Immer wieder Dienstag

IMMER WIEDER DIENSTAG

Immer wieder Dienstag

IMMER WIEDER DIENSTAG

Die brennendsten Fragen zu IMMER WIEDER DIENSTAG sind nicht, ob der Film gut ist oder ob sich ein Kinobesuch lohnt (nein und nein) - sondern: Von wann und warum ist das?

Ab 12. September 2024 im Kino

Immer wieder Dienstag

Die Idee, einen Spielfilm mit integriertem Foodporn zu machen, scheint neun Jahre nach der ersten CHEF‘S TABLE-Staffel komplett aus der Zeit gefallen. Beziehungsweise schon an die hundert Male ausgelutscht. Nun also noch eine Variante, diesmal aus Schweden.

Immer wieder Dienstag

Regisseurin Annika Appelin räumt mit dem Vorurteil auf, aus Skandinavien kämen nur kluge und künstlerisch anspruchsvolle Filme. IMMER WIEDER DIENSTAG muss man sich als TV-gerechte Komödie vorstellen. Wie in BOOK CLUB oder DANCING QUEENS, oder jedem beliebigen Diane Keaton-Film aus den letzten Jahren, tut sich auch hier eine Gruppe Frauen jenseits der 50 zusammen, um irgendeinen Club zu gründen. Auf dem Weg zum eigenen Cateringunternehmen häufen sich die Klischees, als hätte TRAUMSCHIFF-Produzent Wolfgang Rademann persönlich den Kochlöffel geschwungen.

Immer wieder Dienstag

Ein Großteil des Budgets scheint bei dieser Produktion für das Fooddesign draufgegangen zu sein: Zwischen übertrieben werblichen Bildern von kulinarischen Leckereien entwickelt sich eine vorhersehbare Wohlfühl-Geschichte über alte Beziehungen und neue Lieben. Am Ende hat jedes Töpfchen sein Deckelchen gefunden und alle sind satt und happy. Meh.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Tisdagsklubben“
Schweden 2022
102 min
Regie Annika Appelin

Immer wieder Dienstag

alle Bilder © 24 Bilder

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Horizon

HORIZON

Horizon

HORIZON

Der erste Teil einer geplanten vierteiligen Spielfilmsaga.

Ab 22. August 2024 im Kino

Unsere kleine Farm reloaded – das ist Kevin Costners gar nicht mal so epische Western-Saga in einem Satz zusammengefasst. HORIZON wirkt wie eine ordentlich produzierte TV-Serie, die mitten in der ersten Staffel endet. Erstaunlich wenig Cinemascope, dafür viele Medium- und Naheinstellungen, der Film scheint mehr für den Bildschirm als die große Leinwand gemacht.

Horizon

HORIZON schildert die Geschichte weißer Amerikaner, die auf ihrem Weg nach Westen die Gebiete der Apachen besiedeln. Diese wehren sich natürlich gegen die Invasion ihres Landes. Die klassischen Westernzutaten sind alle da: rachsüchtige Indianer, edle Siedler, Mord, Verrat und Rache. Doch gerade diese soapige Anhäufung von Klischees macht den Film so mittelmäßig. Musik, Kamera und Schauspiel sind gehobener Durchschnitt, weder weltbewegend noch innovativ. Wenn überhaupt, dann gibt es hier und da Ausrutscher nach unten. Immerhin: Langweilig ist das nicht. Costner weiß, wie man Spannung erzeugt und die Zuschauer emotional einbindet. 

Horizon

Mit ein bisschen Konzentration lässt sich sogar verstehen, wer wer ist und wie die Figuren zusammenhängen, was nicht einfach ist, da in 181 Minuten ein ganzes Regiment an Charakteren einführt wird. Neben Kevin Costner sind Sienna Miller und Sam Worthington in weiteren Hauptrollen zu sehen. Am Ende gibt ein Teaser einen Ausblick auf die kommenden Teile. Das verwirrt allerdings noch mehr, da Figuren gezeigt werden, die bisher noch gar nicht aufgetaucht sind. Uff.

Es bleibt abzuwarten, wann die nächsten Teile in die Kinos kommen oder ob Costner mit seinem Herzensprojekt schon in den Startlöchern steckengeblieben ist. HORIZON CHAPTER 1 war zumindest in Amerika ein veritabler Flop. Vielleicht kann es ja das europäische Publikum noch retten.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Horizon – An American Saga – Chapter 1“
USA 2024
181 min
Regie Kevin Costner

Horizon

alle Bilder © TOBIS

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The Dead don't hurt

THE DEAD DON’T HURT

The Dead don't hurt

THE DEAD DON’T HURT

Western sind das neue Schwarz. Bevor Kevin Kostner die Zuschauer mit seinem 3-Stunden-Epos HORIZON herausfordert, schwingt Vicky Krieps emanzipiert den Colt.

Ab 08. August 2024 im Kino

The dead don't hurt

Once upon a time in the Wild Wild West: Die junge, unabhängige Vivienne Le Coudy (Vicky Krieps) verguckt sich in den dänischen Einwanderer Holger Olsen (Viggo Mortensen). Gemeinsam siedeln die beiden von San Francisco in ein Haus in the middle of nowhere um. Als Olsen freiwillig in den Bürgerkrieg zieht, bleibt Vivienne alleine zurück. Gefährliche Zeiten, denn besonders der gewalttätige Weston (Solly McLeod), Sohn eines mächtigen Ranchers, macht ihr das Leben zur Hölle.

The dead don't hurt

Der Western feiert ein Comeback, wiedermal. Nur zwei Wochen vor Kevin Costners HORIZON, dem ersten Kapitel einer ambitionierten vierteiligen Saga, kommt THE DEAD DON’T HURT in die deutschen Kinos. Mit seiner zweiten Regiearbeit betritt Viggo Mortensen keine neuen Pfade. Die Versatzstücke Saloon, tapferer Sheriff und schießwütiger Bösewicht kennt man spätestens seit HIGH NOON in allen Varianten –  fehlt nur noch eine kriegerische Rothaut. Eine verschachtelte Erzählstruktur mit ständig wechselnden Zeitebenen macht das Drama unnötig kompliziert. Das langsame Tempo und die sehr großzügige Laufzeit von 129 Minuten arbeiten zudem eher gegen den Film. 

The dead don't hurt

Ein milder Western, der Bekanntes zitiert, es aber – und das ist neu – in eine zärtliche Liebesgeschichte bettet. Knallende Cowboys und geprügelte Barpianisten kommen zwar auch hier vor (Standards, die seit Opas Kintopp nicht fehlen dürfen), aber immerhin hebt sich THE DEAD DON’T HURT dank einer emanzipierten Frauenfigur, exzellent von Vicky Krieps verkörpert, um eine Pistolenlänge über den Durchschnitt.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Dead don’t hurt“
USA 2024
129 min
Regie Viggo Mortensen

The dead don't hurt

alle Bilder © Alamode Film

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KILLERS OF THE FLOWER MOON

KILLERS OF THE FLOWER MOON

Ab 19. Oktober 2023 im Kino

Es ist offensichtlich, was den 80-jährigen Regisseur Martin Scorsese an dem Stoff gereizt hat: Ein Western in Cinemascope, eine Crimestory, eine intime Liebesgeschichte und ein großer Geschichtsfilm - KILLERS OF THE FLOWER MOON ist ein episches Drama voller Verrat und Abgründe.

Oklahoma, Anfang des 20. Jahrhunderts: Über Nacht werden die amerikanischen Ureinwohner des Osage-Stamms steinreich. Dank sprudelnder Ölquellen verfügen sie eine Zeit lang über das höchste Pro-Kopf-Vermögen der Welt. Wie so oft in der amerikanischen Geschichte zieht der Wohlstand weiße Eindringlinge an. Diebstahl, Erpressung und Mord sind unter der Führung des ebenso charmanten wie gerissenen William „King“ Hale (Robert De Niro) bald an der Tagesordnung. Verpackt in die ungewöhnliche Romanze zwischen Hales Neffen Ernest Burkhart (Leonardo DiCaprio) und der Indigenen Mollie Kyle (Lily Gladstone) erzählt der Film die wahre und schreiend ungerechte Geschichte der „Osage-Morde“.

Ein spätes Meisterwerk

Das Dreamteam funktioniert auch bei seiner zehnten Zusammenarbeit immer noch hervorragend. Scorsese und sein Lieblingsschauspieler Robert De Niro kitzeln gegenseitig das Beste aus sich heraus. Als manipulativer Strippenzieher und Auftraggeber einer ganzen Serie von Morden ist De Niro das dunkle Zentrum des Films. Ganz hervorragend auch Lily Gladstone, die mit ihrer zurückgenommenen Art einen sanften Ruhepol in der blutigen Männerwelt bildet. Leonardo DiCaprio (Scorseses zweitliebster Schauspieler – dies ist ihre sechste Kollaboration) macht selbstredend auch als leicht unterbelichteter Handlanger eine gute Figur. Weshalb er diese Rolle allerdings mit einer Mischung aus Robert-de-Niro-Persiflage (permanent nach unten gezogener Mund plus in Falten gelegte Stirn) und Marlon Brandos DER PATE inklusive ausgestopfter Backentaschen spielt, bleibt sein Geheimnis.

Wie Scorsese seine Darsteller führt (in Nebenrollen sind unter anderem Jesse Plemons und der frisch oscargekrönte Brendan Fraser zu sehen), elegant Rückblenden in die verschachtelte Handlung einbaut, Dinge weglässt und manches erst im Nachgang aufschlüsselt, das ist bravourös. Ein 80-jähriger Künstler, immer noch auf der Höhe seines Schaffens. KILLERS OF THE FLOWER MOON ist trotz seiner unfassbaren 206 Minuten Laufzeit keinen Moment zu lang. Ein spätes Meisterwerk, das zudem ein grandioses und überraschend amüsantes Ende bereit hält. Allein wegen der letzten 10 Minuten lohnt es sich.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Killers of the Flower Moon“
USA 2023
206 min
Regie Martin Scorsese

alle Bilder © Paramount Pictures Germany

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LE MANS 66 – GEGEN JEDE CHANCE

Ein Phänomen, in vielen Konzernen zu beobachten: Will man etwas erreichen, muss man direkt mit dem Chef sprechen. Meist ist der aber von Neinsagern und Speichelleckern abgeschirmt, die gute Ideen und innovative Vorschläge so lange verwässern, bis nur noch Unsinn übrig bleibt. Mit diesem zeitlosen Problem hat auch der amerikanische Autodesigner Carroll Shelby (Matt Damon) Anfang der 60er-Jahre zu kämpfen. Gemeinsam mit dem hitzköpfigen Rennfahrgenie Ken Miles (Christian Bale) soll er das angestaubte Image der US-Automarke Ford aufbessern. Dazu müssen die beiden erst mal den schnellsten Rennwagen der Welt entwickeln, um damit das prestigeträchtige 24-Stunden-Rennen von Le Mans zu gewinnen. Keine leichte Aufgabe angesichts der Bedenkenträger bei Ford und des übermächtigen Gegners Enzo Ferrari.

Mangolds Film, im Original passender „Ford v Ferrari“ betitelt, spielt zu einer Zeit, als Meinungsverschiedenheiten zwischen Männern noch mit einer anständigen Prügelei aus der Welt geräumt wurden. Gut gegen Böse, die Suche nach unbedingter Freiheit – „Le Mans 66“ erinnert an einen modernen Western, der galoppierende Pferde auf staubigen Pfaden gegen Rennautos auf dem Asphalt ausgetauscht hat. Der Film beruht auf einer wahren Geschichte, weshalb Method-Actor Christian Bale für seine Rolle wieder mal etliche Kilos abgespeckt hat. Wie oft kann so ein armer Körper das ständige Zu- und wieder Abnehmen eigentlich aushalten, bevor die Haut in großen Lappen herunterhängt? Matt Damon spielt das, was er am besten kann: den leicht angeschlagenen, netten Kerl von nebenan, der unaufgeregt die Fäden in der Hand behält.

FAZIT

Erstaunliche Erkenntnis nach zweieinhalb Stunden: Im Kreis fahrende Fahrzeuge können spannend sein. Selbst wenn man sich kein bisschen für Autorennen interessiert – „Le Mans 66“ ist ein packender, im besten Sinne altmodischer Film.

Originaltitel „Ford v Ferrari
USA 2019
152 min
Regie James Mangold
Kinostart 14. November 2019