Colette

⭐️⭐️⭐️

Colette (Keira Knightley) heiratet den Lebemann Willy (Dominic West) und wird so aus ihrer beschaulichen Welt des ländlichen Frankreichs ins Pariser Großstadtleben katapultiert. Wegen finanzieller Schwierigkeiten, überredet der Schriftsteller seine Frau als Ghostwriterin für ihn zu arbeiten. Die von ihr verfassten semi-autobiografischen „Claudine“-Bücher feiern unter seinem Namen großen kommerziellen Erfolg, Colette und Willy steigen zum Powercouple der Pariser Künstlerszene auf.

Kanye West und Kim Kardeshian der Belle Époque – heutzutage wären die beiden wahrscheinlich Instagram-Stars. Das atmosphärisch dichte Biopic von Regisseur Westmorelands erzählt die Geschichte einer wehrhaften Frau in Zeiten des Umbruchs. Nebenbei entdeckt sie ihre lesbische Ader und stellt Geschlechterrollen infrage. Sie bricht mit alten Strukturen, wird zwischenzeitlich sogar Varietékünstlerin. Nach einer erfolgreichen Klage gegen ihren Ex-Mann erfährt sie noch zu Lebzeiten die verdiente Anerkennung.

Die echte Sidonie-Gabrielle Colette ist eine französische Legende, die nach ihrem Tod 1954 als erste Frau mit einem Staatsbegräbnis geehrt wurde.

FAZIT

Es beginnt wie ein typischer Keira Knightley-Film: schöne Bilder von jungen Damen in Korsetts. Dass sich die Geschichte dann aber ganz anders entwickelt, macht Colette zu einem ungewöhnlichen und überraschend zeitgemäßen Kostümfilm.

Wer mag, kann ein thematisches Double Feature genießen: Bald startet „Die Frau des Nobelpreisträgers“ in den Kinos – gleiches Thema, ganz anderer Film.

GB/USA, 2018
Regie Wash Westmoreland
111 min
Kinostart 03. Januar 2019

Der Nussknacker und die vier Reiche

⭐️⭐️

Disneys Interpretation von E.T.A. Hoffmanns Kurzgeschichte und Peter Tschaikowskys Ballett.

Zum Kinobesuch bitte reichlich Insulin einpacken. So süß, quietschbunt und politisch korrekt kommt der neue Disneyfilm daher, dass man sich gar nicht traut, irgendetwas Schlechtes über dieses Kitschfest zu sagen.
Getreu Liberaces Motto: „Zuviel des Guten ist wundervoll“, platzt Der Nussknacker und die vier Reiche  schier vor Ideenreichtum. Die Fantasiewelten und ihre eigenwilligen Bewohner wurden mit einer ausufernden Liebe zum Detail in Szene gesetzt. Besonders die immer wieder auftauchenden Uhrwerke, Spieldosen und andere mechanische Spielereien bieten hohen Unterhaltungswert. Gleich zu Beginn wird das in einer sehr hübschen Sequenz mit der wahrscheinlich kompliziertesten Mausefalle aller Zeiten gezeigt.
Ein aufgedrehter, opulent erzählter Familienfilm mit prominenter Besetzung: unter anderem erleiden Keira Knightley, Mackenzie Foy, Helen Mirren und Morgan Freeman einen Zuckerschock.

FAZIT

Wer sich für stark geschminkte Frauen (und Männer) in sehr, sehr bunten Kostümen begeistern kann und die Vorweihnachtszeit am liebsten auf 362 Tage im Jahr ausdehnen würde, dem sind 100 Minuten süßeste Unterhaltung garantiert.

USA, 2018
Regie Lasse Hallström, Joe Johnston
100 min
Kinostart 01. November 2018