Spiders

SPIDERS

Spiders

SPIDERS

Die Gemeinschaft der Arachnophobiker attestiert: SPIDERS ist der furchterregendste Spinnenfilm seit Jahren.

Ab 21. November 2024 im Kino

Bei der Angst vor Spinnen greift die sogenannte „Preparedness-Theorie“, erklärt Prof. Dr. Markus Heinrichs, Dekan der Verhaltenswissenschaftlichen Fakultät Uni Freiburg. Diese besagt, dass der Mensch „evolutionsbedingt auf potenziell gefährliche Reize sofort mit Angst reagiert.“ Apropos Freiburg: Da gibt es die Geschichte von der Putzfrau, die in einem seit Jahren ungenutzten Zimmer die Vorhänge ausklopfen wollte. Plötzlich seilte sich eine „handtellergroße“ (Zitat) Spinne aus der Vorhangschiene ab und krabbelte in den Gummihandschuh der armen Frau. Dort biss sie kräftig zu, sodass eine dicke, rote Schwellung zurückblieb. Eine wahre Geschichte. Nur Arachnophobiker können nachvollziehen, welchen Horror eine solche Begegnung auslösen kann.

Spiders

Spinnen – für manche nützliche, elegante Geschöpfe, für andere der reinste Albtraum: leise, schnell und manchmal sogar giftig. Regisseur Sébastien Vaniček entfesselt den Horror in einem heruntergekommenen Wohnkomplex in einer Pariser Banlieue. Schmutzige Apartments, dunkle Kellergänge, viele Ecken und Schächte – da freut sich der Achtbeiner.

Spiders

Es ist wohl ein Gesetzt des Genres, dass es mit Spinnen allein nicht getan ist. Bald müssen sich die Viecher vertausendfachen, dann auf Kalbsgröße heranwachsen. Je größer, desto schrecklicher – so die Fehleinschätzung der Filmemacher. Dabei ist doch gerade der in Ritzen lauernde, lautlose Schrecken viel effektiver. Wenn nur wenigstens die jugendlichen Protagonisten leise wären. Doch im Gegenteil: Der Kleindealer und Sammler exotischer Tiere Kaleb streitet sich nahezu den ganzen Film hindurch mit seiner Schwester und seinen Kumpels. Dauergebrüll – immer alle gleichzeitig und durcheinander. Das mag zwar authentisch sein, stört aber beim Angsthaben.

Spiders

Effektiv ist SPIDERS trotzdem. Schon bald juckt es am ganzen Körper, ständig hat man das Gefühl, es krabble etwas den Nacken hoch. Ein unangenehmes Begleitsymptom, das auch Tage nach dem Film noch anhält. Die gute Nachricht: Arachnophobie ist behandelbar. Die schlechte: nur durch direkte Konfrontation mit dem Objekt des Horrors. Filme wie SPIDERS könnten bei der Therapie helfen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Vermines“
Frankreich 2023
105 min
Regie Sébastien Vaniček

Spiders

alle Bilder © PLAION PICTURES

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Terrifier 3

TERRIFIER 3

Terrifier 3

TERRIFIER 3

Schnipp, schnapp, Rübe ab! Morgen ist Halloween und das bedeutet: Zeit für blutrünstige Serienkiller. Art the Clown testet in TERRIFIER 3 erneut die Grenzen des Zumutbaren aus.

Ab 31. Oktober 2024 im Kino

Wer Freude an abgehackten Gliedmaßen oder Kettensägen, die sich durch Leiber fräsen, und schrecklichen Folterszenen hat, der sollte sich TERRIFIER 3 unbedingt ansehen. Mehr zerstückeln geht nicht. Apropos zerstückeln: Rein schnitttechnisch betrachtet ist Damien Leones neuer Film ein echter Flickenteppich. Als hätte der Cutter seine Berufsbezeichnung zu wörtlich genommen, scheint zumindest die erste Hälfte aus mindestens fünf verschiedenen Kurzfilme zu bestehen – von fünf Regisseuren inszeniert, die sich nicht miteinander abgesprochen haben. Ursprünglich gab es laut Damien Leone mal eine 3-Stunden-Version, die aber dann um fast eine Stunde gekürzt wurde. Auch mit „nur“ 125 Minuten Lauflänge ist die jetzige Fassung keine Sekunde zu lang. Scherz.

Terrifier 3

Bad acting gehört bei Slasherfilmen zum guten Ton. In TERRIFIER 3 spielt vor allem einer der jugendlichen Darsteller so grottig, dass es schon fast wehtut. Ebenfalls schlimm ist der Soundtrack: Das serielle Abschlachten wird von einem Klangteppich begleitet, der wie die Hintergrundmusik in einem Massagesalon klingt.

Terrifier 3

Immerhin sieht das Gemetzel gut aus: Wurden Teil 1 und 2 noch jeweils für lachhafte 250.000 $ produziert, stand diesmal das vergleichsweise sagenhafte Budget von 2 Mio. $ zur Verfügung. Und das sieht man. Deshalb gibt’s zwei Punkte für die schön handgemachten Splattereffekte und ein paar echt gelungene Scherze vom zynischen Killerclown. Ansonsten: nur für Fans.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Terrifier 3“
USA 2024
125 min
Regie Damien Leone

Terrifier 3

alle Bilder © Tiberius Film

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Butchers - Raghorn

BUTCHERS – RAGHORN

Butchers - Raghorn

BUTCHERS – RAGHORN

Hier gibt es nichts zu sehen, gehen Sie bitte weiter und kaufen Sie kein Ticket für BUTCHERS - RAGHORN.

Ab 03. Oktober 2024 im Kino

Zum Thema „Kannibalismus“ sagt Wikipedia: „Als Kannibalismus wird das Verzehren von Artgenossen oder Teilen derselben bezeichnet. Insbesondere versteht man darunter den Verzehr von Menschenfleisch durch Menschen.“

Butchers - Raghorn

So weit, so schlau. Im lachhaft schlechten Film BUTCHERS – RAGHORN – der Fortsetzung eines in Deutschland nie gezeigten ersten Teils – geht es um das Verspeisen von unschuldigen Opfern durch zwei serienkillende Redneck-Brüder. Ihre nächste Beute sind vier Kleinkriminelle, die ein junges Mädchen (nein – Spoiler – ein Junge! Warum? Es ist eine der vielen Wendung, die keinerlei Sinn ergeben) entführt haben und nach einer verhängnisvollen Kollision mit einem Elch orientierungslos durchs Gehölz irren. Mehr Handlung gibt es nicht. Irgendwann sind fast alle tot und es könnte sein, dass eine Fortsetzung droht.

Butchers - Raghorn

Vermarktet wird der Quatsch als Kannibalen-Slasher mit „UNCUT“-Gütesiegel. Führen Filme, wie zum Beispiel die Saw-Serie mit ihrem ultrabrutalen Realismus zu echtem Unwohlsein, wenn nicht gar Brechreiz, so löst BUTCHERS –  RAGHORN bestenfalls Gähnen oder gelangweiltes Kichern aus. Das Blut sprudelt in Strömen, sieht aber wie rot gefärbtes Wasser oder Ketchup aus. Noch schlechter als die miesen Spezialeffekte und hölzernen Dialoge ist nur das Schauspiel, vor allem von Hollie Kennedy, die es mit genau einem Gesichtsausdruch durch den gesamten Film schafft. Egal, ob sie Angst hat, sich freut oder kurz vor der Schlachtung steht – sie schaut immer extremst genervt aus der Wäsche. Vielleicht hat sie aber auch einfach geahnt, in was für einen Müll sie sich hier verirrt hat. Zum SchleFaZ reicht es nicht ganz, aber mindestens zum SchleFdJ 2024.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Butchers Book Two: Raghorn“
USA 2024
88 min
Regie Adrian Langley

Butchers - Raghorn

alle Bilder © 24 Bilder

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The Substance

THE SUBSTANCE

The Substance

THE SUBSTANCE

Der David-Cronenbergigste Film, den David Cronenberg nie gemacht hat. THE SUBSTANCE ist ein Body-Horror-Schocker kombiniert mit scharfer Gesellschaftskritik.

Ab 19. September 2024 im Kino

Die Handlung ist ebenso bizarr wie faszinierend: Eine mysteriöse Flüssigkeit namens „The Substance“ ermöglicht es dem Ex-Star Elisabeth Sparkle (Demi Moore), eine jüngere, schönere Version ihrer selbst aus dem Rücken zu „gebären“ (und das ist durchaus wörtlich zu verstehen). Doch diese makellose neue Doppelgängerin, Sue (Margaret Qualley), kommt mit einem Haken: Das alte und das neue Ich müssen sich die Zeit teilen: genau eine Woche im einen Körper, dann eine Woche im anderen – falls die Zeit überschritten wird, hat das fatale Konsequenzen.

The Substance

In einer Welt, in der nur Jugend und gutes Aussehen zählen, haben Krähenfüße und schlaffe Haut nichts verloren. Die Botschaft ist klar: Alles ist vergänglich, besonders weibliche Schönheit. THE SUBSTANCE ist eine bitterböse Satire, die einen starken Anfang und ein noch stärkeres Ende hat. Dazwischen wiederholen sich die Szenen von suppenden Wunden, Nadeln in Armen und ultra straffen Hinterteilen, bis es irgendwann leicht ermüdend wird. Ja, im Showbiz ist jung hui und alt pfui. Danke, der Holzhammer ist nicht nötig.

The Substance

Trotz dieser Längen überzeugt THE SUBSTANCE auf vielen Ebenen. Regisseurin Coralie Fargeat zitiert Klassiker des Genres wie SHINING, THE THING und vor allem THE FLY und erschafft dabei ein eigenes Gesamtkunstwerk. Fast könnte man meinen, David Cronenberg habe selbst von der Substance genascht und mit Coralie Fargeat eine weibliche, jüngere Version seiner selbst erschaffen. Die exzellenten Soundeffekte und der präzise Schnitt tragen zur intensiven Atmosphäre bei, während auf CGI fast völlig verzichtet wird – eine bewusste Entscheidung, die die Effekte wunderbar grauenhaft analog macht.

The Substance

Schön auch die Doppeldeutigkeit: Die immer wieder runderneuerte Demi Moore brilliert als alternde Ex-Schauspielerin, die verzweifelt versucht, den körperlichen Verfall aufzuhalten. Mit 61 Jahren geht sie mutig ans Limit, zeigt in ihrem Comeback die beeindruckendste schauspielerische Leistung ihrer Karriere. Dennis Quaid verkörpert als schmieriger TV-Produzent das abstoßende Bild des männlichen Unterdrückers, für solche wie ihn wurde #MeToo erfunden.

THE SUBSTANCE ist 80er-Jahre-Horror mit Aussage: ein durchgeknalltes Gleichnis über weiblichen Selbsthass und den unerbittlichen Druck, Schönheitsnormen zu entsprechen. Auch wenn der Film seine Botschaft gelegentlich etwas plump vermittelt, trifft er doch ins Schwarze und hat das Zeug zum modernen Klassiker des Genres.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Substance“
UK / USA / Frankreich 2024
140 min
Regie Coralie Fargeats

The Substance

alle Bilder © MUBI

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Speak No Evil

SPEAK NO EVIL

Speak No Evil

SPEAK NO EVIL

Das dänische Original ist einer der besten Horrorthriller der letzten Jahre. Lohnt sich das US-Remake?

Ab 19. September 2024 im Kino

Gäbe es den dänischen Film GÆSTERNE (auf deutsch: Gäste) nicht, würde die US-Version von SPEAK NO EVIL als solider Horrorthriller durchgehen. Man könnte sich am schön durchgedrehten Spiel von James McAvoy erfreuen, fände die zufällige Ferienbekanntschaft zweier Familien, die sich zu einem Albtraum entwickelt, originell und mal was anderes. Und wäre von der Handlung vielleicht schockiert oder zumindest überrascht.

Speak no Evil

Doch es gibt das Original. Und das ist um Klassen besser. Alles, was sich da ganz natürlich oder vielmehr zwingend entwickelt, fühlt sich im Remake forciert an. So leidet zum Beispiel Paddy, einer der Familienväter, von James McAvoy gespielt, unter dem SHINING-Problem. Bei der Verfilmung seines gleichnamigen Romans bemängelte Stephen King, dass die von Jack Nicholson gespielte Hauptfigur „von Anfang an so verrückt wie eine Scheisshausratte ist“. Zitat Ende. Ihm fehle die Entwicklung vom Normalo zum Psychopathen. Ähnlich verhält es sich bei McAvoy: Zu früh merkt man, dass hinter seiner stets gut gelaunten Fassade Düsternis lauert – und wenn es sich dann bestätigt, überrascht das kaum. Da hat das Original die Spannung langsamer und wirkungsvoller aufgebaut.

Zudem fehlt den US-Produzenten der Mut, das extrem düstere Ende der Dänen beizubehalten. So viel Hoffnungslosigkeit wollte man dem breiten Publikum wohl nicht zumuten. Wer das Original nicht kennt, wird das Remake vielleicht in Ordnung finden. Doch die Empfehlung lautet: Lieber die dänische Version schauen, denn die ist ein kleines Meisterwerk des modernen Horrors.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Speak No Evil“
USA 2024
110 min
Regie James Watkins

Speak no Evil

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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38. Fantasy Filmfest

38. FANTASY FILMFEST

38. Fantasy Filmfest

38. FANTASY FILMFEST

Das Fantasy Filmfest steht vor der Tür, und alle Liebhaber des düsteren Kinos wissen, was das bedeutet: There will be blood.

Das Fantasy Filmfest findet auch in diesem Jahr wieder in sieben deutschen Städten statt. Wie gewohnt bietet es ein einzigartiges Programm, von packenden Thrillern über Science-Fiction bis zu blutigen Horrorfilmen. Fantasy bedeutet hier nicht tapfere Ritter und feuerspeiende Drachen, sondern Zombies, albtraumhafte Schrecken und Geschichten, die einen noch lange nach dem Abspann verfolgen. 

Ab September in Berlin, Frankfurt, Hamburg, Köln, München, Nürnberg und Stuttgart

Schon der Eröffnungsfilm, das US-Remake des ausgezeichneten dänischen Horrothrillers SPEAK NO EVIL, verspricht spannend zu werden. THE SUBSTANCE mit Demi Moore, THE WASP, HANDLING THE UNDEAD, A PLACE CALLED SILENCE, und viele mehr – Das umfangreiche Programm ist wie immer handverlesen und garantiert nichts für schwache Nerven. Ein Filmfest für alle, die Horror nicht nur als Genre sehen, sondern als Kunstform. Framerate berichtet ab dem 8. September. 

Der Vorverkauf für Einzeltickets startet am 26. August

Alle Infos, Tickets und mehr hier

alle Bilder © Fantasy Filmfest

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Blink Twice

BLINK TWICE

Blink Twice

BLINK TWICE

Der Elevator Pitch zu BLINK TWICE: GET OUT meets THE WHITE LOTUS

Ab 22. August 2024 im Kino

Zoë Kravitz ist nicht nur Schauspielerin (BIG LITTLE LIES) und Tochter eines Rockstars, sondern jetzt auch noch Regisseurin. Und zwar eine erstaunlich versierte. Mit BLINK TWICE startet heute ihr Regiedebüt in den deutschen Kinos.

Tech-Milliardär Slater King (Channing Tatum) lebt umgeben von Freunden und Bediensteten auf einer luxuriösen Privatinsel. Die junge Nageldesignerin Frida (Naomi Ackie) und ihre Freundin Jess (Alia Shawkat) können ihr Glück kaum fassen, als sie nach einem kurzen Partyflirt in dieses Paradies eingeladen werden. Privatjet, Chillen am Pool, exquisite Abendessen, teure Kleidung und Drogen – die jungen, schönen Menschen genießen das Leben in vollen Zügen. Doch nach einigen Tagen beschleicht Frida ein beunruhigendes Gefühl: „Alle lächeln ständig, wie Stewardessen aus den 1960er-Jahren.“ Irgendetwas stimmt hier nicht. Warum verschwimmen die Tage zu einem endlosen Loop? Woher kommt der Dreck unter ihren Nägeln? Und warum nennt die Putzfrau sie ständig „Red Rabbit“? Die Antworten kommen langsam – und sie sind schmerzhaft.

Blink Twice

BLINK TWICE ist ein ausgesprochen effektiver Psychothriller mit Botschaft, der zudem noch richtig gut aussieht. Die leuchtenden Farben im Inselsetting bilden einen schönen Kontrast zur immer brutaler werdenden Geschichte. David Lynch lässt grüßen. Neben Naomi Ackie (zuletzt als Whitney Houston in I WANN DANCE WITH SOMEBODY zu sehen) stehen Channing Tatum, Christian Slater, Kyle MacLachlan und die lange nicht mehr gesehene Geena Davis vor der Kamera.

Blink Twice

Ein Missbrauchs- und Rache-Film, der Humor mit Elementen der #MeToo-Debatte verknüpft – eine Kombination, die es so noch nicht gegeben hat. Lange bleibt unklar, wohin die Reise geht, und BLINK TWICE erzeugt einen wunderbaren Schwebezustand, wie zwischen Traum und Erwachen. Diese ambivalente Stimmung hat Zoë Kravitz meisterhaft eingefangen. Wenn schließlich die Masken fallen, schlägt die somnambule Stimmung in brutalen Horror um – der Tagtraum wird zum Albtraum. Ein cleveres, ungewöhnlich gut gemachtes Regiedebüt – eine Empfehlung.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Blink Twice“
USA 2024
104 min
Regie Zoë Kravitz

Blink Twice

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

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Alien: Romulus

ALIEN: ROMULUS

Alien: Romulus

ALIEN: ROMULUS

Alien-Fans können sich freuen: Mit ROMULUS kehrt der Horror in den Weltraum zurück.

Ab 15. August 2024 im Kino

Alien: Romulus

Für ALIEN: ROMULUS müsste fast ein neues Genre erfunden werden. Oder wie nennt man einen Film, der in einer Reihe nach dem Original, aber vor der Fortsetzung spielt? „Pequel“ vielleicht? Für alle, die die letzten 45 Jahre unter einem Stein gelebt haben (ja, ALIEN kam tatsächlich 1979 in die Kinos), hier eine kurze Zusammenfassung:

ALIEN (1979): In Ridley Scotts Sci-Fi-Horror-Klassiker empfängt die Crew des Raumfrachters Nostromo ein Notsignal von einem fremden Planeten. Dort entdeckt sie ein Ei, aus dem ein tödlicher Xenomorph schlüpft. Die Kreatur dezimiert die gesamte Besatzung, bis nur noch Ellen Ripley übrig bleibt. ALIEN überzeugt noch heute durch seine unheimliche Atmosphäre und das ikonische Creature-Design von H.R. Giger.

ALIENS (1986): In James Camerons Fortsetzung erwacht Ripley nach 57 Jahren aus dem Kälteschlaf und wird mit einer Gruppe Marines auf eine Rettungsmission geschickt. Diesmal muss sie gegen eine ganze Horde Aliens kämpfen, inklusive Alien-Queen. Manche halten die Fortsetzung für besser als das Original.

Und nun bringt ROMULUS die Geschichte zwischen diesen beiden Filmen, jedoch ohne Ellen Ripley, auf die Leinwand. Vergessen wir die missglückten Fortsetzungen ALIEN 3 und ALIEN – DIE WIEDERGEBURT und auch Ridley Scotts Prequels PROMETHEUS und COVENANT, die ohnehin keiner verstanden hat. ROMULUS – und das ist die wirklich gute Nachricht – kehrt zu den Wurzeln zurück: Der Film ist ein spannendes Mashup aus den ersten beiden Teilen  und hat ein paar wirklich böse Überraschungen in petto.

Alien: Romulus

Die Computerbildschirme sehen aus wie in den 70er-Jahren, das vertraute Sounddesign ist wieder da, und sogar der Vorspann könnte direkt aus dem Original stammen – alles schön analog. Passend dazu sieht das Monster (oder besser: die Monster) wieder schrecklich echt aus, auf künstlich wirkende CGI-Effekte wird weitgehend verzichtet.

Alien: Romulus

Unter den drei ernstzunehmenden Alien-Filmen reiht sich ROMULUS als der drittbeste nach ALIEN und ALIENS ein. Auf Regisseur Fede Álvarez ist Verlass. Wie schon in seinem gelungenen EVIL DEAD-Reboot (2023) findet er die perfekte Balance zwischen Fanservice und frischen Ideen. Ihm gelingt es, das totgeglaubte Franchise mit einer packenden Story und tollen Effekten wieder aufregend zu machen. Ein Muss für Fans.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Alien: Romulus“
USA 2024
119 min
Regie Fede Alvarez

Alien: Romulus

alle Bilder © Walt Disney Company Germany

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LONGLEGS

LONGLEGS

LONGLEGS

LONGLEGS

Horror mit Nicolas Cage zum Einschlafen.

Ab 08. August 2024 im Kino

Longlegs

Schon die Grundidee löst heftiges Augenrollen aus: FBI-Agentin Lee (Maika Monroe) verfügt über hellseherische Fähigkeiten. So weit, so doof. Ihr Chef betraut sie mit dem Fall eines verrückten Serienmörders, der sich aus Gründen, die niemand versteht (auch der Zuschauer nicht), „Longlegs“ nennt und ganze Familien mit Töchtern, die denselben Geburtstag wie Lee haben, massakriert. Natürlich – so sind die Regeln des Serienkillergenres – soll Lee sein nächstes Opfer werden.

Longlegs

Der Film klaut schamlos: DER ROTE DRACHE, ZODIAC, DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER – die Liste ist lang. Ein Mix aus recycelten Ideen kann ja ganz unterhaltsam sein, LONGLEGS ist es nicht. Das liegt vor allem am valiumösen Spiel der Hauptdarstellerin. Der Vergleich zu Jodie Foster als Clarice Starling drängt sich auf, doch fehlt Maika Monroe jeglicher Charme und inneres Feuer. Longlegs selbst wird von Nicolas Cage in Drag mit schlechter Maske und weißer Perücke gespielt. Der Ausnahmeschauspieler ist in der Rolle nicht nur völlig unterfordert, sondern – und das ist das größere Problem – schlicht nicht besonders furchterregend.

Longlegs

Vollkommen unverständlich, weshalb ein Großteil der US-Presse den Film in den höchsten Tönen lobt und sogar vom „besten Horrorfilm des Jahres“ spricht. Regisseur und Drehbuchautor Oz Perkins (Sohn von PSYCHO-Star Anthony Perkins) verwechselt TRUE DETECTIVE-Coolness mit quälender Langeweile. Einzig die Kamera und die unheimliche Grundstimmung machen den Film halbwegs sehenswert. Ansonsten: Skip.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Longlegs“
USA 2024
101 min
Regie Oz Perkins

Longlegs

alle Bilder © DCM

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MaXXXine

MAXXXINE

MaXXXine

MAXXXINE

Mia Goth hat zwar keine Augenbrauen, ist aber trotzdem eine begnadete Schauspielerin. Im Finale der X-Trilogie von Ti West zeigt sie wieder, was sie kann.

Ab 04. Juli 2024 im Kino

MaXXXine

Das Gute an Ti Wests 2022 mit X begonnener Horror-Trilogie ist, dass man sich problemlos jeden einzelnen Film anschauen kann, ohne die anderen gesehen haben zu müssen. Jeder Teil hat eine abgeschlossene Geschichte und seinen ganz eigenen Stil. Die chronologisch korrekte Reihenfolge wäre: PEARL, X und zum Abschluss MAXXXINE (drei X, weil dritter Teil und gleichzeitig ein Verweis auf das US-Ratingsystem für Filme, die als „nicht für Jugendliche geeignet“ eingestuft werden).

MaXXXine

Original, Prequel, Sequel – es ist nicht unkompliziert: Den Anfang macht vor zwei Jahren X, in dem die greise Farmbesitzerin Pearl (gespielt von Mia Goth, versteckt unter vielen Schichten Latex und Make-up) Ende der 70er-Jahre ein Pornofilmteam abschlachtet. Einzige Überlebende ist Maxine (ebenfalls Mia Goth). Das Prequel PEARL bietet dann die Erklärung, wie 50 Jahre zuvor aus einem jungen, künstlerisch ambitionierten Mädchen die mörderische Psychopathin Pearl wird. MAXXXINE spielt 1985 und ist die Fortsetzung zu X. Maxine Minx (wiederum Mia Goth) hat sich inzwischen als erfolgreicher Pornostar etabliert, doch sie strebt nach mehr: Sie möchte als ernsthafte Schauspielerin weltberühmt werden. Im schmuddeligen Hollywood der 1980er-Jahre gar nicht so einfach, vor allem, weil ein satanistischer Serienmörder sein Unwesen treibt und dessen Opfer allesamt aus Maxines Freundeskreis stammen.

MaXXXine

Dass dies ein furchtbares und zugleich großes Vergnügen ist, darf man von Ti West erwarten. Die Trilogie überrascht nicht nur mit visuellen Ideen, sondern ist vor allem und in erster Linie wegen Mia Goth ein Genuss. Nach ihrem legendären One-Take am Ende von PEARL liefert sie auch hier wieder eine grandiose Performance.

MaXXXine

MAXXXINE ist die volle Dröhnung Wahnsinn und blutiger Bodyhorror. Um alle Anspielungen und Eastereggs auf die vorherigen Teile und zahlreichen Hollywood-Klassiker zu entdecken, müsste man den Film mindestens zweimal sehen. Ti West bleibt sich also treu, doch trotz hervorragender Kamera und Ausstattung ist MAXXINE das schwächste Kapitel der Trilogie. Nach seinem technicolorbunten Siebzigerjahre-Slasher-Retrotrip X und dem albtraumhaften Ausflug in die 1920er mit PEARL versucht er diesmal, die krisseligen Achtziger und das Serienmörder-Genre wiederzubeleben. Dies gelingt ihm nur bedingt. Ist der Film eine opulente Showbiz-Satire? Ein Hardcore-Horrorfilm? Ein Krimi? MAXXXINE landet irgendwo dazwischen.

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Originaltitel „MaXXXine“
USA 2024
104 min
Regie Ti West

MaXXXine

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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Sting

STING

Sting

STING

Eine dicke Spinne treibt ihr Unwesen in diesem australischen B-Picture mit tollen Effekten.

Ab 20. Juni 2024 im Kino

Es fängt relativ harmlos an: Ein kieselsteingroßes Objekt rast aus dem Weltraum auf die Erde zu, schlägt durch eine Fensterscheibe in Brooklyn und landet in einem Puppenhaus. Aus dem extraterrestrischen Ei schlüpft eine kleine Spinne, die von der 12-jährigen Charlotte als neue Freundin aufgenommen wird. Das intelligente Insekt entwickelt einen ungewöhnlichen Appetit auf alles Lebendige und wächst innerhalb kürzester Zeit zu einem Monstrum heran.

Sting

STING ist einer der Filme, bei denen man hinterher froh ist, dass die Wände der eigenen Wohnung hell gestrichen sind und die Heizung nicht über Lüftungsschächte betrieben wird. Dass es einen trotzdem noch Stunden später überall am Körper juckt, spricht für die Wirksamkeit des australischen Horrorfilms.

Auch wenn es sich um eine Low-Budget-Produktion handelt, STING sieht alles andere als billig aus. Die praktischen und CGI-Effekte hat die australische Firma Weta realisiert, die bereits Gollum im HERR DER RINGE zum Leben erweckt hat.

Sting

Wenn schon Spinnenhorror, dann bitte so: Eine simple, aber packende Geschichte, sich kontinuierlich steigernde Spannung und Figuren, mit denen man mitfiebern kann. Dass die Zutaten vertraut sind, stört dabei nicht weiter. Charlotte (Alyla Browne, zuletzt in FURIOSA zu sehen) erinnert an eine jugendliche Version von Ripley, die bald ganz alleine gegen ein außerirdisches, tödliches Alien kämpft.

Sting

Regisseur Kiah Roache-Turners spannender Arachno-Schocker könnte auch von Guillermo del Toro stammen. Das Kammerspiel überzeugt mit sorgfältig entwickelten Charakteren und einem furchteinflößenden Ungeheuer. Dazu ist das Ganze überraschend gut gemacht. Die besten Horrorfilme kommen derzeit ohnehin aus Australien –  nach TALK TO ME ein weiteres Genre-Highlight aus Down Under.

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Originaltitel „Sting“
Australien / USA 2024
92 min
Regie Kiah Roache-Turner

Sting

alle Bilder © STUDIOCANAL

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Nightwatch

NIGHTWATCH: DEMONS ARE FOREVER

Nightwatch

NIGHTWATCH: DEMONS ARE FOREVER

Desværre ikke nær så god som originalen. Aus Dänemark, dem Land mit der putzigen Sprache, kommt die Fortsetzung zum 1994er Horror-Kultfilm NIGHTWATCH.

Ab 16. Mai 2024 im Kino

Familienaufstellung der anderen Art: Medizinstudentin Emma (Fanny Leander Bornedal) arbeitet als Nachtwächterin im forensischen Institut Kopenhagen. Ausgerechnet dort, wo vor 30 Jahren ihre Eltern fast vom Serienmörder Wörmer (Ulf Pilgaard) gemeuchelt wurden. Emma will endlich den traumatischen Ereignissen auf die Spur zu kommen, die ihre Mutter in den Selbstmord getrieben und ihren Vater (Nikolaj Coster-Waldau) zum seelischen Wrack gemacht haben. Als sie erfährt, dass der totgeglaubte Mörder noch lebt, will sie ihn zur Rede stellen.

Es reibt sich die Haut mit der Lotion ein! Die vom willfährigen Gehilfen Wörmers gesprochenen Pronomen-Imperativ-Sätze sind nicht die einzigen Parallelen, die an die schweigenden Lämmer erinnern. Auch in Dänemark sitzt der Psychopath in einer dunklen Zelle im Irrenhaus und empfängt junge Frauen zum Gespräch. Wer hinter der neuen Mordserie steckt, wird relativ schnell klar, die vermeintlich große Enthüllung ist wenig überraschend.

Dass die gruseligen Toten im nächtlichen Leichenschauhaus zur Nebensache gemacht werden, ist das größte Manko von NIGHTWATCH: DEMONS ARE FOREVER. Unklar, weshalb sich Regisseur und Drehbuchautor Ole Bornedal nicht auf eine simple Fortsetzung seines unheimlichen Originals beschränkt. Die unnötig komplizierte Handlung schleppt sich, die Wendungen werden immer absurder. In der letzten Viertelstunde kriegt der Film dann noch die Kurve, sodass wenigstens gegen Ende ein bisschen Serienkiller-Spannung aufkommt.

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Originaltitel „Nattevagten – Dæmoner går i arv“
Dänemark 2023
110 min
Regie Ole Bornedal

Nightwatch: Demons are Forever

alle Bilder © capelight pictures

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KNOCK KNOCK KNOCK

KNOCK KNOCK KNOCK

Ein Kindheitsalbtraum: Der achtjährige Peter hört nachts Stimmen in seinem Zimmer und Klopfgeräusche aus der Wand. Doch damit nicht genug: In der Schule wird der sensible Junge gemobbt und zu Hause machen ihm seine unzurechnungsfähigen Eltern das Leben zur Hölle.

Ab 01. Mai 2024 im Kino

COBWEB (so der Originaltitel) ist alles andere als perfekt. Tempo, verworrener Schnitt und beängstigend schlechtes CGI erzeugen unfreiwilligen Schrecken. Zum Teil nachträglich eingefügte Dialoge und innere Monologe erklären die Handlung – ein Versuch, die größten Logiklöcher der Geschichte zu kaschieren. Das Drehbuch wirkt, als wäre es in den Schredder geraten. Auch der gute Rat, sein Monster bei begrenztem Budget nicht zu zeigen, wird missachtet. Wer fürchtet sich schon vor etwas, das aussieht, als käme es aus der Augsburger Puppenkiste?

Einerseits. Andererseits hat KNOCK KNOCK KNOCK ein paar wirklich gute Momente. Der erste Kinofilm des französischen Regisseurs Samuel Bodin bietet ein paar schön blutige Slasher-Szenen. Reichlich Jump Scares und unbehagliche Atmosphäre entschädigen für plumpes Storytelling.

Lizzy Caplan und Antony Starr sind als psychopathische Eltern zwar ab der ersten Szene so verrückt wie zwei Scheißhausratten (da hätte ein bisschen Charakter-Entwicklung nicht geschadet), doch wenn die beiden ihre Masken fallen lassen, hat das hohen Unterhaltungswert. KNOCK KNOCK KNOCK: Ein Film mit reichlich Schwächen, trotzdem ausgesprochen wirkungsvoll.

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Originaltitel „Cobweb“
USA 2023
88 min
Regie Samuel Bodin

alle Bilder © TOBIS

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Abigail

ABIGAIL

Abigail

ABIGAIL

Dass Kinder Monster sein können, ist nun wirklich keine neue Erkenntnis. Die 12-jährige Ballerina Abigail setzt allerdings neue Maßstäbe in Sachen Bosheit.

Ab 18. April 2024 im Kino

Abigail

Der Job klingt einfach: Fünf Kriminelle sollen ein Mädchen entführen und in einem abgelegenen Herrenhaus 24 Stunden auf sie aufpassen. Dafür kassieren sie 50 Millionen Dollar. Doch schnell wird klar, dass die kleine Abigail kein harmloses Kind, sondern ein blutrünstiges Monster ist.

Abigail

Ja, dieser Film ist Trash. Allerdings Trash von der unterhaltsamen Sorte. ABIGAIL ist nicht nur gut besetzt (unter anderem Dan Stevens in Höchstform), sondern auch gut gemacht. Hektoliterweise Blut und garstige Slasherszenen wechseln sich mit ziemlich lustigen Dialogen und ein paar schönen Wendungen und Schocks ab.

Abigail

Das Ganze sollte man unbedingt mehr als Komödie, denn als Horrorfilm nehmen. Weil M3GAN letztes Jahr ein Überraschungserfolg an der Kinokasse war, haben die Macher kurzerhand die gleiche Grundidee zu einem Vampirfilm umgestrickt. Wem mörderische kleine Mädchen gefallen, dem dürfte Abigail ebenfalls viel Freude machen. ABIGAIL = M3GAN im Blutrausch + einem Schuss FROM DUSK TILL DAWN. Ein echtes B-Movie mit hohem Spaßfaktor.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Abigail“
USA 2024
107 min
Regie Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett

Abigail

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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DREAM SCENARIO

DREAM SCENARIO

Ein guter Film mit Nicoals Cage? Das ist seit Jahren ein Widerspruch in sich selbst. DREAM SCENARIO ist das künstlerische Comeback des auf Schundfilme abonnierten Oscargewinners.

Ab 21. März 2024 im Kino

DREAM SCENARIO wirft einen originellen Blick auf Massen-Paranoia und schnellen Ruhm. Das Psycho-Comedy-Drama wurde von Ari Aster produziert; das sagt vielleicht schon alles. Unter der Regie des Norwegers Kristoffer Borgli (SICK OF MYSELF) erzählt der wunderbar schräge Film die Geschichte des unscheinbaren Biologieprofessors Paul Matthews, der plötzlich in den Träumen wildfremder Menschen auftaucht. Er wird im wahrsten Sinne des Wortes über Nacht berühmt, seine Studenten, Fernsehsender und Werbeagenturen umschwärmen ihn. Doch als Paul in immer blutrünstigeren Albträumen in Erscheinung tritt, schlägt die anfängliche Begeisterung in Angst und Hass um.

Durchweg neu und überraschend

Wie reagiert die Gesellschaft auf einen ganz normalen Mann, der sich ohne sein Zutun vom Traumhelden zum unfreiwilligen Freddy Krueger wandelt? Nicolas Cage, der overacting zu seinem Markenzeichen gemacht hat, spielt die Rolle des unscheinbaren Mr. Nobody für seine Verhältnisse geradezu introvertiert. Fans des grandios durchgedrehten Schauspielers kommen trotzdem auf ihre Kosten – in einigen Szenen grimassiert sich Cage auch hier um Kopf und Kragen.

DREAM SCENARIO ist ein Vexierspiel, das die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verwischt. Regisseur Kristoffer Borgli hält die clevere Geschichte souverän am Laufen, spielt mit den Erwartungen der Zuschauer und verwebt dabei Elemente aus TWILIGHT ZONE mit Sozialkritik und einem Schuss BLACK MIRROR. Trotz ein paar Längen hier und da fühlt sich der Film durchweg frisch und überraschend an.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Dream Scenario“
USA 2024
101 min
Regie Kristoffer Borgli

alle Bilder © DCM

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HOME SWEET HOME – WO DAS BÖSE WOHNT

HOME SWEET HOME – WO DAS BÖSE WOHNT

Ab 25. Januar 2024 im Kino

Können Deutsche Horror? Regisseur Thomas Sieben hat’s versucht und scheitert mit seinem ROSEMARIES BABY für Arme kläglich.

Trotzdem erst mal Lob: HOME SWEET HOME – WO DAS BÖSE WOHNT ist ein Horrorfilm aus Deutschland. Allein das macht ihn schon zu etwas Besonderem. Genrekino hat es jenseits von Krimi, Comedy und Liebesschnulze hierzulande immer noch schwer. Und die ersten 30 Minuten des Films sind sogar ganz gut. Kindheitsängste wie Stromausfall, pfeifender Wind und dunkle Keller werden gekonnt in Szene gesetzt. Dazu kann HOME SWEET HOME – WO DAS BÖSE WOHNT technisch beeindrucken. Regisseur Sieben hat mit seinem Kameramann einen sogenannten „One Shot“ gedreht, das heißt, es gibt keinen sichtbaren Schnitt, die komplette Story entfaltet sich in einer einzigen, langen Einstellung. Normalerweise wird sowas mit schnellen Reißschwenks oder anderen optischen Tricksereien kaschiert, hier hingegen merkt man nichts, die Geschichte scheint tatsächlich in Echtzeit stattzufinden.

Richtig schlecht

Die hochschwangere Maria (Nilam Farooq) will im entlegenen Landhaus ihres Schwiegervaters (Justus von Dohnányi) noch ein bisschen räumen. Zusammen mit ihrem Verlobten Viktor (David Kross) plant sie hier demnächst ein Bed & Breakfast zu eröffnen. Als die beiden Abends telefonieren, gehen im Haus plötzlich die Lichter aus. Während Maria im Keller eine neue Sicherung eindreht, hört sie unheimliche Geräusche. Sie geht der Sache nach und entdeckt dabei einen geheimen Raum, in dem sich ein schreckliches Familiengeheimnis verbirgt. 

Nun die bittere Wahrheit: HOME SWEET HOME – WO DAS BÖSE WOHNT ist richtig schlecht. Und das liegt vor allem am Drehbuch. Das hat sich Regisseur Thomas Sieben selbst ausgedacht, es könnte aber auch aus der Feder eines minderbegabten 10-Jährigen stammen, der sich in seiner Freizeit für Gespenster-Groschenromane begeistert. Neben unfreiwillig komischen Dialogen kommt jede Wendung der Geschichte mit Ansage. Nilam Farooq gibt alles, versucht aber erfolglos gegen das hanebüchene Drehbuch anzuspielen. Auch David Kross kann nichts mehr retten und stößt vielleicht zum ersten Mal in seiner Karriere an die Grenzen seiner Möglichkeiten. Schade drum.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2023
84 min
Regie Thomas Sieben

alle Bilder © Constantin Film

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BAGHEAD

BAGHEAD

Ab 28. Dezember 2023 im Kino

Vielleicht klappt’s ja mit Clickbait: Als wir erfuhren, wie schlecht dieser Film ist, wollten wir es zunächst nicht glauben! Lies die ganze Geschichte hier!

BAGHEAD ist ein Märchenfilm: Im Keller eines jahrhundertealten Pubs wohnt eine untote Hexe, die für zwei Minuten Tote ins Reich der Lebenden zurückbringen kann.

Märchenhaft schlecht

Märchenhaft schlecht ist nicht nur die Geschichte, sondern auch Schauspiel und Inszenierung. BAGHEAD ist eine weitere Perle aus der insolventen Studio-Babelsberg-Schmiede. Glaubt man Film und Ausstattung, ist das heutige Berlin (da spielt das Ganze aus nicht nachvollziehbaren Gründen) eine düstere, ständig verregnete Stadt voll geheimnisumwitterter Orte. Na gut, das mit verregnet mag ja noch stimmen – aber wo ist es denn bitteschön hier noch geheimnisvoll? Seit der über 20 Jahre andauernden Kernsanierung ist Berlin ungefähr so mystisch wie eine Starbucks-Filiale.

Regisseur Alberto Corredor hat seinen sehenswerten Kurzfilm von 2017 auf Spielfilmlänge ausgewalzt. Das funktioniert nur bedingt und auf vielen Ebenen überhaupt nicht. Außer zu lauten Toneffekten erzeugt sein hanebüchenes Erstlingswerk vor allem keinen Grusel. Das ist nicht gut bei einem Gruselfilm. Wie man eine sehr ähnliche Geschichte über Kontakte ins Totenreich originell und frisch erzählt, hat zuletzt der um Längen bessere australische Horrorfilm TALK TO ME gezeigt.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Baghead“
USA / Deutschland 2023
95 min
Regie Alberto Corredor

alle Bilder © STUDIOCANAL

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THE QUEEN MARY

THE QUEEN MARY

Ab 28. Dezember 2023 im Kino

Rechtzeitig zum Jahresende kommt dieser komplett verkorkste Quatschfilm über ein dümpelndes Gespensterschiff in die Kinos.

Am Hafen von Long Beach liegt seit vielen Jahren die RMS Queen Mary vor Anker. In den 1930er-Jahren gebaut, früher stolzer Passagierdampfer, inzwischen zu einem Casino für spielsüchtige Touristen verkommen. Als neue Attraktion bieten die Eigner nun eine Geistertour an Bord. Der Film THE QUEEN MARY dient offensichtlich als Werbevehikel für den 65 $ teuren „Paranormal Ship Walk“.

Ein Meisterwerk des Scheiterns

THE QUEEN MARY macht den Eindruck, als hätten sehr viele Köche den Brei verdorben. Im Schnittraum wurde dann das Material ohne jeden Sinn und Verstand aneinander geschustert. Das Ergebnis: Ein Meisterwerk des Scheiterns. Wirr wäre untertrieben. Es gibt wohl zwei (oder drei?) Zeitebenen: Eine spielt 1938 und handelt von einer Gaunerfamilie, die sich trotz Dritte-Klasse-Tickets in den Speisesaal der First Class schmuggelt. Als man sie enttarnt, wird der Vater zum blutrünstigen Axtmörder, während seine kleine Tochter mit Fred Astaire einen schier unendlich langen Stepptanz aufführt (nicht fragen). Gleichzeitig stolpern in der Gegenwart die vollbusige Sarah (an der Bluse stets einen Knopf zu viel geöffnet), ihr Ex-Mann und der zwergwüchsige Sohn über das Deck, auf der Suche nach Gespenstern oder möglicherweise dem verloren gegangenen Drehbuch. In diesem filmischen Desaster sind einzig die Ausstattung des Schiffs mit seinen historischen Dekor und die schick gemachten Übergänge zwischen den Epochen erwähnenswert.

Regisseur Gary Shore hat schon den unsäglichen DRACULA UNTOLD verbrochen. Dass er früher mal Werbefilme gemacht hat, mag man kaum glauben. THE QUEEN MARY ist zu lang, zu schlecht gedreht und im wahrsten Sinne des Wortes unterbelichtet. Das funktioniert nicht mal als trashiger Spaß. Die beste Szene zeigt eine Gespensterfrau, die sich den Kopf auf der Tastatur eines Klaviers zu Matsch zerschlägt – als Zuschauer dieses Films kann man es ihr nachempfinden.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Haunting of the Queen Mary“
USA / Großbritannien 2023
125 min
Regie Gary Shore

alle Bilder © Splendid Film

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THANKSGIVING

THANKSGIVING

Ab 16. November 2023 im Kino

Ein Riesenspaß für Groß und Klein ist THANKSGIVING nicht. Dafür ein Fest für Splatterfans.

Nach Horror-Weihnachten, Horror-Ostern und Horror-Halloween ist jetzt der nächste Feiertag dran: das amerikanische Erntedankfest „Thanksgiving“. Der Schrecken beginnt mit einem komplett aus dem Ruder gelaufenen „Black Friday“: Wie eine Horde fleischhungriger Zombies stürmt der Plebs ein Kaufhaus, nur weil Gratis-Waffeleisen winken. Voll cheugy, so ein Verhalten. Der Konsumrausch endet mit zahlreichen Verletzten und Toten. Genau ein Jahr nach der Katastrophe meuchelt ein als Pilgervater maskierter Killer die vermeintlich Verantwortlichen nieder.

Besonders garstige Tötungsszenen

Na gut. Die Ausgangsidee mit dem Maske tragenden Serienmörder, der vorzugsweise Teenager jagt, ist so abgedroschen, dass selbst Persiflagen darauf abgedroschen sind. Trotzdem schafft es Regisseur Eli Roth, dem Genre frisches Blut einzupumpen. Und sei es nur durch besonders garstige Tötungsszenen. Nach dem Film wird man jedenfalls nie mehr den Festtags-Truthahn ohne mulmiges Gefühl essen.

Auch besser als der übliche Splatter-Durchschnitt: Die Charaktere sind nicht komplett austauschbar und der Killer bleibt kein gesichtsloser Untoter wie Jason und Michael Myers, sondern lässt am Ende die Maske fallen. Dazu ein bisschen Sozialkritik, viel Schock und Blut, das Ganze mit einer angemessenen Portion Humor serviert – THANKSGIVING ist kein Meisterwerk, aber ein solides Stück Horrorkino mit immerhin Patrick Dempsey, dem gerade vom People-Magazin gekürten „Sexiest Man Alive“, in einer Hauptrolle.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Thanksgiving“
USA 2023
106 min
Regie Eli Roth

alle Bilder © Sony Pictures

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SPEAK NO EVIL

SPEAK NO EVIL

Ab 28. September 2023 im Kino

Nach der gestrigen Empfehlung ROSE heute ein weiterer exzellenter Film aus Dänemark: Wenn zu viel Nettigkeit tödlich ist.

Eine lockere Urlaubsbekanntschaft zwischen einer dänischen und einer niederländischen Familie. Die Kinder spielen zusammen, die Eltern mögen sich. Monate später liegt eine Einladung zu einem Wochenendbesuch im Briefkasten. Die Wiedersehensfreude ist kurz, bald kommt es zu Missverständnissen und einer Reihe kaum merklicher Grenzüberschreitungen. Die Dänen versuchen zunächst höflich zu bleiben – trotz aller Unannehmlichkeiten. Doch das Ganze gerät immer mehr aus den Fugen, Unbehagen wird zu Angst.

Das Böse ist nur allzu real

SPEAK NO EVIL löst wie FUNNY GAMES oder MIDSOMMAR ein sich immer weiter zuspitzendes Gefühl der Beklemmung aus. Der Schrecken bewegt sich in Zeitlupe, hinter der Fassade von Normalität lauert das Grauen. Messerscharf seziert der dänische Regisseur Christian Tafdrup gesellschaftliche Umgangsformen. Besonders die heutzutage weitverbreitete Unfähigkeit, einfach mal „Nein“ zu sagen, hat für die dänische Familie fatale Folgen.

Die besten Ideen hält das Leben bereit: Wie im Film erhielt der Regisseur vor ein paar Jahren von Urlaubsbekannten eine Einladung. Christian Tafdrup überlegte kurz, ob er das Angebot annehmen sollte, entschied sich aber dagegen. Zu seltsam kam es ihm vor, bei Leuten zu wohnen, die er nicht wirklich kannte. In seiner Fantasie malte er sich aus, was bei einem Treffen alles Schlimmes hätte passieren können.

SPEAK NO EVIL ist beunruhigend und unheimlich, denn das Böse ist nur allzu real. Dass etwas ganz und gar nicht stimmt, ist vom ersten Augenblick an zu spüren. Dafür sorgt schon der bedrohliche und bombastische Orchesterscore von Sune „Køter“ Kølster. Das Drehbuch legt meisterhaft falsche Fährten und überrascht den vermeintlich Horrorfilm geschulten Zuschauer immer wieder. Dank exzellenter Regie und gut ausgearbeiteter Charaktere nimmt der slow burner von Anfang bis Ende gefangen. Das Horror-Studio Blumhouse plant für 2024 eine Neuverfilmung mit James McAvoy und Mackenzie Davis in den Hauptrollen. Hoffentlich bügelt das Remake nicht all die verstörenden Elemente für den US-Markt glatt.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Gæsterne“
Dänemark / Niederlande 2022
97 min
Regie Christian Tafdrup

alle Bilder © PLAION PICTURES

DIE LETZTE FAHRT DER DEMETER

DIE LETZTE FAHRT DER DEMETER

Ab 17. August 2023 im Kino

„Demeter“ ist nicht nur eine Biomarktkette, sondern auch das Schiff, auf dem sich Graf Dracula von den Karpaten nach London transportieren ließ.

Die Seereise des untoten Blutsaugers wird in einem Kapitel des Bram-Stoker-Romans „Dracula“ eher nebenbei erzählt. In älteren Verfilmungen wird die Fahrt auf der Demeter deshalb meist mit dem kurzen Einblenden einer Land- und Seekarte, auf der eine rote Linie die Route anzeigt, abgehakt. Nun hatte Universal die Idee, daraus einen abendfüllenden Spielfilm zu machen. Und der ist ungefähr so gruselig wie eine Folge der Kinderhörspielserie „Draculino“.

Schlichtweg langweilig

Analoge Effekte, düstere Stimmung (man sieht kaum was), einer nach dem anderen stirbt – der norwegische Regisseur André Øvredal hatte laut eigener Aussage „ALIEN auf einem Frachter 1897“ im Sinn. Obwohl er alle Register des klassischen Horrorfilms von Dauer-Unwetter, huschenden Schatten und knarrendem Gebälk zieht, hat DIE LETZTE REISE DER DEMETER ein großes Problem: Sie ist schlichtweg langweilig. Es will trotz guten Stils keine Spannung aufkommen. Bis auf ein, zwei Schockeffekte setzt schnell das große Gähnen ein.

Die Universal-Studios geben nicht auf. Das immerhin muss man dem x-ten Versuch, ein „Dark Univers“ zu kreieren, zugutehalten. Nach dem legendären Flop THE MUMMY weckte die Low-Budget-Produktion THE INVISIBLE MAN kurz Hoffnung, aus den angestaubten 30er-Jahre-Filmmonstern doch noch eine erfolgreiche Crossover-Welt à la MCU zu schaffen. DIE LETZTE FAHRT DER DEMETER macht diesen Plan mit einem lachhaft schlechten Drehbuch wieder zunichtet. Schade um die guten Schauspieler, die hier alle hoffnungslos unterfordert bleiben.

Der Markt wird es richten – es wäre der größte Schocker, wenn der zahnlose Vampirfilm Erfolg an der Kinokasse hätte. Wem der Sinn nach echtem Horror auf einem Schiff im 19. Jahrhundert steht, dem sei die fantastische Miniserie THE TERROR empfohlen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Last Voyage of the Demeter“
USA / Deutschland 2023
118 min
Regie André Øvredal

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

TALK TO ME

TALK TO ME

Ab 27. Juli 2023 im Kino

Geständnis eines Boomers: Danny und Michael Philippou? Nie gehört!

Da rollt die Generation youtube mit den Augen. Voll cringe, die sind doch weltberühmt! Aber eben nur in der Welt der U-20-Jährigen. Die australischen Brüder betreiben einen sehr erfolgreichen Youtube-Kanal mit dem hübschen Namen „RackaRacka“. Mit TALK TO ME geben sie nun ihr Spielfilmdebüt.

Der Horror kriecht den Nacken hoch

Vielleicht hat jedes Land die Youtube-Stars, die es verdient. Während bei uns mit dem nach Dubai ausgewanderten Mr. Tutroial, Daggi Bee oder Julian Bam die Kreativlatte eher niedrig liegt, sind am anderen Ende der Welt zwei sagenhafte Regietalente aus der Youtube-Blase geschlüpft. Denn das ist das Überraschendste an TALK TO ME – der Horrorthriller ist richtig gut. Gut gespielt, ausgezeichnet gedreht, souverän inszeniert.

Be careful what you wish for: Die Geschichte ist eine zeitgemäße Variation des Gruselklassikers „The Monkey’s Paw“ von W.W. Jacobs. Eine Gruppe Jugendlicher trifft sich regelmäßig zu einem obskuren Partyspiel. Dabei berührt jeweils einer der Teilnehmer die (angeblich abgeschlagene) Hand eines Mediums und kann so in Kontakt mit den Toten treten. Aber Achtung: Länger als 90 Sekunden darf die Verbindung nicht bestehen. Handyvideos von besessenen Mitschülern machen auch Mia und Jade neugierig: Die beiden besten Freundinnen wollen selbst an einer Séance teilnehmen. Doch bald schlägt der Spaß in höllischen Ernst um.

Verweste Leichen, Unwetter, dunkle Familiengeheimnisse. TALK TO ME spielt die Klaviatur der Ängste perfekt und bietet dabei mehr als nur die üblichen Jump-Scares. Der Horror kriecht den Nacken hoch, löst echtes Unbehagen aus. Dass TALK TO ME ein Erstlingswerk ist, kann man kaum glauben. So einen stilsicher inszenierten und gut getimeten Horrorfilm gab es lange nicht.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Talk to me“
Australien 2022
94 min
Regie Danny und Michael Philippou

alle Bilder © capelight pictures

PEARL

PEARL

Ab 01. Juni 2023 im Kino

Ein gut geshakter Cocktail mit viel Blut: Regisseur Ti West hat für seinen neuen Slasher-Film ein paar Genre-Klassiker neu gemixt.

Man fülle einen guten Schuss PSYCHO ins Glas, dazu 0,5 cl TEXAS CHAINSAW MASSACRE, einen Spritzer UNSERE KLEINE FARM oder ersatzweise DIE WALTONS, gieße das Ganze großzügig mit WHATEVER HAPPENED TO BABY JANE? auf, gut schütteln – fertig ist PEARL. Das Prequel zum Überraschungserfolg X erzählt von den Jugendjahren der durchgeknallten Farmbesitzerin Pearl, die im Vorgänger-Film ein Siebzigerjahre-Porno-Drehteam killte.

Schock! Camp! Blutrausch!

USA 1918, in the middle of nowhere. Während andere Hunger leiden oder von der damals wütenden Spanischen Grippe dahingerafft werden, geht es Pearls Familie verhältnismäßig gut. Auf den ersten Blick. Doch hinter den Fliegengittern rumort es. Der Vater vegetiert als sabbernder Pflegefall im Rollstuhl, die Mutter ist ein verbittertes Biest und bei Pearl sitzt ein ganzer Schraubenkasten locker. So hat sie beispielsweise große Freude daran, friedliche Tiere mit einer spitzen Heugabel aufzuspießen und sie ihrer Freundin, dem Krokodil Theda zum Fraß vorzuwerfen. Ansonsten plant sie, eine berühmte Tänzerin zu werden und in die große weite Welt des Showbusiness zu ziehen. Lalala. Als im Gemeindehaus ein Vortanzen für eine christliche Revue stattfindet, wittert Pearl ihre Chance.

Schock! Camp! Blutrausch! Fans von X werden nicht enttäuscht sein. PEARL ist eine Perle des Horrorfilms im Technicolor-Look mit einer herausragenden Mia Goth in der Titelrolle. Ihre Darstellung der langsam immer verrückter werdenden jungen Frau ist eine schauspielerische Meisterleistung, furchteinflößend und tragisch zugleich. Höhepunkt ist ihr minutenlanger One-Take-Monolog gegen Ende des Films – grandios. Am besten als Double-Feature in umgekehrter Reihenfolge genießen: zuerst PEARL, dann X.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Pearl“
USA 2022
102min
Regie Ti West

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

Evil Dead Rise

EVIL DEAD RISE

Evil Dead Rise

EVIL DEAD RISE

Ab 27. April 2023 im Kino

Zum Lachen und zum Fürchten. Warum man sich auch als Nicht-Horrorfan den neuen EVIL DEAD anschauen kann

Es soll Menschen geben, die setzen sich Sonntag abends vor den Fernseher, schalten das ZDF ein und schauen sich einen Rosamunde-Pilcher-Film an. Und haben Spaß dabei. Da kann der Tatort-Fan nur verständnislos den Kopf schütteln. Genauso gibt es Menschen, die sich an einem bluttriefenden, brutalen Horrorfilm erfreuen. Während feinnervige Zuschauer fluchtartig das Kino verlassen, um die nächstgelegene Kloschüssel zu suchen, amüsieren sich Hardcore-Splatter-Fans wie Bolle über Spiegelscherben, die in Körper gebohrt werden, oder eingedrückte Augäpfel. Alles eine Frage des Geschmacks.

Eine blutige Achterbahnfahrt

EVIL DEAD RISE ist eine Achterbahnfahrt des Grauens, die sich gewaschen hat. Mit Blut. Im mittlerweile fünften Teil der legendären Horrorfilmserie verlegt Regisseur Lee Cronin die Handlung von einer Waldhütte in ein abbruchreifes Art-Deco-Mietshaus in Downtown. Dort lebt die alleinerziehende Ellie mit ihren drei Kindern in gepacktem Kisten-Chaos, in einer Woche muss sie ausziehen. Schlechtes Timing, genau jetzt klopft ihre entfremdete Schwester Beth an die Tür. Die unharmonische Familienzusammenkunft wird schon bald von einem kurzen, aber heftigen Erdbeben gestört. Die Wände wackeln, das Geschirr klappert, in der Tiefgarage bricht der Boden auf und legt den Zugang zu einem alten Tresorraum frei. Neugierig wie Paulinchen klettert Ellies Sohn Danny in das längst vergessene Kellerverlies. Dort verbirgt sich zwischen Spinnweben und Kakerlaken das unheilvolle Book of Evil. Kurz darauf öffnen sich die Tore zur Hölle.

Die Dämonen sind zurück und sie haben sehr schlechte Laune. Lee Cronin inszeniert mit blutiger Hand eine aufs Wesentliche reduzierte Horrorstory. Die Figuren haben Tiefe, die Geschichte ist nervenzerreißend, die Schocks sind zahlreich, das Blut fließt in Strömen und dazu ist das Ganze – in guter EVIL DEAD-Tradition – auch noch echt komisch. Was will man mehr?

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Evil Dead Rise“
USA 2023
97 min
Regie Lee Cronin

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany