Der Graf von Monte Christo

DER GRAF VON MONTE CHRISTO

Der Graf von Monte Christo

DER GRAF VON MONTE CHRISTO

Rache ist Blutwurst.

Ab 23. Januar 2025 im Kino

„Der Graf von Monte Christo“ ist neben „Die drei Musketiere“ der meist verfilmte Roman des 19. Jahrhunderts. Nun also noch eine Version aus Frankreich – als echter Blockbuster. Die Handlung dürfte bekannt sein, dennoch: ChatGPT, fasse bitte den Inhalt von Alexandre Dumas’ Klassiker in zwei Sätzen zusammen, während draußen die Sonne scheint: „Der Graf von Monte Christo“ erzählt die Geschichte von Edmond Dantès, einem jungen Seemann, der unschuldig verraten und inhaftiert wird. Nach Jahren im Gefängnis gelingt ihm die Flucht; er findet einen Schatz auf der Insel Monte Christo und nutzt seinen neugewonnenen Reichtum und Einfluss, um unter der Identität des Grafen von Monte Christo Rache an seinen Verrätern zu nehmen. Danke, CGPT!

Der Graf von Monte Christo

Wie in Dumas’ Roman dreht sich die Rachemechanik auch im Film vor allem um ein Spiel mit Verkleidungen; es läuft auf die Frage hinaus: Wird Edmond (Pierre Niney) von seinen Feinden erkannt, oder kann er seine Vendetta vor der Enthüllung zu Ende führen? Neu und unerwartet ist daran nichts. Klassischer und konservativer war selten. Wer eine vollkommen unmoderne Version von DER GRAF VON MONTE CHRISTO im Kino sehen will, ist hier bestens bedient. Aber Opas Kino kann auch Spaß machen.

Der Graf von Monte Christo

Groß, größer, Cinemascope: Die Regisseure Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte konnten aus dem Vollen schöpfen: Für die Produktion stand ein für europäische Verhältnisse gigantisches Budget von 42,9 Millionen Euro zur Verfügung – und das sieht man. Überraschend, dass der Film nicht vor Weihnachten in die Kinos kam. Früher wäre so etwas auch als Vierteiler zu den Feiertagen im Fernsehen gelaufen.

Der Graf von Monte Christo

Trotz seiner Länge von drei Stunden – langweilig ist das Spektakel nie. Ausstattung, Schauspieler, Inszenierung: alles grundsolide. DER GRAF VON MONTE CHRISTO ist ordentlich gemachte Unterhaltungsware aus Frankreich, die im trüben Januar drei Stunden harmlosen Eskapismus bietet.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Le Comte de Monte-Cristo“
Frankreich / Belgien 2024
178 min
Regie Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte

Der Graf von Monte Christo

alle Bilder © capelight pictures

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WANN WIRD ES ENDLICH WIEDER SO SEIN, WIE ES NIE WAR

WANN WIRD ES ENDLICH WIEDER SO SEIN, WIE ES NIE WAR

seit 23. Februar 2023 im Kino

Eine etwas andere Kindheit: Josse wächst auf dem Gelände einer psychiatrischen Klinik auf. Für den jüngsten Sohn von Direktor Meyerhoff (Devid Striesow) gehören die körperlich und geistig Behinderten quasi zur Familie. Am besten schläft er, wenn er nachts die Schreie der Patienten hört. Vielleicht weil er selbst immer wieder Tobsuchtsanfälle bekommt. Dann setzen ihn die Eltern auf die Waschmaschine. Das Schleudern beruhigt den hypersensiblen Jungen.

Ergreifend und voll absurder Momente

Kann man die mittlerweile fünf autobiografischen Romane Joachim Meyerhoffs überhaupt verfilmen? Ja, man kann. Komisch, ergreifend und voll absurder Momente: Sonja Heiss hat die 70er-Jahre Stimmung des zweiten Bands der Lebenserinnerungen des Schauspielers punktgenau eingefangen. Dabei sind die Figuren nicht einmal so besetzt, wie man sich das vielleicht beim Lesen vorstellt. Aber dank der stimmigen Inszenierung und dem hervorragenden Spiel taucht man schnell in die Welt der schrägen Familie ein.

Joachim Meyerhoff erzählt in seinen Büchern keine klassisch aufgebaute Geschichte, sondern reiht Erinnerungen und Begebenheiten lose aneinander. Kleiner Wermutstropfen: Der Stoff hätte locker für eine Fernsehserie gereicht. Ganze viermal wechselt der Schauspieler des Josse: vom Kind zum Teenager bis zum jungen Mann. Das geht dann doch ein bisschen zu schnell. Trotzdem: WANN WIRD ES ENDLICH WIEDER SO, WIE ES NIE WAR ist die gelungene Verfilmung eines unverfilmbaren Buchs, hoffentlich mit Fortsetzung.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2023
116 min
Regie Sonja Heiss

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

AUERHAUS

Kurz vor dem Erwachsenwerden: Das Leben von sechs Freunden soll nicht genauso vorsortiert und kläglich wie das ihrer Eltern verlaufen. Deshalb gründen sie eine Schüler-WG und ziehen gemeinsam ins Auerhaus (benannt nach dem Madness-Titel „Our House“). Eine Art Notwehrmaßnahme gegen die drohende Verspießung auf dem Dorf. Die Tage sind gefüllt mit Essenklauen, gemeinsamen Kochen, Federballspielen, Feiern und viel reden. Vor allem mit ihrem Kumpel Frieder, denn der ist depressiv und muss vor sich selbst gerettet werden.

Neele Leana Vollmar ist mit „Auerhaus“ eine rundum gelungene Romanverfilmung geglückt. Die Regisseurin erzählt lakonisch und einfühlsam von Liebe, Freundschaft und Idealismus. Die jugendlichen Darsteller spielen durchweg glaubhaft, vor allem der als „Fack ju Göhte“-Proll bekannte Max von der Groeben überrascht als sensibler Selbstmordkandidat Frieder.

Ausstattung und Atmosphäre sind auf den Punkt. Der Film ist eine Zeitreise in die frühen 1980er-Jahre, als die Haare noch ungestylt aus dem Kopf wuchsen, Handys Zukunftsmusik waren und mit gerade mal 18 Jahren alles möglich schien.

FAZIT

Nicht peinlich, nicht kitschig – die beste deutsche Jugendbuchverfilmung seit „Crazy“.

Deutschland 2019
107 min
Regie Neele Leana Vollmar
Kinostart 05. Dezember 2019

Friedhof der Kuscheltiere

Dreißig Jahre nach der ersten Verfilmung kommt jetzt eine ebenfalls misslungene Version der unheimlichsten Stephen King-Geschichte ins Kino.

An den Schauspielern liegt es nicht, denn der Thriller ist mit Jason Clarke, John Lithgow, Amy Seimetz und der Newcomerin Jeté Laurence gut besetzt. Aber das beherrschende Thema des Romans, die Urangst, von toten Familienmitgliedern nachts heimgesucht zu werden – schon 1902 das Thema des Gruselklassikers „Die Affenpfote“ – teilt sich kaum mit.

Die Horror-Geschichte vom Vater, der sein tödlich verunglücktes Kind mittels eines alten Indianer-Hokuspokus-Friedhofs wieder ins Reich der Lebenden zurückholt, schleppt sich in dieser Neuverfilmung ohne große Überraschungen dahin. Jeden Schreckensmoment hat man schon allzu oft gesehen – inklusive der kalten Hand, die nach dem Fuß greift, der knarrenden Kellertür und dem stets flackernden Licht. Wenn dann die Leichen in der unheiligen Stätte hinter dem Tierfriedhof verscharrt werden, sieht das unglücklicherweise auch noch wie in einer 60er-Jahre-Studioproduktion der „Hammer Films“ aus: Der Bodennebel kriecht und am Himmel gewittert es. Gruseleffekte aus der Mottenkiste.

Dem Regieteam Kevin Kölsch und Dennis Widmyer gelingt es nur in wenigen Momenten, die bedrohliche Atmosphäre des Romans auf die Leinwand zu übertragen. Der neue Friedhof der Kuscheltiere  ist zwar schön düster, bleibt aber zu vorhersehbar und damit größtenteils langweilig.

FAZIT

Vielleicht lässt sich das Buch einfach nicht fürs Kino adaptieren.  Eine weitere, der unendlich vielen misslungenen Stephen King-Romanverfilmungen.

USA 2019
100 min
Regie Kevin Kölsch und Dennis Widmyer
Kinostart 04. April 2019