AMBULANCE

AMBULANCE

Kinostart 24. März 2022

Mehr, mehr, immer mehr: Michael Bay liefert mit „Ambulance“ einen weiteren größer-lauter-schneller-Actionfilm ab, der beim Zuschauer nach spätestens 10 Minuten pochenden Kopfschmerz auslöst. „Shut the fuck up“ brüllt die Hauptdarstellerin zweimal während des Films. Leider folgt niemand ihrem Wunsch.

Die ungleichen Brüder Will und Danny planen einen 32-Millionen-Dollar-Bankraub in LA. Der eine braucht das Geld, um seine kranke Frau zu retten, der andere ist Verbrecher aus Leidenschaft. Doch als der Überfall spektakulär schief geht, entführen die beiden einen Krankenwagen mit einem schwer verwundeten Polizisten und der Rettungssanitäterin Cam an Bord. In einer irrwitzigen Verfolgungsjagd versuchen Will und Danny dem massiven Polizeieinsatz zu entkommen.

Bay nutzt seit Jahren die gleichen Zutaten: Heroische Shots von unten, güldenes Sonnenlicht in Spiegelfassaden, markerschütternde Musik zu einfach jeder Szene und eine komplett entfesselte, vom Himmel herabstürzende Kamera. Neben permanentem Wackeln und Zoomen wird auch noch die belangloseste Dialogszene mindestens 670 Millionen Mal unterschnitten. Ein spektakulärer Autocrash folgt auf den nächsten, die immer grotesker werdende Verfolgungsjagd erinnert bald an eine Slapstickszene aus „Die nackte Kanone“ – das ist oft komisch, wenn auch unfreiwillig.

Fast and Furious mit Krankenwagen. Der adrenalingeschwängerte Bilderrausch kaschiert die dünne Story nur mühsam. Besonders enervierend: Die banalen Dialoge werden fast durchweg schreiend vorgetragen – wer nichts zu sagen hat, wird eben laut. Passend dazu schaltet Hauptdarsteller Jake Gyllenhal in full Nicolas Cage-Modus – sein overacting passt zum immer hysterischer werdenden Inszenierungsstil Bays.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Ambulance“
USA 2021
133 min
Regie Michael Bay

alle Bilder © Universal Pictures Germany

SPIDER-MAN: FAR FROM HOME

Zur Pressevorführung tritt eine Mitarbeiterin von Sony vors Publikum und bittet, „keinesfalls irgendwelche Spoiler zu veröffentlichen, damit jeder Zuschauer die Chance hat, den Film unvoreingenommen zu genießen.“ Das macht es nicht gerade leicht, eine halbwegs relevante Besprechung zu „Spider-Man: Far From Home“ zu schreiben, denn wo ist die Grenze? Schließlich knüpft der Film direkt an die Ereignisse von „Avengers: Endgame“ an. Wissen mittlerweile alle Zuschauer, dass 
ACHTUNG: SPOILER 
Iron Man, alias Tony Stark das Zeitliche gesegnet hat? Und dessen Zögling Peter Parker, nun alleingelassen, seinen Weg vom Teenager zum ausgewachsenen Superhelden finden muss?

Darf man wenigstens sagen, dass der neue Spider-Man-Film ein durchwachsenes Vergnügen ist?

Nach dem epischen und fabelhaften letzten Avengers-Film schaltet Marvel (verständlicherweise) ein paar Gänge zurück. Wie soll man das auch toppen? 

Spidey ist müde und urlaubsreif. Da trifft es sich gut, dass seine (finanziell offensichtlich sehr gut gestellte) Schule einen Ausflug plant: Venedig, Paris, London.
Während unsereins ins Schwarzwälder Luginsland und später mit viel Glück nach Prag (damals noch vom Tourismus unzerstört) reisen durfte, fliegen die feinen New York Kids von heute mal eben über den Atlantik in die Alte Welt. Das kennt man schon: Fällt den Autoren nichts Neues ein, wird die Handlung kurzerhand in ein exotisches Land oder – wie in diesem Fall – nach Europa verlegt. So entpuppt sich die Klassenreise auch als lahmer Drehbuchkniff, um dem Film durch neue Locations frisches Blut zu injizieren. Hilft nichts, schon der erste Kampf, kaum in Venedig angekommen, mit einem wenig beeindruckenden „Gezeiten“-Monster, ist in seiner Plastikhaftigkeit vergleichsweise unterwältigend. Aber ohne Avengers-level-große Bedrohungen geht’s halt nicht, denn Spiderman ist ein Marvel-Superheldenfilm und keine Coming-of-Age-Komödie.

Hinter den zerstörungswütigen Wasser-, Erd-, Feuer- und Luft-Monstren steckt natürlich ein Bösewicht, der nach Ruhm und Macht giert. Die Motivation des Schurken ist allerdings mehr als an den Haaren herbeigezogen und das Drehbuch entblödet sich nicht, ihn zwischendurch sein Anliegen und den ganzen Plot in einem langatmigen Monolog erklären zu lassen. Gutes Geschichtenerzählen sieht anders aus.

FAZIT

Zwiespältig. Der Aspekt der pubertären Verunsicherung und ersten Verliebtheit hat deutlich mehr Potenzial als die auf Dauer ermüdenden Actionszenen. Sehenswert machen den Film seine mitunter witzigen Dialoge und der Cast: Verlässlich wie immer gibt Samuel L. Jackson den knurrigen Nick Fury, als Neuzugang im MCU ist Jake Gyllenhaal dabei und der mittlerweile 23-jährige Tom Holland überzeugt immer noch als Teenage Spider-Man.

Originaltitel „Spider-Man: Far From Home“
USA 2019
129 min
Regie Jon Watts
Kinostart 04. Juli 2019