MARIE CURIE – ELEMENTE DES LEBENS

Marie Curie liegt im Sterben. Schon wieder möchte man fast sagen, denn es ist gerade mal vier Jahre her, dass das Leben der zweifachen Nobelpreisträgerin zuletzt  verfilmt wurde. Auf der Bahre, eilig durch lange Krankenhausgänge geschoben, zieht ihr Leben noch einmal an ihr vorbei. Kein besonders origineller Einstieg in ein eher konventionelles Biopic.

Auch dieses gut gemeinte Werk werden zukünftige Schülergenerationen über sich ergehen lassen müssen. Wie im Lehrbuch hakt „Radioactive“ (so der Originaltitel) artig die Lebens-Best-Of-Stationen der visionären Wissenschaftlerin ab. 1903 erhält Curie als erste Frau (gemeinsam mit ihrem Mann Pierre) den Nobelpreis für Physik, Jahre später einen weiteren für Chemie. Zwischendurch weist der Film auf die zwiespältigen Folgen der Strahlenforschung hin. In seltsam fehl am Platz wirkenden Sequenzen werden eine Tumorbehandlung, der Bombenabwurf auf Hiroshima und natürlich das Reaktorunglück von Tschernobyl eingestreut. Das soll wohl eine mahnende Erinnerung an das sein, was da später noch kam. Hilfreich für diejenigen, die sich noch nie im Leben mit den Vor- und Nachteilen von Radioaktivität beschäftigt haben, für alle anderen unnötige Belehrung, die den Fluss der Erzählung stört. 

Dass „Marie Curie – Elemente des Lebens“ auf einer Graphic Novel („Radioactive: Marie & Pierre Curie: A Tale of Love and Fallout“) basiert, merkt man ihm leider viel zu selten an. Visuell ist das zwar alles ganz hübsch und stimmungsvoll, aber nicht besonders mutig. Erstaunlich, denn Regisseurin Marjane Satrapi ist selbst Comiczeichnerin und hat vor 13 Jahren mit „Persepolis“ ein bahnbrechendes Debüt abgeliefert.

FAZIT

Løtta und Tøby würden aufs Schärfste widersprechen, aber in erster Linie macht der direkte Kontakt mit Radium wohl vor allem eins: krank. Das müssen auch Marie und ihr Ehemann am eigenen Leib erfahren. Mit heutigem Kenntnisstand würde man sagen: „Selbst schuld, an der ganzen blutigen Husterei“, denn dass Marie jeden Abend ein kleines, grün leuchtendes Fläschchen Radium mit ins Bett nimmt, bleibt nicht ohne Folgen.

Originaltitel „Radioactive“
Großbritannien 2020
103 min
Regie Marjane Satrapi
Kinostart 16. Juli 2020