DIE FARBE LILA

DIE FARBE LILA

Aus Buch wird Film wird Broadwaymusical wird Film. THE COLOR PURPLE erzählt vom Triumph einer schwarzen Frau über ihren brutalen Ehemann. 1985 wurde der Stoff unter der Regie von Steven Spielberg verfilmt, 2005 kam eine mit Tony-Awards ausgezeichnete Broadway-Produktion auf die Bühne. Aus der hat Regisseur Blitz Bazawule nun wieder einen Kinofilm gemacht.

Ab 08. Februar 2024 im Kino

Musicals: Die einen lieben sie, die anderen hassen sie. Daran wird auch die von Oprah Winfrey und Steven Spielberg produzierte Verfilmung des Broadway-Stücks DIE FARBE LILA nichts ändern. Die Geschichte von der misshandelten Celie, die unglücklich mit einem brutalen Drecksack verheiratet ist und deren geliebte Schwester von eben diesem vertrieben wird, ist bekannt. Neu ist, dass die Handlung diesmal singend erzählt wird.

Überbordende Gesangs- und Tanznummern

Regisseur Blitz Bazawule hat mit der Adaption des Pulitzerpreis-ausgezeichneten Romans von Alice Walker einen zeitlosen Film gemacht. Hier stört nichts unpassend Modernes, alles ist hochprofessionell inszeniert, perfekt ausgestattet und natürlich top gespielt und gesungen. Die Kamera von Dan Laustsen gleitet durch sonnendurchflutete oder dramatisch verregnete Südstaaten-Landschaften, umkreist und fliegt über die Darsteller in feist ausgestatteten Musicalnummern.

Dass es dabei nicht disneyhaft septisch wird, ist vor allem den grandiosen Schauspielerinnen zu verdanken, allen voran Fantasia Barrino in der Hauptrolle, Taraji P. Henson als Shug Avery und Scene-Stealer Danielle Brooks, deren Sofia sich in der von Männern dominierten Welt nicht die Butter vom Brot nehmen lässt.

Die ersten zwei Stunden sind großes Kino: überbordende Gesangs- und Tanznummern und tolle Darbietungen von allen Beteiligten machen den Film zu einem Erlebnis. Doch am Ende ist es die letzte halbe Stunde, die zu viel ist. Je mehr die Bösen geläutert sind, desto kitschiger wird es. Ein Problem, das schon Spielbergs Version hatte. Wie in jeder echten Hollywoodproduktion ist auch hier das Happy End unvermeidlich, nur besonders glaubhaft ist es nicht.

Blitz Bazawule ist ein ghanaischer Multimediakünstler, der vor allem als Co-Regisseur bei Beyoncés „Black is King“ bekannt wurde. Seine Neuverfilmung von THE COLOR PURPLE ist ein visuelles Fest, handwerklich unglaublich gut gemacht, nur bei der Charakterentwicklung hapert es manchmal etwas. Wer Sinn für Musicals hat, sollte sich DIE FARBE LILA trotzdem auf keinen Fall entgehen lassen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Color Purple“
USA 2023
145 min
Regie Blitz Bazawule

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

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VERRÜCKT NACH FIGARO

VERRÜCKT NACH FIGARO

Ab 27. Juli 2023 im Kino

Wer fest genug an seine Träume glaubt, der kann alles schaffen! So die plumpe Message der schon leicht modrig riechenden Opernkomödie von 2020.

Reich müsste man sein! So wie die junge Fondsmanagerin Millie Cantwell (Danielle Macdonald), die mal eben ihren gut bezahlten Job hinschmeißt, um statt dessen Opernsängerin zu werden. Professionelles Gesangstraining hatte sie zwar bislang keins, aber was soll’s?

Vom quakenden Entlein zum Stimmwunder

Millie lässt ihren Freund Charlie (Shazad Latif) in London sitzen, zieht in die schottischen Highlands, um dort bei der legendären Ex-Operndiva Meghan Geoffrey-Bishop (Joanna Lumley) Privatstunden zu nehmen. Natürlich wird die neue, nicht überbegabte Schülerin angenommen, Geld stinkt nicht. Dem anderen Schüler der Gesangslehrerin, Max (Hugh Skinner), stinkt es allerdings gewaltig, denn wie Millie träumt auch er davon, den Gesangswettbewerb “Singer of Renown” zu gewinnen. Da stört jede Konkurrenz.

Kein body-shaming. Wirklich nicht. Aber dass die sehr beleibte Zwillingsschwester von Ricarda Lang gleich mehrere gut aussehende Typen um die Wurstfinger wickelt – wer’s glaubt … Dass Millie dann auch noch innerhalb weniger Monate vom quakenden Entlein zum Stimmwunder mutiert, geht den entscheidenden Jump-the-whale-Schritt zu weit. Zumal die Unterrichtsmethoden der schlecht gelaunten Gesangslehrerin größtenteils aus Beleidigungen und Halswürgen zu bestehen scheinen.

Schon klar, was die Macher da im Sinn hatten. Typisch britische, schrullige Charaktere, kombiniert mit einem Best-of-Opernhits. Herausgekommen ist aber nur eine mäßig lustige Durchschnittskomödie. Wer will, kann die Augen zumachen und die Musik genießen. Die Schauspieler bewegen nur die Münder, gesungen wird von Profis.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Falling for Figaro“
Australien / UK 2020
105 min
Regie Ben Lewin

alle Bilder © 24Bilder