HORIZONT

Kinostart 06. Oktober 2022

Die Jugend von heute lässt sich leicht in zwei Kategorien unterteilen: Zum einen die spaßbesessenen TikTok-Junkies, deren Leben ein einziges LIKE ist, zum anderen die betroffenen Gretas und Lisas, bei denen die Welt kurz vor dem Untergang steht. Dumme Oberflächlichkeit vs. politisches Engagement. Oder geht doch beides zusammen? Diese tiefschürfende Frage stellt Emilie Carpentiers Film „Horizont“.

Die 18-jährige Adja (das Beste am ganzen Film: Tracy Gotoas) wohnt in einem Hochhausgetto am Rande der Stadt, direkt dahinter beginnt das weite Land mit Feldern und Ackerbau. Ausgerechnet dort soll nun ein kapitalistisches Albtraumprojekt entstehen. Die Regierung plant, die Bauern zu enteignen, um den größten Freizeitkomplex Europas zu bauen. Eine Gruppe von Aktivisten hat das Ackerland besetzt und es in eine „Zone zum Schutz vor umweltschädlicher Nutzung“ verwandelt. Unter den Aktivisten ist auch Arthur, den Adja zunächst als Hippie verspottet, um sich dann natürlich doch in ihn zu verlieben…ein hübscher junger Mann mit Werten: Wer kann da schon widerstehen?

Emilie Carpentiers Film ist von guter Absicht durchdrungen, aber die aufbegehrende junge Fridays for Future-Generation wird man mit so einer Schmonzette nicht erreichen. Gut gemeint ist eben nicht gleich gut gemacht. „Horizont“ fühlt sich wie eine französische Episode von „GZSZ“ an: zu platt, zu unglaubwürdig und vor allem mit jeder Menge skizzenhaft gezeichneter Klischeecharaktere bevölkert.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „L’Horizon“
Frankreich 2021
84 min
Regie Emilie Carpentier

alle Bilder © Arsenal Filmverleih 

DEM HORIZONT SO NAH

Chick Flick-Alarm: „The Notebook“, „Das Leuchten der Stille“, „Mit Dir an meiner Seite“ – Die grenzkitschigen bis schmalzigen Nicholas Sparks-Verfilmungen sind echte Tearjerker und laufen stets nach dem gleichen Schema ab: Boy meets girl. Liebe. Drama. 

„Dem Horizont so nah“ passt perfekt in dieses Universum, ist aber tatsächlich deutsch. Die Vorlage liefert ein Roman, der 2016 wochenlang auf Platz 1 der BILD-Bestsellerliste stand – nicht unbedingt eine Empfehlung.
Der erste Band der sogenannten „Danny Trilogie“ basiert auf wahren Begebenheiten und hat alles, was das Herz begehrt: zwei schöne junge Menschen (Luna Wedler und Jannik Schümann, machen ihre Sache gut), viel Liebesschmerz, reichlich leidenschaftlichen (jugendfreien) Sex und selbstredend das ganz große Drama. Beziehungsweise Dramen, denn es ergiesst sich ein ganzes Füllhorn an Leid über das junge Glück: Krankheit, Kindesmissbrauch, Drogen, Tod.

Laut der Produzenten sollte „Dem Horizont so nah“ ein echter, ironiefreier Liebesfilm werden und nicht schon wieder eine romantische Komödie. Das ist immerhin geglückt – viel zu lachen gibt’s nicht. Von der bittersüßen Romanze zur Schnulze ist es ein kurzer Weg und von da sind es nur noch zwei Taschentücher zur Schmonzette – der U-16-Zielgruppe dürfte genau das gefallen.

FAZIT

Früher hiess sowas „Bravo Love Story“.

Deutschland 2019
109 min
Regie Tim Trachte
Kinostart 10. Oktober 2019