BRAHMS: THE BOY II

Dieser Film macht großen Spaß – wenn auch unfreiwillig.

Eine junge Mutter wird Opfer eines Raubüberfalls. Ihr Sohn muss die brutale Tat mitansehen und ist danach traumatisiert. Er spricht kein Wort mehr, kommuniziert nur noch über Schrifttafeln. Beim Abendbrot hält er zum Beispiel ein Blatt Papier mit dem Wort „Kartoffeln“ in die Luft. Das ist lustig, soll aber eigentlich dramatisch sein.

Die Familie beschließt, die Großstadt zu verlassen und bezieht ausgerechnet im Gästehaus des Heelshire Anwesens Quartier. Kenner wissen, da gab es schon unschöne Vorkommnisse im Vorgängerfilm „The Boy“ von 2016. Kaum angekommen, findet der Sohn eine im Wald vergrabene Puppe namens Brahms. Der Porzellan-Jüngling übernimmt die Kontrolle über das Menschenkind und terrorisiert bald die ganze Familie.

„Terrorisiert“ ist allerdings stark übertrieben. Meist sitzt die Puppe einfach nur im Stuhl und schaut. Bis der Spuk endet, gibt es im Dauer-Loop extra laute Geräusche auszuhalten – da soll man sich wohl erschrecken – und die immer gleichen „Puppe hat sich in einem unbeobachteten Moment bewegt“-Szenen. Das Drehbuch ist holprig, die Inszenierung unbeholfen und bis zum albern-übersinnlichen Schluss will keine Spannung aufkommen.

FAZIT

Sehr schlichte Fortsetzung. „Annabelle“ lässt grüßen.

Originaltitel „Brahms: The Boy II“
USA 2020
86 min
Regie William Brent Bell
Kinostart 20. Februar 2020

Book Club – Das Beste kommt noch

TRINKEN HILFT

Hotelbesitzerin Vivian (Jane Fonda) wechselt ihre Männer im Tagesrhythmus. Diane (Diane Keaton) ist frisch verwitwet. Bei Carols (Mary Steenburgen) Ehe ist nach 35 Jahren die Luft raus. Und Bundesrichterin Sharon (Candice Bergen) schmust lieber mit ihrer Katze.

Schon seit Jahrzehnten treffen sich die vier Freundinnen zum monatlichen „Book Club“. Dabei geht es zwar auch um Bücher, in erster Linie wird aber über Männer und Beziehungen getratscht. Und dabei sehr viel Weißwein getrunken. Bis Vivian eines Tages „Fifty Shades of Grey“ als Lektüre empfiehlt. Damit bringt sie das Gefühlsleben ihrer Freundinnen – und auch ihr eigenes – unerwartet in Wallung.

MACHART

“Sex and the City” für die Generation Ü60. Bei der Besetzung konnte nicht viel schiefgehen. Möglicherweise stört sich der ein oder andere an den etwas zu stark weichgezeichneten Gesichtern. Oder an den bemerkenswert schlechten Greenscreen-Aufnahmen. Oder an den zwei Facelifts, die Jane Fonda zuviel hatte. Aber was soll’s? Die Gags sind nett genug, die Damen in sichtlicher Spiellaune. Und Diane Keaton darf mal wieder ihre Privatgarderobe auftragen. Das Beste an „Book Club“ ist ohnehin die Besetzung. Neben den hochkarätigen Hauptdarstellerinnen glänzen noch Andy Garcia, Don Johnson, Richard Dreyfuss, Ed Begley Jr. und Craig T. Nelson in Nebenrollen. Viele Stars für’s Kinogeld.

FAZIT

Sex sells auch im Alter. Harmloser Spaß mit legendärer Besetzung. „Book Club“ – am besten mit einem großen Glas Weißwein genießen.

USA, 2018
Regie Bill Holderman
97 min

How to party with Mom

HARMLOSER SPASS

Der Ehemann verkündet aus dem Nichts, er habe sich in eine andere Frau verliebt und wolle die Scheidung. Für Hausfrau Deanna (Melissa McCarthy) bricht erstmal die Welt zusammen. Aber schnell reißt sie sich zusammen und startet einen Neuanfang. Sie will ihr abgebrochenes Studium der Archäologie wieder aufnehmen und geht deshalb ausgerechnet aufs College ihrer Tochter. Die ist natürlich zunächst alles andere als begeistert. Aber Mutti kommt bei den Kommilitoninnen gut an und stürzt sich voll ins Studentenleben: inklusive Partys, Saufen und Spaß mit Jungs, die ihre Söhne sein könnten.

MACHART

Melissa McCarthy muss man einfach mögen. Selbst in durchschnittlichen Fließbandkomödien wie dieser hier. Dass das Drehbuch- und Ehegespann McCarthy/Falcone nicht unbedingt Garant für Topkomödien ist, zeigten sie schon in den eher mittelmäßigen „Tammy“ und „The Boss“. Leider ist auch hier die Geschichte recht lieblos zusammengezimmert, viele der Gags wollen einfach nicht zünden. Und wenn doch, dann versanden lustige Situationen oft im Nichts. Gerade so, als wären den Drehbuchautoren die Ideen ausgegangen oder als hätten sie schlicht keine Lust mehr gehabt. Natürlich ist ein Film mit Melissa McCarthy nie komplett unkomisch. Und so funktioniert „How to party with Mom“ immer dann am besten, wenn die Darsteller von der Leine gelassen werden und sich in „physical comedy“ austoben können. Dann merkt man auch, was für ein großes Potenzial hier mal wieder verschenkt wurde.

FAZIT

Zu gut besetzte Komödie mit zu wenig Lachern. Aber um 90 Minuten den Alltag auszublenden, ok.

USA, 2018
Regie Ben Falcone
107 min