EINSAM ZWEISAM

In Paris, nur wenige Schritte voneinander entfernt, leben die beiden Mittdreißiger Rémy (François Civil) und Mélanie (Ana Girardot) Tür an Tür, ohne etwas davon zu ahnen. Die zwei wären eigentlich das perfekte Paar, denn sie werden von ganz ähnlichen Problemen gequält: Er findet nachts keine Ruhe, sie ist immer müde. Gestörter Schlafrhythmus ist zwar zentrales Thema, doch zugleich nebensächlich – im Kern geht es in „Einsam Zweisam“ um zwei gebrochene, unglückliche Menschen und deren Versuch, ins Leben zurückzukehren.

Regisseur Cédric Klapisch („L’auberge espagnole“) erzählt in seinem liebenswert unaufgeregten Beziehungsdrama von unerfüllter Sehnsucht im Zeitalter der sozialen Medien. Die Wege von Rémy und Mélanie kreuzen sich im Laufe der Geschichte immer wieder – doch nichts geschieht. Einmal sitzen sie sogar ahnungslos in der U-Bahn direkt nebeneinander. Da möchte man fast eingreifen und dem Glück endlich auf die Sprünge helfen. Aber Klapisch hat keine Eile, nimmt sich viel Zeit, seine Charaktere auszuloten. Selbst in der Stadt der Liebe und im Zeitalter der unbegrenzten digitalen Möglichkeiten führt am Ende doch der Zufall zum Happy End.

FAZIT

„Einsam Zweisam“ ist ein melancholischer, entschleunigter Film mit zwei hervorragenden Hauptdarstellern.

Originaltitel „Deux Moi“
Frankreich / Belgien 2019
110 min
Regie Cédric Klapisch
Kinostart 19. Dezember 2019

ZWISCHEN DEN ZEILEN

Macht das Internet dumm? Hören die Menschen bald ganz auf, Bücher zu lesen und starren nur noch zombifiziert in ihre Smartphones?

„Zwischen den Zeilen“ ist ein fein beobachtetes, hintergründiges Porträt des Pariser Literaturbetriebs. Es geht um verletzte Eitelkeiten, Affären und Geheimnisse, alte und neue Liebschaften, in allererster Linie aber um die vermeintlichen Gefahren der Digitalisierung. Im Kontrast zur virtuellen Welt, zeigt Olivier Assayas‘ Film hauptsächlich Menschen im Gespräch. Wobei „hauptsächlich“ noch untertrieben ist, denn es wird geredet und geredet, sehr viel geredet. Und wie das bei einer Diskussion so ist, manchmal ist sie lehrreich, bestenfalls hat sie Witz, zwischendurch kann sie aber auch anstrengend und penetrant werden. „Zwischen den Zeilen“ ist mit leichter Hand inszeniert und dank französischem Flair unterhaltsam anzusehen. Trotz Dauerlaberei.

FAZIT

Mit Juliette Binoche und Guillaume Canet ausgezeichnet besetzter, kluger Film.

Originaltitel „Doubles vies“
Frankreich 2019
107 min
Regie Olivier Assayas
Kinostart 06. Juni 2019