Produziert von Brad Pitt! Ja, DEM Brad Pitt, bei dem Carsten Maschmeyer seine Frau mal im Badezimmer festgestellt hat, dass die Beleuchtung nicht ausreicht. Die Hauptrollen mit Evan Rachel Wood (Westworld), Debra Winger (Zeit der Zärtlichkeit), Richard Jenkins (Shape of Water) und Gina Rodriguez (Deepwater Horizon) hochkarätig besetzt! „Kajillionaire“ klingt wie das nächste große Ding aus Hollywood. Was für eine Überraschung, dass Miranda July trotz der versammelten Prominenz keinen Blockbuster, sondern eine kleine, absurde Tragikomödie gedreht hat. Die Regisseurin dürfte Eingeweihten bislang höchstens als Performance- und Konzept-Künstlerin bekannt sein.
Old Dolio greift im Vorbeigehen ganz automatisch in das Münzfach des öffentlichen Telefons. Es könnten ja noch ein paar Cent darin liegen. Das Mädchen und ihre Eltern, Robert und Theresa, halten sich mit kleinen Gaunereien und Diebstählen über Wasser. Da sie seit Monaten mit der Miete im Rückstand sind, droht ihnen nun die Kündigung. Zeit, ein etwas größeres Ding zu drehen.
Als das schrullige Trio bei einer Flugreise (auch diese wird nur aus betrügerischen Gründen unternommen) die aufgekratzte Latina Melanie kennenlernt, verändert sich die Familiendynamik gründlich. Vor allem Old Dolio spürt plötzlich eine große Leere und beginnt sich nach Liebe und einer normalen Familie zu sehnen.
Anfangs ganz schön deprimierend, der toxischen Beziehung zwischen introvertierter Tochter und lieblosen Eltern zuzuschauen. Erst das Auftauchen der exaltierten Melanie injiziert den Figuren und damit dem Film eine gewisse Leichtigkeit.
„Kajillionaire“ nimmt einige überraschende Wendungen, manchmal unerwartet, bisweilen bizarr – Wes Anderson läßt grüßen. Viele Einfälle funktionieren gut, andere erscheinen bemüht oder albern, ein bisschen „hit and miss“. Evan Rachel Wood und Debra Winger sind in hässlichen Klamotten, ungeschminkt und mit trocken-struppigem Haar kaum wiederzuerkennen. Selten waren Hollywoodstars so erfrischend unvorteilhaft auf der Kinoleinwand zu sehen – das ist entweder komplett uneitel oder eine Bewerbung um den nächsten Oscar.
USA 2020
106 min
Regie Miranda July
Kinostart 22. Oktober 2020
alle Bilder © Universal Pictures Germany