Ballon

★★★★

1979 gelang den Familien Strelzyk und Wetzel die gemeinsame Flucht aus der DDR – auf denkbar spektakuläre Weise mit einem selbstgenähten Heißluftballon.

MACHART

Die vor den 70er Jahren Geborenen erinnern sich, zumindest im Westen:
1979 war das die Exklusivgeschichte im Magazin STERN.

3 Jahre später nahm sich Hollywood der Verfilmung des Stoffes an. Aber schon damals, noch viele Jahre vor dem Mauerfall, ahnte man, dass dies eher eine unauthentische Disney-Interpretation der DDR war und nicht viel mit der Wirklichkeit zu tun haben konnte.

Nun also fast 40 Jahre später Michael Bully Herbigs Version. Und die ist (wieder) Hollywoodkino in Reinform, nur dass das diesmal bitte als Lob zu verstehen ist. Obwohl der Ausgang der Geschichte hinlänglich bekannt ist, bleibt der Film durchweg spannend und hält sein Tempo vom Anfang bis zum Ende. Wie eine tickende Zeitbombe entwickelt sich das Fluchtdrama; vom ersten gescheiterten Versuch, über die allgegenwärtige Furcht von der Stasi entdeckt zu werden, bis zum glücklichen Ende. Es gibt nichts zu meckern an „Ballon“: liebevolle Ausstattung, hervorragende Darsteller, treibende Musik, Spannung bis zuletzt. Bully Herbig ist ein perfekter Actionthriller geglückt.

FAZIT

Sehr amerikanisch professionell und dabei trotzdem – auf gute Art – ganz und gar deutsch.

Deutschland, 2018
Regie Michael Bully Herbig
120 min
Kinostart 27. September 2018

Werk ohne Autor

★★★★

Elisabeth (Saskia Rosendahl) liebt ihren kleinen Neffen Kurt über alles. Doch die unkonventionelle junge Frau lebt in gefährlichen Zeiten. Während des Nationalsozialismus wird sie als schizophren diagnostiziert und später in einer Anstalt vergast. Die Folgen dieses grausamen Verbrechens begleiten Kurt (Tom Schilling) ein Leben lang.

Als junger Mann beginnt er nach dem Ende des 2. Weltkriegs eine Ausbildung an der Kunsthochschule Dresden. Hier trifft er auf Ellie (Paula Beer), die beiden verlieben sich. Ellies Vater (Sebastian Koch) ist Professor Seeband, ein erfolgreicher Arzt und früherer Nazioffizier, dessen Geschichte unheilvoll mit Kurts Schicksal verknüpft ist. Nach dem Studium in der DDR wird Kurt zunächst Auftragskünstler für sozialistischen Realismus. Kurz vor Mauerbau flieht er mit Ellie in die BRD. Im Düsseldorf der 60er und frühen 70er Jahre beginnt sein Aufstieg zu einem der bekanntesten Maler seiner Generation. „Werk ohne Autor“ basiert lose auf der Lebensgeschichte des Künstlers Gerhard Richter.

MACHART

Ja, schon wieder eine Künstlerbiografie. Aber was für eine: „Werk ohne Autor“ ist zwar stellenweise grandioser Kitsch, aber auch großes, packendes Kino geworden. Mit seinem dritten Spielfilm wollte Oscarpreisträger Florian Henckel von Donnersmarck keine kleinen Brötchen backen. Sex, Liebe, Kunst, Gewalt, Verbrechen, Wahnsinn, Nationalsozialismus, Krieg, deutsch-deutsche Geschichte. Das alles hat der Regisseur in sein episches, 188 Minuten langes Rehabilitationswerk gesteckt.

Ausstattung und Inszenierung bewegen sich auf höchstem Niveau. Tom Schilling, Paula Beer, Oliver Mascuti, Hanno Koffler, Lars Eidinger, Ben Becker, und, und, und. Die Schauspieler sind erste Garde und durchweg hervorragend, werden aber alle von Sebastian Koch als Professor Carl Seeband überragt. So viel Lob, da muss es natürlich auch einen Wermutstropfen geben. Und das ist überraschenderweise der Score von Max Richter. Besonders bei den eigentlich leisen, emotionalen Szenen drängt sich die Musik viel zu sehr in den Vordergrund und erzeugt so das Gegenteil von echten Gefühlen.

FAZIT

Der Künstler schnackselt gerne und oft. Das ist beneidenswert, muss aber nicht zwingend unentwegt gezeigt werden. Die Hälfte an Sexszenen hätte es auch getan.

„Werk ohne Autor“ hat keine Angst vor großen Gefühlen: drei Epochen deutscher Geschichte – mitreißend und bewegend erzählt.  Eine Hommage an die Kraft der Kunst. Empfehlenswert.

Deutschland, 2018
Regie Florian Henckel von Donnersmarck
188 min
Kinostart, pünktlich zum Tag der deutschen Einheit, am 3. Oktober 2018

Cobain

HARTES LEBEN

Mia säuft, raucht, ist heroinabhängig und hochschwanger. Eine traurige, gescheiterte Existenz.
Ihr 15-jähriger Sohn Cobain, benannt „nach einem Typen, der sich eine Kugel in den Kopf gejagt hat“ – so seine eigene Einschätzung – ist ein ziellos umherirrender Teenager, der sich nach Liebe sehnt und sie nicht bekommt. Dem Jungen wird nichts geschenkt. Vom Pflegeheim für schwer Erziehbare, über eine Station bei Ökoeulen auf dem Bauernhof, bis zum Unterschlupf in der Wohnung des Zuhälters Wickmayer. Trotzdem besteht Hoffnung; Cobain kommt zwar aus zerrütteten Verhältnissen, seine Seele ist aber noch nicht vernarbt. Alles was er wirklich will, ist ein Zuhause mit seiner Mutter zu finden.

MACHART

Scheiß Pubertät! Ohnehin keine schöne Zeit im Leben, aber Cobain hat es extra schwer. Wer nach der Inhaltsangabe zum Strick greifen will: obwohl das Thema deprimierend und die Umsetzung dokumentarisch realistisch ist, vermeidet es der niederländische Film gekonnt, zu einem schwermütigen Psychogramm zu werden. Das liegt zum einen an der flirrenden, stets den Fokus suchenden Kamera von Frank van den Eeden. Aber vor allem an den beeindruckenden Schauspielern. Bas Keizer als Cobain und Naomi Velissariou als Junkie-Mutter sind echte Entdeckungen.
„Warum läufst Du mir wie ein Schoßhund hinterher?“, fragt Mia ihren Sohn. „Ich mache mir Sorgen um dich“, seine schüchterne Antwort. „Mach ich mir etwa Sorgen um dich? Na also!“
Der sechste Spielfilm von Nanouk Leopold ist eine außergewöhnliche Mutter-Sohn-Geschichte mit vertauschten Rollen. Happy End gibt es keins, aber selten gab es in einem Film ein solch hart erkämpftes, aber hoffnungsvolles Ende.

FAZIT

Keine leichte Kost. Berührender Film.

NL/B/D , 2017
Regie Nanouk Leopold
94 min
Kinostart 13. September 2018

Mackie Messer – Brechts 3Groschenfilm

BERLINER MUSICAL

Bertholt Brechts „Die Dreigroschenoper“ ist Ende der 20er-Jahre ein weltweiter Hit. Deshalb soll das Stück fürs Kino verfilmt werden. Doch der selbstbewusste Brecht (Lars Eidinger) verlangt, dass es nach seinen Regeln läuft: der Film muss radikal und kompromisslos werden. Seine fiktive Filmversion erzählt zwar auch vom Kampf des Londoner Gangsters Macheath (Tobias Moretti) gegen den Chef der Bettlermafia Peachum (Joachim Król), unterscheidet sich aber dramatisch von der Bühnenvorlage. Zu viele Änderungen, die Produktionsfirma will dem nicht folgen. Nach Brechts Meinung hat sie aber ohnehin nur den schnöden Mammon im Sinn. Also zieht er vor Gericht, um sein Recht als Autor durchzusetzen.

MACHART

Wenigstens hat sich Regisseur Lang was getraut. In einem gewagten Kunstgriff lässt er Brecht ausschließlich in seinen eigenen Worten sprechen: Alles, was dieser im Film sagt, beruht auf Zitaten. Das mag zwar ganz lehrreich sein, wirkt aber stellenweise sehr aufgesetzt. Die leider viel zu lange (130 Minuten) Verfilmung des „Dreigroschen“-Werks bietet, neben ausgezeichneter Besetzung und teilweise peppiger Inszenierung, auch eine etwas irritierende Fernsehballettchoreografie. Oder ist das ironisch gemeint?

FAZIT

Brecht goes Musical. Wunderbare Schauspieler, guter Look, moderne Bildsprache – aber es zieht sich gewaltig.

Deutschland, 2018
Regie Joachim A. Lang
136 min
Kinostart 13. September 2018

Bad Spies

STELLENWEISE KOMISCH

Audrey (Mila Kunis), Anfang 30, jobbt als Kassiererin in einem Supermarkt. Ihre Laune ist eher mäßig, denn ihr langweiliger Freund Drew (Justin Theroux) hat gerade per SMS mit ihr Schluss gemacht. Als sie aber erfährt, dass ihr Ex nicht – wie behauptet – einen Podcast betreibt, sondern in Wahrheit ein CIA-Agent ist, wird ihr Leben auf den Kopf gestellt. Von Bösewichten niedergeschossen, bittet er sie mit letzter Kraft, eine kleine Statue nach Wien zu schaffen und sie dort einem mysteriösen „Vern“ zu übergeben.
Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Morgan (Kate McKinnon) macht sich Audrey auf den Weg nach Europa. Dort beginnt, verfolgt von Geheimdiensten und russischen Auftragskillern, eine wilde Katz-und-Maus-Jagd quer über den Kontinent.

MACHART

Hitchcock hat’s erfunden: Unbescholtener Normalbürger wird aus heiterem Himmel in die finstere Welt des Verbrechens katapultiert. Auslöser ist die Jagd nach irgendeinem bedeutungslosen Objekt: dem klassischen McGuffin, in diesem Fall ein USB-Stick.

„Bad Spies“ lebt vom Kontrast zwischen überraschend gut gemachten Action- und teils absurden Comedyszenen. Aber der Film hat Längen. Gerade die eigentlich komischen Szenen finden oft schlicht kein Ende. Da juckt es einen, die Schere anzusetzen.

Die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellerinnen stimmt, besonders Kate McKinnon überzeugt. In Nebenrollen glänzen unter anderem Hasan Minhaj und Sam Heughan als nicht ganz so clevere Agenten, sowie die immer tolle Gillian Anderson als toughe Geheimdienstchefin.

„Bad Spies“ ist von allem ein bisschen: harter Actionfilm, „beste-Freundinnen“-Road-Trip und komplett überdrehte Komödie. Das sind im Grunde keine schlechten Zutaten, nur will es sich in diesem Fall nicht so recht zusammenfügen und lässt den Film oft aus der Balance geraten.

FAZIT

Ganz unterhaltsam. Kürzungen hätten gutgetan, besonders gegen Ende wird’s ermüdend.

USA, 2018
Regie Susanna Fogel
117 min
Kinostart 30. August 2018

Asphaltgorillas

UNENTSCHLOSSENE GANGSTERKOMÖDIE

Berlin bei Nacht. Drogendealer Atris will nicht länger nur Handlanger des Unterweltbosses El Keitar sein. Als er seinen alten Kumpel Frank wiedertrifft, beschließen sie gemeinsam ein großes Ding zu drehen. Aus geliehenen 200.000 Euro sollen 2 Millionen Dollar Falschgeld gemacht werden. Doch der Plan geht schief. Schon bald geraten die Freunde zusammen mit Diebin Marie zwischen alle Fronten.

Oder wie Schauspieler Jannis Niewöhner es kompakter zusammenfasst: „Es gibt einen Hund, es gibt einen Schlüssel. Es gibt zwei Liebespaare und es gibt Gangster. Und alle verstricken sich ineinander und es führt zu einem riesigen, schönen Chaos.“

Asphaltgorillas basiert auf der Kurzgeschichte „Der Schlüssel“ von Ferdinand von Schirach.

MACHART

„by Buck“, heißt es selbstbewusst im Vorspann. In diesem Fall ist das eher als Warnung zu verstehen. Regisseur Detlev Buck will alles auf einmal und verzettelt sich dabei in zu vielen Ansätzen. Derbe Klamotte oder pathetische Heldengeschichte, cooler Quentin-Tarantino-Verschnitt oder platte deutsche Comedy: der Film kann sich nicht entscheiden, was er denn nun sein will. Die offensichtlichen Vorbilder „Drive“, „Kill Bill“ – oder aktueller „Baby Driver“ – bleiben unerreicht.

Wenigstens sind die Bilder gut: Kameramann Marc Achenbach hat das neonbeleuchtete nächtliche Berlin schön stimmungsvoll eingefangen. Und auch die Schauspieler gehen größtenteils in Ordnung: Georg Friedrich gibt den schrägen Ösi-Vogel. Ella Rumpf überzeugt als coole Diebin Marie. Oktay Özdemir sorgt für ein paar anständige Lacher als Sidekick Mo. Und Kida Khodr Ramadan schafft es als Unterweltboss El Keitar, gleichzeitig bedrohlich und komisch zu sein. Nur Jannis Niewöhner schießt weit übers Ziel hinaus und grimassiert am Rande der Klamotte.

FAZIT

Mit „Knallhart“ hat Detlev Buck bereits 2005 den besseren Kleingangsterfilm abgeliefert. „Asphaltgorillas“ ist eine Ansammlung von mehr oder weniger gelungenen Vignetten, die sich nicht zu einer stimmigen Geschichte fügen.

Deutschland 2018
Regie Detlev Buck
103 min
Kinostart 30. August 2018

Safari – Match me if you can

NO MATCH

Die Datingwelt hat sich in den letzten Jahren neu erfunden: Augenkontakt war gestern, jetzt gibt’s „matchen“ auf Safari. Und da will die Realität gepimpt werden: zum Beispiel Harry. Der ist eigentlich Busfahrer, gibt sich aber als weltgewandter Flugkapitän aus. Dank dieser erfundenen ID kriegt er die  junge „Influencerin“ Lara rum – denn Frauen stehen total auf Uniform, das ist bekannt…
Davids Problem lässt sich nicht so einfach lösen: mit Mitte 20 ist er immer noch Jungfrau.  Er würde zwar gerne, aber dummerweise kommt er schon bei der leisesten Berührung. Faktisch hatte er also noch nie „echten“ Sex. Und deshalb wird er von Aurelie therapiert – welche wiederum mit Harry verheiratet ist und keine Ahnung vom Doppelleben ihres Gatten hat. Irgendwann trifft David auf Immobilienmaklerin Mona, die verhilft ihm zum „ersten Mal“. Und nebenbei überfordert sie noch den alleinerziehenden Life mit akrobatischem Sex im Auto. Soweit, so kreuz und quer.

MACHART

„Safari – match me if you can“, der krampfige Titel deutet das Unheil schon an: Es sollte wohl leicht und spritzig zugehen, tut es aber nicht. Plumper Fernsehspielhumor, gepaart mit lahmen Dialogen. Dargeboten von unglaubwürdigen Charakteren, die in ihrer Holzschnittartigkeit bestenfalls als Laubsägearbeit durchgehen. Da kann die Musik noch so jazzig locker daherkommen. Nützt nix. Wisch nach links.

FAZIT

Größtenteils unlustige Datingkomödie, in der viel zur Toilette gegangen wird. Somit höchstens Fans von Matthias-Schweighöfer-Komödien zu empfehlen. Einziger Lichtblick: Max Mauff als David.

Deutschland 2018
Regie Rudi Gaul
109 min
Kinostart 24. August 2018

Christopher Robin

FAST OOOOOOOOH!

Christopher Robin (Ewan McGregor), der einst mit seinen Stofftieren jede Menge Abenteuer im Hundertmorgenwald erlebte, ist erwachsen geworden. Sein schlecht bezahlter Job macht ihn unglücklich. Ehefrau Emily (Hayley Atwell) und Tochter Madeline (Bronte Carmichael) fühlen sich zusehends vernachlässigt. Obendrein ist sein Chef Keith Winslow (Mark Gatiss) ein gemeiner Ausbeuter, der ihn zur Wochenendarbeit zwingt. Weil er deshalb einen Familienausflug absagen muss, ist Christopher am seelischen Tiefpunkt angelangt. Doch plötzlich, nach über 30 Jahren, steht sein sprechender Stoffbär Winnie Puuh (Stimme im Original: Jim Cummings) wieder vor ihm. Zunächst glaubt Christopher, er habe den Verstand verloren. Doch je mehr er sich auf seinen alten Freund einlässt, desto glücklicher und befreiter wird er. Der Honig liebende Bär erinnert Christopher mit seinen schlichten aber wahren Weisheiten daran, wie schön die scheinbar endlosen Tage der Kindheit waren.

MACHART

Der Anfang ist vielversprechend: In kurzen, sehr hübsch inszenierten Buchkapiteln, wird noch während des Vorspanns das bisherige Leben von Christopher Robin erzählt. Danach ist’s erstmal mit der Niedlichkeit vorbei. Denn so, wie aus dem unbeschwerten Kind ein verlorener Erwachsener geworden ist, so verliert auch der Film in diesem ersten Drittel seinen Schwung. Erst durch das Auftauchen von Tigger, I-Ah, Ferkel und all den anderen Freunden, kommt die Leichtigkeit und die nötige Portion Humor zurück. „Christopher Robin“ ist nicht unbedingt ein Kinderfilm geworden. Eher ein Gleichnis für Erwachsene, die sich ein Herz für Stofftiere bewahrt haben. Das 50er-Jahre Setting ist liebevoll ausgestattet und die Animation der Tiere technisch perfekt. Genauso würde es wohl aussehen, wenn Teddybären zum Leben erwachen würden. Trotzdem, das letzte Quäntchen Herz fehlt. Paddington 2 hat das letztes Jahr irgendwie besser hinbekommen.

FAZIT

Fast der ganz große Familienfilm 2018. Aber etwas fehlt. Hätte die Lobi AG (www.lobiag.com) diesen Film produziert, wäre er womöglich DEUTLICH niedlicher und herzerwärmender geworden.

USA, 2018
Regie Marc Forster
104 min
Kinostart 16. August 2018

Breaking In

KONVENTIONELLER THRILLER

Shaun Russel (Gabrielle Union) besucht mit ihren beiden Kindern Jasmine und Glover das Anwesen ihres verstorbenen Vaters. Dort werden sie von vier Ganoven erwartet. Denen ist es trotz Hightech- Überwachungsanlage gelungen, ins Haus einzubrechen. Denn in einem Safe sollen Millionen Dollar Bargeld versteckt sein, aber nur Shaun weiß, wo der sich befindet. Um sie zum Reden zu bringen, werden die Kinder als Geiseln genommen. Shaun kann entkommen und versucht mit allen Mitteln, ihre Familie zu retten.

MACHART

Das hätte Potential gehabt. Powerfrau macht Bösewichte platt. Leider wurde das in „Panic Room“ schonmal besser und deutlich spannender erzählt. „Breaking In“ ist lieblos gemachte Konfektionsware und weder die Drehbuchautoren noch der Regisseur und seine Darsteller haben sich viel Mühe gegeben. Die Geschichte ist vorhersehbar, klischeehaft oder oft lächerlich übertrieben. So entwickelt sich die Mutter unglaubwürdigerweise im Laufe des Films zu einer Art Rambo. Die teils in Slow Motion gedrehten Actionszenen wirken konzeptlos und stellenweise unfreiwillig komisch. Nicht erwähnenswert ist leider auch der uninspirierte Score von Tom Tykwer-Mitstreiter Johnny Klimek. Ein Übriges trägt (wiedermal) die deutsche Synchronisation bei.

FAZIT

Ohne nennenswerte Überraschungen. Bleibt von Anfang bis Ende mittelmäßig. In jeder Hinsicht ein C-Picture.

USA, 2018
Regie James McTeigue
88 min
Kinostart 16. August 2018

Vollblüter

FASZINIERENDER THRILLER

Teenager Lilly ist freundlich, hilfsbereit und hat das Aussehen einer Porzellanpuppe. Zusammen mit ihrer Mutter lebt sie im Luxusanwesen ihres reichen Stiefvaters. Ihre beste Freundin heißt Amanda: große Augen, niedliches Gesicht, hochintelligent. Perfekte Upperclass-Welt in Connecticut. Soweit der erste Eindruck.

Doch hinter der repräsentativen Fassade verbirgt sich eine dysfunktionale Familie. Stiefvater Mark schleicht wie ein Sittlichkeitsverbrecher durchs Haus und macht Lilly das Leben schwer. Nicht weiter verwunderlich, dass sie ihn zutiefst verachtet. Die Mutter brät stundenlang im Solarium, da der Gatte „einen dunkleren Teint bevorzugt“. Und Amanda hat in Wahrheit das Gefühlsleben eines Roboters. Problemlos kann sie wahlweise Tränen oder ein perfekt einstudiertes Lächeln abrufen. Je mehr Zeit die beiden Freundinnen miteinander verbringen, desto mehr versuchen sie, sich gegenseitig zu manipulieren. In vier Kapiteln legt der Film Schicht um Schicht den verrotteten Kern frei, bis es zur Katastrophe kommt.

MACHART

Schon mit der ersten Szene entwickelt „Vollblüter“ seine düstere Sogkraft. Nachts, ein Mädchen, ein Pferd, ein Messer. Unheilvoll. Damit ist die Stimmung für den ganzen Film gesetzt. Ständige Bedrohung liegt in der Luft. Die ruhigen, eleganten Kameraeinstellungen, kombiniert mit dem Knistern und Knacken der nervenaufreibenden Musik erzeugen eine konstante Spannung.

„Vollblüter“ funktioniert gleichermaßen als dunkle Komödie und Thriller. Die wahre Bedrohung ist nicht der Stiefvater, sondern versteckt sich hinter den maskenhaft-hübschen Gesichtern der Hauptdarstellerinnen. Somit ist die Geschichte perfekt auf Olivia Cooke und Anya Taylor-Joy zugeschnitten, denen in ihren Rollen jegliche Emotion und Empathie abgeht. Zwei eiskalte Mörderinnen in hübscher Verpackung.

FAZIT

Cory Finley liefert mit der Verfilmung des von ihm verfassten Bühnenstücks „Thoroughbreds“ sein beeindruckendes Regiedebüt ab. Präzise und souverän inszeniert. Eine Entdeckung.

USA 2018
Regie Cory Finley
92 min
Kinostart 09. August 2018

Deine Juliet

CHARMANTE LIEBESGESCHICHTE

London, 1946. Die junge, erfolgreiche Schriftstellerin Juliet (Lily James) erhält Post von der Kanalinsel Guernsey. Farmer Dawsey (Michiel Huisman) bittet sie, ihm bei der Suche nach einem seltenen Buch zu helfen. Daraus ergibt sich ein reger Briefwechsel und so erfährt Juliet, dass es auf der Insel den Literaturverein „Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf“ gibt. Dessen teils exzentrische Mitglieder haben sich mit dem Lesekreis über die schwere Zeit während der deutschen Besatzung gerettet. Obwohl weder ihr Verlobter, noch ihr Verleger sonderlich begeistert sind, fährt Juliet spontan nach Guernsey. Sie plant, einen Artikel über den ungewöhnlichen Buchclub und sein Geheimnis zu schreiben.

MACHART

Das nächste Reiseziel steht fest: Cornwall und Devon; weil ein Dreh auf der echten Insel Guernsey logistisch zu aufwändig gewesen wäre, musste die Filmcrew an die Südküste des britischen Festlandes ausweichen. Und ach, ist das schön da! Grüne Steilküsten, verwunschene Gärten und Kopfsteinpflasterwege unter rauschenden Laubbäumen. Genau die richtige Umgebung für eine romantische Liebesgeschichte. Die Atmosphäre ist very british und so gemütlich wie eine Teatime bei Familie Crawley. Überhaupt, Downton Abbey: Ein Vergleich drängt sich auf, denn bei „Deine Juliet“, so der etwas lahme deutsche Titel, macht gefühlt der halbe Cast der ITV-Serie mit. Neben Lilly James als Titelheldin, spielen noch Jessica Brown Findlay, Matthew Goode und Penelope Wilton mit. Da die letzte „Downton Abbey“-Folge schon eine Weile her und der oft angekündigte Kinofilm noch nicht in Sicht ist, kommt dieser nette Ersatz gerade recht, die schlimmsten Entzugserscheinungen zu mildern.

FAZIT

„The Guernsey Literary and Potato Peel Pie Society“, so der komplizierte Originaltitel, ist alles in einem: Liebes-, Kriegs- und Kriminalgeschichte. Dennoch plätschern die 124 Minuten ein bisschen zu harmlos dahin, größere Überraschungen gibt es nicht. Dafür ist es schön anzusehen und lehrreich: Wer wusste außerhalb Englands, dass „schon bald“ auch „in two shakes of a lamb’s tail“ heißt? ?

GB, 2018
Regie Mike Newell
124 min
Kinostart 09. August 2018
Mission: Impossible - Fallout

Mission: Impossible – Fallout

MISSION ACCOMPLISHED

SPOILER:  Ethan Hunt und sein Team retten auch diesmal die Welt.

Und wie sie das tun! Tom Cruise und Regisseur Christopher McQuarrie haben mit „Mission: Impossible – Fallout“ nochmal einen draufgesetzt. Schön selbstironisch – und trotz 2,5 Stunden Laufzeit keine Sekunde langweilig.

Schon unsere Großeltern wussten: Tom Cruise altert nicht. „Kaum zu glauben, dass der 56-Jährige seine Stunts immer noch selbst macht“ (©BUNTE+GALA). Für den neuen Film hat er nun jedenfalls das Helikopterfliegen gelernt. Also keine Ermüdungserscheinungen in Sicht, ganz im Gegenteil. „M: I – Fallout“ ist der vielleicht gelungenste Teil der Spionagefilmreihe. Wie immer spielt die Story nur eine Nebenrolle, hier geht es in erster Linie um Action und Thrill. Und davon gibt’s reichlich. Allein wegen der fulminanten Verfolgungsjagden quer durch Paris lohnt sich das Anschauen. Das sieht alles extrem echt und gefährlich aus. Nie hat man das Gefühl, die Bilder seien zu Tode manipuliert oder gar komplett im Computer entstanden. Regie und Drehbuch sind straff und auf den Punkt; schließlich ist McQuarrie der einzige Regisseur, der nach „M: I – Rogue Nation“ noch einen weiteren Teil des Franchise inszenieren durfte. Er weiß also, wie’s geht.

FAZIT

Keiner rennt so schön wie Tom. Fast schon beruhigend zu hören, dass er sich bei den Dreharbeiten den Knöchel verletzt hat. Er scheint also doch aus Fleisch und Blut zu sein.

„M: I – Fallout“ ist der bisher beste „klassische“ Actionfilm in diesem Jahr – perfekte Unterhaltung ohne Zeit zum Durchatmen. 007, die Latte liegt hoch.

USA 2018
Regie Christopher McQuarrie
147 min
Kinostart 02. August 2018

Papillon

STIMMUNGSVOLLES FLUCHTDRAMA

Der Film erzählt die wahre Geschichte von Henri „Papillon“ Charrière (Charlie Hunnam), einem Safeknacker aus dem Paris der 30er Jahre. Seinen Brustkorb ziert ein prächtiges Schmetterlingstattoo, daher der Spitzname. Zu Unrecht wegen Mordes verurteilt, wird er nach Französisch-Guayana in eine Strafkolonie deportiert. Wegen der Haie und starken Strömungen gilt die Gefangeneninsel als absolut ausbruchssicher. Trotz dieser Widrigkeiten bleiben sein Überlebens- und Freiheitsdrang ungebrochen. Im Laufe der Jahre versucht er immer wieder, zu entkommen. Zur Seite steht ihm dabei sein Freund, der Fälscher Louis Dega (Rami Malek). Der finanziert die Fluchtversuche Papillons und lässt sich im Gegenzug vor den Angriffen der anderen Häftlinge beschützen.

MACHART

Die Vorlage für den neuen Film des Regisseurs Michael Noer liefern nicht nur die autobiografischen Romane „Papillon“ und „Banco“, sondern auch das Originaldrehbuch von 1973. Damals mit Steve McQueen und Dustin Hoffman kongenial besetzt. Ein Vergleich drängt sich also auf. Dabei kann die Neuauflage zunächst nur verlieren. Aber: blendet man den Klassiker mal aus und lässt sich auf Papillon 2018 unvoreingenommen ein, dann funktioniert das ausgesprochen gut. Sanft modernisiert, zeitgemäßer Look (Kamera Hagen Bogdanski) und hervorragend besetzt. Charlie Hunnam hungerte sich für seine Rolle nicht nur 20 Kilo runter, sondern ließ sich auch noch 8 Tage in eine Zelle einsperren „um eine Ahnung davon zu bekommen, wie sich das für Charrière angefühlt haben muss“.

FAZIT

Spannende, stimmungsvolle Neuinterpretation des Klassikers. Besser als erwartet.

USA, 2018
Regie Michael Noer
119 min
Kinostart 26. Juli 2018

Catch Me!

PUBERTÄT FOREVER!

Jerry (Jeremy Renner) ist der un(ab)geschlagene Held des Spiels „Tag“ (so auch der Originaltitel). Es handelt sich im Grunde um ein „Fang mich“ für Erwachsene. Jedes Jahr im Mai ist „Tag“-Zeit; das bedeutet, frei übersetzt: „Du bist!“-Zeit. Dabei sollen sich die Gegner mit möglichst ausgefallenen Tricks und Verkleidungen gegenseitig überraschen und dann „taggen“. Fünf Freunde (u.a. Ed Helms und Jon Hamm) spielen dieses Spiel seit ihrer Kindheit. Jeder war schonmal dran, außer eben Jerry. Über 30 Jahre hat er es geschafft, nie abgeschlagen zu werden. Als er aber genau im Mai heiratet, sehen die anderen ihre große Chance gekommen, ihn vor dem Traualtar endlich auch mal dranzukriegen. Soweit die „Geschichte“.

MACHART

Wer liest diese Inhaltsangabe und schüttelt dabei nicht ungläubig den Kopf? Erwachsene Männer spielen Fangen. Im Ernst, das ist die ganze Idee. Jerry soll so eine Art Superheld sein, der immer genau weiß, welche Attacken seine Freunde planen und der dementsprechend vorbereitet ist. Das wird dann wieder und wieder, in immer gleich aufgelösten Slowmotionszenen gezeigt. Beim ersten mal vielleicht noch einigermaßen amüsant, wird es durch die ständige Wiederholung rasch ermüdend. Dazwischen wird unglaublich viel geredet. Das bekommt dem Film nicht gut, denn auch die Dialoge sind nur mäßig witzig. Und weil es im Grunde um nichts geht, ist der Ausgang des Spiels am Ende auch egal. Wenigstens scheinen die Schauspieler ihren Spaß beim Dreh gehabt zu haben.

FAZIT

„Catch Me!“ basiert erstaunlicherweise auf einer wahren Geschichte. Wirkt aber wie ein sehr müder Stiefbruder von MTVs „Jackass“, nur ohne jede Gefahr und ohne jeden Biss.

USA 2018
Regie  Jeff Tomsic
100 min
Kinostart 26. Juli 2018

Hotel Artemis

MEMBERS ONLY

2028, auf den Straßen von Los Angeles herrscht Bürgerkrieg. Als ein Banküberfall gründlich schiefgeht, schaffen es die angeschossenen Gangster gerade noch schwerverletzt ins Hotel Artemis. Hinter dessen schäbiger Fassade verbirgt sich eine Art Club für Verbrecher in Not, inklusive moderner Klinik. Die Regeln sind ultrastreng und nur registrierten Mitgliedern wird der Eintritt gewährt. Wer der „Nurse“ (Jodie Foster) keinen Code vorzeigen kann, kommt nicht rein. Egal, ob er (oder sie) gerade verblutet. Im Laufe der Nacht checken immer mehr rachdurstige Schwerverbrecher ins Hotel ein. Die Situation gerät zusehends außer Kontrolle.

MACHART

Ausnahmsweise mal kein Prequel, Sequel oder keine Comicverfilmung, sondern eine eigenständige, originelle Geschichte. Auf alt geschminkt, tippelt  Jodie Foster – wie immer hervorragend – durch die endlosen Gänge des Hotels und hält dabei die Geschichte zusammen. Der Film ist schön düster und schafft vom ersten Bild an eine klaustrophobische Stimmung. Das hätte eigentlich für ein etwas schräges, schönes Stück Genrekino gereicht. Doch selbst der ansehnliche Cast (u.a. Jeff Goldblum, Sofia Boutella, Zachary Quinto) kann nicht verhindern, dass der Film im letzten Drittel kippt. Was zunächst wie ein ganz guter Terry-Gilliam-Film daherkommt, wird leider gegen Ende zu einer ausufernden Gewalt- und Splatterorgie.

FAZIT

Originelle Geschichte, tolle Ausstattung, am Ende unnötig viel Gewalt – trotzdem empfehlenswert.

USA, 2018
Regie Drew Pearce
110 min
Kinostart 26. Juli 2018

Ant-Man and the Wasp

MACHT SPASS!

Scott Lang (Paul Rudd) – aka Ant-Man – langweilt sich zu Tode. Seit fast zwei Jahren ist er mit einer elektronischen Fußfessel ans Haus gekettet. Aber nur noch wenige Tage, dann ist er wieder frei – vorausgesetzt er hält sich an die Auflagen. So lange können Dr. Pym (Michael Douglas) und seine Tochter Hope (Evangeline Lilly) allerdings nicht warten. Sie brauchen seine Hilfe sofort. Denn die seit Jahren im Quantum Realm (bitte nicht fragen…) verschollen geglaubte Mutter von Hope kann gerettet werden. Doch die Zeit ist knapp und Scott der einzige, der mit Janet van Dyne (Michelle Pfeiffer) Verbindung aufnehmen und sie finden kann.

Hope van Dyke ist „The Wasp“. Also im Grunde ein weiblicher Ant-Man. Wie der, hat auch sie ein cooles Outfit, mit dem sie sich (bzw. Fahrzeuge, Salzstreuer, Häuser oder PEZ-Spender) beliebig verkleinern oder vergrößern kann. Außerdem kann sie fliegen – ist ja schließlich eine Wespe – und versteckt ein beachtliches Waffenarsenal in ihrem Anzug. Also eine mehr als ebenbürtige Partnerin. Die Widersacher der Superhelden sind der fiese Geschäftsmann Sonny Burch (Walton Goggins) und Metawesen Ghost (Hannah John-Kamen).

MACHART

Freunde des perfekten Action- und Popcornkinos werden auch an diesem neuesten Werk aus dem MCU ihren Spaß haben. Humor, Geschichte, Cast, Umsetzung – alles passt. Das Sequel ist sogar besser als sein Vorgänger „Ant-Man“ und einer der bislang unterhaltsamsten Marvelfilme überhaupt. Die Chemie zwischen den Darstellern stimmt, die Dialoge sind witzig und Evangeline Lilly hat diesmal sogar eine anständige Frisur (r.i.p. Pagenkopfperücke).

Wie Alice im Wunderland spielt die Geschichte geschickt mit den verdrehten Verhältnissen von groß und klein. Das ist ausgesprochen amüsant und sehr kurzweilig.

FAZIT

Temporeicher Sommerblockbuster mit Herz und Humor.

USA, 2018
Regie Peyton Reed
125 min
Kinostart 26. Juli 2018

Mamma Mia! Here we go again

GUTE LAUNE

Das Sequel und gleichzeitig Prequel zum Erfolgsfilm „Mamma Mia!“ von 2008. Sophie (Amanda Seyfried) hat das Haus ihrer verstorbenen Mutter Donna (Meryl Streep) saniert und in ein Luxushotel umgebaut. Zur Eröffnung soll eine große Party steigen. Dazu versammeln sich noch einmal ihre drei Väter, Sam (Pierce Brosnan), Harry (Colin Firth) und Bill (Stellan Skarsgard) auf der griechischen Insel Kalokairi. Natürlich sind auch „The Dynamos“, Donnas beste Freundinnen Rosie (Julie Walters) und Tanya (Christine Baransky) mit dabei und so kann nach ein paar Problemchen das Fest beginnen. Gekrönt wird das Ganze durch einen Überraschungsbesuch von Sophies Großmutter Ruby (Cher, oder ist es eine animatronische Puppe, die wie Cher aussieht?)

Parallel erzählt der Film in Rückblenden, wie die junge Donna (sehr süß: Lily James) in den 1970er Jahren mit ihren besten Freundinnen (jetzt Alexa Davies und Jessica Keenan Wynn) auf Kalokairi angekommen ist und die drei Väter von Sophie kennengelernt hat.

MACHART

Es gibt zwar keinen zwingenden Grund für diese Fortsetzung, aber was soll’s? Ole Parkers Film ist bunt, fröhlich und manchmal auch schön melancholisch. Die Story ist zwar mehr als dünn, aber das spielt keine Rolle. Schöne Menschen in schöner Umgebung singen schöne Lieder von ABBA. Was kann daran bitte verkehrt sein?

„Mamma Mia! Here we go again“ ist ein Film, in dem weiße Segelschiffe über blaues, glitzerndes Wasser fahren, voll besetzt mit Menschen, die „Dancing Queen“ singen. Noch Fragen? Wem der erste Teil gefallen hat, der wird auch an der Fortsetzung seine Freude haben.

FAZIT

Gut besetzter, unkomplizierter Spaß. Aber bitte die Originalversion anschauen!

UK/USA, 2018
Regie Ol Parker
114 min
Kinostart 19. Juli 2018

Book Club – Das Beste kommt noch

TRINKEN HILFT

Hotelbesitzerin Vivian (Jane Fonda) wechselt ihre Männer im Tagesrhythmus. Diane (Diane Keaton) ist frisch verwitwet. Bei Carols (Mary Steenburgen) Ehe ist nach 35 Jahren die Luft raus. Und Bundesrichterin Sharon (Candice Bergen) schmust lieber mit ihrer Katze.

Schon seit Jahrzehnten treffen sich die vier Freundinnen zum monatlichen „Book Club“. Dabei geht es zwar auch um Bücher, in erster Linie wird aber über Männer und Beziehungen getratscht. Und dabei sehr viel Weißwein getrunken. Bis Vivian eines Tages „Fifty Shades of Grey“ als Lektüre empfiehlt. Damit bringt sie das Gefühlsleben ihrer Freundinnen – und auch ihr eigenes – unerwartet in Wallung.

MACHART

“Sex and the City” für die Generation Ü60. Bei der Besetzung konnte nicht viel schiefgehen. Möglicherweise stört sich der ein oder andere an den etwas zu stark weichgezeichneten Gesichtern. Oder an den bemerkenswert schlechten Greenscreen-Aufnahmen. Oder an den zwei Facelifts, die Jane Fonda zuviel hatte. Aber was soll’s? Die Gags sind nett genug, die Damen in sichtlicher Spiellaune. Und Diane Keaton darf mal wieder ihre Privatgarderobe auftragen. Das Beste an „Book Club“ ist ohnehin die Besetzung. Neben den hochkarätigen Hauptdarstellerinnen glänzen noch Andy Garcia, Don Johnson, Richard Dreyfuss, Ed Begley Jr. und Craig T. Nelson in Nebenrollen. Viele Stars für’s Kinogeld.

FAZIT

Sex sells auch im Alter. Harmloser Spaß mit legendärer Besetzung. „Book Club“ – am besten mit einem großen Glas Weißwein genießen.

USA, 2018
Regie Bill Holderman
97 min

The First Purge

BLUTIGES PREQUEL

„The First Purge“ erzählt, wie die jährlich wiederkehrenden „zwölf Stunden Gesetzlosigkeit“, oder auch  „The Purge“, begannen. Die Partei des ultrarechten US-Präsidenten (nein, das ist kein Dokfilm) verfügt, dass eine Nacht lang alle Gewalttaten straffrei bleiben. Ohne Konsequenzen, mitmachen kann jeder. Damit soll die Verbrechensrate in den USA für den Rest des Jahres gedrückt werden. Für 5.000 $ sollen sich Freiwillige neonblaue Kontaktlinsen mit integrierter Kamera ins Auge einsetzen, damit das Morden live im Fernsehen übertragen werden kann. Die Bevölkerung will zunächst nicht mitspielen und feiert lieber Straßenfest. Deshalb heizt die Regierung die Gewalt durch gezielte Attacken künstlich an. Was als Sozialexperiment im New Yorker Stadtteil Staten Island beginnt, gerät so rasch außer Kontrolle.

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Ja, auch dieser Film hat seine Momente. Leider sind die zu kurz und zu selten. In erster Linie wird viel erschossen, aufgeschlitzt, verbrannt und erschlagen. Hauptsache blutrünstig. Dabei bleibt die Spannung zugunsten billiger Schockmomente auf der Strecke. Und auch die pseudo-politische Botschaft verpufft in der unglaubwürdigen Geschichte. Wenigstens gibt’s was zu lachen, wenn auch unfreiwillig. Zum Beispiel,  wenn Held Dmitri (Y’lan Noel) unvermittelt Jacke und Hemd ablegt, um im weißen Tanktop – ganz in alter „Die Hard“-Tradition – in die Schlacht zu ziehen. Mit einem Maschinengewehr bewaffnet, fast größer als er selbst. Auch die deutsche Synchronisation sorgt für Erheiterung, will sie sich doch partout nicht zwischen hipper Jugendsprache, Ghettoslang und gestelztem Schriftdeutsch entscheiden.

FAZIT

Insgesamt ganz schön menschenverachtend und daher dröge.

USA, 2018
Regie Gerard McMurray
112 min

How to party with Mom

HARMLOSER SPASS

Der Ehemann verkündet aus dem Nichts, er habe sich in eine andere Frau verliebt und wolle die Scheidung. Für Hausfrau Deanna (Melissa McCarthy) bricht erstmal die Welt zusammen. Aber schnell reißt sie sich zusammen und startet einen Neuanfang. Sie will ihr abgebrochenes Studium der Archäologie wieder aufnehmen und geht deshalb ausgerechnet aufs College ihrer Tochter. Die ist natürlich zunächst alles andere als begeistert. Aber Mutti kommt bei den Kommilitoninnen gut an und stürzt sich voll ins Studentenleben: inklusive Partys, Saufen und Spaß mit Jungs, die ihre Söhne sein könnten.

MACHART

Melissa McCarthy muss man einfach mögen. Selbst in durchschnittlichen Fließbandkomödien wie dieser hier. Dass das Drehbuch- und Ehegespann McCarthy/Falcone nicht unbedingt Garant für Topkomödien ist, zeigten sie schon in den eher mittelmäßigen „Tammy“ und „The Boss“. Leider ist auch hier die Geschichte recht lieblos zusammengezimmert, viele der Gags wollen einfach nicht zünden. Und wenn doch, dann versanden lustige Situationen oft im Nichts. Gerade so, als wären den Drehbuchautoren die Ideen ausgegangen oder als hätten sie schlicht keine Lust mehr gehabt. Natürlich ist ein Film mit Melissa McCarthy nie komplett unkomisch. Und so funktioniert „How to party with Mom“ immer dann am besten, wenn die Darsteller von der Leine gelassen werden und sich in „physical comedy“ austoben können. Dann merkt man auch, was für ein großes Potenzial hier mal wieder verschenkt wurde.

FAZIT

Zu gut besetzte Komödie mit zu wenig Lachern. Aber um 90 Minuten den Alltag auszublenden, ok.

USA, 2018
Regie Ben Falcone
107 min

Wackersdorf

AKTUELLES POLIT-DRAMA

Oberpfalz in den 80er Jahren: Im Zonenrandgebiet steigen die Arbeitslosenzahlen. Deshalb muss Landrat Schuierer (Johannes Zeiler) Perspektiven für die Bevölkerung schaffen. Da kommen ihm die Pläne der Bayerischen Staatsregierung gerade recht: In Wackersdorf soll eine atomare Wiederaufbereitungsanlage gebaut werden. Das verspricht wirtschaftlichen Aufschwung für die ganze Region. Doch als der Freistaat gewaltsam gegen eine Bürgerinitiative vorgeht, die sich für die Natur und gegen die Anlage ausspricht, wachsen in Schuierer Zweifel. Bei seinen Nachforschungen findet er heraus, dass die Anlage doch nicht so harmlos ist wie behauptet wird. „Wackersdorf“ erzählt, wie es zur Protestbewegung gegen den Bau der Wiederaufbereitungsanlage kam.

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Der Film besticht durch seine angenehme Unaufgeregtheit. An Originalschauplätzen im Landkreis Schwandorf gedreht, verfolgt der Film die Geburtsstunde der zivilen Widerstandsbewegung der BRD. Ein Plädoyer für demokratische Werte und Bürgerengagement, heute so aktuell wie damals.

FAZIT

Das Polit-Drama aus den 1980er Jahren könnte eins zu eins in die Jetzt-Zeit verlegt werden. Ein Ansporn, sich politisch zu engagieren oder mindestens zu interessieren. Spannend erzählt und nebenbei noch eine echte Zeitreise in die eigene Jugend.

Deutschland, 2018
Regie Oliver Haffner
123 min

B12 – Gestorben wird im nächsten Leben

BAYERISCHER HEIMATFILM

Das Leben ist eine lange, viel befahrene Bundesstraße – deshalb trifft sich pünktlich jeden Tag der gleiche Stammtisch in einer heruntergekommenen Raststätte, direkt an der B12 gelegen. Dazu gehören: Konrad, ehemaliger Rock’n’Roll-Tänzer und Anwärter auf zwei neue Hüftgelenke; Franz, schlitzohriger, stets gut gelaunter „Saukopf“-Experte, sowie Mane, der stoische Parkplatzwächter mit einer Vorliebe für zu viel Bier.

„Jo mei, I mechad nur noch sterben“, sagt Altwirt Lenz Gantner bei jeder Gelegenheit und zu jedem, der es nicht hören will. Nach einem Schlaganfall ist er mit seinen 89 Jahren am Ende und haust in der ehemaligen Großküche des Rasthofs. Sein Sohn Manfred ist der Chef und hat wenig Mitleid mit dem Alten. Denn der hat ihm, neben der schrabbeligen Ansammlung von Gebäuden und Containern, auch die Schulden vermacht. Nun sträubt er sich zudem vehement gegen jegliche Neuerung. Kaputter Ort, kaputte Menschen. Könnte man meinen.

MACHART

Im Dokumentarfilm „B12“ geht es um die ganz großen Themen des Lebens: Liebe, Freundschaft und Tod. Komprimiert auf ein beengtes Biotop: Heimat, direkt an der Schnellstraße. Christian Lerchs Langzeitstudie nimmt sich viel Zeit für seine schrägen Gestalten und beobachtet genau. Der selbstmitleidige Lenz wird beim Genuss einer Leberknödelsuppe plötzlich wieder sehr agil und auch die vermeintliche Erblindung ist beim Betrachten alter Schulfotos auf einmal vergessen. So schafft der Film viele komische Momente. Der  Höhepunkt ist eine Szene von solch erstaunlicher Dusseligkeit, dass man es kaum glauben möchte.

FAZIT

Humor- und liebevolle Beobachtung von echten bayerischen Originalen. Sehenswert.

Deutschland, 2018
Regie Christian Lerch
92 min

Ocean’s 8

FEDERLEICHTER GANGSTERFILM

Elf Jahre nach Steven Soderberghs Ocean 11- 13 Trilogie gibt es nun eine Art Fortsetzung, diesmal mit weiblichem Cast: Sandra Bullock spielt Debbie Ocean, die Schwester von George Clooneys Danny. Nach einer 5-jährigen Haft wieder auf freiem Fuß, plant sie einen millionenschweren Raub in der New Yorker Met. Ein Diamantcollier soll von Daphne Klugers (Anne Hathaway) zartem Hals geklaut werden. Dazu benötigt Debbie, genau wie ihr Bruder, eine Crew von Spezialistinnen. Mit dabei als übercoole Freundin: Cate Blanchett. Daneben gibt Sarah Paulson die vermeintlich brave Hausfrau, Rihannna den Technerd und Helena Bonham Carter overacted als überdrehte Modedesignerin.

MACHART

Zwar kein aktueller Kommentar zu #metoo, dafür glitzert es gewaltig: vom Diamantcollier bis zum Teint der Darstellerinnen. Der geplante Raub ist ein Kinderspiel und läuft so reibungslos wie ein Schweizer Uhrwerk ab. Genau das ist das Manko des Films. Alles läuft viel zu glatt und harmonisch. Es gibt keine wirklichen Überraschungen (außer ein paar Twists gegen Ende) und so will auch keine rechte Spannung aufkommen. Was für einen Heist-Film ein Problem ist. Zu federleicht ist die Geschichte inszeniert, die Charaktere werden nur angedeutet, dadurch bleibt es ein oberflächliches Vergnügen.

Bleibt allein die Frage: Was ist mit Sandra Bullocks Gesicht passiert? Sah das schon immer so computeranimiert perfekt aus?

FAZIT

Empfehlenswert für alle, die genug Testosteron-Superhelden in Weltuntergangsschlachten gesehen haben und sich nach leichter Kost für einen lauen Sommerabend sehnen. Ocean’s 8 sieht gut aus, hat eine Topbesetzung und tut niemandem weh. Ein Film wie ein Soufflé.

USA, 2018
Regie Gary Ross
111 min

Meine teuflisch gute Freundin

PLATTER KLAMAUK

Der Teufel (Samuel Finzi) lebt! Und er ist Bankier in Frankfurt. Seine Tochter Lillith (Emma Bading) ist ein launischer Teenager und will endlich beweisen, dass sie auch schon erwachsen und ein echter Teufel ist. Deshalb soll sie das brave Provinzmädchen Greta Birkenstein (Janina Fautz) zum Bösen verführen. Eine Woche hat sie dafür Zeit. Also zieht sie kurzerhand bei Familie Birkenstein ein und versucht, das dauerfreundliche Mädchen auf die dunkle Seite zu locken. Aber die Dinge entwickeln sich anders als geplant. Greta scheint nicht nur gegen jegliche Bosheit immun zu sein, die sonst so eiskalte Lilth verliebt sich ungeplanterweise auch noch in den Außenseiter Samuel (Morten Harket reborn: Ludwig Simon). Ihre Mission droht gründlich zu misslingen.

MACHART

Die „Bibi und Tina“-Filmreihe hat wohl genügend Geld eingespielt, sodass sich früher oder später jemand fragen musste: wie könnte man die Kuh noch melken? Heraus kam nun dieser alberne Film. Nichts gegen gut gemachte Teenagerkomödien – selbst „Fack ju Göhte“ hatte ja noch seine Momente – aber das hier ist einfach nur schlecht. Die Gags bewegen sich fast durchweg auf 60er-Jahre-Paukerfilm-Niveau. Erstaunlich, dass im Jahr 2018 Drehbuchautoren die Idee, jemandem Juckpulver ins Hemd zu streuen, noch witzig finden. In diesem Stil hangelt sich die Geschichte mehr schlecht als recht von einem dümmlichen Kalauer zum nächsten. Die gestandenen Schauspieler bemühen sich, haben aber gegen das platte Drehbuch und die biedere Inszenierung keine Chance.

FAZIT

Neuer Name, neue Besetzung, alte Witze. Die Deutsche Film- und Medienbewertung hat „Meine teuflisch gute Freundin“ gerade mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet. Warum?

Deutschland, 2018
Regie Marco Petry
99 min