Warum lassen sich die Romane von Michael Ende so schwer verfilmen? Bei „Die unendliche Geschichte“ konnte man die Enttäuschung über das Kitschfest noch auf die damals begrenzten tricktechnischen Möglichkeiten schieben. Doch die Zeiten ändern sich und „Jim Knopf und die wilde 13“ bietet Bild- und Soundeffekte auf hohem internationalem Niveau. Nicht nur der Wolkenflug durch das dreidimensionale Warner-Logo zu Beginn des Films erinnert an die Harry-Potter-Filme.
Nachdem Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer im ersten Teil den Drachen Frau Mahlzahn besiegt haben, sinnt die Piratenbande „Die wilde 13“ auf Rache. Mit ihren Dampfloks begeben sich die beiden Helden auf eine abenteuerliche Reise, auf der Jim endlich die Wahrheit über seine Herkunft herausfinden möchte.
Lummerland 2020 – das ist natürlich Lichtjahre von der Augsburger Puppenkiste entfernt. Dank magischer CGI-Effekte entstehen die von Michael Ende erdachten Figuren und Länder ganz so, wie man das bei einem modernen Fantasyfilm erwartet. Doch genau in dieser Perfektion liegt das Problem: Bei Endes Romanen besteht der Hauptspaß darin, sich bei der Lektüre seine eigenen fantastischen Welten auszumalen. Filmgewordener Realismus würgt der Fantasie die Luft ab. Man hätte den Machern etwas mehr Mut zu Wes-Anderson-Schrägheit und etwas weniger Bestreben nach Hollywoodperfektion gewünscht.
Für junge Zuschauer ist der Film bestimmt ein großes Vergnügen, denn an visuellen Schauwerten und Spannung mangelt es nicht. Hauptsache, die Kleinen lesen vorher das Buch und haben so die Chance auf ihr eigenes Kopfkino.