Eden

EDEN

Eden

EDEN

Die außergewöhnliche Geschichte einer Gruppe von Menschen, die Mitte der 1930er-Jahre alles hinter sich lässt, um ihr Glück auf den Galapagosinseln zu suchen.

Ab 03. April 2025 im Kino

Was tun, wenn man auf eine gottverlassene Insel zieht, auf der es weder Strom noch fließendes Wasser gibt – geschweige denn einen Supermarkt oder gar Krankenhäuser? Am besten vorbeugen: Durch das Ziehen sämtlicher Zähne braucht man zum Beispiel keinen Zahnarzt mehr. Dr. Ritter hat genau das getan, bevor er Mitte der 1930er-Jahre auf die Galapagosinseln übersiedelt. Dort will der Deutsche mit seiner an MS erkrankten Freundin Dore in absoluter Einsamkeit ein philosophisches Manifest verfassen – eine Schrift, die die Menschheit vor dem Untergang bewahren soll. Doch das Eremitendasein währt nicht lange, denn Anhänger seiner Lehre zieht es in das vermeintliche Paradies, um dem Lebensentwurf ihres Meisters zu folgen.

Eden

Da wäre zunächst der pflichtbewusste Weltkriegsveteran Heinz mit seiner jungen Frau Margret und seinem an Tuberkulose erkrankten Sohn. Bald darauf taucht eine kapriziöse Baronin mit zwei Liebhabern im Schlepptau auf, die ein Luxushotel „nur für Millionäre“ auf der Insel errichten will. Die anderen Bewohner sind ihr dabei nur im Weg. Dr. Ritter gefällt das alles gar nicht – aus anfänglicher Abneigung wird bald ein Kampf auf Leben und Tod.

Eden

Das Ungewöhnlichste an diesem ohnehin ungewöhnlichen Film ist der enorme Aufwand, der betrieben wurde, um eine Geschichte, Abseits des Mainstreams zu erzählen. Nicht nur führt mit Ron Howard ein Hollywood-Veteran Regie, der Film sieht auch visuell beeindruckend aus, und den Soundtrack komponierte kein Geringerer als Hans Zimmer. Dazu kommt eine hochkarätige Besetzung mit Jude Law, Daniel Brühl, Sydney Sweeney, Vanessa Kirby und Ana de Armas, die zwar keine besonders herausragende Schauspielerin ist, dafür aber sehr hübsch und ein bisschen wie die kleine Schwester von Gal Gadot aussieht.

Eden

Eine verrückte Geschichte, die nicht in einem öden Kunstfilm erzählt wird, sondern als aufwendig produzierte Hollywoodproduktion. EDEN ist ein fesselndes Drama über böse Menschen und wozu sie unter Druck fähig sind. Dass all das tatsächlich passiert ist, macht es umso faszinierender. Wirklich mal was anderes.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Eden“
USA 2024
129 min
Regie Ron Howard

Eden

alle Bilder © Leonine

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The Assassment

THE ASSESSMENT

The Assassment

THE ASSESSMENT

In der nahen Zukunft müssen Paare einen Test bestehen, bevor sie Kinder bekommen dürfen – eine Idee, die auch in der Prenzlauer-Berg-Realität sinnvoll erscheint.

Ab 03. April 2025 im Kino

„Companion“, „Baby to go“, „Dream Scenario“, „Little Joe“, „Press and play Love again“ und nun THE ASSESSMENT. Man möchte die Leser ja nicht mit dem einhundertzwanzigsten Vergleich zur britischen Serie „Black Mirror“ langweilen – aber was soll man machen, wenn mit THE ASSESSMENT der einhundertzwanzigste Film in die Kinos kommt, der sich wie eine Doppelfolge der dystopischen Serie anfühlt?

The Assassment

Mia (Elizabeth Olsen) und Aaryan (Himesh Patel) halten sich für die perfekten Eltern, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Während sie naturverbunden in einem Gewächshaus an Pflanzen experimentiert, zieht er sich regelmäßig in virtuelle Welten zurück, um dort möglichst lebensechte Haustiere zu erschaffen. Über ihre Eignung als Eltern entscheidet eine sogenannte „Gutachterin“. Virginia (Alicia Vikander) quartiert sich für sieben Tage bei den beiden ein und stellt ihnen unbequeme Fragen.

The Assassment

Eine der vielen cleveren Ideen des Films: Ab Tag zwei verhält sich Virginia wie ein Albtraum-Kleinkind – inklusive aller dazugehörigen Schrecken. Schließlich sollen Mia und Aaryan beweisen, dass sie auch in Stresssituationen die Nerven behalten. Alicia Vikander spielt diese nervtötende Göre im Erwachsenenkörper großartig.

The Assassment

Neben der starken Besetzung ist es vor allem das ungewöhnliche Setting, das THE ASSESSMENT zu einem besonderen Film macht. Statt in einer aalglatten Zukunftswelt spielt ein Großteil der Geschichte auf einer rauen, kanarisch anmutenden Insel in einem minimalistischen 60er-Jahre-Haus – gespickt mit modernem Hightech-Schnickschnack. Das Drehbuch nutzt dabei das Sci-Fi-Genre geschickt, um relevante Themen wie Klimawandel, Elternschaft und Elitedenken anzusprechen.

Problematisch ist allein das nicht enden Wollende. Der Film ist in sieben Kapitel unterteilt – eins pro Testtag. Eine ohnehin unglückliche Struktur, denn egal, wie spannend die Geschichte ist, das strikte Abarbeiten dieser Kapitel sorgt eher für Ermüdung. Immerhin überraschend: Nach dem siebten Kapitel ist nicht Schluss. Stattdessen beginnt fast ein neuer Film, das Setting wechselt, die Geschichte nimmt eine unerwartete Wendung. Das hätte locker für zwei „Black Mirror“-Folgen gereicht.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Assessment“
GB / Deutschland / USA 2024
114 min
Regie Fleur Fortuné

The Assessment

alle Bilder © capelight pictures

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Funny Birds

FUNNY BIRDS

Funny Birds

FUNNY BIRDS

Wenn Catherine Deneuve draufsteht und der Film im Original „Au fil des saisons“ heißt, erwartet man eine leichte, sommerliche Komödie. Falsch gedacht. FUNNY BIRDS ist eine Darmödie, die aus unerfindlichen Gründen in den USA spielt.

Ab 27. März 2025 im Kino

Laura (Andrea Riseborough) betreibt mitten im Nirgendwo eine Hühnerfarm. Doch als sie an Krebs erkrankt, muss sich ihre Tochter Charlie (Morgan Saylor) um die Tiere kümmern. Die hat allerdings ganz andere Pläne: Sie will Finanzwesen studieren und kann mit Biohühnern nichts anfangen. Dann taucht auch noch die französische Großmutter (Catherine Deneuve) auf, mit der die kranke Tochter noch ein Hühnchen zu rupfen hat (pun intended).

Funny Birds

Schlechte Drehbücher können manchmal von guten Schauspielern gerettet werden. Doch wenn dazu eine ideenlose Regie und ein uninspirierter TV-Look kommen – nun ja, selbst Madame Deneuve kann nicht zaubern. Die Geschichte dieser drei Frauen, die sich wiederfinden, annähern und lernen, sich zu lieben, hätte tiefgründig und bewegend sein können. Doch stattdessen verzettelt sich FUNNY BIRDS in einer uninteressanten Nebenhandlung über die Hühnerpest.

Funny Birds

Flache Dialoge, zähes Tempo und unglaubwürdige Entwicklungen tun ihr Übriges: So verwandelt sich die genervte Wirtschaftsstudentin, die das Landleben verabscheut, innerhalb weniger Tage in einen Voll-Öko. Die Mutter, zunächst als freigeistige Hippie-Seele gezeichnet, entwickelt plötzlich ein Problem mit Kiffen – und dass der Freund der 20-jährigen Tochter bei ihr übernachten will? Ausgeschlossen! Selbst eine Luftmatratze im Arbeitszimmer ist moralisch höchst bedenklich.

Funny Birds

Erstaunlich, dass es sich beim Regieduo Hanna Ladoul und Marco La Via um zwei erst 34-Jährige handelt. Ihr Film ist so zopfig und mutlos inszeniert, dass man eher einen kurz vor der Pension stehenden ZDF-Regisseur dahinter vermuten würde. Die überraschungsfreie Familiengeschichte bleibt in einem Austausch von Banalitäten stecken und wirkt über weite Strecken fade. Nichts fühlt sich echt an. FUNNY BIRDS bleibt ein flacher Fernsehfilm, der allenfalls für Hühner- und Deneuve-Fans zu empfehlen ist.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Au fil des saisons“
Belgien / Frankreich 2023
93 min
Regie Hanna Ladoul und Marco La Via

Funny Birds

alle Bilder © Filmwelt Verleihagentur

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The End

THE END

The End

THE END

Was passiert, wenn Schauspieler in theaterhaften Kulissen seltsame Dinge tun und dabei singen? Es entsteht – im besten Fall – Kunst.

Ab 27. März 2025 im Kino

Nach der großen Apokalypse: Eine reiche Familie lebt mit ein paar Freunden in einer Salzmine, abgeschottet in einem luxuriösen Bunker. Das ist so seltsam, wie es klingt. Man spielt „normales Leben“, hängt Kunstwerke auf, kocht, bastelt, feiert Neujahr. Der fünfundzwanzigjährige Sohn kennt nichts anderes, hat die Außenwelt noch nie gesehen. Als eines Tages ein junges Mädchen auftaucht, gerät das Gleichgewicht der Familie ins Wanken. Die scheinbare Idylle beginnt zu bröckeln.

The End

Trotz seines Titels ist THE END nahezu endlos. 149 Minuten stellen die Geduld der Zuschauer auf die Probe. Aber so ist das mit Kunst: Man muss sich auf sie einlassen, und manchmal auch aushalten. Das Problem ist, dass THE END nicht genug Story hat, um seine Laufzeit zu rechtfertigen.

The End

Obwohl die Ausgangssituation absurd genug ist, hätte dem Film ein Schuss Wahnsinn gutgetan. Stattdessen bleibt es eine fast konventionelle Tragikomödie – immerhin mit beeindruckenden Sets und einer Top-Besetzung: Tilda Swinton, sowieso immer gut, George Mackay, der junge Soldat aus „1917“, und der herausragende Michael Shannon.

The End

Dazwischen gibt es jede Menge Gesangseinlagen. Ob das nun Sinn ergibt oder nicht. Wer Adam Driver mit einer Holzpuppe auf dem Arm in „Annette“ hat singen hören, fragt nicht mehr nach Sinn oder Unsinn. Eine Wohltat immerhin: Die Songs in THE END sind zwar nicht besonders catchy, klingen aber endlich einmal nicht wie die generischen Musicalnummern der Disneyfilme.

The End

Regisseur Joshua Oppenheimer gibt hier sein Spielfilmdebüt. Bekannt wurde er durch seinen außergewöhnlichen und mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm „The Act of Killing“ über die Massaker in Indonesien Mitte der 1960er-Jahre. Mit THE END wagt er ein Experiment, das nicht ganz aufgeht – aber definitiv mal etwas anderes ist. Ein Endzeit-Musical, nicht für Leute mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne zu empfehlen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The End“
Dänemark / Deutschland/ Irland / GB 2024
148 min
Regie Joshua Oppenheimer

The End

alle Bilder © MUBI

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Riff Raff

RIFF RAFF

Riff Raff

RIFF RAFF

Ein Film, der wirkt, als hätte er jahrelang im Giftschrank gelegen und aus unerfindlichen Gründen doch noch den Weg ins Kino gefunden.

Ab 27. März 2025 im Kino

Es ist einer dieser Filme, bei denen im Abspann normalerweise „Alan Smithee“ als Pseudonym für den Regisseur steht. Erstaunlicherweise gibt es Dito Montiel wirklich. Die Existenz von RIFF RAFF lässt sich auf verschiedene Weise erklären: Vielleicht wurden die Beteiligten erpresst. Vielleicht haben Drehbuchautor, Regisseur und Produzent zusammen gekokst. Vielleicht mussten alte Knebelverträge erfüllt werden. Oder vielleicht gab es mal eine gute Version des Films – bevor untalentierte Leute den Director’s Cut in die Hände bekamen und ihn komplett zerhackten.

Riff Raff

Eine Familie will Silvester in ihrem Wochenendhaus verbringen. Alles schön gemütlich – bis der Sohn aus erster Ehe mitsamt schwangerer Freundin und der Ex-Frau des Vaters auf der Matte steht. Dummerweise hat er ein mordlustiges Gangsterduo im Schlepptau. Irgendjemand hat hier definitiv zu viele Tarantino- und Coen-Brothers-Filme gesehen. Aber clevere, wortgewandte Dialoge zu schreiben, ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht. Drehbuchautor John Pollono jedenfalls nicht. Dazu kommt ein miserables Timing und ein durch unelegante Rückblenden zerstückelter Erzählfluss.

Riff Raff

Bill Murray, Pete Davidson, Jennifer Coolidge und Ed Harris – man sollte meinen, dass die Zusammenarbeit so vieler talentierter Menschen zumindest ein halbwegs unterhaltsames Ergebnis hervorbringt. Doch RIFF RAFF fehlt es an Humor, Spannung und vor allem Originalität. Dass es trotzdem ein, zwei passable Gags gibt, bleibt bei so einer Besetzung nicht aus. Auch ein blinder Drehbuchautor findet mal ein Korn.

Bei Rotten Tomatoes hat RIFF RAFF eine 69 % positive Bewertung. Warum? Gibt es noch eine andere Version des Films?

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Riff Raff“
USA 2024
103 min
Regie Dito Montiel

Riff Raff

alle Bilder © Splendid Film

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The Alto Knights

THE ALTO KNIGHTS

The Alto Knights

THE ALTO KNIGHTS

Was könnte besser sein als Robert De Niro in der Rolle eines Mafia-Bosses? Vielleicht zweimal Robert De Niro in der Rolle von zwei Mafia-Bossen?

Ab 20. März 2025 im Kino

Wie „Goodfellas“ und „Casino“ basiert auch THE ALTO KNIGHTS auf einer wahren Begebenheit. Im Mittelpunkt stehen zwei der mächtigsten Mafia-Bosse New Yorks der 1950er Jahre: Vito Genovese und Frank Costello (beide gespielt von Robert De Niro). Ehemals Kindheitsfreunde, werden sie später zu erbitterten Gegnern.

The Alto Knights

Natürlich ist De Niro so gut in der Rolle, dass man die Doppelbesetzung schnell akzeptiert. Schließlich hat er das schon tausendmal gespielt. Allerdings bleibt die Frage: Warum? Hatte sonst niemand Zeit? Oder war es genau diese Herausforderung, die die Rolle für den Oscarpreisträger erst interessant gemacht hat? Joe Pesci hätte Vito ebenso gut spielen können – zumal De Niro ihn mit dessen nörgeliger, unterdrückter Wut beinahe kopiert. Es gibt tatsächlich keinen zwingenden Grund für dieses Doppelte-Lottchen-Gimmick, denn die Figuren sind nicht einmal miteinander verwandt.

The Alto Knights

THE ALTO KNIGHTS fügt dem Genre nichts Neues hinzu. Ein schön altmodisch gemachter Gamgsterfilm mit leichtem Hang zur Übererklärung: Regisseur Levinson irritiert mit dem Kunstgriff, Dialoge zu wiederholen – so, als wolle er sicherstellen, dass auch wirklich jeder verstanden hat, worum es geht. Bei der zunehmenden Aufmerksamkeitsstörung des heutigen Publikums vielleicht keine schlechte Idee.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Alto Knights“
USA 2025
123 min
Regie Barry Levinson

The Alto Knights

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

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Schneewittchen

SCHNEEWITTCHEN

Schneewittchen

SCHNEEWITTCHEN

Warum SCHNEEWITTCHEN ein starkes Plädoyer für die Abschaffung von Social Media ist.

Ab 20. März 2025 im Kino

Na gut, vielleicht nicht der Film selbst, aber das Drumherum. Das sinnlose Aufregen über Nichtigkeiten und die ungefilterte Meinung aller dazu nervt. Zum Beispiel: Obwohl die Brüder Grimm 1812 in ihrem Märchen klar und deutlich schreiben, dass Schneewittchens Haut „so weiß wie Schnee“ sei, erdreistet sich Disney 2025, die Titelrolle mit einer leicht pigmentierten Latina-Schauspielerin zu besetzen. Skandal! Finden jedenfalls die Trolle im Internet. Eine lachhafte Diskussion über Hautfarbe entbrennt noch bevor die Dreharbeiten begonnen haben.

Den nächsten vermeintlichen Aufreger bringt dann Hauptdarstellerin Rachel Zegler mit der Aussage, die Disney-Zeichentrickvorlage von 1937 sei sexistisch und nicht mehr zeitgemäß. Denn das Frauenbild von der zarten Prinzessin, die vom holden Prinzen gerettet werden muss, sei alles andere als modern. Wo sie recht hat, hat sie recht. Für die Internetgemeinde trotzdem ein Grund, Zegler für ihre Kritik am Klassiker mit Hass und Häme zu überschütten.

Schneewittchen

Dass die sieben Zwerge nicht von echten Kleinwüchsigen gespielt werden, regte dann den kleinwüchsigen Schauspieler Peter Dinklage gehörig auf – die Darstellung „von sieben Zwergen, die in einer Höhle leben“, sei rückwärtsgewandt. Lieber Peter, it’s a fairy-tale. Das sollte jemand, der den auf Svartalfheim lebenden, Schwerter schmiedenden Riesenzwerg Eitri in „Avengers: Infinity War“ spielt, wissen.

Und die Forderung der israelischen Schauspielerin Gal Gadot, die Hamas-Geiseln freizulassen, war dann die nächste Schnappatmungs-Schlagzeile – die zwar rein gar nichts mit dem Film zu tun hat, aber gut in das gesamtschwurblerische Weltbild der Wutbürger passt.

Schneewittchen

Halten wir fest: Social Media war vielleicht mal eine gute Idee, ist aber mittlerweile zu einem Terrorinstrument geworden. Bei SCHNEEWITTCHEN ist Disney inzwischen so panisch, dass kaum Werbung für den Kinostart gemacht wird: Bloss nicht noch irgendwen verärgern. Und der Film? Ist eine komplette Plastikproduktion, die so auch als Werbefilm für den neuesten Ride in Disney-World laufen könnte. Bei dem künstlichen Aussehen der computergenerierten Sets und Figuren (die sieben Zwerge und zahllose putzige Waldbewohner stammen aus dem Rechner) fragt man sich, warum die Diskussion um KI so hysterisch geführt wird – der Weg zu überzeugendem Realismus scheint noch weit. Konsequent, dass auch die echten Schauspieler durchweg wie geairbrusht aussehen.

Schneewittchen

Das Beste an SCHNEEWITTCHEN ist seine Hauptdarstellerin Rachel Zegler. Ansonsten bietet der Film nicht eine neue visuelle Idee, dafür unheimlich aussehende Computerzwerge. Die Songs klingen wie tausend andere Musicalsongs vor ihnen – glattgebügelter Mainstream in Reinform. Jede Generation hat die Märchen, die sie verdient. So gesehen passt die zu Tode gefilterte Disney-Neuverfilmung perfekt in unsere TikTok-Zeiten.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Snow White“
USA 2025
108 min
Regie Marc Webb

Schneewittchen

alle Bilder © The Walt Disney Company Germany

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The Last Showgirl

THE LAST SHOWGIRL

The Last Showgirl

THE LAST SHOWGIRL

Wenig glamourös: Pamela Anderson überzeugt als alterndes Las-Vegas-Showgirl

Ab 20. März 2025 im Kino

Der amerikanische Traum ist tot – ebenso wie die letzte Showgirl-Revue in Las Vegas. Drei Jahrzehnte lang hat Shelly (Pamela Anderson) in Federn und Strass das Tanzbein geschwungen. Doch der Geschmack des Publikums hat sich verändert, und die „Razzle Dazzle Show“ steht kurz vor dem Aus. Eine Gelegenheit für Shelly, mit ihrer besten Freundin Annette (Jamie Lee Curtis) und zahlreichen selbstgemixten Margaritas über die Ungerechtigkeiten des Lebens zu philosophieren. Doch dann steht eines Tages Shellys entfremdete Tochter vor der Tür und fordert eine Aussprache.

The Last Showgirl

Vor genau dreißig Jahren kam der Film „Showgirls“ in die Kinos. Gia Coppolas THE LAST SHOWGIRL hat damit etwa so viel gemeinsam wie das Literarische Quartett mit dem Dschungelcamp. Während Verhoevens Film aus den 1990er-Jahren Trash in Reinkultur war, ist THE LAST SHOWGIRL eine anspruchsvolle, manchmal auch fordernde Auseinandersetzung mit den Tiefen der amerikanischen Seele.

The Last Showgirl

Die lose Erzählstruktur, durchbrochen von Musiksequenzen, in denen sich Pamela Anderson durch das glitzernde Sonnenlicht von Las Vegas treiben lässt, verleiht dem Film den Charme eines kunstvollen Studentenprojekts. Allerdings eines mit hochkarätiger Besetzung: David Bautista – hier mit Haaren und ungewohnt sensibel –, Kiernan Shipka, die als junge Tänzerin eine deutlich bessere Figur macht als zuletzt in der Rolle der bösen Hexe im Weihnachts-Schundfilm „Red One“, Jamie Lee Curtis, dank Perücke und Grusel-Make-up erst auf den zweiten Blick zu erkennen und natürlich Pamela Anderson: Wie Demi Moore kürzlich in „Substance“, hat auch die ewige Ex-Baywatch-Nixe und bekennende Make-up-Verweigerin (zumindest im Privatleben) in THE LAST SHOWGIRL endlich eine Charakterrolle gefunden, die sie als ernstzunehmende Schauspielerin etabliert.

The Last Showgirl

Inszenatorisch läuft Coppolas Film nicht ganz rund. Bei einer erstaunlich kurzen Laufzeit von 85 Minuten stellt sich zwischendurch immer wieder Langeweile ein – denn allzu viel passiert nicht. Der Film ist mehr eine Beobachtung sozialer Realitäten im Stil des modernen US-Kinos als ein klassisch erzähltes Drama. Dennoch lohnt sich das Anschauen vor allem wegen der Schauspielerinnen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Last Showgirl“
USA 2024
85 min
Regie Gia Coppola

The Last Showgirl

alle Bilder © Constantin Film

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Mickey 17

MICKEY 17

Mickey 17

MICKEY 17

Bong Joon-hos neuer Film: Der ganz große Wurf wie der Oscar-gekrönte „Parasite“ ist es nicht geworden.

Ab 06. März 2025 im Kino

Der Regisseur kehrt zu seinen Wurzeln zurück und hat mit MICKEY 17 eine Science-Fiction-Groteske gedreht, die an seinen Film „Snowpiercer“ erinnert. Jonn-hos neuer Film ist eine Abrechnung mit Kolonialismus und falschen Führern. Dabei beweist die Satire viel Mut zum Klamauk und hat Freude am feisten Blockbusterkino.

Mickey 17

♻️ Recycling 2.0: Mickey Barnes ist ein sogenannter „Expendable“ – ein Typ, der bei lebensgefährlichen Aufgaben im Weltraum stirbt und danach als Klon einfach neu ausgedruckt wird. Siebzehn Mal schon. Als das Kolonistenschiff Drakkar den eisigen Planeten Niflheim erreicht, stürzt Mickey 17 in eine Gletscherspalte – und wird von einer Alien-Lebensform gerettet. Zurück an der Basis macht er eine schockierende Entdeckung: Mickey 18, sein frisch gedruckter Klon, liegt im Bett seiner Freundin.

Mickey 17

Robert Pattinson spielt die vielen Mickeys grandios, überzeugt als luschiges Sensibelchen genauso wie als Psychopath. Ein echtes Highlight sind Toni Collette und Mark Ruffolo als machtgeiles Herrscherpaar mit starker Anlehnung an einen gerade wiedergewählten Präsidenten. 

Mickey 17

Ein paar Längen gibt es zwischendurch, und nicht jeder Gag zündet – aber die Gesellschaftssatire im Vollgasmodus macht größtenteils Spaß.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Mickey 17“
USA / Südkorea 2024
137 min
Regie Bong Joon-ho

Mickey 17

alle Bilder © Warner Bros. Entertainment Inc.

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Like A Complete Unknown

LIKE A COMPLETE UNKNOWN

Like A Complete Unknown

LIKE A COMPLETE UNKNOWN

Der eine ist gerade mal 19, als er 1960 aus Minnesota mit Gitarre und viel Talent nach New York aufbricht. Der andere ist der meistbeschäftigte Schauspieler seiner Generation. Timothée Chalamet macht als Bob Dylan nicht nur gesanglich eine gute Figur.

Ab 27. Februar 2025 im Kino

Man sollte schon ein großer Dylan-Fan sein, denn LIKE A COMPLETE UNKNOWN ist einfach strukturiert: ein bisschen Dialog, ein Song, ein bisschen Dialog, ein Song – und so weiter, ganze 140 Minuten lang. Zwischendurch erinnert das an ein „Best of Dylan“-Album im Kinoformat.

Like A Complete Unknown

Das Biopic vermittelt ungefähr so viel über den Menschen Dylan, wie es der echte Dylan selbst tut: nämlich nix. Aber als Musikfilm mit großartigen Schauspielern punktet LIKE A COMPLETE UNKNOWN: Edward Norton als Pete Seeger, Monica Barbaro als Joan Baez und Boyd Holbrook als Johnny Cash sind hervorragend.

Like A Complete Unknown

Richtig gut ist natürlich vor allem Timothée Chalamet. Nicht umsonst wird er gerade für so ziemlich jeden Schauspielerpreis gehandelt. Vielleicht sieht er ein bisschen niedlicher als das Original aus, aber der müde Blick und vor allem der Gesang sind auf den Punkt. Chalamet sing selbst und klingt dabei exakt wie das Original.

Like A Complete Unknown

Regisseur James Mangold hat schon in „Walk the Line“und „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ bewiesen, dass er ein gutes Händchen für das Wiederbeleben vergangener Zeiten hat. Die makellose Ausstattung und die computergenerierten Sets machen die Illusion perfekt – als Zuschauer vergisst man glatt, dass das schmuddelige New York dieser Zeit längst Geschichte ist.

Like A Complete Unknown

Rätselhaft bleibt, weshalb der Filmtitel in Deutschland um ein „Like“ ergänzt wurde. Im Original schlicht „A Complete Unknown“, soll das wohl an eine Zeile aus Dylans Jahrhunderthit „Like a Rolling Stone“ erinnern. Wer das versteht, muss wirklich ein Fan sein.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „A Complete Unknown“
USA 2025
140 min
Regie James Mangold

Like A Complete Unknown

alle Bilder © The Walt Disney Company Germany

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The Monkey

THE MONKEY

The Monkey

THE MONKEY

Bemüht

Ab 20. Februar 2025 im Kino

„Bemüht“ ist natürlich eine rein subjektive Einschätzung. Manche Zuschauer bezeichnen THE MONKEY sogar als „spaßig“. Nun ja. Objektiv betrachtet erinnert Oz Perkins‘ Verfilmung einer Stephen-King-Kurzgeschichte vor allem an die „Final Destination“-Reihe: Auch hier steigern sich die grotesken Todesfälle ins immer Absurdere. Der entscheidende Unterschied? Bei THE MONKEY – der Titel deutet es bereits an – ist ein dämonischer Spielzeugaffe der Auslöser der blutigen „Unfälle“.

The Monkey

Im Gegensatz zu den tatsächlich spaßigen „Final Destination“-Filmen nervt THE MONKEY mit einem angestrengt künstlerischen Stil. Die zunehmend abstruse Geschichte der Zwillingsbrüder Hal und Bill, die durch das Aufziehen eines Spielzeugaffens furchtbare Todesfälle auslösen, wirkt, als hätte Wes Anderson einen schlechten Tag gehabt. Statt schön spinnerten Ideen gibt’s krampfhafte Originalität.

The Monkey

Oz Perkins konnte letztes Jahr mit „Longlegs“ Kritiker und Publikum gleichermaßen begeistern. Hier bei Framerate stieß der Film allerdings auf Unverständnis und Ablehnung (die Kritik). Die Geschmäcker sind halt verschieden. RuR.

THE MONKEY ist weniger cleverer Arthouse-Horror und mehr eine mittelmäßige Folge von „The Twilight Zone“ – nur leider ohne nennenswerte Spannung. Der Kinostart ist am 20. Februar, aber wegen der Berlinale gibt’s die Kritik schon jetzt.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Monkey“
USA 2024
98 min
Regie Oz Perkins

The Monkey

alle Bilder © PLAION PICTURES

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Flight Risk

FLIGHT RISK

Flight Risk

FLIGHT RISK

Für die einen ein Anwärter auf die Goldene Himbeere 2025, für die anderen pures Entertainment: Mel Gibsons FLIGHT RISK.

Ab 20. Februar 2025 im Kino

FLIGHT RISK ist ein klassisches B-Picture – genau die Art von Film, die Hollywood seit fast 100 Jahren regelmäßig auf den Markt spuckt. Simpel und unterhaltsam.

Flight Risk

Mark Wahlberg, Michelle Dockery („Downton Abbey“) und Topher Grace geraten in eine klassische Thriller-Kammerspiel-Situation: Polizistin Madolyn (Dockery) hat den Buchhalter Winston (Grace) in Gewahrsam – Hand- und Fußfesseln inklusive. Der Plan: Der Gefangene soll aus dem entlegenen Alaska mit einer gecharterten Cessna in die nächstgrößere Stadt überführt werden. Dort soll er als Kronzeuge gegen einen Mafia-Boss vor Gericht aussagen. Der Pilot (Wahlberg), ein jovialer und etwas geschwätziger Typ, übernimmt die Aufgabe, das klapprige Kleinflugzeug samt ungewöhnlicher Passagiere sicher über die Berge zu steuern. Doch was zunächst wie ein Routinejob wirkt, entwickelt sich bald zu einem nervenaufreibenden Horrortrip.

Flight Risk

Mel Gibson, der ehemalige Superstar, der irgendwann beschloss, seine Karriere durch Saufereien und antisemitische Ausfälle zu zerstören, kehrt zurück. Mit einem schlichten, aber effektiven Thriller. Eine Überraschung, vor allem wenn man bedenkt, dass er als Regisseur eher für Epen wie „Braveheart“ und „Die Passion Christi“ bekannt ist. FLIGHT RISK ist die Art Film, die man spätabends zufällig im Fernsehen entdeckt und dann nicht mehr ausschalten kann. Ja, das ist Trash. Ja, das ist technisch nicht besonders gut gemacht. Aber ja, das ist echt unterhaltsam. Trotz riesiger Logikfehler und zahlloser Unwahrscheinlichkeiten: FLIGHT RISK macht Spaß und ist bis zur letzten Sekunde spannend.

Flight Risk

Ins Kino (früher wäre sowas „direct to video“ gegangen) kommt der Film erst am 20. Februar. Da mit der Berlinale aber wieder eine Flut von täglichen Kritiken ins Haus steht, erscheint diese hier schon zwei Wochen vor dem Start.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Flight Risk“
USA 2024
92 min
Regie Mel Gibson

Flight Risk

alle Bilder © TOBIS

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Companion - Die perfekte Begleitung

COMPANION – DIE PERFEKTE BEGLEITUNG

Companion - Die perfekte Begleitung

COMPANION – DIE PERFEKTE BEGLEITUNG

Die britische Serie „Black Mirror“ genießt Kultstatus. COMPANION - DIE PERFEKTE BEGLEITUNG könnte glatt als eine Episode der neuen Staffel durchgehen.

Ab 06. Februar 2025 im Kino

„Willst du gelten, mach dich selten“ – ein Sprichwort, das sich die Macher von „Black Mirror“ offenbar zu Herzen genommen haben. Zum Leidwesen der Fans tröpfelt nur alle paar Jahre neuer Stoff aus dem Fernseher. Zwischen der vorletzten und letzten Staffel lagen ganze vier Jahre. Genug Zeit, um die Lücke mit thematisch verwandten Kinofilmen zu füllen.

Companion - Die perfekte Begleitung

Im Fokus von „Black Mirror“ steht meist die Wechselwirkung zwischen Technik, Medien und Gesellschaft – eine düstere Variante der Gegenwart, angereichert mit Science-Fiction-Elementen. So etwa bei einer täuschend lebensechten Puppe wie in „M3GAN“, die zur besten Freundin eines kleinen Mädchens wird. Nach diesem Rezept funktioniert auch COMPANION – DIE PERFEKTE BEGLEITUNG.

Companion - Die perfekte Begleitung

Worum geht’s? Halbwegs spoilerfrei: Eine Freundesgruppe verbringt ein Wochenende in einem luxuriösen Haus am See. Doch dann gibt es einen Toten. Bald wird klar: Niemand ist das, was er zu sein scheint.

Companion - Die perfekte Begleitung

COMPANION pfeift auf Logik. Das Drehbuch stolpert vor allem gegen Ende über riesengroße Ungereimtheiten und Widersprüche, doch das schmälert das Vergnügen nicht. Dank ein paar cleveren Wendungen und der guten Besetzung mit Sophie Turner, Jack Quaid und Lucas Gage bleibt der Film kurzweilig, spannend und schwarzhumorig – also alles, was eine gute „Black Mirror“-Episode ausmacht. Übrigens: Die neue Staffel soll noch dieses Jahr erscheinen.

Companion - Die perfekte Begleitung

Zum Schluss noch ein kleiner Funfact: Während der Corona-Pandemie fanden nicht nur Meetings, sondern auch Castings virtuell statt. An einem dieser Castings nahm ein junger Schauspieler teil, dessen bescheidene Wohnung im Hintergrund zu sehen war. Der ebenfalls zugeschaltete Regisseur wusste nicht, dass sein Mikrofon aktiv war – und lästerte hemmungslos über die „ärmlich“ wirkende Einrichtung. Der Schauspieler reagierte schlagfertig: „Mit der Gage für diesen Job könnte ich mir eine bessere Wohnung leisten.“ Die Rolle bekam er nicht. Doch bald darauf gelang Lucas Gage (heißt wirklich so) mit der ersten Staffel von „White Lotus“ der Durchbruch. Seitdem taucht er immer wieder in größeren Nebenrollen auf, so auch in COMPANION, wo er einen (zu gut aussehenden – was seinen Grund hat) schwulen Liebhaber spielt.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Companion“
USA 2025
97 min
Regie Drew Hancock

Companion - Die perfekte Begleitung

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

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Maria

MARIA

Maria

MARIA

Es ist die Rolle ihres Lebens: Angelina Jolie spielt die berühmteste Opernsängerin des 20. Jahrhunderts, Maria Callas.

Ab 06. Februar 2025 im Kino

MARIA beginnt und endet mit einer Montage ikonischer Callas-Bilder: Anfangs perfekt nachgespielt von Angelina Jolie, zum Schluss die Originalaufnahmen der echten Diva. Dazwischen folgt die Kamera einer einsamen, unglücklichen Frau, die keine Nähe zulässt und ihrer verlorenen Schönheit und Jahrhundertstimme nachtrauert. Ihr unkontrollierter Pillenkonsum führt zu Wahnvorstellungen: So halluziniert sie ein Interview mit dem jungen Reporter Mandrax – passenderweise benannt nach ihrer Lieblingsdroge –, in dem sie von ihrer rauschhaften Vergangenheit und ihrer großen Liebe Aristoteles Onassis erzählt.

Maria

Seit Maria Anna Cecilia Sofia Kalogeropoulou am 16. September 1977 offiziell an einem Herzinfarkt starb, halten sich die Gerüchte, sie habe Selbstmord begangen oder sei an einer Tablettenüberdosis gestorben.

MARIA ist ein distanzierter Film — wenig überraschend, denn Pablo Larraíns Filme über bekannte Frauenfiguren des 20. Jahrhunderts, „Spencer“ und „Jackie“, waren ähnlich unterkühlt. Warum sich der Regisseur in seinem Biopic ausschließlich auf den Niedergang und nicht auf die erfolgreichen Jahre der Künstlerin konzentriert, bleibt sein Geheimnis.

Maria

Schauspielerisch gibt es nichts zu meckern: Angelina Jolie wurde zwischenzeitlich sogar als Oscarkandidatin gehandelt. Doch es bleibt ein Manko: Keine Sekunde glaubt man, dass Callas’ Gesangstimme wirklich aus ihrem Mund kommt. Angelina Jolie in einer großen Playbackshow — sie ist schlicht zu berühmt für diese Rolle.

Maria

Extra-Punkte gibt’s für Ausstattung, Kostüme und Kamera: Nie sahen die Jolie und das Paris der 70er-Jahre besser aus. MARIA – ein Film wie ein Coffeetablebook – hübsch anzuschauen und ein bisschen langweilig.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Maria“
Deutschland / Italien / USA 2024
124 min
Regie Pablo Larraín

Maria

alle Bilder © STUDIOCANAL

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Der Brutalist

DER BRUTALIST

Der Brutalist

DER BRUTALIST

Bauhaus- und Architekturfans aufgepasst: DER BRUTALIST ist nicht nur ein vielschichtiges Drama, sondern auch ein Einblick in die Gedankenwelt eines visionären Architekten.

Ab 30. Januar 2025 im Kino

Kann sich noch jemand an die von Michael Haneke höchstpersönlich Shot-für-Shot nachgedrehte amerikanische Version seines Thrillers „Funny Games“ erinnern? In diesem Remake spielten Michael Pitt und ein gewisser Brady Corbet die mörderischen Teenager – und genau dieser Corbet kehrt nun, fast 20 Jahre später, als Regisseur des außergewöhnlichen Dramas DER BRUTALIST zurück.

Der Brutalist

DER BRUTALIST ist so etwas wie die Arthouse-Version eines Sergio Leone Films. Ähnlich episch – die Geschichte spielt in den Jahren 1947 bis 1980 – nur eben nicht im Stil eines Hochglanz-Hollywood-Dramas, sondern als realistischer Blick auf eine längst vergangene Zeit. Dabei greift der Film aktuelle Themen wie Sucht, Missbrauch und die Erfahrungen von Flüchtlingen auf.

Der Brutalist

Der jüdische Architekt László Toth (Adrien Brody) flieht aus Nachkriegseuropa nach Amerika, um sich dort mit seiner Frau Erzsébet (Felicity Jones) eine neue Existenz aufzubauen. Doch der sensible Künstler tut sich schwer: bittere Armut, kein Dach über dem Kopf und die Seele vom Krieg verletzt. Erst der wohlhabende Industrielle Harrison Lee Van Buren (Guy Pearce) bietet Toth mit einem Großprojekt die Chance, sein außergewöhnliches Talent unter Beweis zu stellen.

Der Brutalist

Adrien Brody is back. Nachdem er 2002 einen Oscar gewonnen hat, war seine Rollenauswahl oft mehr von der Gage und weniger der Qualität der Drehbücher bestimmt. In DER BRUTALIST ist er so gut wie lange nicht. Dass er die richtige Besetzung für einen vom Zweiten Weltkrieg und den Nazigräulen gebrochenen Künstler ist, hat er schon in „The Pianist“ bewiesen.

Der Brutalist

DER BRUTALIST überzeugt nicht nur schauspielerisch. Trotz eines vergleichsweise lachhaften Budgets von 6 Millionen US-Dollar schafft es Regisseur Corbet, ein perfektes Gleichgewicht zwischen Intimität und monumentaler Größe zu erzeugen. Dafür gab’s in Venedig den Silbernen Löwen für die Beste Regie. Dialoge, Kamera (gedreht wurde auf 70 mm), Ausstattung, Schnitt und Sound machen den Film zu einem Gesamtkunstwerk. Und selbst die Länge von 3 Stunden und 35 Minuten klingt schlimmer als sie ist – DER BRUTALIST ist keine Sekunde langweilig.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Brutalist“
USA 2024
215 min
Regie Brady Corbet

Der Brutalist

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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Wolf Man

WOLF MAN

Wolf Man

WOLF MAN

WOLF MAN enttäuscht an der amerikanischen Kinokasse und erzielt am ersten Wochenende nur 12,5 Millionen Dollar – ein mageres Ergebnis für eine Hollywoodproduktion.

Ab 23. Januar 2025 im Kino

Natürlich sagt der Geschmack des US-Publikums nichts über die Qualität eines Films aus. Doch eines wird deutlich: Die Welt sehnt sich nicht nach Remakes von Horror-Klassikern aus den 1930er-Jahren. Das sind erneut schlechte Nachrichten für die Universal Studios und ihren Versuch, ein „Dark Universe“ zu etablieren. Diese Idee galt nach dem Megaflop von „The Mummy“ ohnehin als begraben. Erst Leigh Whannells Neuinterpretation von „The Invisible Man“ weckte wieder Hoffnungen: Der Film konnte Kritiker wie Publikum gleichermaßen überzeugen.

Und was einmal funktioniert, lässt sich sicher wiederholen – so die Hoffnung. Mit dem gleichen Regisseur und einem ähnlichen Ansatz: eine interessante Besetzung, ein Hauch von Subversion gegenüber den Erwartungen, weitgehender Verzicht auf übertriebene Computereffekte und eine moderne Abkehr von der klassischen Vorlage. Doch bei WOLF MAN geht diese Rechnung nicht auf.

Wolf Man

Die Neuinterpretation der altbekannten Werwolf-Geschichte kann zumindest mit großartigem Audiodesign punkten. Doch an anderer Stelle hapert es: Die Charakterzeichnung bleibt flach, und die Handlung – der Schriftsteller Blake (Christopher Abbott) zieht mit seiner Frau Charlotte (Julia Garner) und Tochter Ginger in die abgelegene Hütte seines Vaters und wird unterwegs von einem Werwolf gebissen – ist weder spannend noch gruselig. Stattdessen wirkt der WOLF MAN oft unfreiwillig komisch.

Wolf Man

Schauspielerisch überrascht der Film ebenfalls nicht: Die sonst herausragende Julia Garner ist diesmal erstaunlich blass. Auch die Effekte enttäuschen. Nichts gegen Nostalgie, aber wenn das Ergebnis wie eine Folge der Augsburger Puppenkiste aussieht – dann doch lieber CGI. Wem der Sinn nach ausgezeichneten analogen Effekten steht, der sollte sich lieber nochmal den 1981er-Klassiker „An American Werewolf In London“ anschauen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Wolf Man“
USA 2024
103 min
Regie Leigh Whannell

Wolf Man

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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A Real Pain

A REAL PAIN

A Real Pain

A REAL PAIN

A REAL PAIN – Ein bittersüßes Roadmovie mit Kieran Culkin und Jesse Eisenberg

Ab 16. Januar 2025 im Kino

Manche Filme sind wie ein gemütlicher Spaziergang – andere wie ein Marathon mit einem Stein im Schuh. A REAL PAIN, Jesse Eisenbergs zweite Regiearbeit, gehört eindeutig zur letzteren Kategorie. Der Titel ist Programm: Dieser Film tut weh – und das ist durchaus als Kompliment gemeint. Kieran Culkin spielt Benji, eine Mischung aus schmerzhaft peinlichem Quälgeist und verletzter Seele, die das Publikum genauso herausfordert wie die Figuren um ihn herum.

A Real Pain

Die Handlung klingt simpel: Zwei ungleiche Cousins – Culkin als nerviger Draufgänger Benji und Eisenberg als verklemmter Neurotiker David – reisen nach Polen, um auf den Spuren ihrer verstorbenen Großmutter zu wandeln. Doch was als Gedenkreise beginnt, wird schnell zu einem Chaos aus familiären Spannungen, peinlichen Momenten und unerwarteten Einsichten. Eisenberg, der auch das Drehbuch geschrieben hat, nutzt die Tour durch die Vergangenheit, um mit schwarzem Humor und einem Hauch Melancholie Familientrauma aufzuarbeiten.

A Real Pain

Culkin stiehlt dabei – wenig überraschend – jede Szene. Sein Benji ist ein Typ, der einen zu Tode nervt – und dann plötzlich mit einer überraschenden Geste der Zärtlichkeit die Herzen gewinnt. Es ist, als hätte er seine Rolle aus „Succession“ noch ein Stück weitergedreht: lauter, anstrengender, aber auch verletzlicher. Eisenberg dagegen bleibt seinem Markenzeichen treu und spielt den überforderten, intellektuellen Stadtneurotiker perfekt.

A Real Pain

A REAL PAIN ist witzig, berührend und manchmal schwer auszuhalten – genau wie echtes Familienleben. Die Balance zwischen Komödie und Tragödie gelingt Eisenberg gut: Man lacht über Benjis Dreistigkeit, spürt aber auch die tiefer liegenden Risse, die all das Chaos antreiben. Der Film ist ein Roadtrip, eine Familiengeschichte und eine kleine Lektion in Empathie – mal leicht, mal schmerzhaft. Als Zuschauer ist man nie sicher, ob das berührt oder nervt. Vermutlich beides.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „A Real Pain“
USA / Polen 2024
90 min
Regie Jesse Eisenberg

A Real Pain

alle Bilder © The Walt Disney Company Germany

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Juror #2

JUROR #2

Juror #2

JUROR #2

„Juror #2“, Clint Eastwoods (wahrscheinlich) letzter Film, ist ein spannendes Gerichtsdrama.

Ab 16. Januar 2025 im Kino

Clint Eastwood: Der Mann, der als lebende Legende in die Annalen Hollywoods eingegangen ist, wird dieses Jahr 95 Jahre alt. Er hat unzählige Filme inszeniert und in noch mehr Produktionen mitgewirkt. JUROR #2 dürfte sein Abschiedswerk sein – die stets zuverlässige IMDb führt jedenfalls kein weiteres Projekt auf. Aber wer weiß? Vielleicht überrascht uns Eastwood und steht mit 100 noch hinter der Kamera.

Juror #2

Der junge Familienvater Justin Kemp, gespielt von Nicholas Hoult, gerät in einem Mordprozess in ein tiefgreifendes Dilemma. Oder, einfacher formuliert – SPOILER – wobei der Trailer ohnehin schon alles preisgibt: Justin Kemp hat versehentlich eine junge Frau überfahren. Ein Unfall, gewiss. Doch als trockener Alkoholiker, der zuvor in einer Bar war, ist er wenig glaubwürdig. Nun sitzt ausgerechnet er in der Geschworenenjury, die den Freund der Verstorbenen als vermeintlichen Mörder verurteilen soll. Wahrlich: ein Dilemma.

Die Grundidee mag konstruiert wirken. Doch Eastwood gelingt es schnell, den Zuschauer diese Unwahrscheinlichkeit vergessen zu lassen. Sein Film entwickelt sich zu einem ebenso fesselnden wie klugen Justizdrama mit unerwarteten Wendungen.

Juror #2

JUROR #2 ist ein Film ohne Schnickschnack. Geradeaus erzählt, kein unnötiges Beiwerk. Eastwood hat nie den Fehler begangen, sein Publikum zu unterschätzen. Als Regisseur mit jahrzehntelanger Erfahrung weiß er, dass weniger oft mehr ist – eine Lektion, die auch seine Schauspieler verinnerlicht haben: Nicholas Hoult, Toni Collette, J.K. Simmons und Kiefer Sutherland spielen nüchtern und konzentriert.

Juror #2

Clint Eastwoods Spätwerk enttäuscht nicht. „Schuldig oder unschuldig? Wahrheit oder Lüge? Was ist richtig, was ist falsch?“ – JUROR #2 ist ein meisterhaft inszenierter Thriller und ein würdiger Abschluss für einen der ganz Großen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Juror #2“
USA 2024
95 min
Regie Clint Eastwood

Juror #2

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

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Queer

QUEER

Queer

QUEER

Daniel Craig brilliert als homosexueller, drogensüchtiger Lebemann in den 1950er-Jahren.

Ab 02. Januar 2025 im Kino

Im Mexiko-City der 50er Jahre fristet der US-Bürger William Lee (Daniel Craig) ein unglückliches Dasein inmitten einer kleinen amerikanischen Gemeinde. Als der Student Eugene Allerton (Drew Starkey) in die Stadt kommt, verliebt sich William unsterblich in den jungen Mann.

Die blöde Bemerkung, James Bond sei jetzt schwul, kann man sich direkt sparen. Dass Daniel Craig mal im Geheimdienst ihrer Majestät unterwegs war, vergisst man schnell. Die einzige Gemeinsamkeit: Lee und Bond trinken gerne und haben eine Schwäche für Waffen.

Queer

Dass Luca Guadagnino ein gutes Händchen für Gay-Love-Stories hat, weiß man spätestens seit seinem zum Queerfilm-Klassiker zählenden „Call me by your Name“. Auch so eine Geschichte, bei der sich Liebe und Realität im Wege stehen. Zuletzt überraschte der Italienische Regisseur mit dem sehr zugänglichen Tennisfilm „Challengers – Rivalen“. Nun also seine Adaption des halbautobiografischen Romans von William S. Burroughs. Der verfasste das Buch bereits zwischen 1951 und 1953, veröffentlicht wurde es aber erst 1985 – Inhalt und Sprache waren für die prüden 50er zu offenherzig.

Queer

QUEER fängt stark an, lässt jedoch gegen Ende nach. Das größte Problem ist wahrscheinlich die Handlung. Denn es gibt so gut wie keine. Über lange 135 Minuten passiert ausgesprochen wenig. Spätestens in den letzten 30 Minuten strapaziert der Film die Geduld der Zuschauer mit einem künstlerisch angehauchten Fiebertraum. Da wäre man lieber noch ein wenig länger in der wunderbaren Technicolor-Welt der 50er geblieben.

Queer

Trotzdem: QUEER ist sehenswert, alleine wegen Daniel Craig als Burroughs’ Alter Ego. Dazu die ungewöhnliche Musik (immer wieder Prince) und der hübsche, an alte Fotografien und Gemälde angelehnte Look. Produziert hat das Ganze MUBI, die Streaming-Plattform, auf der vorzugsweise anspruchsvolle Kost gezeigt wird. Für die breite Masse ist das nix, QUEER fällt eher in die Kategorie „Arthouse-Festival-Liebling“.

Originaltitel „Queer“
Italien / USA 2024
137 min
Regie Luca Guadagnino

Queer

alle Bilder © MUBI

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Freud - Jenseits des Glaubens

FREUD – JENSEITS DES GLAUBENS

Freud - Jenseits des Glaubens

FREUD – JENSEITS DES GLAUBENS

Uninspirierte Verfilmung eines Theaterstücks mit Anthony Hopkins, Liv Lisa Fries und Matthew Goode.

Ab 19. Dezember 2024 im Kino

»Erwachsen ist man, wenn man das vereinen kann: lieben, arbeiten, genießen.«
Dieser Satz stammt von Sigmund Freud. Doch „erwachsen“ kann auch bedeuten: langweilig, zäh und furztrocken – wie dieser Film.

Freud - Jenseits des Glaubens

Der schwer kranke Sigmund Freud (Anthony Hopkins) lebt mit seiner Tochter Anna (Liv Lisa Fries) im Londoner Exil. Es ist September 1939, der Beginn des Zweiten Weltkriegs. Die Sorge wächst, dass die Nazis bald auch England angreifen werden. Gepeinigt von Schmerzen, übersteht der Begründer der Psychoanalyse seine Tage nur mit hohen Dosen Morphium. C. S. Lewis (Matthew Goode), ein Dozent der University of Oxford, besucht den berühmten Psychoanalytiker kurz vor dessen Tod.

Freud - Jenseits des Glaubens

Das Theaterstück „Freud’s Last Session“ von Mark St. Germain thematisiert die fiktive Begegnung zwischen Freud und Lewis, dem späteren Autoren von „Die Chroniken von Narnia“. Der Atheist und der Gläubige: Einen ganzen Nachmittag dauert das intensive Streitgespräch der beiden Männer über Gott, Sexualität und das Schicksal der Menschheit. Klingt interessanter, als es ist. Denn die ganze Angelegenheit bleibt so trocken, wie ein staubiges Buch. Immer wieder unterbrechen (unnötige) Rückblenden den ohnehin trägen Erzählfluss. Aus zwei weltberühmten Figuren werden so auch nach fast zwei Stunden Film keine Menschen aus Fleisch und Blut; das Philosophieren und Zitieren bleibt Theorie.

Freud - Jenseits des Glaubens

Man kann sich vorstellen, wie die intellektuellen Zuschauer das Kino verlassen und sagen: „Ja, aber die Schauspieler!“ Und natürlich ist Anthony Hopkins großartig – was auch sonst? Der 86-jährige Oscarpreisträger kann gar nicht anders. Auch Liv Lisa Fries und Matthew Goode liefern exzellente Leistungen ab. Es ist nicht ihre Schuld, dass ein unausgegorenes Drehbuch FREUD – JENSEITS DES GLAUBENS so unbefriedigend macht. Was nützen all die talentierten Schauspieler, die schönen Sets und die erlesene Kamera, wenn die Handlung kalt lässt? Interessanter wäre ein Film über Freuds Tochter Anna gewesen, deren lesbisches Coming-out und Weg zur berühmten Kinderpsychotherapeutin hier nur Nebenhandlung bleibt.

Originaltitel „Freud’s Last Session“
UK / USA 2023
108 min
Regie Matthew Brown

Freud - Jenseits des Glaubens

alle Bilder © X-Verleih

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Here

HERE

Here

HERE

Robin Wright und Tom Hanks - Das Traumpaar ist zurück! Während sich die Gen Z fragt: „Hä? Wright und Hanks - Diggi, wer ist das? Und warum Traumpaar?“, werden sich Boomer sofort an „Forrest Gump“ erinnern.

Ab 12. Dezember 2024 im Kino

HERE ist ein filmisches Experiment, in dem die Geschichte von – ja was eigentlich? – einem Fleckchen Erde in Amerika erzählt wird. Auf diesem wenige Quadratmeter großen Stück Land passieren über die Jahrtausende allerhand Dinge, bis es Ende des 19. Jahrhundert bebaut wird. Der Großteil des Films konzentriert sich auf die Geschichte der Bewohner dieses Hauses bis in die Gegenwart.

Here

Im Zentrum der Handlung steht das von Tom Hanks und Robin Wright gespielte Paar Richard und Margaret Young. Collagenhaft aneinandergereiht, zeigt der Film bedeutende Momente aus deren Leben. Dafür wurden die beiden Schauspieler in einigen Szenen digital verjüngt. Das sieht trotz galoppierender AI-Entwicklung immer noch falsch und creepy aus. Vergangenheit und Gegenwart durchdringen sich in HERE, der auf Richard McGuires gleichnamiger Graphic Novel aus dem Jahr 2014 basiert. Das Besondere: Der ganze Film ist in einer einzigen fest eingerichteten Kameraeinstellung gedreht. Eine Idee, die der Comic vorgibt, die auf der Leinwand aber nur bedingt funktioniert.

Here

Robert Zemeckis gehört zu den außergewöhnlichsten Filmemachern der USA. Mit „Zurück in die Zukunft“, „Contact“ und natürlich „Forrest Gump“ feierte er große Erfolge. Ein Regisseur, der etwas wagt und vor allem immer wieder bahnbrechende Tricktechnik in seinen Filmen einsetzt. In HERE allerdings erstickt die ungewöhnliche Filmidee unter den visuellen Spielereien und einer dicken Zuckerschicht. Da wird der Begriff „Kitsch“ ganz neu definiert. Besonders die Rückblenden in die Zeit der amerikanischen Ureinwohner – inklusive hüpfender Rehe und niedlicher Eichhörnchen – wirken wie aus einem schlecht gemachten Lehrfilm für Vorschüler.

Here

Es gibt zwar immer wieder gute Momente, vor allem wenn Paul Bettany als der Vater von Tom Hanks ein bisschen Humor in die Angelegenheit bringt, aber insgesamt funktioniert das nicht. Man ahnt nur, dass sich in diesem Wirrwarr angerissener Familiengeschichten irgendwo ein oder mehrere gute Filme versteckt haben.

Originaltitel „Here“
USA 2024
105 min
Regie Robert Zemeckis

Here

alle Bilder © DCM

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Emilia Perez

EMILIA PÉREZ

Emilia Perez

EMILIA PÉREZ

EMILIA PÉREZ ist ein wuchtiges Musical mit Mut zum ganz großen Kitsch.

Ab 28. November 2024 im Kino

EMILIA PÉREZ ist ein Film, der das Publikum spalten wird: Die einen werden ihn hassen, die anderen großartig finden. Es wird viel gesungen, getanzt und gelitten. Aber ganz anders als sonst. Regisseur Jacques Audiard (Wo in Paris die Sonne aufgeht) schafft mit seinem Werk einen faszinierenden Widerspruch aus epischem Gefühlskino, Telenovela mit Tiefgang und düsterem Gangsterdrama. Bei Wikipedia wird der Film als „Musical-Komödie“ geführt. Das trifft es allerdings nicht. Es sei denn, es gibt noch einen zweiten Film mit demselben Titel, denn dieser hier ist definitiv keine Komödie.

Emilia Perez

Rita (Zoe Saldaña) arbeitet als Anwältin für eine große Kanzlei in Mexiko. Die meisten ihrer Klienten sind Schwerverbrecher. Eines Tages meldet sich der Drogenboss Juan „Manitas“ Del Monte (Karla Sofía Gascón) bei ihr. Er will untertauchen, beziehungsweise gleich ganz von der Bildfläche verschwinden. Sein Plan: Er möchte endlich als Frau leben und sich einer geschlechtsangleichenden Operation unterziehen. Das Problem: Seine Frau Jessi (Selena Gomez) und die beiden Kinder dürfen nichts davon erfahren.

Emilia Perez

Choreografien und Musik sind mitreißend, die drei Hauptdarstellerinnen liefern grandiose Performances. Besonders Karla Sofía Gascón, die in der Rolle des Juan/Emilia sowohl als Mann als auch als Frau beeindruckt. Kein Wunder, dass sie zusammen mit Zoe Saldaña und Selena Gomez in Cannes als bestes Darstellerinnen-Ensemble ausgezeichnet wurde. Doch das hohe Niveau hält nicht über die gesamte Laufzeit. Während der Film furios beginnt und stark endet, schwächelt er in der Mitte. Besonders eine deplatzierte Karaokeszene mit Selena Gomez wirkt, als sei sie aus den Überbleibseln eines drittklassigen Musikvideos zusammengebastelt worden. Hier scheint Regisseur Audiard zwischendurch den Faden verloren zu haben.

Emilia Perez

Wenn La La Land für schöne Menschen in schöner Umgebung mit schönen Liedern steht, dann ist EMILIA PÉREZ das Gegenteil: leidende Menschen in düsteren Kulissen, die wütende Lieder singen. Trotz kleiner Schwächen bleibt es ein aufregendes Stück Kino und könnte für das Filmmusical so bahnbrechend sein, wie es Hamilton für den Broadway war.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Emilia Pérez“
Frankreich / USA / Mexiko 2024
130 min
Regie Jacques Audiard

Emilia Perez

alle Bilder © Neue Visionen Filmverleih und Wild Bunch Germany

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Konklave

KONKLAVE

Konklave

KONKLAVE

In seinem „Da Vinci Code“ für Schlaue blickt „Im Westen nichts Neues“-Regisseur Edward Berger in die geheimnisvollen Abgründe einer Papstwahl.

Ab 21. November 2024 im Kino

Der Papst ist tot. Ein neuer muss her. Dazu schließen sich die mächtigsten Führer der katholischen Kirche aus aller Welt im Vatikan ein. Und zwar so lange, bis sich die Mehrheit auf einen Kandidaten geeinigt hat. Dann erst steigt weißer Rauch auf und es heißt „Habēmus pāpam“. Dass es bei so einer Wahl mindestens so intrigant und verlogen wie bei einer US-Präsidentschaftswahl zugeht, ist eine der vielen Überraschungen des hervorragenden Thrillers KONKLAVE.

Konklave

Es wäre ein Wunder, wenn nicht auch dieser meisterhafte Film von Edward Berger ein paar Oscars abräumen würde. Allein die Schauspieler hätten alle eine Nominierung verdient. Ralph Fiennes als Kardinal Lawrence spielt besser denn je – und das will was heißen. Ganz hervorragend auch Stanley Tucci, John Lithgow, Isabella Rossellini – alle in Topform.

Konklave

Umso erstaunlicher, dass nach der Pressevorführung Sätze wie „total konventionell“ oder sogar „stinkend langweilig“ zu hören waren. Wirklich? Krasse Fehlurteile übersättigter Filmjournalisten. KONKLAVE hat das Zeug zum Klassiker und „konventionell“ heißt hier einfach nur: feistes, klassisch gemachtes Kino. Jede Kameraeinstellung, der Score, das liebevolle Sounddesign – da sitzt alles. Natürlich kann man jetzt meckernd Parallelen ziehen, die HBO-Serie „The Young Pope“ käme viel moderner oder gar mutiger daher. Aber der Vergleich hinkt, denn KONKLAVE ist keine bitterböse Satire, sondern im Herzen ein zutiefst intellektueller und unerwartet unterhaltsamer Politthriller.

Konklave

Wer eine Schwäche für „Chef’s Table“ oder generell für das Beobachten von kunstvollen, perfekt choreografierten Prozessen hat, der wird begeistert sein. Selbst vermeintliche Nebensächlichkeiten bekommen hier eine Aufmerksamkeit geschenkt, wie man sie nur selten im Kino erlebt.

Ja und warum dann nicht die volle Punktzahl? Man kann sich darüber streiten, ob es die große Enthüllung am Ende wirklich braucht. Sie ist übertrieben und vielleicht das einzige Zugeständnis an konventionelle Publikumserwartungen: Zum Schluß braucht’s noch einen Knaller! Aber davon abgesehen ist KONKLAVE großes Kino.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Conclave“
USA / GB 2024
120 min
Regie Edward Berger

Konklave

alle Bilder © LEONINE Studios

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Gladiator 2

GLADIATOR II

Gladiator 2

GLADIATOR II

Nach 25 Jahren kommt die Fortsetzung von Ridley Scotts Oscargewinner "Gladiator" in die Kinos. Hat sich das Warten gelohnt?

Ab 14. November 2024 im Kino

Selbst Butterwerbungen und Autofilme haben die ikonische Szene kopiert: Die Hand, die zärtlich über Ähren streicht, ist eines der meistzitierten Bilder des modernen Kinos. Ridley Scott hat dem Genre des Sandalenkinos mit „Gladiator“ vor fast 25 Jahren neues Leben eingehaucht. „Ben Hur“ (die misslungene Neuverfilmung von 2016), „Thor 3“, „Die Tribute von Panem“ und natürlich aktuell die Fernsehserie „Those About To Die“ – unzählige Produktionen haben seitdem bei Scotts Oscargewinner abgekupfert.

Gladiator II

Der bis dahin eher unbekannte Neuseeländer Russell Crowe wurde durch „Gladiator“ weltberühmt. In der Fortsetzung spielt er naturgemäß nicht mit (SPOILER: Er stirbt am Ende des ersten Teils), von der Originalbesetzung konnte sich nur Connie Nielsen rüberretten. Pech für Ralf Möller, Glück für die Zuschauer. GLADIATOR II (einen halben Extrapunkt für den unaufgeregten Titel) hat, wie schon der erste Teil, einen herausragenden Cast: Denzel Washington, Pedro Pascal und in der Hauptrolle, seit „All of Us Strangers“ Framerates neuer Lieblingsschauspieler, Paul Mescal.

Gladiator II

Genug der Einleitung: Wie ist denn nun GLADIATOR II? Ridley Scott sagt, es sei „the best thing I’ve ever made.“ Aber kann man dem 85-Jährigen glauben? Der Regisseur und Produzent scheint ein schlechtes Händchen für Fortsetzungen zu haben. Er behauptet zwar, erschnuppern zu können, ob etwas „zu intellektuell oder nicht intellektuell genug“ ist und wann etwas „zu lang oder zu komplex“ sei. Doch darüber kann der Fachmann nur lachen, denn besonders die Alien-Sequels „Prometheus“ und „Alien: Covenant“ haben das Phänomen der zähen und unverständlichen Laberitis in neue Dimensionen gehoben. Diesmal hat sich Scott (vielleicht deshalb?) entschlossen, statt einer Fortsetzung schlicht eine Neuverfilmung des Originals zu machen: „Gladiator – The Remake“ minus Russell Crowe.

Gladiator II

Hier nun kurz und knapp – zwischen Pressevorführung und Review liegt kaum ein Tag und damit zu wenig Zeit, sich eine fundierte Meinung aus den Fingern zu saugen – die Wertung: Been there, done that. GLADIATOR II ist feist produziert, hat seine Momente, eine Top-Besetzung, reicht aber nicht an den ersten Teil heran. Und wieder einmal kann man die Kraft der Musik gar nicht hoch genug einschätzen: Ohne Hans Zimmers Jahrhundertscore (Harry Gregson-Williams hat die ideenlose Musik für die Fortsetzung geschrieben) ist GLADIATOR II am Ende nur ein mäßig spannender Film über Männer in Sandalen, die mit Schwertern kämpfen. Für Neulinge vielleicht sehenswert, echte Fans schauen sich lieber noch einmal das Original an.

Gladiator II

Zum Schluss noch ein kleiner Funfact: Nach der Veröffentlichung des ersten Films gab es zahlreiche Versuche, ein Drehbuch für eine Fortsetzung zu schreiben. Eines davon stammt vom Musiker Nick Cave. In seiner Version wäre Maximus im Jenseits angekommen. Dort wird er von den Göttern dazu verflucht, ewig zu leben. In einer Schlussmontage sieht man Maximus, wie er sich durch die Kreuzzüge, den Zweiten Weltkrieg und den Vietnamkrieg kämpft, um schließlich in der Gegenwart zu enden – als Angestellter im Pentagon in Washington. Vielleicht wäre das der interessantere GLADIATOR II geworden.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Gladiator II“
USA / GB 2024
148 min
Regie Ridley Scott

Gladiator II

alle Bilder © Paramount Pictures Germany

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