GLORIA – DAS LEBEN WARTET NICHT

Als sich Juliane Moore und Regisseur Sebastián Leila 2015 in Paris kennenlernen, ist es berufliche Liebe auf den ersten Blick. Sie versichert ihm, wie fantastisch sie seinen Film „Gloria“ findet (Berlinale Gewinner „Beste Hauptdarstellerin“ 2013) und er beteuert seine große Bewunderung für ihre Schauspielkunst. Die beiden beschließen, gemeinsam eine Neuversion von „Gloria“ zu machen.

Die zwei erwachsenen Kinder sind aus dem Haus und haben mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen, der Job ist keine große Herausforderung. Gloria Bell (Julianne Moore) ist seit 12 Jahren geschieden und führt ein etwas einsames, aber glückliches Singledasein in Los Angeles. Um ein bisschen Spaß zu haben, taucht die attraktive Mittfünfzigerin in das Nachtleben von Los Angeles ab. In den Ü-40-Clubs kann sie zu 70er und 80er Jahre-Hits ausgelassen tanzen und lernt dabei nebenbei Männer kennen. Eines Abends trifft sie auf Arnold (John Turturro), einen Ex-Marine, ebenfalls geschieden. Die beiden beginnen eine leidenschaftliche Affäre.

Die Story in einem Satz: Das Porträt einer freigeistigen Frau, die sich in den falschen Kerl verliebt. „Gloria – Das Leben wartet nicht“ ist ein Film mit langem Titel und wenig Inhalt. In 102 Minuten passiert im Grunde nichts. Gloria ist nett, zu allen freundlich und hilfsbereit, während sich die egoistischen Männer um sie herum wie ungezogene Kleinkinder benehmen. Die Erkenntnis: Frauen sind die besseren Menschen, gütig, mild und weise. Amen. 

FAZIT

Der Film ist eine Liebeserklärung an Julianne Moore; die Schauspielerin beherrscht jede Szene, alles ist vollkommen auf sie fokussiert. Für so was werden Oscars vergeben. 

Originaltitel „Gloria Bell“
USA 2018
102 min
Regie Sebastián Lelio
Kinostart 22. August 2019

ZWISCHEN DEN ZEILEN

Macht das Internet dumm? Hören die Menschen bald ganz auf, Bücher zu lesen und starren nur noch zombifiziert in ihre Smartphones?

„Zwischen den Zeilen“ ist ein fein beobachtetes, hintergründiges Porträt des Pariser Literaturbetriebs. Es geht um verletzte Eitelkeiten, Affären und Geheimnisse, alte und neue Liebschaften, in allererster Linie aber um die vermeintlichen Gefahren der Digitalisierung. Im Kontrast zur virtuellen Welt, zeigt Olivier Assayas‘ Film hauptsächlich Menschen im Gespräch. Wobei „hauptsächlich“ noch untertrieben ist, denn es wird geredet und geredet, sehr viel geredet. Und wie das bei einer Diskussion so ist, manchmal ist sie lehrreich, bestenfalls hat sie Witz, zwischendurch kann sie aber auch anstrengend und penetrant werden. „Zwischen den Zeilen“ ist mit leichter Hand inszeniert und dank französischem Flair unterhaltsam anzusehen. Trotz Dauerlaberei.

FAZIT

Mit Juliette Binoche und Guillaume Canet ausgezeichnet besetzter, kluger Film.

Originaltitel „Doubles vies“
Frankreich 2019
107 min
Regie Olivier Assayas
Kinostart 06. Juni 2019