MORBIUS

MORBIUS

Kinostart 31. März 2022

Selten hat ein Film im Vorfeld größere Probleme mit sich rumgeschleppt als „Morbius“. Wieder und wieder wurde der Starttermin verschoben. Jared Leto spielt die Titelrolle – auch keine unbedingte Qualitätsgarantie (Never forget: „House of Gucci“). Und dass das Embargo für Berichterstattungen bis wenige Stunden vor dem Kinostart bestehen bleibt, ist normalerweise sicheres Indiz für eine filmische Vollkatastrophe.

Dr. Michael Morbius (Jared Leto) leidet seit seiner Geburt an einer seltenen Blutkrankheit. Er macht es zu seiner Lebensaufgabe, andere zu retten, die dasselbe Schicksal teilen. Indem er die menschliche DNA mit der von Fledermäusen vermischt, gelingt ihm das Unglaubliche: Sein geschwächter Körper erholt sich in Sekundenschnelle und er entwickelt Superkräfte. Unangenehmer Nebeneffekt: Er braucht jede Menge frisches Blut. Fledermaus-DNA halt. Isso. Kann man leider rein gar nichts machen.

Abgesehen von großen strukturellen Problemen – zwischendurch scheinen immer wieder Handlungsblöcke herausgeschnitten worden zu sein – und abscheulichen Spezialeffekten – die meisten Szenen sind unter einem grotesken Haufen hysterischer Partikelströme begraben – ist der neueste Teil von Sonys Spider-Man-Universe einen winzigen Hauch besser als befürchtet und somit auch nicht schlechter als „Venom“.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Morbius“
USA 2021
112 min
Regie Daniel Espinosa

alle Bilder © Sony Pictures

SPIDER-MAN: NO WAY HOME

SPIDER-MAN: NO WAY HOME

Kinostart 15. Dezember 2021

Selten wurde im Vorfeld einer Marvel-Produktion so viel um die Besetzung spekuliert wie beim neuen „Spider-Man: No Way Home“. Die große Frage, die alle Fans umtreibt: Gibt es neben Doc Ock, dem Green Goblin und Electro auch ein Wiedersehen mit Tobey Maguire und Andrew Garfield, den beiden Ex-Spiderman-Darstellern? Denn diesmal gerät der freundliche Held aus der Nachbarschaft ins Multiversum, wo diverse Varianten seiner Vergangenheit und eventuell auch seiner selbst auf ihn warten. Ist kompliziert.

Nachdem Peter Parker am Ende von „Far from Home“ enttarnt wurde und nun alle Welt weiß, dass er Spider-Man ist, sucht er Hilfe bei Doctor Strange. Der soll die Zeit zurückdrehen und den Zustand vor der verhängnisvollen Demaskierung wiederherstellen. Doch die Zauberei geht gründlich schief und öffnet ungewollt Tore zu anderen Dimensionen, das Raum-Zeit-Kontinuum gerät aus den Fugen.

Nach allen Regeln der Fortsetzung muss der neueste Teil den vorherigen an Bombast übertreffen. Ob das „Immer noch mehr“ dem Produkt guttut, sei dahingestellt. Gerade das erste Kapitel der Tom-Holland-Trilogie fühlte sich dank Humor und Herz statt übermäßiger CGI-Schlachten erfrischend anders an.

„No Way Home“ ist ein einziger großer Fan-Service: Jon Watts nimmt die losen Enden aller bisherigen Spider-Man-Filme auf und spinnt sie zu einem befriedigenden Finale. Die emotionale Achterbahnfahrt kreuz und quer durch die Vergangenheit hat alles, was das Herz der Spideyasten höher schlagen lässt: Tempo, Witz, Action und so viele Eastereggs, dass dem Lindt-Goldhasen vor Glück das Glöckchen bimmelt.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Spider-Man: No Way Home“
USA 2021
148 min
Regie Jon Watts

alle Bilder © Sony Pictures

SPIDER-MAN: FAR FROM HOME

Zur Pressevorführung tritt eine Mitarbeiterin von Sony vors Publikum und bittet, „keinesfalls irgendwelche Spoiler zu veröffentlichen, damit jeder Zuschauer die Chance hat, den Film unvoreingenommen zu genießen.“ Das macht es nicht gerade leicht, eine halbwegs relevante Besprechung zu „Spider-Man: Far From Home“ zu schreiben, denn wo ist die Grenze? Schließlich knüpft der Film direkt an die Ereignisse von „Avengers: Endgame“ an. Wissen mittlerweile alle Zuschauer, dass 
ACHTUNG: SPOILER 
Iron Man, alias Tony Stark das Zeitliche gesegnet hat? Und dessen Zögling Peter Parker, nun alleingelassen, seinen Weg vom Teenager zum ausgewachsenen Superhelden finden muss?

Darf man wenigstens sagen, dass der neue Spider-Man-Film ein durchwachsenes Vergnügen ist?

Nach dem epischen und fabelhaften letzten Avengers-Film schaltet Marvel (verständlicherweise) ein paar Gänge zurück. Wie soll man das auch toppen? 

Spidey ist müde und urlaubsreif. Da trifft es sich gut, dass seine (finanziell offensichtlich sehr gut gestellte) Schule einen Ausflug plant: Venedig, Paris, London.
Während unsereins ins Schwarzwälder Luginsland und später mit viel Glück nach Prag (damals noch vom Tourismus unzerstört) reisen durfte, fliegen die feinen New York Kids von heute mal eben über den Atlantik in die Alte Welt. Das kennt man schon: Fällt den Autoren nichts Neues ein, wird die Handlung kurzerhand in ein exotisches Land oder – wie in diesem Fall – nach Europa verlegt. So entpuppt sich die Klassenreise auch als lahmer Drehbuchkniff, um dem Film durch neue Locations frisches Blut zu injizieren. Hilft nichts, schon der erste Kampf, kaum in Venedig angekommen, mit einem wenig beeindruckenden „Gezeiten“-Monster, ist in seiner Plastikhaftigkeit vergleichsweise unterwältigend. Aber ohne Avengers-level-große Bedrohungen geht’s halt nicht, denn Spiderman ist ein Marvel-Superheldenfilm und keine Coming-of-Age-Komödie.

Hinter den zerstörungswütigen Wasser-, Erd-, Feuer- und Luft-Monstren steckt natürlich ein Bösewicht, der nach Ruhm und Macht giert. Die Motivation des Schurken ist allerdings mehr als an den Haaren herbeigezogen und das Drehbuch entblödet sich nicht, ihn zwischendurch sein Anliegen und den ganzen Plot in einem langatmigen Monolog erklären zu lassen. Gutes Geschichtenerzählen sieht anders aus.

FAZIT

Zwiespältig. Der Aspekt der pubertären Verunsicherung und ersten Verliebtheit hat deutlich mehr Potenzial als die auf Dauer ermüdenden Actionszenen. Sehenswert machen den Film seine mitunter witzigen Dialoge und der Cast: Verlässlich wie immer gibt Samuel L. Jackson den knurrigen Nick Fury, als Neuzugang im MCU ist Jake Gyllenhaal dabei und der mittlerweile 23-jährige Tom Holland überzeugt immer noch als Teenage Spider-Man.

Originaltitel „Spider-Man: Far From Home“
USA 2019
129 min
Regie Jon Watts
Kinostart 04. Juli 2019