Schneewittchen

SCHNEEWITTCHEN

Schneewittchen

SCHNEEWITTCHEN

Warum SCHNEEWITTCHEN ein starkes Plädoyer für die Abschaffung von Social Media ist.

Ab 20. März 2025 im Kino

Na gut, vielleicht nicht der Film selbst, aber das Drumherum. Das sinnlose Aufregen über Nichtigkeiten und die ungefilterte Meinung aller dazu nervt. Zum Beispiel: Obwohl die Brüder Grimm 1812 in ihrem Märchen klar und deutlich schreiben, dass Schneewittchens Haut „so weiß wie Schnee“ sei, erdreistet sich Disney 2025, die Titelrolle mit einer leicht pigmentierten Latina-Schauspielerin zu besetzen. Skandal! Finden jedenfalls die Trolle im Internet. Eine lachhafte Diskussion über Hautfarbe entbrennt noch bevor die Dreharbeiten begonnen haben.

Den nächsten vermeintlichen Aufreger bringt dann Hauptdarstellerin Rachel Zegler mit der Aussage, die Disney-Zeichentrickvorlage von 1937 sei sexistisch und nicht mehr zeitgemäß. Denn das Frauenbild von der zarten Prinzessin, die vom holden Prinzen gerettet werden muss, sei alles andere als modern. Wo sie recht hat, hat sie recht. Für die Internetgemeinde trotzdem ein Grund, Zegler für ihre Kritik am Klassiker mit Hass und Häme zu überschütten.

Schneewittchen

Dass die sieben Zwerge nicht von echten Kleinwüchsigen gespielt werden, regte dann den kleinwüchsigen Schauspieler Peter Dinklage gehörig auf – die Darstellung „von sieben Zwergen, die in einer Höhle leben“, sei rückwärtsgewandt. Lieber Peter, it’s a fairy-tale. Das sollte jemand, der den auf Svartalfheim lebenden, Schwerter schmiedenden Riesenzwerg Eitri in „Avengers: Infinity War“ spielt, wissen.

Und die Forderung der israelischen Schauspielerin Gal Gadot, die Hamas-Geiseln freizulassen, war dann die nächste Schnappatmungs-Schlagzeile – die zwar rein gar nichts mit dem Film zu tun hat, aber gut in das gesamtschwurblerische Weltbild der Wutbürger passt.

Schneewittchen

Halten wir fest: Social Media war vielleicht mal eine gute Idee, ist aber mittlerweile zu einem Terrorinstrument geworden. Bei SCHNEEWITTCHEN ist Disney inzwischen so panisch, dass kaum Werbung für den Kinostart gemacht wird: Bloss nicht noch irgendwen verärgern. Und der Film? Ist eine komplette Plastikproduktion, die so auch als Werbefilm für den neuesten Ride in Disney-World laufen könnte. Bei dem künstlichen Aussehen der computergenerierten Sets und Figuren (die sieben Zwerge und zahllose putzige Waldbewohner stammen aus dem Rechner) fragt man sich, warum die Diskussion um KI so hysterisch geführt wird – der Weg zu überzeugendem Realismus scheint noch weit. Konsequent, dass auch die echten Schauspieler durchweg wie geairbrusht aussehen.

Schneewittchen

Das Beste an SCHNEEWITTCHEN ist seine Hauptdarstellerin Rachel Zegler. Ansonsten bietet der Film nicht eine neue visuelle Idee, dafür unheimlich aussehende Computerzwerge. Die Songs klingen wie tausend andere Musicalsongs vor ihnen – glattgebügelter Mainstream in Reinform. Jede Generation hat die Märchen, die sie verdient. So gesehen passt die zu Tode gefilterte Disney-Neuverfilmung perfekt in unsere TikTok-Zeiten.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Snow White“
USA 2025
108 min
Regie Marc Webb

Schneewittchen

alle Bilder © The Walt Disney Company Germany

JETZT ZUM NEWSLETTER ANMELDEN

WONDER WOMAN 1984

Enttäuschendes Sequel

WW84 beginnt mit einem Rückblick in die Kindheit der Superheldin: Die kleine Diana wettstreitet mit erwachsenen Amazonen in einem Kampf, der wie eine Folge der RTL-Show „Ninja Warrior“ aussieht. Die Holzhammer-Botschaft dieser Eröffnungsszene lautet: Echte Helden betrügen nicht.

Nach diesem käsigen Einstieg springt die Handlung ins titelgebende Jahr 1984 – vor allem modetechnisch eines der deprimierendsten Jahrzehnte der Menschheitsgeschichte. Die Netflix-Serie „Stranger Things“ war Impulsgeber und eine Zeit lang hat es ja auch Spaß gemacht, sich wieder an Schulterpolstern und Synthesizermusik zu verekeln. Nur wie lange soll diese Idee noch ausgequetscht werden? Wenn wenigstens die Augen schmerzen würden, wie beim Anblick des quietschbunten Kinoplakats, doch der Retro Look in WW84 ist nur ein Gimmick, die zu moderne Bildsprache und Spezialeffekte torpedieren das gewünschte Zeitgeist-Feeling.

Visuell also eher schwach und auch die Story reißt’s nicht raus. Die ist in etwa so originell wie ein „Lustiges Taschenbuch“ aus Entenhausen: Ein antiker Zauberstein erfüllt bei Berührung jeden Wunsch. Doch wie bei der berühmten Geschichte mit der Affenpfote hat das Wünschen mitunter katastrophale Nebenwirkungen.
Wonder Woman Diana (Gal Gadot) sehnt sich natürlich ihre große Liebe Steve (Chris Pine) ins Leben zurück. Der war im ersten Weltkrieg den Heldentod gestorben und findet sich nun unversehens in den geschmacklosen 1980er-Jahre wiedergeboren. Das sorgt für ein paar erwartbare, nur mäßig komische „Fisch aus dem Wasser“-Momente. Den gleichen Drehbuchkniff hatte schon der erste Teil mit einer über die Zukunft staunenden Diana viel erfolgreicher angewandt.

DC did it again und liefert einen weiteren unterwältigenden Superhelden-Film ab. „Wonder Woman 1984“ leidet an klassischen Fortsetzungsschmerzen: Mehr Lärm plus mehr CGI plus mehr Bösewichter ergibt selten einen besseren Film. Alles in allem ein schwacher zweiter Teil mit ein paar gelungenen Momenten. Möglicherweise entfaltet der Film auf der großen Kinoleinwand mehr visuelle Strahlkraft. WW84 ist bisher nur auf dem US-Bezahlsender HBO verfügbar. Ein Starttermin für Deutschland steht noch aus.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Wonder Woman 1984“
USA 2020
151 min
Regie Patty Jenkins
In den USA (und für trickreiche Deutsche) seit 25. Dezember auf HBO verfügbar

alle Bilder © 2020 Warner Bros. Entertainment Inc.