THE INSPECTION

THE INSPECTION

Ab 24. August 2023 im Kino

In Elegance Brattons autobiografischem Film trifft MOONLIGHT auf FULL METAL JACKET. Ein Militärdrama mit gay-twist.

Der schwule Afroamerikaner Ellis French (Jeremy Pope) wird mit 16 von seiner homophoben Mutter (Gabrielle Union) verstoßen, neun Jahre später lebt er noch immer auf der Straße. Seine letzte Chance sieht er ausgerechnet in der Verpflichtung bei den US-Marines. Er hofft, sich und seiner streng-religiösen Mutter zu beweisen, dass er mehr „als eine obdachlose Schwuchtel“ ist. Das mehrwöchige Bootcamp und ein besonders sadistischer Ausbilder drohen den jungen Ellis zu brechen.

Jeremy Pope liefert eine oscarwürdige Leistung ab

Der Film von Drehbuchautor und Regisseur Elegance Bratton ist eine halb-autobiografische Erzählung über seine Zeit bei den Marines im Jahr 2005. Frei nach der DADT-Regel („Don’t ask, don’t tell“) wurden Anfang des Jahrtausends beim amerikanischen Militär Homosexuelle geduldet, solange sie nicht darüber reden. Ellis’ Problem ist, dass man ihm sofort anmerkt, was Sache ist. Nach einer unglückseligen Versteifung im Duschraum wird er nicht nur von Vorgesetzten, sondern auch von seinen Kameraden schikaniert.

THE INSPECTION fühlt sich stellenweise ein bisschen klischeehaft an, vor allem der Ausbilder (Bokeem Woodbine) wirkt wie eine Persiflage auf den legendären Sergeant Hartman aus FULL METAL JACKET. Dieses kleine Manko machen aber die Schauspieler mehr als wett: Klares Highlight ist Jeremy Pope, der in der Rolle des queeren Soldaten eine oscarwürdige Leistung abliefert und auch Gabrielle Union ist als seine kalte, distanzierte Mutter ausgezeichnet.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Inspection“
USA 2022
100 min
Regie Elegance Bratton

alle Bilder © X-Verleih

WAVES

„Waves“ hat das Zeug zu einem modernen Klassiker. Wie der Rhythmus von Ebbe und Flut wechseln sich über 135 Minuten Katastrophen und Glück ab. Eine berührende Geschichte über Liebe, Vergebung und familiärem Zusammenhalt, dem Oscar-Gewinner von 2017 „Moonlight“ nicht unähnlich.

In zwei Kapiteln wird das Schicksal der afroamerikanischen Familie Williams beleuchtet: Zunächst steht der 18-jährige Sohn Tyler im Mittelpunkt (Kelvin Harrison Jr.). Seine Freundin liebt ihn, an der Highschool ist er der Star im Wrestlingteam. Aber der Teenager steht unter Druck. Eine Schulterverletzung und damit das Aus für seine ambitionierten Pläne ist nur eines von vielen Problemen. Schwierig auch das tagtägliche Kräftemessen mit dem dominanten Vater (Sterling K. Brown), gegen den er sich nur schwer behaupten kann.
Eine Katastrophe bahnt sich im Zeitlupentempo an. Nach gut der Hälfte verschiebt sich die Perspektive des Films, erzählt dann von Tylers jüngerer Schwester Emily (Taylor Russel) und deren erster Liebe. 

Regisseur Shults hat mit „Waves“ ein episches Familiendrama in leuchtenden Farben erschaffen. Die außergewöhnliche Bildsprache wechselt immer wieder das Format, von Breitbild zu beengtem 4:3, je nach Gemütslage der Figuren. Trent Reznor und Atticus Ross liefern dazu einen extrem effektiven Soundtrack, treiben manche Szene bis an die Schmerzgrenze.

FAZIT

„Waves“ ist keine leichte Kost und stellenweise vielleicht auch kein perfekter Film, aber er wirkt nach.

Originaltitel „Waves“
USA 2019
135 min
Regie Trey Edward Shults
Kinostart 16. Juli 2020