Better Man - Die Robbie Williams Story

BETTER MAN – DIE ROBBIE WILLIAMS STORY

Better Man - Die Robbie Williams Story

BETTER MAN – DIE ROBBIE WILLIAMS STORY

Robbie Williams macht sich in seinem Biopic BETTER MAN zum Affen.

Ab 02. Januar 2025 im Kino

Wichser, Narzisst, arrogantes Arschloch – Robbie Williams wurde schon vieles genannt. Warum er trotzdem oder gerade deswegen ein internationaler Superstar wurde, zeigt der autobiografische Film BETTER MAN.

Der Vater lässt die Familie sitzen, auf dem Sportplatz nimmt ihn keiner ernst – der kleine Robbie hat’s nicht leicht. Kraft geben ihm nur die Liebe seiner Großmutter und der Glaube, er sei zum größten Entertainer der Welt geboren. Und dann: Mit zarten 15 plötzlich Superstar. Von einem cleveren, nicht gerade netten Produzenten zusammengecastet, wird Take That DIE Boyband der 90er. Auf der Bühne fällt Robbie als hyperaktives Energiebündel auf, backstage bald als zugekokster Alkoholiker. Die kreativen Lorbeeren sackt Singer-Songwriter Gary Barlow ein, Robbie bleibt der nicht ernstzunehmende Spaßvogel. Während sich der eine bald ein Schloss mit Butler leisten kann, wohnt der andere noch bei seiner Mutter.

Better Man - Die Robbie Williams Story

BETTER MAN ist wirklich mal was Neues: Statt selbst vor die Kamera zu treten oder einen Look-Alike-Schauspieler zu casten, wird Williams von einem Affen gespielt. Klingt schräg – funktioniert aber. Robbie liefert nur die Stimme; sein Gesicht sieht man keine Sekunde. Mit viel Liebe zum Detail wurden Musikvideos, Covershots, Konzerte und TV-Auftritte mit dem Affen-Robbie nachgestellt. Nach ein paar Minuten hat man sich dank perfekter Tricktechnik von Weta („Herr der Ringe“, „King Kong“, „Planet der Affen“) daran gewöhnt und fragt sich bald, ob ein menschlicher Schauspieler den Film nicht um einiges banaler gemacht hätte. Ob das allerdings in der deutschen Synchro auch funktioniert, bleibt abzuwarten. Denn Robbies rotzige Sprechstimme macht einen großen Teil seines Charmes aus.

Better Man - Die Robbie Williams Story

Take That und die Solokarriere handelt der Film erstaunlich nebenbei ab. Viel mehr sind die Ängste, Depressionen und Süchte des „Prolls, der zu schnell alles bekommen hat“, (O-Ton Robbie in einem AA-Meeting) zentrales Thema. BETTER MAN funktioniert auf mehreren Ebenen: als mitreißende Musik-Show genauso wie als Blick in die gequälte Seele eines ewig Zweifelnden. Eine rasende Fahrt im Gegenverkehr mit Robbie am Steuer oder ein unendlicher Sturz durch Federfächer – der Film findet immer wieder ungewöhnliche Visualisierungen für das Popstar-Leben auf der Überholspur. Sehr gelungen auch, wie die größten Hits elegant in die Handlung eingebaut werden – das bewahrt BETTER MAN davor, nur ein bebildertes Best of Album zu sein.

Better Man - Die Robbie Williams Story

Meckern auf hohem Niveau: Insgesamt hätte man den Film um gut 15 bis 30 Minuten kürzen können. Und dass Robbie bei jedem Auftritt von inneren Dämonen verfolgt wird – hier als wütende Affen-Doppelgänger im Publikum dargestellt – hat man nach der siebenunddreißigsten Wiederholung wirklich verstanden. „Die Leute kaufen keine Tickets, um von deinen Problemen zu hören“, sagt Robbies Vater zu seinem Sohn, als der den Tiefpunkt seiner Drogenabhängigkeit erreicht hat. Wenn das wahr wäre, würde sich niemand diesen Film anschauen. Und das wäre wirklich schade.

Originaltitel „Better Man“
Australien 2024
134 min
Regie Michael Gracey

Better Man - Die Robbie Williams Story

alle Bilder © TOBIS Film GmbH

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Die leisen und die großen Töne

DIE LEISEN UND DIE GROSSEN TÖNE

Die leisen und die großen Töne

DIE LEISEN UND DIE GROSSEN TÖNE

Danke Frankreich, für einen unterhaltsamen Film, der seine Zuschauer ernst nimmt.

Ab 26. Dezember 2024 im Kino

DIE LEISEN UND DIE GROSSEN TÖNE ist nicht nur traurig, lustig und herzerwärmend, sondern auch herrlich kompakt. Alles, was nicht nötig ist, wird auch nicht gezeigt. Vom deutschen oder US-amerikanischen Kino ist man da abgestumpft: Bereits Gezeigtes wird oft genug nochmals von den Figuren erklärt. Hier ganz anders: Etwas deutet sich an – Schnitt – die nächste Szene zeigt die Folgen. Es ist wirklich erstaunlich, wie gut die Kunst des Weglassens funktioniert. Entweder war hier ein hochbegabter Cutter am Werk oder ein Regisseur, der genau weiß, was er tut. Oder beides.

Die leisen und die großen Töne

Thibaut (Benjamin Lavernhe) ist ein weltberühmter Dirigent, der in den größten Konzerthallen auftritt. Als er an Leukämie erkrankt und einen Knochenmarkspender benötigt, erfährt er überraschend, dass er adoptiert wurde und einen jüngeren Bruder hat. Jimmy (Pierre Lottin) lebt ein völlig anderes Leben: Er arbeitet in der Kantine einer von der Schließung bedrohten Fabrik. Zwei Welten treffen aufeinander, doch die beiden Brüder teilen eine tiefe Leidenschaft: die Liebe zur Musik.

Die leisen und die großen Töne

Entscheidend sind die Gene: Während Thibauts (nicht blutsverwandte) Schwester so unmusikalisch wie ein Stück Holz ist, steckt in den bei der Geburt heimlich getrennten Brüdern das Potenzial zum Maestro. Regisseur Emmanuel Courcol zeigt, dass soziale Unterschiede unwichtig werden, wenn es um das Leben und die (Bruder-)Liebe geht. DIE LEISEN UND DIE GROSSEN TÖNE ist ein verspielter und optimistischer Film. Nicht alles ist plausibel, aber es funktioniert federleicht und mit Anmut – typisch französisch eben.

Die leisen und die großen Töne

Deshalb kurz und knapp und weihnachtlich das Urteil: Die Tragikomödie DIE LEISEN UND DIE GROSSEN TÖNE ist eines der schönsten Feel-Good-Movies des Jahres.

Originaltitel „En fanfare“
Frankreich 2024
103 min
Regie Emmanuel Courcol

Die leisen und die großen Töne

alle Bilder © Neue Visionen Filmverleih

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BOB MARLEY: ONE LOVE

BOB MARLEY: ONE LOVE

Ja, Mann! Bob Marley hätte einen besseren Film verdient als dieses flache Malen-nach-Zahlen-Biopic.

Ab 15. Februar 2024 im Kino

Reinaldo Marcus Greens Film wendet sich an ein Publikum, das entweder gar nichts über Bob Marley weiß (Bob wer?) oder Fans, die einfach noch mal die Greatest Hits des Reggaemusikers hören wollen. Schon der Anfang ist entsprechend plump: Schrifttafeln informieren den Zuschauer gefühlt minutenlang, wer der Mann überhaupt war und in welcher Zeit er lebte.

Mit dem Holzhammer erzählt

Wer es noch nicht wusste: Bob Marley war ein jamaikanischer Musiker und Aktivist, der als bedeutendster Vertreter und Mitbegründer der Reggae-Musik gilt. Gemeinsam mit seiner Band The Wailers hatte er zahllose Hits. Mit nur 36 Jahren starb er am 11. Mai 1981 an Hautkrebs.

Eine Geschichte wie mit dem Holzhammer erzählt. Beispielsweise so: Kaum hört Marley (Kingsley Ben-Adir) ein paar Takte des Soundtracks zum Paul-Newman-Film EXODUS, schon greift er nach der Gitarre und performt aus dem Stand den Welthit „Exodus“. Ja, so genial war er wohl. Oder: Marley und seine Frau Rita (Lashana Lynch) streiten sich, sie läuft weinend weg und – richtig – in der nächsten Szene ist „No Woman, No Cry“ zu hören. Welcher Song läuft wohl vor einer Schießerei?

Regie und Drehbuch mögen es ohnehin simpel, haken mehr ab, als eine dramaturgisch interessante Story zu erzählen. Keine Szene, in der nicht irgendwas Maßgebliches besprochen oder Geniales komponiert wird. Das mag zwar alles so gewesen sein, eine tiefergehende Entwicklung der Charaktere bleibt bei diesem „Best of eines Lebens“ aus. Technisch ist das gut gemacht und auch schauspielerisch gibt es nichts zu meckern, nur das Drehbuch hat die Eleganz eines Wikipediaeintrags.

Musiker-Biopics sind ein hit-or-miss-Spiel: Verkleidete Schauspieler, die zum Playback performen, erreichen nie die Kraft und den Zauber des Originals. Für jede BOHEMIAN RAHAPSODY gibt es einen ROCKETMAN, für jeden ELVIS einen MAESTRO. In diesem Fall ist nicht nur haartechnisch gesehen GIRL YOU KNOW IT’S TRUE der bessere Rastazopf-Film.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Bob Marley: One Love“
USA 2024
105 min
Regie Reinaldo Marcus Green

alle Bilder © Paramount Pictures Germany

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BLOWN AWAY

Jeden Morgen duschen, Haare frisieren, zur Arbeit gehen, Geld verdienen: Bringt es das auf Dauer? Nö, finden die Studienfreunde Hannes Koch und Ben Schaschek und machen lieber den ultimativen Aussteigertraum wahr: eine Reise mit Segelboot und Bus rund um die Welt, viereinhalb Jahre Auszeit. Auf ihren Stationen treffen die beiden dabei immer wieder auf Gleichgesinnte, mit denen sie spontan Musik aufnehmen. Das Besondere: die verschiedenen Tracks eines Songs entstehen jeweils an unterschiedlichen Orten auf der Welt: die Gitarre beispielsweise in Südafrika, Monate später der Gesang in Brasilien und die Streicher in Salvador. Ein ungewöhnliches, interkulturelles Musikexperiment.

Besser hätte sich das keine Agentur ausdenken können: Hannes und Ben sind perfekt gecastet – blaue Augen, blonde Haare, Vollbärte. Zwei liebenswerte Hipster-Hippies auf großer Fahrt. Obwohl beide vom Segeln keine Ahnung haben, fahren sie mal eben so von Australien über Indonesien nach Südafrika und dann, schwupps, überqueren sie auch noch den Atlantik bis Südamerika. Alles easy, man muss es nur wollen. Als Marketingvehikel, um die Musik der beiden zu promoten, ist der Film perfekt gelungen. Nichts scheint unmöglich, man würde am liebsten direkt mit an Bord gehen, oder ersatzweise schon mal den chilligen Soundtrack kaufen.

FAZIT

Den Weltreisenden ist zusammen mit Regisseur Micha Schulze ein unaufgeregter, sehr unterhaltsamer Dokumentarfilm über Freundschaft, Musik und Abenteuer gelungen. Einziger Minuspunkt: Die dauer gut gelaunte Offstimme (Hannes) lässt den Film zeitweise wie eine ProSieben-Galileo-Reportage wirken.

Deutschland 2019
119 min
Regie Micha Schulze
Kinostart 23. Mai 2019