MÄRCHENLAND

Chanti is bäck und man fragt sich unweigerlich: Warum? Hat die Dumpfbacke aus FACK JU GÖHTE 1-3 ein Spin-Off verdient?

Ab 28. März im Kino

Das sehr dumme Mädchen ist mittlerweile zu einer sehr dummen jungen Frau herangereift (Schauspielerin Jella Haase ist immerhin schon 31) und trudelt als Möchtegern-Influencerin planlos durchs Leben. Eines Tages wird sie mit ihrer besten Freundin Zeynep in einen Zauberspiegel gesogen. Auf der anderen Seite landen die beiden in einer Märchenwelt – Frösche, Drachen und Hexen inklusive. Chantal ist Prinzessin, isch schwöre!

CHANTAL IM MÄRCHENLAND basiert auf genau einer Idee: dem Culture Clash zwischen Realität und Märchenwelt. Oder: Social Media trifft auf Gebrüder Grimm. Daraus ergeben sich zwei, drei halbwegs gute Gags, doch auf zwei Stunden gestreckt ist das viel zu dünn. Die Trefferquote der Witze ist erschreckend niedrig. Besonders ärgerlich: Werbung nimmt hier bisher unbekannte Ausmaße an. McDonalds und Samsung werden schamlos und mit von den Figuren gesprochenen Werbetexten in die Handlung eingebaut. Bei einem Film, der sich auf dem Niveau einer RTL-2-Sendung bewegt, passt das ja auch irgendwie.

Mit Frederick Lau, Nora Tschirner, Max von der Groeben und vielen anderen, teils in nur sekundenlangen Cameos auftretenden Schauspielstars ist das Fremdschäm-Märchen überraschend prominent besetzt. Dazu ein bisschen LGBTQ, ein bisschen Girlpower, ein bisschen Botschaft: „Freundschaft zählt mehr als Gold und Juwelen“ – na ja. Neben schwachem Inhalt enttäuscht CHANTAL auch visuell, die miesen Spezialeffekt können nicht mal ansatzweise mit internationalen Produktionen mithalten.

Das vermutlich größte Manko dürfte das Auseinanderleben des Zielpublikums und der Hauptfigur sein. FACK JU GÖHTE 3 (ein ebenfalls extrem unlustiger Film) kam vor immerhin 7 Jahren in die Kinos. Ob so was heute noch Erfolg hat? Hoffentlich nicht. Vielleicht überschätzen die Macher schlicht den Kultfaktor von Chantal.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2023
114 min
Regie Bora Dagtekin

alle Bilder © Constantin Film

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KLEINE SCHMUTZIGE BRIEFE

KLEINE SCHMUTZIGE BRIEFE

“You funny ass old whore. Tricky old fuck. Sad stinky bitch!” Was sich wie Social-Media-Hasskommentare liest, sind in Wahrheit analoge Beleidigungen per Briefpost im England der 1920er-Jahre.

Ab 28. März 2024 im Kino

In der malerischen britischen Küstenstadt Littlehampton erhält die fromme Christin Edith Swan (Olivia Colman) seit Wochen Briefe voller anzüglicher Beleidigungen. Wer könnte der Absender sein? Alles deutet auf die zugezogene Rose Gooding (Jessie Buckley) hin, die zusammen mit ihrer Tochter und ihrem schwarzen Freund nebenan wohnt. Rose hat ein loses Mundwerk und benimmt sich auch sonst nicht besonders ladylike. Doch die junge indische Polizistin Gladys Moss (Anjana Vasan) glaubt nicht, dass Rose die Schmähbriefe geschrieben hat und ermittelt auf eigene Faust.

Niedlich, schrullig, britisch

Regisseurin Thea Sharrock interessiert sich in ihrer Komödie weniger für den Kriminalfall (wer der Absender der Briefe ist, ahnt man relativ schnell), sondern mehr für den feministischen Aspekt der Geschichte. Ihre Heldinnen sind Frauen, die sich nicht länger wegen ihrer Herkunft, ihrer Art zu Leben oder ihrer Hautfarbe beurteilen lassen wollen.

Das Beste sind (to nobody’s surprise) die beiden Hauptdarstellerinnen Olivia Colman (kann einfach nie schlecht sein) und Jessie Buckley. Ungeachtet der expliziten Sprache ist KLEINE SCHMUTZIGE BRIEFE eine eher harmlose Angelegenheit und tut niemandem weh. Die kleine (und wahre!) Geschichte ist leichte Kost, die unflätigen Ausdrücke (vor allem in der englischen Originalversion) sind das einzig wirklich Komische. Ein Film aus der Reihe: Niedlich, schrullig, britisch.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Wicked Little Letters“
GB 2023
101 min
Regie Thea Sharrock

alle Bilder © STUDIOCANAL

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CLUB ZERO

CLUB ZERO

Das große Nichtfressen: Jessica Hausners satirischer Film über Hungerwahn zwecks Selbstoptimierung schießt am Ziel vorbei. Am Ende bleibt die Frage: Was will uns die Regisseurin genau sagen?

Ab 28. März 2024 im Kino

Vielleicht, dass Hungern genauso schlecht ist wie zu viel Essen. Und Bulimie auch keine Lösung ist. Das wusste man allerdings schon vorher.

Artifizielle Bildsprache und gestelzte Dialoge

Die junge Lehrerin Frau Novak (Mia Wasikowska aus ALICE IM WUNDERLAND) lehrt an einem Internat bewusste Ernährung, indem sie zum Verzicht auffordert. Die Schüler begeistern sich, fühlen sich wichtig und glauben, durch Hungern die Welt retten zu können. Doch auf dem Weg zur Selbstkasteiung folgt bald der nächste, nur konsequente Schritt: Wenn schon sehr leichte Küche, warum dann nicht gleich ganz ohne? Muss der Mensch überhaupt essen, um zu überleben? Der Titel CLUB ZERO lässt erahnen, wohin die Reise geht.

Die wohl hässlichsten Schuluniformen seit Menschengedenken, 70er-Jahre-Betonarchitektur, dazu eine Mia Wasikowska im spröden Sandra-Hüller-Modus. Die Kamera zoomt langsam in die Totale oder verdichtet. Die artifizielle Bildsprache passt zu den (gewollt?) gestelzten Dialogen. Zu den Themen Körperbild, Essstörungen und westlicher Überkonsum hat der Film dabei wenig Neues beizutragen. Die Botschaft ist nach spätestens der Hälfte angekommen. Zudem gibt es gegen Ende eine ausgesprochen unappetitliche Szene auszuhalten, die den Begriff „Wiederkäuer“ neu definiert. Nicht umsonst gibt es eine Triggerwarnung vor dem Film. Überraschender Nebeneffekt: Nachdem man fast zwei Stunden Wohlstandskids beim Fasten zuschauen musste, verspürt man großen Hunger auf eine Currywurst mit Pommes.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Club Zero“
Österreich / Großbritannien / Deutschland / Frankreich / Dänemark / Katar 2023
110 min
Regie Jessica Hausner

alle Bilder © Neue Visionen Filmverleih GmbH

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ONE LIFE

ONE LIFE

Die wahre Geschichte eines couragierten Mannes, der gegen alle Widrigkeiten über 600 Kindern vor den Nazis rettet. Konventionell gemachtes Biopic mit einem herausragenden Anthony Hopkins in der Hauptrolle.

Ab 28. März 2024 im Kino

In England gab es mal eine BBC-Fernsehshow namens „That’s Life!“ 1988 sorgte eine Folge für besonders großes Aufsehen: Nicholas Winton traf im Fernsehstudio auf die Überlebenden, die er fünfzig Jahre zuvor als Kinder vor den Nazis gerettet hatte.

Heute so aktuell wie vor 80 Jahren

Die Rahmenhandlung von James Hawes Film zeigt das Leben des gealterten Nicholas Winton (Anthony Hopkins). Noch immer quälen ihn die Dämonen seiner Vergangenheit. Dass er „nur“ 669 und nicht alle Kinder retten konnte, verfolgt ihn bis ins hohe Alter. Parallel erzählt ONE LIFE von der Rettungsaktion 1938. Der junge Nicholas (Johnny Flynn) erfährt über einen Freund von den entsetzlichen Zuständen in tschechischen Flüchtlingslagern. Zusammen mit vielen Unterstützern startet er eine beispiellose Rettungsaktion – immer bedroht von der nahenden Invasion der Faschisten.

ONE LIFE ist eine solide gemachte Nacherzählung dieser Ereignisse. Die starken Leistungen der Schauspieler, allen voran Anthony Hopkins und Johnny Flynn, werden durch die konventionelle Machart des Films geschwächt. Die Handlung wird artig nacherzählt, Flüchtlingsgeschichten aus dem Zweiten Weltkrieg hat man schon weitaus mitreißender inszeniert gesehen. Trotz solcher Unzulänglichkeiten ist ONE LIFE ein Film für das heutige Publikum. Flüchtlingskrisen und Menschen, vor denen trotz Lebensgefahr die Grenzen verschlossen werden, sind 2024 leider so aktuell wie vor 80 Jahren.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „One Life“
GB 2023
110 min
Regie James Hawes

alle Bilder © SquareOne Entertainment

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Ghostbusters: Frozen Empire

GHOSTBUSTERS: FROZEN EMPIRE

Ghostbusters: Frozen Empire

GHOSTBUSTERS: FROZEN EMPIRE

40 Jahre nach dem Original kommt eine Fortsetzung in die Kinos, die keiner mehr braucht.

Ab 21. März 2024 im Kino

Beim mittlerweile vierten Aufguss (zählt man die all-female-Version von 2016 dazu, sogar der fünfte) ist der Zauber endgültig verflogen. Als niedlicher Fanservice hat schon das erste Reboot GHOSTBUSTERS: LEGACY seine Pflicht übererfüllt.

FROZEN EMPIRE ist eine lahme Sitcom über nervige Teenager und ihre tapsigen Eltern mit viel Effektgewitter und erstaunlich wenig Charme. Diesmal muss die Spengler-Familie eine sumerische Gottheit ausschalten, die mithilfe ihrer untoten Armee eine neue Eiszeit über die Menschheit bringen will. Einzig origineller Ansatz dabei: Die 15-jährige Tochter Phoebe verliebt sich in ein gleichaltriges Gespenster-Mädchen. Die lesbische Geister-Liebe bleibt dabei in zartester Andeutung erstarrt und ist so jugendfrei verklemmt, dass selbst minderjährige Mormonen mit den Augen rollen.

Die obligatorischen Gastauftritte von Slimer, Bill Murray, Dan Aykroyd und Ernie Hudson bringen genauso wenig Spaß wie die recycelten, unlustigen Gags. Es gibt wirklich keinen vernünftigen Grund, sich diesen cash-grab-Film anzuschauen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Ghostbusters: Frozen Empire“
USA 2024
114 min
Regie Gil Kenan

alle Bilder © Sony Pictures

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DREAM SCENARIO

DREAM SCENARIO

Ein guter Film mit Nicoals Cage? Das ist seit Jahren ein Widerspruch in sich selbst. DREAM SCENARIO ist das künstlerische Comeback des auf Schundfilme abonnierten Oscargewinners.

Ab 21. März 2024 im Kino

DREAM SCENARIO wirft einen originellen Blick auf Massen-Paranoia und schnellen Ruhm. Das Psycho-Comedy-Drama wurde von Ari Aster produziert; das sagt vielleicht schon alles. Unter der Regie des Norwegers Kristoffer Borgli (SICK OF MYSELF) erzählt der wunderbar schräge Film die Geschichte des unscheinbaren Biologieprofessors Paul Matthews, der plötzlich in den Träumen wildfremder Menschen auftaucht. Er wird im wahrsten Sinne des Wortes über Nacht berühmt, seine Studenten, Fernsehsender und Werbeagenturen umschwärmen ihn. Doch als Paul in immer blutrünstigeren Albträumen in Erscheinung tritt, schlägt die anfängliche Begeisterung in Angst und Hass um.

Durchweg neu und überraschend

Wie reagiert die Gesellschaft auf einen ganz normalen Mann, der sich ohne sein Zutun vom Traumhelden zum unfreiwilligen Freddy Krueger wandelt? Nicolas Cage, der overacting zu seinem Markenzeichen gemacht hat, spielt die Rolle des unscheinbaren Mr. Nobody für seine Verhältnisse geradezu introvertiert. Fans des grandios durchgedrehten Schauspielers kommen trotzdem auf ihre Kosten – in einigen Szenen grimassiert sich Cage auch hier um Kopf und Kragen.

DREAM SCENARIO ist ein Vexierspiel, das die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verwischt. Regisseur Kristoffer Borgli hält die clevere Geschichte souverän am Laufen, spielt mit den Erwartungen der Zuschauer und verwebt dabei Elemente aus TWILIGHT ZONE mit Sozialkritik und einem Schuss BLACK MIRROR. Trotz ein paar Längen hier und da fühlt sich der Film durchweg frisch und überraschend an.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Dream Scenario“
USA 2024
101 min
Regie Kristoffer Borgli

alle Bilder © DCM

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OH LA LA – WER AHNT DENN SOWAS?

OH LA LA – WER AHNT DENN SOWAS?

Der Titel lässt es vermuten: OH LA LA – WER AHNT DENN SOWAS? ist eine leichte Komödie aus Frankreich.

Ab 21. März 2024 im Kino

Samstag Abend, im Fernsehen läuft nur Schrott, beim Zappen bleibt man in irgendeinem Dritten bei der Wiederholung eines alten Louis-de-Funès-Films hängen und muss lachen. „Nein! Doch! Ohh!“ Auf ähnlich hohem Witze-Niveau bewegt sich die französische Komödie COCORICO (Originaltitel). Die Geschichte um falschen Vaterlands-Stolz ist zumindest Anfangs ziemlich komisch.

Konventionell, aber sehr komisch

Die Winzer-Familie Bouvier-Sauvage ist nicht nur stolz auf ihre Nationalität, sondern mindestens genauso auf ihre aristokratische Vergangenheit. Als die einzige Tochter ankündigt, den Sohn eines einfachen Peugeot-Händlers zu heiraten, hält sich die Begeisterung in Grenzen. Beim ersten Treffen der Schwiegereltern wird schnell klar, dass hier Welten aufeinanderprallen. Zu allem Überfluss überrascht das künftige Brautpaar die Eltern mit DNA-Tests, die mehr über die Abstammung der Anwesenden verraten, als ihnen lieb ist.

Die Seitenhiebe auf die ach so stolze „Grande Nation“ und das Spiel mit Klischees sind ausgesprochen lustig. Doch das gute Timing und den Wortwitz kann OH LA LA – WER AHNT DENN SOWAS? nicht halten. Man kann dem Film sozusagen beim Sprung über den Shark zuschauen. Die zunächst konventionelle, aber sehr komische Boulevard-Komödie kippt in der zweiten Hälfte in albernen Klamauk um.

Christian Clavier, seit MONSIEUR CLAUDE auf die Rolle des liebenswert-snobistischen Familienvaters abonniert, gibt an der Seite von Didier Bourdon, Sylvie Testud und Marianne Denicourt dem Affen mehr Zucker, als es guttut. Komödien wie OH LA LA – WER AHNT DENN SOWAS werden jedes Jahr gefühlt dutzendfach in Frankreich produziert. Bleibt abzuwarten, was als nächstes kommt: Die unvermeidliche Fortsetzung (das Ende deutet auf eine hin) oder ein deutsches Remake im Kaiserstuhl.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Cocorico“
Frankreich 2023
92 min
Regie Julien Hervé

alle Bilder © WELTKINO

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DIE HERRLICHKEIT DES LEBENS

DIE HERRLICHKEIT DES LEBENS

Franz Kafka privat. DIE HERRLICHKEIT DES LEBENS erzählt von der großen letzten Liebe des meistgelesenen deutschsprachigen Autors.

Ab 14. März 2024 im Kino

Wem bei Kafka nur ein riesiges Ungeziefer im Bett oder labyrinthische Behördengänge in den Sinn kommen, der hat keine Ahnung. Franz Kafka war ein Mensch! Michael Kumpfmüller beschreibt in seinem Buch „Die Herrlichkeit des Lebens“ das letzte Lebensjahr des jüdischen Schriftstellers. Nun haben Georg Maas und Judith Kaufmann den Bestseller verfilmt und dabei alles richtig gemacht.

Eine große Liebesgeschichte

1923, irgendwo an der Ostsee: Kafka, von Tuberkulose gezeichnet, lernt während eines Erholungsaufenthalts die junge Dora Diamant kennen. Sie steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden, er schwebt immer etwas darüber. Gegen den Wunsch seiner überbesorgten Familie zieht er mit ihr nach Berlin. In der gemeinsamen Wohnung ist es eiskalt und zugig – Lebensumstände, die der Gesundheit des schwer kranken Schriftstellers nicht gerade zuträglich sind. Doch gegen alle Widrigkeiten erleben die beiden eine große Liebe, Dora weicht bis zum Ende nicht mehr von Kafkas Seite.

Sabin Tambrea ist das, was man wohl eine schauspielerische „Bank“ nennen könnte. Der stets etwas melancholisch wirkende 39-Jährige ist immer gut, egal was er macht. Und obwohl er dem echten Kafka nur sehr bedingt ähnlich sieht, passt er perfekt in die Rolle, spielt mit der richtigen Mischung aus trauriger Ernsthaftigkeit und sanftem Humor. Die Deutsch-Niederländerin Henriette Confurius dürfte den meisten aus TV-Serien, vor allem aber aus TANNBACH – SCHICKSAL EINES DORFS bekannt sein. In der Rolle der Dora Diamant ist sie ein Glücksgriff, bringt eine charmante Leichtigkeit in ihre Rolle, die den ganzen Film trägt.

Wo Judith Kaufmann draufsteht, ist selten was Schlechtes drin. Die Kamerafrau/Regisseurin hat zusammen mit Georg Maas einen wunderbar unpathetischen Film über eine große Liebesgeschichte gedreht. DIE HERRLICHKEIT DES LEBENS kommt im Vorfeld zu Franz Kafkas 100. Todestag in die Kinos.

INFOS ZUM FILM

Deutschland / Österreich 2023
98 min
Regie Georg Maas und Judith Kaufmann

alle Bilder © MAJESTIC

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THE PERSIAN VERSION

THE PERSIAN VERSION

Ein zwiespältiger Film über eine Mutter-Tochter-Beziehung: Die erste Hälfte nervt, die zweite erzählt die interessante Geschichte einer jungen Frau im Iran.

Ab 14. März 2024 im Kino

THE PERSIAN VERSION beginnt mit der Einblendung „Basierend auf einer wahren Geschichte … mehr oder weniger“ und setzt damit gleich zu Anfang seine erste „Achtung, witzig!“-Marke. Im MIttelpunkt der dramatischen Komödie steht zunächst die iranische Amerikanerin Leila, eine junge Faru, die noch immer gegen ihre Eltern rebelliert. Als einziges Mädchen von neun Geschwistern fühlt sie sich seit Kindesbein benachteiligt, schon in der Schule war sie „zu iranisch für eine Amerikanerin“ und „zu amerikanisch für eine Iranerin“. Davon abgesehen ist sie vor allem eins: zu viel. Die Filmemacherin ist lesbisch, chaotisch und gerade von einer vermeintlichen Transe geschwängert worden, die sich als heterosexueller Schauspieler entpuppt. Besonders Leilas Mutter stößt das selbstbestimmte Leben ihrer Tochter auf. Ich hab’s im Magen.

Mehr Filmhochschule als Filmkunst

Dies ist Maryam Keshavarz‘ dritter Film und ihre erste Komödie. Es gibt viele gute Ansätze und mindestens genauso viele schlechte Umsetzungen. In der ersten Hälfte nervt die Lebens-Erinnerungs-Clip-Sammlung mit bemühter Originalität. Schnelle Schnitte, Freezeframes und das Durchbrechen der vierten Wand sind legitime filmische Mittel. Aber man sollte wissen, wann, wie oft und aus welchem Grund man sie einsetzt. Hier hat man den Eindruck, als habe eine Filmemacherin im kreativen Drogenrausch krampfig versucht, ihr Werk aufzupeppen. Das Ergebnis ist mehr Filmhochschule als Filmkunst.

Nach gut der Hälfte wechselt THE PERSIAN VERSION plötzlich die Richtung. Die Kamera zoomt nicht mehr in das überdrehte Leben der Tochter, sondern fokussiert sich auf die Mutter. Endlich wird es interessant. Ein Film im Film mit einem dramaturgischen Bogen und nachvollziehbarer Erzählstruktur – als hätte jemand das Steuer eines entgleisten Zuges endlich in die richtige Richtung gelenkt. Schade, dass es bis dahin eine gefühlte Ewigkeit dauert. Vielleicht hätte man die erste Hälfte besser verschlafen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Persian Version“
USA 2023
107 min
Regie Maryam Keshavarz

alle Bilder © Sony Pictures

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DRIVE-AWAY DOLLS

DRIVE-AWAY DOLLS

Never change a winning team. Ethan Coen hat es trotzdem getan und einen Film ohne seinen Bruder Joel gedreht. Keine gute Idee.

Ab 07. März 2024 im Kino

DRIVE-AWAY DOLLS ist eine herbe Enttäuschung. Und der Beweis, dass Ethan ohne seinen Bruder Joel keinen brauchbaren Film zustande bringt. Die unlustige Komödie erzählt von zwei Lesben auf einem lahmen Roadtrip, der die Geduld der Zuschauer schier grenzenlos strapaziert.

Versagt inhaltlich und inszenatorisch

Das holprige Drehbuch stammt von Coen und seiner Frau Tricia Cooke. Die beiden hatten wohl eine Geschichte voller Abenteuer und witziger Verwechslungen im Sinn, doch herausgekommen ist das Gegenteil. Die Handlung wird durch einen lächerlichen Zufall ausgelöst, als den unsympathischen Freundinnen Jamie und Marian, gespielt von Margaret Qualley und Geraldine Viswanathan, versehentlich ein Mietwagen mit hochbrisantem Inhalt übergeben wird. Von da an stolpern die beiden von einer haarsträubenden Situation in die nächste, ohne dass dabei Spannung oder Komik aufkommen.

Angestrengte Versuche, Witz und Esprit durch belangloses Geschwätz zu erzeugen, torkeln ins Leere. Man fragt sich, wie ein derart talentiertes Ensemble einen so schlechten Film zustande bringt. Die Gastauftritte von Pedro Pascal und Matt Damon können es auch nicht retten. Sie beweisen höchstens, dass selbst Schauspieler mit Starpower Schwierigkeiten haben, dem desaströsen Drehbuch etwas Positives abzugewinnen.

DRIVE-AWAY DOLLS versagt inhaltlich und inszenatorisch auf ganzer Linie. Das überzogene Schauspiel, die flache Handlung und das dümmliche Drehbuch machen DRIVE-AWAY DOLLS zu einer uninspirierten Komödie, die weder als charmanter Roadtrip noch als cleverer Coen-Brothers-Film funktioniert.

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Originaltitel „Drive-Away Dolls“
USA 2024
83 min
Regie Ethan Coen

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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America

AMERICA

America

AMERICA

Nach dem Indiehit THE CAKEMAKER liefert Regisseur Ofir Raul Graizer mit seinem zweiten Film erneut ein authentisches Drama über verpasste Chancen und unausgesprochene Liebe.

Ab 07. März 2024 im Kino

America

AMERICA ist vielleicht das undramatischste Melodrama aller Zeiten. Von der verbotenen Liebe, dem Koma-Patienten, der zur rechten Zeit wieder erwacht und reichlich Gefühlsirrungen ist AMERICA prallvoll. Mit schmalziger Konservenmusik unterlegt und schlechteren Schauspielern besetzt, wäre das Ganze auch als Soap Opera zwischen GZSZ, NUR DIE LIEBE ZÄHLT oder GENERAL HOSPITAL im frühen Abendprogramm vorstellbar. Doch Ofir Raul Graizer ist trotz der kitschigen Zutaten eine zarte, poetische Dreiecksromanze gelungen.

Mit Symbolhaftigkeit spart der Film nicht

Eli (Michael Moshonov), ein israelischer Schwimmtrainer, lebt in den USA. Als sein Vater stirbt und der Nachlass geregelt werden muss, reist er widerwillig nach Tel Aviv. Dort trifft er seinen alten Freund Yotam (Ofri Biterman), der zusammen mit seiner Verlobten Iris (Oshrat Ingedashet) einen kleinen Blumenladen betreibt. Elis Besuch löst eine Kette von Ereignissen aus, die längst verschüttet geglaubte Emotionen weckt und das Leben aller Beteiligten durcheinanderbringt.

America

Nicht nur schauspielerisch, auch visuell beeindruckt AMERICA: Kameramann Omri Aloni orientiert seine primärfarbigen Bilder an Iris‘ kunstvollen Blumenarrangements. Der Look ist stark von den Frühwerken Almodóvars beeinflusst – die warmen, kräftigen Farben werden als Symbol für Leben und Liebe gegen das triste Weiß von Elis Welt genutzt. Überhaupt: Mit Symbolhaftigkeit spart der Film nicht. Der Garten hinter Elis Haus, anfangs eine verwahrloste Ödnis, wird durch Iris‘ geschickte Hand (und ihre aufkeimende Liebe) in ein blühendes Paradies verwandelt.

America

Fragende Blicke und abwägende Pausen: Die bisexuelle Ménage-à-trois ergeht sich in Andeutungen, bleibt verhalten. Gelegentlich würde man vor allem den stoischen Eli gerne schütteln – da wünscht man sich etwas mehr Offenheit oder ein paar heftigere Emotionen. Doch zu laute Gefühle hätten AMERICA vielleicht wirklich zum edelkitschigen Melodrama gemacht.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „America“
Israel / Deutschland / Tschechien 2022
127 min
Regie Ofir Raul Graizer

America

alle Bilder © missingFILMs

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MARIA MONTESSORI

MARIA MONTESSORI

MARIA MONTESSORI klingt nach Bildungsbürger-Arthouse-Kino, ist aber ein sehenswerter Film über die Freundschaft zweier Frauen, die - jede auf ihre Art - den gesellschaftlichen Konventionen des beginnenden 20. Jahrhunderts trotzen und ihrer Zeit weit voraus sind.

Ab 07. März 2024 im Kino

In Frankreich nennen Historiker feministische, gebildete und unabhängige Frauen um 1900 „La nouvelle femme“ (so auch der Originaltitel des Films). Damit sind Frauen gemeint, die es auf hohe Positionen geschafft und zu akademischen Würden gebracht haben und die sich ihren Platz in der Gesellschaft durch ihr Wissen erarbeitet haben.

Eine neue Form der Pädagogik

Die Kurtisane Lili d’Alengy (Leïla Bekhti) befindet sich zu dieser Zeit auf dem Höhepunkt ihres Ruhms. Um ihren Ruf zu wahren und ihre lernbeeinträchtigte Tochter Tina zu verstecken, flüchtet die Pariser Halbweltdame nach Rom. Dort sucht sie Hilfe bei der Ärztin Maria Montessori (Jasmine Trinca), die gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Giuseppe Montesano eine Schule für „Idioten“ (wie es seinerzeit hieß) führt. Die beiden entwickeln in ihrem Institut Lernmethoden, die später Geschichte schreiben. 

Gut, die Inhaltsangabe klingt etwas dröge – so was musste man sich früher im Geschichtsunterricht anschauen. Aber Regisseurin Léa Todorov hat mit MARIA MONTESSORI einen überraschend unterhaltsamen und berührenden Film gedreht. Bemerkenswerterweise arbeitet sie sich dabei nicht brav an der Historie ab, sondern fokussiert ihren Blick auf eine kurze, aber entscheidende Zeit im Leben der beiden Freundinnen Maria und Lili. Das macht den Film persönlicher und interessanter als das übliche Oberlehrer-Biopic. Empfehlenswert.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „La nouvelle femme“
Frankreich / Italien 2023
100 min
Regie Léa Todorov

alle Bilder © Neue Visionen Filmverleih

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HUNTER FROM ELSEWHERE – A JOURNEY WITH HELEN BRITTON

HUNTER FROM ELSEWHERE – A JOURNEY WITH HELEN BRITTON

Ab 07. März 2024 im Kino

Der Schweizer Künstler Otto Künzli hat in den 1980er-Jahren ein sehr spezielles Schmuckstück erschaffen: In einem schwarzen Gummischlauch steckt eine goldene Kugel. Das Armband sieht schlicht aus, dass sich hinter dem billigen Material ein Edelmetall verbirgt, muss man dem Künstler glauben. Nur wenn man das Armband aufschneiden und es damit zerstören würde, könnte man sichergehen. Dass Dinge nicht unbedingt aus wertvollem Material bestehen müssen, um kostbar zu sein, findet auch Helen Britton. Die australische Allround-Künstlerin, Schmuckdesignerin und ehemalige Schülerin Urslis hat der spanischen Filmemacherin Elena Alvarez Lutz  erlaubt, ihr vier Jahre lang über die Schulter zu schauen.

HUNTER FROM ELSEWHERE ist eine faszinierende Reise durch die Welt einer freigeistigen und liebenswert schrulligen Künstlerin, die zeigt, dass erst bei genauer Betrachtung die Schönheit und Geschichten der Dinge offenbar werden. Brittons moderne Schmuckstücke, Skulpturen und Zeichnungen sind Teil einer Welt voller Geheimnisse. Der Film begleitet sie auf ihrer Reise zu vergessenen Handwerksbetrieben und stillgelegten Produktionsstätten, von den industriellen Anlagen ihrer Kindheit in Newcastle bis zu ihrem Münchner Atelier, wo sie kostbare und einfache Materialien zu zeitlosen Kunstwerken verbindet.

Am Ende steht die Erkenntnis, dass Schmuck viel mehr sein kann, als es auf den ersten Blick scheint. Elena Alvarez Lutz gelingt mit ihrem Dokumentarfilm ein intimer und lehrreicher Blick in die fabelhafte Welt der Helen Britton und ihr Universum voller Wunder.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2021
97 min
Regie Elena Alvarez Lutz

alle Bilder © W-FILM

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DUNE: PART TWO

DUNE: PART TWO

Jetzt mit noch mehr Sandwürmern! Denis Villeneuves galaktische Fortsetzung ist feistes Überwältigungskino.

Ab 29. Februar 2024 im Kino

Dune: Part Two

Knie nieder, der Messias ist da! Die Geschichte um Glaubenskriege und politische Machtspiele geht in die nächste Runde. Aus dem zarten Jüngling Paul Atreides ist in Part Two des Kinoerfolgs DUNE (2021) der große Führer ganzer Völker geworden. Bis es allerdings so weit ist, stiert Timothée Chalament mit langen Wimpern vielsagend in die Ferne oder wirft Zendaya schmachtende Blicke zu.

Jedes Einzelbild ein Kunstwerk

Regisseur Denis Villeneuve hat aus dem (einzigen) Fehler seines ersten Teils ganz eigene Rückschlüsse gezogen: Statt einer unendlich langen Einführung, gefolgt von einer mitreißenden zweiten Hälfte, wechseln sich diesmal epochale Kämpfe mit tiefschürfenden Dialogszenen ab. Die Fortsetzung ist das filmische Äquivalent zu einem Hochseedampfer: grandios und majestätisch, aber bis die riesige Maschine immer wieder Fahrt aufnimmt, kann es dauern.

Dune: Part Two

Auch wenn es zwischendurch mal zäh ist, der Film sieht natürlich wahnsinnig gut aus. Jedes Einzelbild ist ein Kunstwerk. Höchstes Niveau auch schauspielerisch: Timothée Chalamet, Zendaya, Rebecca Ferguson, Charlotte Rampling, Florence Pugh, Christopher Walken, Austin Butler, Josh Brolin und Javier Bardem – was soll da schon schief gehen? Etwas mehr Leichtigkeit hätte das Wüstenspektakel allerdings vertragen, Villeneuve nimmt den Kampf um den galaktischen Spice sehr ernst. Humor hat da nichts verloren.

Dune: Part Two

DUNE: PART TWO ist genau der Film, den Teil eins versprochen hat: Nicht besser und nicht schlechter. Natürlich sollte man sich das im Kino anschauen, allein schon wegen der cinemascopehaften Bilder von Greig Fraser und Hans Zimmers gewohnt bombastischen BRRRAAAAMMM-Soundtracks.

Dune: Part Two

Dass die komplizierte Handlung (nicht umsonst gilt Frank Herberts Vorlage als das unverfilmbarste Buch aller Zeiten) und die verschachtelten Storylines über verfeindete Herrschaftshäuser nicht im Chaos enden, ist der souveränen Regie von Villeneuve zu verdanken. Der französisch-kanadische Filmemacher liefert erneut eine beeindruckende Melange aus STAR WARS, Shakespeare-Tragödie und GAME OF THRONES. Im Kern jedoch ist DUNE eine auf biblische Proportionen aufgeblasene Jugendromanze, verpackt in eine visuell prächtige Space Opera.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Dune: Part Two“
USA 2024
165 min
Regie Denis Villeneuve

alle Bilder © Warner Bros. Entertainment Inc.

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THE ZONE OF INTEREST

THE ZONE OF INTEREST

Sandra Hüller ist europäische Schauspielerin des Jahres 2023. Nach ANATOMIE EINES FALLS, dem Gewinner der Goldenen Palme, kommt nun ihr zweiter in Cannes preisgekrönter Film in die Kinos.

Ab 29. Februar 2024 im Kino

Das Haus liebevoll eingerichtet, den Garten sorgfältig gestaltet – vom prächtigen Blumenbeet bis zum akkurat geschnittenen Rasen. Familie Höss hat sich ein kleinbürgerliches Idyll wie aus dem Bilderbuch erschaffen. Rudolf geht pflichtbewusst seiner Arbeit nach, Hedwig schmeißt mit einer Schar Bediensteter den Haushalt, trifft sich mit Freundinnen zum Kaffeeklatsch. So weit, so normal.

Banalität des Bösen

Doch „normal“ ist an diesem Setting gar nichts. Den Garten Eden trennt nur eine mit Stacheldraht bewehrte Mauer von der größten Vernichtungsmaschine der Nazis, dem Konzentrationslager Auschwitz. Die konstante Geräuschkulisse aus Schüssen und Schreien wird vom Ehepaar Höss ausgeblendet wie das ferne Rauschen einer Autobahn. Einzig die Kinder und die Schwiegermutter scheinen durch das Grauen vor der Haustür irritiert.

Die ersten Minuten des Films sind pures Schwarz, unterlegt von Musik. Ein Vorgeschmack auf die innere Leere der Figuren. Eiskalt und fast unmenschlich: Sandra Hüller spielt bravourös. Ekelhaft, wie sie vor dem Spiegel in einem Pelzmantel posiert, der wahrscheinlich aus dem Besitz einer ermordeten Jüdin stammt. Als Lagerkommandant Rudolf Höss beeindruckt der aus BABYLON BERLIN bekannte Christian Friedel. Ein mustergültiger Nazi, der sich von Hitler nach Oranienburg versetzen lässt, um dort das nächste Lager auf Effizienz zu trimmen. Der drohende Wegzug der Familie ist einer der wenigen Momente, in denen seine Frau emotional reagiert. Das schöne Haus und den Garten zurücklassen? Niemals.

Jonathan Glazer inszeniert eine schier unvorstellbare Geschichte des Terrors in klaren, nüchternen Bildern. Sein Film ist eine teils improvisierte, experimentelle Anordnung, in der das Grauen allgegenwärtig ist, aber nie gezeigt wird. Schmerzhaft und brillant.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Zone of Interest“
USA / GB / Polen 2023
106 min
Regie Jonathan Glazer

alle Bilder © Leonine

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BERLINALE 2024 – FINALE

BERLINALE 2024 – FINALE

Das waren die 74. Internationalen Filmfestspiele von Berlin. Eine insgesamt schwache Berlinale und gleichzeitig die letzte der glücklosen Doppelspitze Rissenbeek und Chatrian. 2025 geht es unter der (hoffentlich, wahrscheinlich, bestimmt) kundigeren Leitung von Tricia Tuttle weiter. Vor den offiziellen Preisträgern, hier noch schnell die Framerate-Top 5:

Und das waren die Flops:

Goldener Bär für den Besten Film

DAHOMEY

DAHOMEY

Das Thema ist hochaktuell: Im November 2021 verließen 26 Kunstschätze Paris und kehrten in ihr Herkunftsland Dahomey, das heutige Benin, zurück. 1892 wurden sie dort von französischen Kolonialtruppen geraubt. Doch wie geht man mit den Objekten um in einem Land, das sich während ihrer Abwesenheit stark verändert hat?

Als „Mesmerisieren” wird das in den Bann ziehen bzw. Hypnotisieren bezeichnet. Ein Archaismus, der heute kaum noch Anwendung findet. Außer in einer Berlinale-Pressekonferenz 2024. „Thank you for this mesmerizing experience“, bedankt sich ein Journalist bei Regisseur Mati Diop. Na gut, ins Deutsche übersetzt heißt „mesmerizing“ schlicht „faszinierend“. Und als Kurzfilm wäre DAHOMEY das auch. Scheinbar musste aber auf Teufel komm raus die Minimallänge eines Spielfilms erreicht werden. Und so arbeiten sich die Filmemacher mühsam mit vielen langen Auf- und Abblenden auf knappe 67 Minuten. Ein neuer Trend scheint das Unterlegen von Dingen (hier Statuen) und Tieren (bei PEPE ein Nilpferd) mit dröhnenden, tiefen Stimmen zu sein. Der beste Film? Eher ein Abschiedsgeschenk an Carlo, denn der hatte in seiner diesjährigen Filmauswahl den Fokus auf Afrika gelegt.

Großer Preis der Jury

A Traveler's Needs

Hong Sang-soo

A TRAVELER’S NEED

Ein Film, für den man eine Betriebsanleitung braucht. Worum geht‘s? IMDb fasst es perfekt zusammen: „Eine Französin trinkt in Korea Makgeolli, nachdem sie ihre Einkommensquelle verloren hat, und unterrichtet dann zwei Koreanerinnen in Französisch.“ Genau. Die Französin wird von Isabelle Huppert gespielt. Der in langen, statischen Videobildern gedrehte Film (eine Spezialität des koreanischen Regisseurs Hong Sang-soo) ist nicht frei von Situationskomik, lässt aber den unkundigen Zuschauer komplett ratlos zurück (eine weitere Spezialität des Regisseurs).

Erfrischende Ehrlichkeit. In seiner Dankesrede sagt Regisseur Hong Sang-soo an die Jury gewandt: „Thank you, I don’t know what you saw in my film.“ Neither did I.

Preis der Jury

L'Empire

Bruno Dumont

L'EMPIRE

In einem kleinen französischen Dorf geschehen seltsame Dinge. Die Menschen verneigen sich vor einem allmächtigen Baby und Köpfe werden mit Laserschwertern abgetrennt. Kein Wunder, haben sich doch Außerirdische in die Körper der Dorfbewohner eingenistet. Die ultimative Schlacht zwischen zwei verfeindeten Alien-Spezies steht kurz bevor.

Wie belieben? Na gut, es ist eine Berlinale in der Carlo-Chatrian-Ära, aber trotzdem. Der obskure Mix aus französischem Arthouse, STAR WARS und Pseudo-Lars von Trier ist für ungefähr 5 Minuten unterhaltsam. Bruno Dumonts Science-Fiction-Parodie ist schwer verdauliche Kost und seltsam im unguten Sinn. Preis der Jury? WTF.

Beste Regie

Pepe

Nelson Carlos De Los Santos Arias

PEPE

Noch so ein Film, den man lieber verpasst hätte. Nelson Carlos De Los Santos Arias’ kaleidoskophafte Bildcollage (man könnte es auch eine unstrukturierte Materialsammlung nennen) erzählt die Geschichte von Pablo Escobars Nilpferden. Die Tiere wurden nach dem Tod des Drogenbarons auf dessen Anwesen gefunden. PEPE (der besser im künstlerisch anspruchsvollen Forum aufgehoben wäre) vereint inszenierte Spielsequenzen mit Zeichentrick, Dokfilm, viel Experimentellem und sehr oft simplem Schwarzbild – was sich bei den weichen Liegesesseln im CinemaxX-Kino als großes Problem erweist 💤 Irgendwie originell ist es ja trotzdem – oder wann erzählt einem schon ein Nilpferd auf Afrikaans seine philosophischen Gedanken zum Leben und Tod? Kein Film im Wettbewerb hat den Preis für die beste Regie weniger verdient als dieser.

Beste Hauptrolle

A DIFFERENT MAN

SEBASTIAN STAN

A DIFFERENT MAN

Schauspieler Edward leidet unter einer starken Gesichtsdeformation. Dank eines neuen Medikaments sieht er bald wie Hollywoodstar Sebastian Stan aus. Äußerlich ändert sich einiges in seinem Leben, und doch bleibt im Grunde alles gleich.

A DIFFERENT MAN hat ein paar hübsche schräge Ideen, mit Adam Pearson einen sehr charmanten scene-stealer und eine ganze Reihe Probleme. Die platte Message „Was nützt die schönste Fassade, wenn die inneren Werte nicht stimmen“ wird mit dem Holzhammer transportiert. Dazu führt das unausgewogene Tempo zu langatmigen Szenen, während der Wechsel zwischen Psycho-Drama und Möchtegern-Thriller auf Dauer anstrengt. Regisseur Aaron Schimberg präsentiert dem Zuschauer haufenweise Indie-Klischees und wenig Subtilität. Sebastian Stan – bester Hauptdarsteller? Ein schulterzuckendes Hm.

Beste Nebenrolle

EMILY WATSON

SMALL THINGS LIKE THESE

Die bange Frage: Ist der Eröffnungsfilm in diesem Jahr wieder besonders schlecht? Ganz im Sinne Chatrians geht’s mit schwerer Kost los. Als Lieferant für entsetzliche Geschichten ist die Kirche stets ein verlässlicher Quell: In SMALL THINGS LIKE THESE geht es nicht um Hexenverbrennung oder Kindesmissbrauch, sondern um ein unbekannteres Verbrechen. Das Drama beschäftigt sich mit den irischen „Magdalenen-Wäschereien“. Das waren Heime, die zwischen 1820 und Mitte der 1990er-Jahre von römisch-katholischen Institutionen betrieben wurden. Vorgeblich sollten dort „gefallene junge Frauen“ reformiert werden, in Wahrheit wurden sie misshandelt, ausgebeutet und ihrer Kinder beraubt. Der Kohlehändler Bill Furlong (Cillian Murphy) kommt eher unfreiwillig hinter die korrupten Machenschaften des Klosters und weckt dabei Erinnerungen an seine eigene traumatische Kindheit.

Zugegebenermaßen fällt es schwer, sich auf den Film zu konzentrieren, wenn nebendran ein dauerkaugummikauender, handybrummender, reißverschlußaufundzumachender Zuschauer sitzt. Da wünscht man sich den stillen Brüter Cillian Murphy als Platznachbarn, der weint sogar lautlos. Ist es zu früh zu prophezeien, dass er den Bären als bester Schauspieler bekommen könnte?

SMALL THINGS LIKE THESE ist erwachsenes, ernstes Kino, mit leichter Tendenz ins Zähe. Düster und ohne jede Leichtigkeit, aber herausragend gespielt und inszeniert.

Bestes Drehbuch

Sterben

MATTHIAS GLASNER

STERBEN

Matthias Glasner kehrt zum ersten Mal seit 2006 in den Berlinale Wettbewerb zurück. Sein grandioses Familienepos STERBEN handelt natürlich genau vom Gegenteil, nämlich dem Leben in all seinen furchtbaren und furchtbar schönen Facetten. Die über dreistündige Drama-Komödie erforscht die Intensität des Lebens angesichts des Todes mit einer Mischung aus Zartheit, Brutalität, absurder Komik und trauriger Schönheit, die die Grenzen zwischen bitter und lustig verschwimmen lässt.

Im Fokus der Handlung steht Familie Lunnies: Lissy (Corinna Harfouch) ist Mitte 70 und froh, dass ihr dementer Mann endlich im Heim ist. Ihr Sohn Tom (Lars Eidinger), ein Dirigent, arbeitet zusammen mit seinem depressiven Freund Bernard an der Komposition „Sterben“. Toms Schwester Ellen (Lilith Stangenberg) hat ein Alkoholproblem und beginnt eine wilde Liebesgeschichte mit dem verheirateten Zahnarzt Sebastian (Ronald Zehrfeld).

Die in Kapitel gegliederte Geschichte hängt zwischendrin ein bisschen durch: Die Episode um Tochter Ellen ist die schwächste und fühlt sich an, als sei sie aus einem anderen Film. Ansonsten ist STERBEN voller guter Szenen – die vielleicht beste zeigt Lars Eidinger und Corinna Harfouch im schmerzhaft wahrsten Mutter-Kind-Gespräch der Kinogeschichte. Wahnsinnig komisch und todtraurig zugleich. Allein dafür lohnt es sich.

Herausragende Künstlerische Leistung

DES TEUFELS BAD

MARTIN GSCHLACHT - KAMERA

DES TEUFELS BAD

Schlimmer geht immer. Wenn man sich mal so richtig die gute Laune verderben lassen will, dann ist DES TEUFELS BAD eine echte Empfehlung. Die auf historischen Gerichtsprotokollen basierende Geschichte, angesiedelt in einem Wald im Oberösterreich des 18. Jahrhunderts, handelt von Agnes. Die junge Frau fühlt sich nach der Hochzeit mit Wolf fehl am Platz, kein Wunder, steht ihr Mann doch eher auf Burschen. Die tief religiöse und hochsensible Frau zieht sich immer mehr zurück, versinkt in Melancholie.

Kotze, Blut, Dreck – es war ein unappetitliches Leben 1750. Der österreichische Wettbewerbsfilm ist eine Symphonie in grau und beige, hat aber wenigstens so etwas wie eine Geschichte. Man ist ja schon dankbar für die kleinen Dinge bei dieser Berlinale. Das Regieduo Veronika Franz und Severin Fiala legt mit DES TEUFELS BAD vielleicht einen authentischen, aber in großen Teilen drögen und schwer auszuhaltenden Film vor, der trotz aller Freudlosigkeit bisweilen hart an die folkloristische Kitschgrenze schrammt.

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BERLINALE 2024 – TAG NEUN

BERLINALE 2024 – TAG NEUN

Zum Abschluss noch ein wenig spirituelle Sinnsuche aus Nepal. Eine der Hauptfiguren im Film SHAMBHALA heißt "Karma". Will uns das scheidende Führungsduo damit zum Abschied etwas sagen? Wir freuen uns jedenfalls auf bessere Zeiten und wünschen Mariëtta und Carlo beruflich alles Gute für die Zukunft. Heute Abend gibt's die Preise, die Ergebnisse dann morgen hier zum Finale.

Wettbewerb

SHAMBHALA

SHAMBHALA

In SHAMBHALA macht sich die junge Pema auf die Suche nach einem ihrer Ehemänner. Ehemänner? Plural? Schlauer werden mit Berlinale-Filmen: Im Tsum-Tal im Himalaya dürfen Frauen mit mehreren Männern gleichzeitig verheiratet sein. Pema ist daher nicht nur Tashis Ehefrau, sondern auch die seiner beiden Brüder Karma und Dawa.

Es ist eine echte Premiere im doppelten Sinn: SHAMBHALA feiert nicht nur seine Welturaufführung bei der Berlinale, es ist zudem der erste nepalesische Film jemals im Wettbewerb. Regisseur Min Bahadur Bham hat in der höchstgelegenen Siedlung der Welt gedreht, 6.000 Meter über dem Meeresspiegel. In solchen Höhen ist die Luft dünn, der wenige Sauerstoff macht müde. Genau wie dieser Film. Trotzdem ist SHAMBHALA erkenntnisreich: So verfügen Nepalesen offenbar über einen schier unbegrenzten Vorrat an Schaltüchern, die sie zu jeder Gelegenheit hervorzaubern, um sie dann um irgendwas oder irgendwen zu legen. Die Besetzung besteht hauptsächlich aus Laiendarstellern, ein großer Schauspielerfilm ist SHAMBHALA daher nicht. Unter normalen Umständen vielleicht ein meditatives, nach neun Tagen und vielen zähen Filmen ein eher einschläferndes Erlebnis.

INFOS ZUM FILM

Nepal / Frankreich / Norwegen / Hongkong, China / Türkei / Taiwan / USA / Katar 2024
150 min
Regie Min Bahadur Bham
Bild © Aditya Basnet / Shooney Films

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BERLINALE 2024 – TAG ACHT

BERLINALE 2024 – TAG ACHT

Alarm! Laut einer Umfrage des Tagesspiegels interessieren sich 87% der Leser nicht für die Berlinale. Dabei gibt es zum Ende noch zwei gute Filme im Wettbewerb …

Wettbewerb

VOGTER

VOGTER

Auf die Skandinavier ist eben Verlass. VOGTER ist ein nordisch-düsterer Psychothriller, angesiedelt in einem dänischen Gefängnis. Als der neue Häftling Mikkel eingeliefert wird, lässt sich Wärterin Eva zur Verwunderung ihrer Kollegen in den Hochsicherheitstrakt versetzen, wo der Neue einsitzt. Was niemand weiß: Die beiden verbindet ein Geheimnis aus der Vergangenheit.

Gustav Möllers Film THE GUILTY  wurde 2021 mit Jake Gyllenhaal für den US-Markt neu verfilmt. Es wäre keine Überraschung, wenn es auch bald ein Remake von VOGTER gäbe – dann aber hoffentlich mit ebenso herausragender Besetzung: Die vor allem aus der Serie BORGEN bekannte Sidse Babett Knudsen spielt den in sich gekehrten Racheengel Eva zwischen selbstzweifelnd und eiskalt. Ihr Widersacher ist eine echte Entdeckung: Sebastian Bull als Häftling mit millimeterkurzer Zündschnur strahlt physische und psychische Bedrohung aus, jeder Blick ist tödlich. VOGTER muss man weniger wegen seiner teils konstruiert wirkenden Handlung, sondern vor allem wegen seiner tollen Schauspieler gesehen haben.

INFOS ZUM FILM

Englischer Titel „Sons“
Dänemark / Schweden 2024
100 min
Regie Gustav Möller
Bild © Nikolaj Moeller

Wettbewerb

MÉ EL AïN

MÉ EL AÏN

Es ist Tag 8, die Müdigkeit groß, und als der Wecker klingelt, ist man schwer versucht, einfach liegen zu bleiben. Weiche Daunenkissen oder ein Film aus Tunesien? Fast wäre es passiert und man hätte ein kleines Highlight des Wettbewerbs verpasst. MÉ EL AÏN erzählt auf beeindruckende Art eine Geschichte von Mutterliebe, Verlust und Angst. Aïcha lebt auf einem Hof im Norden Tunesiens. Ihre ältesten Söhne Mehdi und Amine sind in den Krieg gezogen. Als Mehdi mit einer geheimnisvollen schwangeren Frau nach Hause zurückkehrt, senkt sich eine bedrohliche Dunkelheit über die Familie und bald das ganze Dorf.

Herausragende Kamera und Sounddesign machen Meryam Joobeurs eindringlichen Film vor allem handwerklich zu einem echten Bärenkandidaten. „Atmosphärisch dicht“, wenn irgendwann die oft benutzte Phrase gepasst hat, dann hier. Ein fieberhafter Traum, poetisch und beängstigend zugleich.

INFOS ZUM FILM

Englischer Titel „Who Do I Belong To“
Tunesien / Frankreich / Kanada / Norwegen / Katar / Saudi-Arabien 2024
117 min
Regie Meryam Joobeur
Bild © Tanit Films, Midi La Nuit, Instinct Bleu

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BERLINALE 2024 – TAG SIEBEN

BERLINALE 2024 – TAG SIEBEN

Siebter Berlinale-Tag. Der Kopf ist leer, der Körper geschwächt. Zeit für ein bisschen Sport: Mit Berlinale Meets Fußball nimmt das Filmfestival am Kulturprogramm zur Fußball-Europameisterschaft 2024 teil. „Fußball und Kino sind ein gutes Match, da an beiden Orten Menschen zusammen Spaß haben“, sagt Spaß-Experte Carlo Chatrian.

Wettbewerb

GLORIA !

GLORIA!

Scusate, di nuovo solo due punti. Non è colpa mia se la Berlinale presenta film così brutti. GLORIA! è una grande schmonzetta. Oder um es auf Deutsch zu sagen: GLORIA! ist riesengroßer Schmalz. Es würde niemanden wundern, wenn so was am Sonntagabend um 20.15 Uhr auf dem ZDF laufen würde – aber im Wettbewerb eines der renommiertesten Filmfestivals der Welt? 

Den Inhalt wiederzugeben ist ungefähr so müssig, wie eine Tiefenanalyse des neusten Rosamunde-Pilcher-Romans zu versuchen. In Kürze: Es geht um junge Frauen in einem italienischen Kloster im Jahre 1800. Die musikalisch Hochbegabten planen, dem neuen Papst ein unvergessliches Konzert zu geben. Einzig origineller Ansatz des Films: Die Frauenband spielt ganz unzeitgemäß moderne Musik, die so auch auf dem Schlagerfestival von San Remon laufen könnte. Da zücken die Anwälte von Sofia Coppola die Notizblöcke, denn die hat „History meets Popmusic“ schon 2006 um einiges besser in MARIE ANTOINETTE gemacht. Am Ende der Pressevorführung gab es verdientermaßen Buh-Rufe – überraschenderweise zum ersten Mal in diesem Jahr.

INFOS ZUM FILM

Italien / Schweiz 2024
100 min
Regie Margherita Vicario
Bild © tempesta srl

Wettbewerb

Black Tea

BLACK TEA

Einfach mal „Nein“ sagen, zum Beispiel auch zu diesem Film – oder zum Verlobten vor dem Traualtar. Weil ihr Zukünftiger einen Tag vor der Hochzeit fremdgeht (Originaldialog: „So sind die Männer, da sind wir Frauen machtlos“) beginnt die Afrikanerin Aya (Nina Mélo) ein neues Leben in Guangzhou, China. Dort wird sie von dem älteren Caï (Han Chang) in die zauberhafte Welt des Tees eingeführt. Töpfern oder Tee, Hauptsache irgendwas, bei dem der Mann von hinten mitgrabbeln kann.
Halb Afrika gehört mittlerweile den Chinesen, da ist es Zeit für ein bisschen Werbung in eigener Sache. Kein Smog, kein Dreck, keine spuckenden Einheimischen. Selten sah man China sauberer. Es könnte glatt eine Traumschiff-Episode sein, gleich biegt der Flori um die Ecke. Schöne Bilder von bestens gelaunten, immer gut frisierten Menschen in schöner Umgebung, die Belanglosigkeiten austauschen. Dazu perlen Gitarre und Klavier um die Wette. BLACK TEA ist purer Edelkitsch.

INFOS ZUM FILM

Frankreich / Mauretanien / Luxemburg / Taiwan / Côte d’Ivoire 2024
111 min
Regie Abderrahmane Sissako
Bild © Olivier Marceny

Berlinale Special Gala

SPACEMAN

SPACEMAN

Die Erwartungen an die Netflix-Produktion SPACEMAN sind hoch: Johan Renck ist Regisseur der sensationellen HBO-Serie CHERNOBYL. Max Richter hat die Musik komponiert. Und wenn es schon Adam Sandler sein muss, dann bitte in einer ernsten Rolle, so wie hier.

Jakub befindet sich auf einer monatelangen Weltraummission. Er ist einsam und spürt, dass sich seine auf der Erde zurückgelassene Frau von ihm entfremdet. Erst die philosophischen Gespräche mit der großen, haarigen Spinne Hanuš erinnern ihn daran, was wirklich wichtig ist im Leben. Klingt nach Horror, ist aber eine nicht ganz ernst zu nehmende Mischung aus INTERSTELLAR, 2001: ODYSSEE IM WELTRAUM und SOLARIS. Da das Ganze auf „Spaceman of Bohemia: Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt“ von Jaroslav Kalfar basiert, wird es am Ende sogar noch märchenhaft: DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL IM WELTRAUM sozusagen. Adam Sandler als trauriger Astronaut geht in Ordnung, auch wenn er mit den emotionalen Szenen etwas überfordert ist und man jede Sekunde einen zotigen Witz aus seinem Mund erwartet. Die simple Botschaft hat nach 106 Minuten wirklich jeder verstanden – das haben Rosenstolz seinerzeit in nur 3 Minuten kompakter zusammengefasst: Liebe ist alles.

INFOS ZUM FILM

USA 2024
106 min
Regie Johan Renck
Bild © 2023 Netflix, Inc.

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BERLINALE 2024 – TAG SECHS

BERLINALE 2024 – TAG SECHS

„Super!“, „Naja“ und „Scheisse“. Diese drei Antwortmöglichkeiten gibt es auf die montagmorgens gestellte Frage, wie man gestern den TATORT fand. Warum in dieser Woche die gleiche Frage am Mittwoch gestellt wird, steht weiter unten in der Besprechung zum Panorama-Beitrag VERBRANNTE ERDE.

Wettbewerb

Des Teufels Bad

DES TEUFELS BAD

Schlimmer geht immer. Wenn man sich mal so richtig die gute Laune verderben lassen will, dann ist DES TEUFELS BAD eine echte Empfehlung. Die auf historischen Gerichtsprotokollen basierende Geschichte, angesiedelt in einem Wald im Oberösterreich des 18. Jahrhunderts, handelt von Agnes. Die junge Frau fühlt sich nach der Hochzeit mit Wolf fehl am Platz, kein Wunder, steht ihr Mann doch eher auf Burschen. Die tief religiöse und hochsensible Frau zieht sich immer mehr zurück, versinkt in Melancholie.

Kotze, Blut, Dreck – es war ein unappetitliches Leben 1750. Der österreichische Wettbewerbsfilm ist eine Symphonie in grau und beige, hat aber wenigstens so etwas wie eine Geschichte. Man ist ja schon dankbar für die kleinen Dinge bei dieser Berlinale. Das Regieduo Veronika Franz und Severin Fiala legt mit DES TEUFELS BAD vielleicht einen authentischen, aber in großen Teilen drögen und schwer auszuhaltenden Film vor, der trotz aller Freudlosigkeit bisweilen hart an die folkloristische Kitschgrenze schrammt.

INFOS ZUM FILM

Englischer Titel „Devil’s Bath“
Österreich / Deutschland 2024
121 min
Regie Veronika Franz und Severin Fiala
Bild © Ulrich Seidl Filmproduktion / Heimatfil

Wettbewerb

Pepe

PEPE

Noch so ein Film, den man lieber verpasst hätte. Nelson Carlos De Los Santos Arias’ kaleidoskophafte Bildcollage (man könnte es auch eine unstrukturierte Materialsammlung nennen) erzählt die Geschichte von Pablo Escobars Nilpferden. Die Tiere wurden nach dem Tod des Drogenbarons auf dessen Anwesen gefunden. PEPE (der besser im künstlerisch anspruchsvollen Forum aufgehoben wäre) vereint inszenierte Spielsequenzen mit Zeichentrick, Dokfilm, viel Experimentellem und sehr oft simplem Schwarzbild – was sich bei den weichen Liegesesseln im CinemaxX-Kino als großes Problem erweist 💤 Irgendwie originell ist es ja trotzdem – oder wann erzählt einem schon ein Nilpferd auf Afrikaans seine philosophischen Gedanken zum Leben und Tod?

INFOS ZUM FILM

Dominikanische Republik / Namibia / Deutschland / Frankreich 2024
122 min
Regie Nelson Carlos De Los Santos Arias
Bild © Monte & Culebra

Panorama

VERBRANNTE ERDE

Dass Thomas Arslans solider Film wie ein Sonntagabendkrimi wirkt, der sich ins Kino verirrt hat, liegt vor allem am (neudeutsch ausgedrückt) „Look and Feel“, beziehungsweise an der sehr konventionellen, eben TV-gerechten Inszenierung. Mišel Matičević spielt den wortkargen Berufskriminellen Trojan. Der soll ein wertvolles Caspar-David-Friedrich-Bild klauen, doch der akribisch geplante Coup läuft aus dem Ruder.

Ein paar Dinge unterscheiden VERBRANNTE ERDE dann doch von einem echten Tatort: Der Film ist 11 Minuten zu lang (ein Problem, das sich durch Entfernen einiger unfreiwillig komischer Dialoge beheben ließe), es gibt kein Ermittlerteam und am Ende fehlt der Schnitt auf die blaue Tafel mit weißem Fadenkreuz. Daaa daaa daaa daaa ….

INFOS ZUM FILM

Englischer Titel „Scorched Earth“
Deutschland 2024
101 min
Regie Thomas Arslan
Bild © Reinhold Vorschneider / Schramm Film

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BERLINALE 2024 – TAG FÜNF

BERLINALE 2024 – TAG FÜNF

Zeit für Pressetext-Poesie. Diesmal der Forums-Beitrag LA HOJARASCA: „Drei Frauenleben ohne Versorger, körperlich erzählte Lebensstrategien, inszeniert-beobachtend-erinnernd. Ruhe stellt sich ein, im Hintergrund der Vulkan.“ Und weil’s so schön ist, hier noch RESONANCE SPIRAL: „Die Mediateca Onshore in Malafo, einem Dorf in Guinea-Bissau, ist Archiv und Klub agro-poetischer Praxen. Vom Tonband spricht Amílcar Cabral über Feminismus, das Regie-Duo in den Mangroven über die Widersprüche des Außenblicks auf die Gemeinschaft.“ Leider beide Filme verpasst…

Wettbewerb

Architecton

ARCHITECTON

Stein: der Mensch sprengt ihn, verarbeitet ihn zu Beton, baut Häuser damit, die er bald darauf mit Bomben oder Baggern zerstört. Die tote, kaputte Baumasse wird dann auf Schutthalden der Natur zurückgegeben. Über 40 Jahre nach KOYAANISQATSI beeindrucken Slow-Motion-Bilder mit dramatischer Musik noch immer. Dazwischen lässt sich ein alter Zausel einen Steinkreis im Garten legen. Am Ende werden die ganz großen Fragen gestellt: Warum hat die Menschheit vor tausenden von Jahren Gebäude erschaffen, die heute noch existieren, während wir in der Moderne Häuser bauen, die nur 40 Jahre halten? Da erhebt sich der Zeigefinger: Unsere Ressourcen sind begrenzt!

INFOS ZUM FILM

Deutschland / Frankreich / USA 2024
98 min
Regie Victor Kossakovsky
Bild © 2024 Ma.ja.de. Filmproduktions GmbH, Point du Jour, Les Films du Balibari

Wettbewerb

A Traveler's Needs

A TRAVELER’S NEED

Ein Film, für den man eine Betriebsanleitung braucht. Worum geht‘s? IMDb fasst es perfekt zusammen: „Eine Französin trinkt in Korea Makgeolli, nachdem sie ihre Einkommensquelle verloren hat, und unterrichtet dann zwei Koreanerinnen in Französisch.“ Genau. Die Französin wird von Isabelle Huppert gespielt. Der in langen, statischen Videobildern gedrehte Film (eine Spezialität des koreanischen Regisseurs Hong Sang-soo) ist nicht frei von Situationskomik, lässt aber den unkundigen Zuschauer komplett ratlos zurück (eine weitere Spezialität des Regisseurs).

Die Berlinale bringt Hong Sang-soo Glück: Seine letzten Filme „The Woman Who Ran“ (2020), „Introduction“ (2021) und „Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall“ wurden allesamt mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Yeohaengjaui Pilyo“
Südkorea 2024
90 min
Regie Hong Sang-soo
Bild © 2024 Jeonwonsa Film Co.

Wettbewerb

LANGUE ÉTRANGÈRE

LANGUE ÉTRANGÈRE

Unbekannte Krankheiten, Teil 12: Fanny leidet an Pseudologia Phantastica, das heißt, sie ist eine notorische Geschichtenerfinderin. Oder weniger euphemistisch: Das Mädchen lügt. In der Schule wird sie nur noch „Blablabla“ genannt. Das ist Mobbing und deshalb leidet die 17-jährige Französin. Gut, dass sie als Austauschschülerin für ein paar Wochen nach Leipzig darf. Dort wohnt sie bei der gleichaltrigen, politisch engagierten Lena. Um sie zu beeindrucken, erfindet die fade Fanny eine Schwester, die bei Demos im schwarzen Block mitläuft. Natürlich verlieben sich die Mädchen – Keine Jugendgeschichte ohne LGBTQ-Element. Außerdem sind die Teens für Umweltschutz, die Antifa, gegen patriarchale Strukturen usw. usf. Gähn.

Claire Burgers Coming-of-age-Story funktioniert zwischendurch als zarte Liebesgeschichte und sogar in Maßen als Komödie. Ansonsten wäre die oberlehrerhafte mdr-Arte-Coproduktion besser in der Sektion Generation 14plus aufgehoben. Die aufregenderen Stars sind in den Mütterrollen zu sehen: Nina Hoss als leicht paranoide Deutsche und Chiara Mastroianni als von der eigenen Tochter genervte Französin. Einen Film mit den beiden in den Hauptrollen hätte man sich lieber angeschaut.

INFOS ZUM FILM

Frankreich / Deutschland / Belgien 2024
105 min
Regie Claire Burger
Bild © Les Films de Pierre

Panorama

BETWEEN THE TEMPLES

Ein Mann in der Krise: Chorleiter Ben (Jason Schwartzman) kämpft mit dem Verlust seiner Stimme und möglicherweise seines jüdischen Glaubens. Seine Welt wird vollends auf den Kopf gestellt, als seine Musiklehrerin aus Grundschulzeiten (Carol Kane) auftaucht, um seine Bat-Mizwa-Schülerin zu werden.

Mit improvisierten Dialogen und absurdem Humor erinnert BETWEEN THE TEMPLES stellenweise an Larry Sanders’ CURB YOUR ENTHUSIASM. Doch Silvers Komödie funktioniert nicht durchgehend und verstolpert sich öfters in einem Mischmasch aus Ideen und Stilexperimenten. Charmant wird es, wenn sich der Film auf die Beziehung von Ben und Carla konzentriert, vor allem dank der Chemie zwischen Schwartzman und Kane.

INFOS ZUM FILM

USA 2024
112 min
Regie Nathan Silver
Bild © Sean Price Williams

Generation 14plus

COMME LE FEU

COMME LE FEU läuft in der Reihe Generation 14plus und wendet sich somit an ein jugendliches Publikum. Der Film beginnt mit einer ungefähr zehnminütigen Szene, in der ein Auto durch die Landschaft fährt. Dazu hört man eine auf einem Ton gehaltene Musik. Viel interessanter wird es nicht. Die Geschichte von zwei Filmemachern, die sich mit ihren Familien in einer abgeschiedenen Blockhütte treffen, hat viel Dialog und wenig Handlung. Das Ganze dauert 155 Minuten und man fragt sich, welcher Teenager sich das freiwillig anschauen soll.

INFOS ZUM FILM

Englischer Titel „Who by Fire“
Kanada / Frankreich 2024
155 min
Regie Philippe Lesage
Bild © Balthazar Lab

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