VIENNA CALLING
Ab 16. November 2023 im Kino
Ein Blick in die aufregende Wiener Underground Kulturszene. Hat außer dem Titel nichts mit dem gleichnamigen Falco-Hit zu tun.
Obwohl, ein bisschen schwebt der Geist des vor 25 (!!) Jahren verunfallten Sängers immer noch über allem. Und sei es nur, wenn sich „Nino aus Wien“ die Haare bei Falcos Stammfriseur schneiden lässt. „Nino aus Wien“? Nie gehört? Wer glaubt, „Wanda“ oder „Bilderbuch“ seien underground, der hat keine Ahnung.
Schön schräg, sehr lässig
„Wenn die Welt einmal untergehen sollte, ziehe ich nach Wien, denn dort passiert alles 50 Jahre später“ – spottet Gustav Mahler einst über seine Wahlheimat. Ein bisschen was ist dran, denn die morbiden Locations der Party- und Konzertszene im heutigen Wien erinnern an das frisch mauergefällte Berlin Anfang der 90er-Jahre. Mittendrin der Partyorganisator Samu Casata, der wie zur Nachwendezeit Locations in verborgenen Tunnelsystemen und alten Fabrikhallen organisiert. Um ihn scharen sich Maler, Rapper und Liedermacher, der hierzulande bekannteste davon dürfte Voodoo Jürgens sein. Wem auch das nichts sagt, egal. VIENNA CALLING ist ein kurzweiliger Nachhilfekurs in Sachen aktuelle Wiener Musikszene.
Der Journalist und Filmemacher Philipp Jedicke stammt aus Deutschland und schafft es trotzdem, tief in das magische Nachtleben der österreichischen Hauptstadt einzutauchen. Sein Film ist keine klassische Doku, eher ein poetisches Doku-Musical. Dass sich ausgerechnet ein Piefke an den Schmäh herantraut, sorgt für ironische Kommentare eines der Protagonisten, Wien sei „in Wahrheit eine Art Disney-Land, das nur für die Deutschen so tut als ob“. Neben Brautkleidshopping mit der nichtbinären Sängerin Kerosin95, gibt es reichlich Skurrilitäten, wie zum Beispiel eine Unterhaltung zwischen zwei Kettenrauchern zum Thema Sport und Altern. Dazwischen Songs, zu denen der Regisseur und sein ausgezeichneter Kameramann Max Berner videoclipartige Filmsequenzen inszenieren. VIENNA CALLING: Schön schräg, sehr lässig.
INFOS ZUM FILM
Österreich / Deutschland 2023
85 min
Regie Philipp Jedicke
alle Bilder © mindjazz pictures