Köln 75

KÖLN 75

Köln 75

KÖLN 75

Es ist das meistverkaufte Soloalbum eines Jazzmusikers: The Köln Concert von Keith Jarrett. Vor genau 50 Jahren entstand die legendäre Aufnahme, die in keinem gut sortierten Intellektuellenhaushalt fehlen darf. Nun bringt der Spielfilm KÖLN 75 unter der Regie von Ido Fluk die Geschichte hinter dem Konzert auf die Leinwand – oder besser gesagt: das, was davor geschah.

Ab 13. März 2025 im Kino

Wer sich allerdings auf Szenen des eigentlichen Konzerts freut, wird enttäuscht: Statt entrückter Klavierklänge gibt es nur die turbulenten Vorbereitungen und jede Menge Beinahekatastrophen zu sehen. Denn von Jarretts Köln Concert hört man im gesamten Film genau: nichts. Stattdessen dreht sich alles um die schier endlosen Herausforderungen, die die 18-jährige Veranstalterin Vera Brandes (Mala Emde) bewältigen muss.

Köln 75

Gegen den ausdrücklichen Willen ihres Vaters (Ulrich Tukur) und auf eigenes Risiko wagt sich Vera an die Mammutaufgabe, ein Konzert des Jazzgenies Keith Jarrett (John Magaro) in der Kölner Oper zu organisieren. Doch alles, was schiefgehen kann, geht schief. Anstelle des geforderten Bösendorfer Imperial Konzertflügels steht ein kleiner, verstimmter Stutzflügel bereit – mit klemmendem Pedal und kaputten Tasten. Jarrett droht mit Absage.

Köln 75

Der Film erzählt letztlich zwei (fast wahre) Geschichten. Die erste, die von Vera, bietet solides Unterhaltungskino – konventionell inszeniert, mit stellenweise etwas zu aufdringlich ausgestatteten 70er-Jahre-Kulissen. Die zweite, über den Ausnahmekünstler Keith Jarrett, ist deutlich spannender. Jarrett, pleite und von Rückenschmerzen geplagt, tourt mit seinem Manager in einem klapprigen Auto durch Europa. Begleitet wird er vom amerikanischen Journalisten Michael Watts (Michael Chernus), der unbedingt ein Interview führen möchte.

Köln 75

Besonders eindrucksvoll: eine fulminante Szene, in der Watts die vierte Wand durchbricht und im Schnelldurchlauf den Zuschauern erklärt, was „Jazz“ eigentlich ist – und warum Keith Jarrett ein absolutes Genie ist. Allein für diese Sequenz lohnt sich der Film.

KÖLN 75 schwankt zwischen zwei unterschiedlichen Tonlagen. Trotz der stilistischen Unentschlossenheit: sehenswert.

INFOS ZUM FILM

Deutschland / Belgien / Polen 2024
116 min
Regie Ido Fluk

Köln 75

alle Bilder © Alamode Film

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Die Schattenjäger

DIE SCHATTENJÄGER

Die Schattenjäger

DIE SCHATTENJÄGER

Spionagethriller steht drauf, Psychogramm ist drin. Preisgekrönter Film über die Folteropfer des Assad-Regimes.

Ab 13. März 2025 im Kino

Assad-Regime? War da was? Man könnte Jonathan Millet bedauern, dass sein Film ausgerechnet jetzt in die Kinos kommt, wo der mörderische Diktator und seine Schergen in die Flucht geschlagen wurden. Doch das wäre zu oberflächlich, denn DIE SCHATTENJÄGER handelt von den Spätfolgen.

Die Schattenjäger

Eine Gruppe syrischer Flüchtlinge hat ein geheimes Netzwerk gegründet. Ihr Ziel: die untergetauchten Kriegsverbrecher ausfindig zu machen und sie vor Gericht zu stellen. Der junge Hamid glaubt, in einem Kommilitonen an der Universität seinen früheren Folterer zu erkennen. Da er nur dessen Stimme und Geruch kennt, muss er sich allein auf seine Intuition verlassen. Doch was ist Wahrheit, was Einbildung?

Die Schattenjäger

Agenten, die aus dem Untergrund agieren, um Bösewichte zur Strecke zu bringen? Aus diesem Stoff hätte sich genauso gut ein actionreicher James-Bond-Film machen lassen. Regisseur Jonathan Millet interessiert sich jedoch mehr für das gebrochene Innenleben seines Protagonisten (sensationell: Adam Bessa). Statt Autojagden und geschütteltem Martini gibt es einen slow burner, der weniger an 007 und mehr an die Nazijäger Beate und Serge Klarsfeld oder Simon Wiesenthal erinnert.

Die Schattenjäger

DER SCHATTENJÄGER ist ein langsam – um nicht zu sagen: sehr langsam – erzählter Film, der, obwohl wenig passiert, einen starken Sog entwickelt. Ein leiser Spionagethriller ohne Sensationslust. Spannend.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Les Fantômes“
Frankreich 2024
105 min
Regie Jonathan Millet

Die Schattenjäger

alle Bilder © IMMERGUTEFILME

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Für immer hier

FÜR IMMER HIER

Für immer hier

FÜR IMMER HIER

Brasilien hat eine bewegte und teils unrühmliche Geschichte. In FÜR IMMER HIER geht es um ein besonders düsteres Kapitel: Die Militärdiktatur der 1970er-Jahre.

Ab 13. März 2025 im Kino

Das Leben könnte dank Haus am Strand und Kindermädchen kaum besser sein. Der Vater erfolgreicher Architekt, die Mutter eine selbstbewusste Frau, drei Töchter, ein Sohn plus Hund. Schwimmen, Partys, Tischfußball. Doch dann der Riss: Bewaffnete Regierungsbeamte stehen vor der Tür, durchsuchen die Wohnung, nehmen den Vater mit zum Verhör. Kurz darauf werden auch die Mutter und eine der Töchter ins Gefängnis verschleppt. Die Befragung streckt sich erst über Stunden, dann über Tage. Danach ist nichts mehr, wie es war.

Für immer hier

Die Vorlage liefert Marcelo Rubens Paivas Bestseller „Ainda estou aqui“. Im MIttelpunkt steht die Mutter, Eunice, hervorragend gespielt von Fernanda Torres. Walter Salles Film nimmt sich alle Zeit der Welt, das Familienleben davor zu zeigen. Umso härter trifft dann die Katastrophe.

Für immer hier

Die Willkür, die Gewalt, die Ungerechtigkeit – es macht auch 50 Jahre später noch wütend. Das Ganze ist noch schwerer auszuhalten, da es sich bei FÜR IMMER HIER um eine wahre Geschichte handelt. Bis 1985 dauerte die Militärdiktatur, erst dann wurde Brasilien zu einer Demokratie.

Für immer hier

FÜR IMMER HIER ist schon wieder ein Film, bei dem man die letzte halbe Stunde schwänzen sollte. Der wie drangehängt wirkende letzte Akt ist eine brave Pflichterfüllung gegenüber der Realität, denn das Leben ging natürlich weiter: Es folgt ein Abhaken – dann passierte das, dann das und dann das. Zusätzlich irritieren neue Darsteller, die die mittlerweile erwachsenen Kinder spielen. Der Anfangs beeindruckende Film wird gegen Ende leider schwach.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Ainda estou aqui“
Brasilien 2025
137 min
Regie Walter Salles

Für immer hier

alle Bilder © DCM

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Mickey 17

MICKEY 17

Mickey 17

MICKEY 17

Bong Joon-hos neuer Film: Der ganz große Wurf wie der Oscar-gekrönte „Parasite“ ist es nicht geworden.

Ab 06. März 2025 im Kino

Der Regisseur kehrt zu seinen Wurzeln zurück und hat mit MICKEY 17 eine Science-Fiction-Groteske gedreht, die an seinen Film „Snowpiercer“ erinnert. Jonn-hos neuer Film ist eine Abrechnung mit Kolonialismus und falschen Führern. Dabei beweist die Satire viel Mut zum Klamauk und hat Freude am feisten Blockbusterkino.

Mickey 17

♻️ Recycling 2.0: Mickey Barnes ist ein sogenannter „Expendable“ – ein Typ, der bei lebensgefährlichen Aufgaben im Weltraum stirbt und danach als Klon einfach neu ausgedruckt wird. Siebzehn Mal schon. Als das Kolonistenschiff Drakkar den eisigen Planeten Niflheim erreicht, stürzt Mickey 17 in eine Gletscherspalte – und wird von einer Alien-Lebensform gerettet. Zurück an der Basis macht er eine schockierende Entdeckung: Mickey 18, sein frisch gedruckter Klon, liegt im Bett seiner Freundin.

Mickey 17

Robert Pattinson spielt die vielen Mickeys grandios, überzeugt als luschiges Sensibelchen genauso wie als Psychopath. Ein echtes Highlight sind Toni Collette und Mark Ruffolo als machtgeiles Herrscherpaar mit starker Anlehnung an einen gerade wiedergewählten Präsidenten. 

Mickey 17

Ein paar Längen gibt es zwischendurch, und nicht jeder Gag zündet – aber die Gesellschaftssatire im Vollgasmodus macht größtenteils Spaß.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Mickey 17“
USA / Südkorea 2024
137 min
Regie Bong Joon-ho

Mickey 17

alle Bilder © Warner Bros. Entertainment Inc.

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Bridget Jones - Verrückt nach ihm

BRIDGET JONES – VERRÜCKT NACH IHM

Bridget Jones - Verrückt nach ihm

BRIDGET JONES – VERRÜCKT NACH IHM

Bridget Jones wagt es wieder: Nach dem schwachen dritten Teil kehrt die liebenswerte Chaotin mit einer sehenswerten Fortsetzung zurück.

Ab 27. Februar 2025 im Kino

BRIDGET JONES – VERRÜCKT NACH IHM überrascht mit einer Geschichte, die sich nicht ums Kalorienzählen oder ständige Fettnäpfchen dreht, sondern um das Weiterleben nach dem Verlust einer großen Liebe. Ein mutiges Thema für eine romantische Komödie – funktioniert aber.

Bridget Jones - Verrückt nach ihm

Bridget steht nach dem Tod ihres Ehemanns Mark Darcy allein mit ihren beiden Kindern da. Zwischen Lunchboxen, Hausaufgaben und beruflichen Herausforderungen versucht sie, den Alltag zu meistern. Freunde wie ihr Ex-Liebhaber Daniel Cleaver stehen ihr zur Seite, und wie es sich für eine moderne Frau gehört, wagt sie sich auf Dating-Apps. Kurz darauf lernt sie den deutlich jüngeren Roxster kennen – und natürlich gibt es bald noch einen zweiten Mann in ihrem Leben.

Bridget Jones - Verrückt nach ihm

Dass Trauer und Verlust eine Komödie tragen können, mag auf den ersten Blick überraschen. Doch VERRÜCKT NACH IHM schafft es, das Thema sensibel und mit feinem Humor zu behandeln. Das funktioniert vor allem, weil Bridgets Leben als Mutter und Frau in den Fünfzigern halbwegs realistisch gezeigt wird.

Die Rolle passt wie angegossen: Renée Zellweger spielt Bridget erneut mit dem richtigen Maß an Schusseligkeit und Verletzlichkeit. Hugh Grant und Emma Thompson sorgen in Nebenrollen für die besten Momente.

Bridget Jones - Verrückt nach ihm

Natürlich ist VERRÜCKT NACH IHM kein revolutionärer Film. Die schrulligen Figuren und das typisch britische Setting bedienen weiterhin das Erfolgsrezept, das schon seit „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ oder „Tatsächlich Liebe“ funktioniert. Bewährtes muss ja nichts Schlechtes sein.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Bridget Jones: Mad About the Boy“
GB 2025
125 min
Regie Michael Morris

Bridget Jones - Verrückt nach ihm

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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Like A Complete Unknown

LIKE A COMPLETE UNKNOWN

Like A Complete Unknown

LIKE A COMPLETE UNKNOWN

Der eine ist gerade mal 19, als er 1960 aus Minnesota mit Gitarre und viel Talent nach New York aufbricht. Der andere ist der meistbeschäftigte Schauspieler seiner Generation. Timothée Chalamet macht als Bob Dylan nicht nur gesanglich eine gute Figur.

Ab 27. Februar 2025 im Kino

Man sollte schon ein großer Dylan-Fan sein, denn LIKE A COMPLETE UNKNOWN ist einfach strukturiert: ein bisschen Dialog, ein Song, ein bisschen Dialog, ein Song – und so weiter, ganze 140 Minuten lang. Zwischendurch erinnert das an ein „Best of Dylan“-Album im Kinoformat.

Like A Complete Unknown

Das Biopic vermittelt ungefähr so viel über den Menschen Dylan, wie es der echte Dylan selbst tut: nämlich nix. Aber als Musikfilm mit großartigen Schauspielern punktet LIKE A COMPLETE UNKNOWN: Edward Norton als Pete Seeger, Monica Barbaro als Joan Baez und Boyd Holbrook als Johnny Cash sind hervorragend.

Like A Complete Unknown

Richtig gut ist natürlich vor allem Timothée Chalamet. Nicht umsonst wird er gerade für so ziemlich jeden Schauspielerpreis gehandelt. Vielleicht sieht er ein bisschen niedlicher als das Original aus, aber der müde Blick und vor allem der Gesang sind auf den Punkt. Chalamet sing selbst und klingt dabei exakt wie das Original.

Like A Complete Unknown

Regisseur James Mangold hat schon in „Walk the Line“und „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ bewiesen, dass er ein gutes Händchen für das Wiederbeleben vergangener Zeiten hat. Die makellose Ausstattung und die computergenerierten Sets machen die Illusion perfekt – als Zuschauer vergisst man glatt, dass das schmuddelige New York dieser Zeit längst Geschichte ist.

Like A Complete Unknown

Rätselhaft bleibt, weshalb der Filmtitel in Deutschland um ein „Like“ ergänzt wurde. Im Original schlicht „A Complete Unknown“, soll das wohl an eine Zeile aus Dylans Jahrhunderthit „Like a Rolling Stone“ erinnern. Wer das versteht, muss wirklich ein Fan sein.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „A Complete Unknown“
USA 2025
140 min
Regie James Mangold

Like A Complete Unknown

alle Bilder © The Walt Disney Company Germany

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Captain America - Brave New World

CAPTAIN AMERICA – BRAVE NEW WORLD

Captain America - Brave New World

CAPTAIN AMERICA – BRAVE NEW WORLD

Schluß mit Multiverse: Marvel liefert mit CAPTAIN AMERICA: BRAVE NEW WORLD zur Abwechslung einen geerdeten Superheldenfilm.

Ab 13. Februar 2025 im Kino

Dass sich Comics und Politthriller nicht ausschließen, haben schon zwei der besseren Marvel-Filme gezeigt: „Black Panther“ und „Captain America: The Winter Soldier“. Doch Steve Rogers ist Geschichte. Die Rolle des uramerikanischsten Freiheitskämpfers übernimmt diesmal Anthony Mackie. Gleich in seinem ersten Abenteuer wird der neue Captain America mit einer globalen Bedrohung konfrontiert.

Captain America - Brave New World

Der größte Unterschied: Cap 2 war nicht jahrzehntelang im Eis gefroren und muss sich deshalb auch nicht erst an eine neue Welt gewöhnen. Er ist ein Held unserer Zeit – mit großen Selbstzweifeln. Einen neuen Falcon gibt’s auch – der wird mit jungenhaftem Charme von Danny Ramirez gespielt.

Captain America - Brave New World

Kampf um Rohstoffe, Verschwörungen und ein Attentat auf den US-Präsidenten (wie immer toll: Harrison Ford): Marvel versucht sich an aktuellen Themen. Allerdings ist das meilenweit von der „Winter-Soldier“-Cleverness entfernt. Hier wird alles ständig übererklärt – die simple Geschichte ist mehr ein Politthriller für Doofe.

Captain America - Brave New World

Neu ist auch der Hulk. Diesmal in rot und er wird – kein Spoiler, ärgerlicherweise verrät der Trailer wieder mal alles – vom 82-jährigen Harrison Ford gespielt. Ein wütender US-Präsident, der zum Monster mutiert? Da verschwimmen die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Make America Angry Again.

CAPTAIN AMERICA – BRAVE NEW WORLD: Weder mutig, noch neu. Leider nur Mittelmaß.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Captain America: Brave New World“
USA 2025
118 min
Regie Julius Onah

Captain America - Brave New World

alle Bilder © The Walt Disney Company Germany

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Wunderschöner

WUNDERSCHÖNER

Wunderschöner

WUNDERSCHÖNER

Ein Film über toxische Männlichkeit und weibliche Selbstbestimmung? Klingt trocken, ist aber WUNDERSCHÖNER – die gelungene Fortsetzung von Karoline Herfurths Erfolgsfilm „Wunderschön“.

Ab 13. Februar 2025 im Kino

Finanzsenator Philipp betrügt seine Frau Nadine mit einer Prostituierten, Tochter Lilly verwechselt „bauchfrei“ mit „emanzipiert“, und Julie wird von ihrem neuen Chef bedrängt. Männer sind Schweine, Frauen müssen zusammenhalten – und Reden hilft! Das wissen auch Sonja und Milan, die versuchen, ihre Beziehung durch eine Paartherapie zu retten.

Wunderschöner

WUNDERSCHÖNER verpackt seine Botschaften in einer süßen Komödie. Zwischen pointierten Dialogen und berührenden Momenten gelingt Herfurth die Gratwanderung zwischen Unterhaltung und gesellschaftlicher Relevanz. Der Kampf der Geschlechter um „Safe Spaces“ und persönliche Grenzen kommt natürlich nicht ohne Klischees aus, klar – schließlich soll der Film auch dem Mainstream gefallen.

Wunderschöner

Dass WUNDERSCHÖNER so gut funktioniert, ist der souveränen Regie Herfurths und ihrem spielfreudigen Cast zu verdanken. Anneke Kim Sarnau, Emilia Schüle, Friedrich Mücke und natürlich Herfurth selbst – allesamt Profis, die wissen, wie man den Ball in der Luft hält. Besonders herausragend: Nora Tschirner sorgt schön sarkastisch für einige der besten Szenen.

Wunderschöner

Ob das Ganze allerdings 132 Minuten lang sein muss? Geschmackssache. Eine halbe Stunde weniger hätte dem Film sicher nicht geschadet und ihn noch knackiger gemacht.

Hat das Herz am rechten Fleck: WUNDERSCHÖNER – eine Komödie mit Tiefgang.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2024
132 min
Regie Karoline Hergurth

Wunderschöner

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

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The Monkey

THE MONKEY

The Monkey

THE MONKEY

Bemüht

Ab 20. Februar 2025 im Kino

„Bemüht“ ist natürlich eine rein subjektive Einschätzung. Manche Zuschauer bezeichnen THE MONKEY sogar als „spaßig“. Nun ja. Objektiv betrachtet erinnert Oz Perkins‘ Verfilmung einer Stephen-King-Kurzgeschichte vor allem an die „Final Destination“-Reihe: Auch hier steigern sich die grotesken Todesfälle ins immer Absurdere. Der entscheidende Unterschied? Bei THE MONKEY – der Titel deutet es bereits an – ist ein dämonischer Spielzeugaffe der Auslöser der blutigen „Unfälle“.

The Monkey

Im Gegensatz zu den tatsächlich spaßigen „Final Destination“-Filmen nervt THE MONKEY mit einem angestrengt künstlerischen Stil. Die zunehmend abstruse Geschichte der Zwillingsbrüder Hal und Bill, die durch das Aufziehen eines Spielzeugaffens furchtbare Todesfälle auslösen, wirkt, als hätte Wes Anderson einen schlechten Tag gehabt. Statt schön spinnerten Ideen gibt’s krampfhafte Originalität.

The Monkey

Oz Perkins konnte letztes Jahr mit „Longlegs“ Kritiker und Publikum gleichermaßen begeistern. Hier bei Framerate stieß der Film allerdings auf Unverständnis und Ablehnung (die Kritik). Die Geschmäcker sind halt verschieden. RuR.

THE MONKEY ist weniger cleverer Arthouse-Horror und mehr eine mittelmäßige Folge von „The Twilight Zone“ – nur leider ohne nennenswerte Spannung. Der Kinostart ist am 20. Februar, aber wegen der Berlinale gibt’s die Kritik schon jetzt.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Monkey“
USA 2024
98 min
Regie Oz Perkins

The Monkey

alle Bilder © PLAION PICTURES

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Flight Risk

FLIGHT RISK

Flight Risk

FLIGHT RISK

Für die einen ein Anwärter auf die Goldene Himbeere 2025, für die anderen pures Entertainment: Mel Gibsons FLIGHT RISK.

Ab 20. Februar 2025 im Kino

FLIGHT RISK ist ein klassisches B-Picture – genau die Art von Film, die Hollywood seit fast 100 Jahren regelmäßig auf den Markt spuckt. Simpel und unterhaltsam.

Flight Risk

Mark Wahlberg, Michelle Dockery („Downton Abbey“) und Topher Grace geraten in eine klassische Thriller-Kammerspiel-Situation: Polizistin Madolyn (Dockery) hat den Buchhalter Winston (Grace) in Gewahrsam – Hand- und Fußfesseln inklusive. Der Plan: Der Gefangene soll aus dem entlegenen Alaska mit einer gecharterten Cessna in die nächstgrößere Stadt überführt werden. Dort soll er als Kronzeuge gegen einen Mafia-Boss vor Gericht aussagen. Der Pilot (Wahlberg), ein jovialer und etwas geschwätziger Typ, übernimmt die Aufgabe, das klapprige Kleinflugzeug samt ungewöhnlicher Passagiere sicher über die Berge zu steuern. Doch was zunächst wie ein Routinejob wirkt, entwickelt sich bald zu einem nervenaufreibenden Horrortrip.

Flight Risk

Mel Gibson, der ehemalige Superstar, der irgendwann beschloss, seine Karriere durch Saufereien und antisemitische Ausfälle zu zerstören, kehrt zurück. Mit einem schlichten, aber effektiven Thriller. Eine Überraschung, vor allem wenn man bedenkt, dass er als Regisseur eher für Epen wie „Braveheart“ und „Die Passion Christi“ bekannt ist. FLIGHT RISK ist die Art Film, die man spätabends zufällig im Fernsehen entdeckt und dann nicht mehr ausschalten kann. Ja, das ist Trash. Ja, das ist technisch nicht besonders gut gemacht. Aber ja, das ist echt unterhaltsam. Trotz riesiger Logikfehler und zahlloser Unwahrscheinlichkeiten: FLIGHT RISK macht Spaß und ist bis zur letzten Sekunde spannend.

Flight Risk

Ins Kino (früher wäre sowas „direct to video“ gegangen) kommt der Film erst am 20. Februar. Da mit der Berlinale aber wieder eine Flut von täglichen Kritiken ins Haus steht, erscheint diese hier schon zwei Wochen vor dem Start.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Flight Risk“
USA 2024
92 min
Regie Mel Gibson

Flight Risk

alle Bilder © TOBIS

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Companion - Die perfekte Begleitung

COMPANION – DIE PERFEKTE BEGLEITUNG

Companion - Die perfekte Begleitung

COMPANION – DIE PERFEKTE BEGLEITUNG

Die britische Serie „Black Mirror“ genießt Kultstatus. COMPANION - DIE PERFEKTE BEGLEITUNG könnte glatt als eine Episode der neuen Staffel durchgehen.

Ab 06. Februar 2025 im Kino

„Willst du gelten, mach dich selten“ – ein Sprichwort, das sich die Macher von „Black Mirror“ offenbar zu Herzen genommen haben. Zum Leidwesen der Fans tröpfelt nur alle paar Jahre neuer Stoff aus dem Fernseher. Zwischen der vorletzten und letzten Staffel lagen ganze vier Jahre. Genug Zeit, um die Lücke mit thematisch verwandten Kinofilmen zu füllen.

Companion - Die perfekte Begleitung

Im Fokus von „Black Mirror“ steht meist die Wechselwirkung zwischen Technik, Medien und Gesellschaft – eine düstere Variante der Gegenwart, angereichert mit Science-Fiction-Elementen. So etwa bei einer täuschend lebensechten Puppe wie in „M3GAN“, die zur besten Freundin eines kleinen Mädchens wird. Nach diesem Rezept funktioniert auch COMPANION – DIE PERFEKTE BEGLEITUNG.

Companion - Die perfekte Begleitung

Worum geht’s? Halbwegs spoilerfrei: Eine Freundesgruppe verbringt ein Wochenende in einem luxuriösen Haus am See. Doch dann gibt es einen Toten. Bald wird klar: Niemand ist das, was er zu sein scheint.

Companion - Die perfekte Begleitung

COMPANION pfeift auf Logik. Das Drehbuch stolpert vor allem gegen Ende über riesengroße Ungereimtheiten und Widersprüche, doch das schmälert das Vergnügen nicht. Dank ein paar cleveren Wendungen und der guten Besetzung mit Sophie Turner, Jack Quaid und Lucas Gage bleibt der Film kurzweilig, spannend und schwarzhumorig – also alles, was eine gute „Black Mirror“-Episode ausmacht. Übrigens: Die neue Staffel soll noch dieses Jahr erscheinen.

Companion - Die perfekte Begleitung

Zum Schluss noch ein kleiner Funfact: Während der Corona-Pandemie fanden nicht nur Meetings, sondern auch Castings virtuell statt. An einem dieser Castings nahm ein junger Schauspieler teil, dessen bescheidene Wohnung im Hintergrund zu sehen war. Der ebenfalls zugeschaltete Regisseur wusste nicht, dass sein Mikrofon aktiv war – und lästerte hemmungslos über die „ärmlich“ wirkende Einrichtung. Der Schauspieler reagierte schlagfertig: „Mit der Gage für diesen Job könnte ich mir eine bessere Wohnung leisten.“ Die Rolle bekam er nicht. Doch bald darauf gelang Lucas Gage (heißt wirklich so) mit der ersten Staffel von „White Lotus“ der Durchbruch. Seitdem taucht er immer wieder in größeren Nebenrollen auf, so auch in COMPANION, wo er einen (zu gut aussehenden – was seinen Grund hat) schwulen Liebhaber spielt.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Companion“
USA 2025
97 min
Regie Drew Hancock

Companion - Die perfekte Begleitung

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

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Maria

MARIA

Maria

MARIA

Es ist die Rolle ihres Lebens: Angelina Jolie spielt die berühmteste Opernsängerin des 20. Jahrhunderts, Maria Callas.

Ab 06. Februar 2025 im Kino

MARIA beginnt und endet mit einer Montage ikonischer Callas-Bilder: Anfangs perfekt nachgespielt von Angelina Jolie, zum Schluss die Originalaufnahmen der echten Diva. Dazwischen folgt die Kamera einer einsamen, unglücklichen Frau, die keine Nähe zulässt und ihrer verlorenen Schönheit und Jahrhundertstimme nachtrauert. Ihr unkontrollierter Pillenkonsum führt zu Wahnvorstellungen: So halluziniert sie ein Interview mit dem jungen Reporter Mandrax – passenderweise benannt nach ihrer Lieblingsdroge –, in dem sie von ihrer rauschhaften Vergangenheit und ihrer großen Liebe Aristoteles Onassis erzählt.

Maria

Seit Maria Anna Cecilia Sofia Kalogeropoulou am 16. September 1977 offiziell an einem Herzinfarkt starb, halten sich die Gerüchte, sie habe Selbstmord begangen oder sei an einer Tablettenüberdosis gestorben.

MARIA ist ein distanzierter Film — wenig überraschend, denn Pablo Larraíns Filme über bekannte Frauenfiguren des 20. Jahrhunderts, „Spencer“ und „Jackie“, waren ähnlich unterkühlt. Warum sich der Regisseur in seinem Biopic ausschließlich auf den Niedergang und nicht auf die erfolgreichen Jahre der Künstlerin konzentriert, bleibt sein Geheimnis.

Maria

Schauspielerisch gibt es nichts zu meckern: Angelina Jolie wurde zwischenzeitlich sogar als Oscarkandidatin gehandelt. Doch es bleibt ein Manko: Keine Sekunde glaubt man, dass Callas’ Gesangstimme wirklich aus ihrem Mund kommt. Angelina Jolie in einer großen Playbackshow — sie ist schlicht zu berühmt für diese Rolle.

Maria

Extra-Punkte gibt’s für Ausstattung, Kostüme und Kamera: Nie sahen die Jolie und das Paris der 70er-Jahre besser aus. MARIA – ein Film wie ein Coffeetablebook – hübsch anzuschauen und ein bisschen langweilig.

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Originaltitel „Maria“
Deutschland / Italien / USA 2024
124 min
Regie Pablo Larraín

Maria

alle Bilder © STUDIOCANAL

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Poison - Eine Liebesgeschichte

POISON – EINE LIEBESGESCHICHTE

Poison - Eine Liebesgeschichte

POISON – EINE LIEBESGESCHICHTE

POISON - EINE LIEBESGESCHICHTE – Moderatorin und Schauspielerin Désirée Nosbusch gibt ihr Regiedebüt. Dafür hat sie einen dialogstarken Film ohne visuellen Schnickschnack gewählt.

Ab 30. Januar 2025 im Kino

Zehn Jahre sind vergangen, seit Lucas (Tim Roth) und Edith (Trine Dyrholm) ihren Sohn bei einem Autounfall verloren haben. Nun begegnen sie sich zum ersten Mal wieder – auf dem Friedhof. Der Anlass ist ein Brief, in dem die Umbettung des Kindes angekündigt wird, nachdem man Gift im Boden gefunden hat.

Poison - Eine Liebesgeschichte

Berliner Theaterfreunden dürfte die Geschichte bekannt vorkommen: Dagmar Manzel und Ulrich Matthes spielen die deutsche Adaption „Gift“ seit Jahren erfolgreich am DT. In Nosbuschs Verfilmung übernehmen Tim Roth und Trine Dyrholm die Rollen. Vorwürfe, Geständnisse, Versöhnung, Streit – die intensive Interaktion der beiden Hauptfiguren funktioniert auf der Leinwand ebenso gut wie auf der Bühne. Auch wenn nicht viel passiert, denn Lucas und Edith reden nur miteinander. Warum ist ihre Beziehung gescheitert? Was hat die Trauer mit ihnen gemacht? Das Analysieren alter Verletzungen ist dank der beiden Schauspieler spannend – auch ohne Action.

Poison - Eine Liebesgeschichte

Man könnte den Look als etwas „fernsehhaft“ kritisieren. Aber es passt, denn Kamerafrau Judith Kaufmann fängt die realistisch trostlose Atmosphäre des Friedhofs in entsprechend bedrückenden Bildern ein. Trauriges Thema, traurige Bilder.

Poison - Eine Liebesgeschichte

Die Vorlage stammt von der niederländischen Autorin Lot Vekemans. Es ist ein kluges Stück über ganz normale Menschen, die ein bewegendes Schicksal teilen. Roth und Dyrholm spielen das nüchtern, unpathetisch und zugleich nahbar. Sehenswert.

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Originaltitel „Poison“
Deutschland / Luxemburg / Niederlande / Vereinigtes Königreich 2024
90 min
Regie Désirée Nosbusch

Poison - Eine Liebesgeschichte

alle Bilder © Filmwelt Verleihagentur

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Babygirl

BABYGIRL

Babygirl

BABYGIRL

Stöhn. Keuch. Japs. Nicole Kidman wird dank Harris Dickinson von multiplen Orgasmen durchschüttelt.

Ab 30. Januar 2025 im Kino

Seit Meg Ryan hat keine Schauspielerin außerhalb des Adult-Film-Business so überzeugend Orgasmen simuliert wie Nicole Kidman. In ihrem neuen Film BABYGIRL hat sie reichlich Gelegenheit, ihr Talent unter Beweis zu stellen.

Romy (Nicole Kidman) hat alles: Geld, Macht, eine glückliche Familie – nur im Bett herrscht tote Hose. Erst die Begegnung mit ihrem knackigen Praktikanten Samuel (Harris Dickinson) treibt sie zu ungeahnten Höhepunkten.

Babygirl

So oder so ähnlich gab es das schon in den 80er- und 90er-Jahren: BABYGIRL bewegt sich irgendwo zwischen „Eine verhängnisvolle Affäre“ und „Basic Instinct“ – minus Eispickel. Nur eben jetzt in die Post-#MeToo-Ära verschoben: Hier ist die Frau in einer beruflichen Machtposition, der Mann sozial niedriger gestellt.

Halina Reijns Film wird zwar als erotischer Psychothriller vermarktet, doch wirklich hart und bedrohlich wird es nie. Alles bleibt eher lauwarm. Das hat einen interessanten Effekt: Als Zuschauer, konditioniert durch zahlreiche ähnliche Filme (siehe oben), erwartet man ständig das Schlimmste. So gibt es beispielsweise den unangekündigten Besuch des Liebhabers zu Hause bei der heilen Familie – ein Klassiker in jedem Beziehungsthriller – doch dann passiert…nichts.

Babygirl

„Gedemütigt von der eigenen Lust“ – so könnte der Untertitel lauten, wäre BABYGIRL ein echter Porno. Vor allem dank der Musikauswahl driftet der Film immer wieder ins unfreiwillig Komische: Einmal füttert Samuel Romy mit einer Schale Milch, die sie wie eine Katze auf allen Vieren leer schlabbern muss. Dazu läuft „Father Figure“ von George Michael. Braves Kätzchen. Dass Nicole Kidman bereit ist, die Hüllen fallen zu lassen (auch wenn es kein echtes Full Frontal gibt) ist angesichts ihres Traumbodys weniger mutig als beispielsweise bei Emma Thompson, die in „Good Luck to You, Leo Grande“ ihre Falten und Speckröllchen vor der Kamera präsentiert. BABYGIRL zeigt schöne Menschen in schöner Umgebung, die viel Sex haben, während sich Nicole dabei von Orgasmus zu Orgasmus gurgelt. Der große Hype und die Jubelkritiken bleiben unverständlich.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Babygirl“
USA 2024
115 min
Regie Halina Reijn

Babygirl

alle Bilder © Constantin Film

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Sechs Richtige

SECHS RICHTIGE – GLÜCK IST NICHTS FÜR ANFÄNGER

Sechs Richtige

SECHS RICHTIGE – GLÜCK IST NICHTS FÜR ANFÄNGER

Araber sind Terroristen, junge Frauen naiv, Millionäre geldgierig. Wen solche Klischees nicht stören, der wird an SECHS RICHTIGE - GLÜCK IST NICHTS FÜR ANFÄNGER großen Spaß haben.

Ab 30. Januar 2025 im Kino

Davon träumt außer Bill Gates wahrscheinlich jeder: Im Lotto gewinnen. Aber nicht eine Million (die ist schnell verpulvert), sondern so richtig: 10, 20, 60 Millionen. Das Leben wäre auf Dauer vielleicht nicht glücklicher, aber bestimmt um einiges leichter. Oder?

Sechs Richtige

Die Prämisse des Films ist simpel, aber effektiv: Vier unterschiedliche Lottogewinner erleben, wie das große Geld alles auf den Kopf stellt. Da ist zum einen Familienvater Paul, der gerade mit Kind und Kegel auf dem Weg in den Urlaub ist, als er zufällig erfährt, dass er fünf Millionen Euro gewonnen hat. Doch die Zeit läuft ihm davon – um den Gewinn einzulösen bleiben ihm nur wenige Minuten. Oder Julie, die nach ihrem 10-Millionen-Euro-Jackpot direkt in die Arme ihres Traummanns stolpert. Schlecht hingegen trifft es Ahmed, der mit zwei Freunden zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt von seinem Gewinn erfährt. Und dann ist da noch eine Gruppe von Pflegern, die sich die 60 Millionen Euro ihres gerade an einem Herzinfarkt gestorbenen Patienten Henri unter den Nagel reißt.

Sechs Richtige

Die vier Episoden sind in sich abgeschlossene Kurzgeschichten, die durch das zentrale Motiv des Lottogewinns miteinander verbunden sind. Das Besondere daran: Keine der Geschichten ist schwach, alle bieten ein hohes Tempo und eine beeindruckende Gagdichte. Der Humor ist schwarz und bitterböse – also nichts für Zartbesaitete oder Kinder. Bei uns ist der Film daher ab 16 Jahren freigegeben.

Wenn es die deutsche Synchronisation nicht wieder kaputtmacht – SECHS RICHTIGE ist eine wunderbar böse Komödie aus Frankreich. Das alte Sprichwort sagt zwar: „Geld allein macht nicht glücklich“. In ein Kinoticket investiert, macht es das mit diesem Film für 103 Minuten eben doch.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Heureux gagnants“
Frankreich 2024
103 min
Regie Romain Choay und Maxime Govare

Sechs Richtige

alle Bilder © Happy Entertainment

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Der Brutalist

DER BRUTALIST

Der Brutalist

DER BRUTALIST

Bauhaus- und Architekturfans aufgepasst: DER BRUTALIST ist nicht nur ein vielschichtiges Drama, sondern auch ein Einblick in die Gedankenwelt eines visionären Architekten.

Ab 30. Januar 2025 im Kino

Kann sich noch jemand an die von Michael Haneke höchstpersönlich Shot-für-Shot nachgedrehte amerikanische Version seines Thrillers „Funny Games“ erinnern? In diesem Remake spielten Michael Pitt und ein gewisser Brady Corbet die mörderischen Teenager – und genau dieser Corbet kehrt nun, fast 20 Jahre später, als Regisseur des außergewöhnlichen Dramas DER BRUTALIST zurück.

Der Brutalist

DER BRUTALIST ist so etwas wie die Arthouse-Version eines Sergio Leone Films. Ähnlich episch – die Geschichte spielt in den Jahren 1947 bis 1980 – nur eben nicht im Stil eines Hochglanz-Hollywood-Dramas, sondern als realistischer Blick auf eine längst vergangene Zeit. Dabei greift der Film aktuelle Themen wie Sucht, Missbrauch und die Erfahrungen von Flüchtlingen auf.

Der Brutalist

Der jüdische Architekt László Toth (Adrien Brody) flieht aus Nachkriegseuropa nach Amerika, um sich dort mit seiner Frau Erzsébet (Felicity Jones) eine neue Existenz aufzubauen. Doch der sensible Künstler tut sich schwer: bittere Armut, kein Dach über dem Kopf und die Seele vom Krieg verletzt. Erst der wohlhabende Industrielle Harrison Lee Van Buren (Guy Pearce) bietet Toth mit einem Großprojekt die Chance, sein außergewöhnliches Talent unter Beweis zu stellen.

Der Brutalist

Adrien Brody is back. Nachdem er 2002 einen Oscar gewonnen hat, war seine Rollenauswahl oft mehr von der Gage und weniger der Qualität der Drehbücher bestimmt. In DER BRUTALIST ist er so gut wie lange nicht. Dass er die richtige Besetzung für einen vom Zweiten Weltkrieg und den Nazigräulen gebrochenen Künstler ist, hat er schon in „The Pianist“ bewiesen.

Der Brutalist

DER BRUTALIST überzeugt nicht nur schauspielerisch. Trotz eines vergleichsweise lachhaften Budgets von 6 Millionen US-Dollar schafft es Regisseur Corbet, ein perfektes Gleichgewicht zwischen Intimität und monumentaler Größe zu erzeugen. Dafür gab’s in Venedig den Silbernen Löwen für die Beste Regie. Dialoge, Kamera (gedreht wurde auf 70 mm), Ausstattung, Schnitt und Sound machen den Film zu einem Gesamtkunstwerk. Und selbst die Länge von 3 Stunden und 35 Minuten klingt schlimmer als sie ist – DER BRUTALIST ist keine Sekunde langweilig.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „The Brutalist“
USA 2024
215 min
Regie Brady Corbet

Der Brutalist

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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Gotteskinder

GOTTESKINDER

Gotteskinder

GOTTESKINDER

Ein Film für Atheisten und alle, die es werden wollen.

Ab 30. Januar 2025 im Kino

Gotteskinder in Versuchung: Hannah und Timo wachsen in einer streng evangelikalen Familie auf. Die Eltern haben keinerlei Verständnis für Fehltritte. Doch die Kinder geraten in Versuchung: Der neue Schüler Max verdreht Vorzeigechristin Hannah gehörig den Kopf und Timo ist unglücklich in seinen Kumpel Jonas verliebt. Sünde!

Gotteskinder

„Jesus, ich liebe dich!“ Zwischen kitschigen Kirchenliedern und brüllenden Predigern ist das Leben der jugendlichen Christen streng durchgetaktet. Wer zurecht die Nase über Scientology rümpft, wird erkennen müssen: Der Unterschied zwischen evangelikalen Christen und Sektenleben ist nicht allzu groß.

Ob das überspitzt ist? Man weiß es zum Glück nicht so genau. Gehirnwäsche, erzwungenen Geständnissen und Entführung – es erinnert schon fast an Gilead aus Handmaid’s Tale. Religiöser Fundamentalismus ist halt in jeder Form abstoßend.

Gotteskinder

Inhaltlich wäre weniger mehr gewesen: Der Kampf der hormongesteuerten Tochter, ihre Jungfräulichkeit zu bewahren, hätte als Handlung gereicht. Da wirkt der schon oft gesehene Exorzismus am schwulen Bruder und dessen tragische Konsequenzen fast wie ein dramaturgischer Kollateralschaden.

Gotteskinder

Schauspielerisch überzeugen neben Mark Waschke als dominanter Vater vor allem die jugendlichen Darsteller Flora Li Thiemann, Serafin Mishiev und Michelangelo Fortuzzi, die die innere Zerrissenheit überzeugend und erfrischend unpeinlich spielen.

Interessante Story, gut gespielt, solide inszeniert – kein großes Kino, eher etwas fürs TV. Trotzdem sehenswert.

INFOS ZUM FILM

Deutschland 2024
117 min
Regie Frauke Lodders

Gotteskinder

alle Bilder © W-FILM

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Wolf Man

WOLF MAN

Wolf Man

WOLF MAN

WOLF MAN enttäuscht an der amerikanischen Kinokasse und erzielt am ersten Wochenende nur 12,5 Millionen Dollar – ein mageres Ergebnis für eine Hollywoodproduktion.

Ab 23. Januar 2025 im Kino

Natürlich sagt der Geschmack des US-Publikums nichts über die Qualität eines Films aus. Doch eines wird deutlich: Die Welt sehnt sich nicht nach Remakes von Horror-Klassikern aus den 1930er-Jahren. Das sind erneut schlechte Nachrichten für die Universal Studios und ihren Versuch, ein „Dark Universe“ zu etablieren. Diese Idee galt nach dem Megaflop von „The Mummy“ ohnehin als begraben. Erst Leigh Whannells Neuinterpretation von „The Invisible Man“ weckte wieder Hoffnungen: Der Film konnte Kritiker wie Publikum gleichermaßen überzeugen.

Und was einmal funktioniert, lässt sich sicher wiederholen – so die Hoffnung. Mit dem gleichen Regisseur und einem ähnlichen Ansatz: eine interessante Besetzung, ein Hauch von Subversion gegenüber den Erwartungen, weitgehender Verzicht auf übertriebene Computereffekte und eine moderne Abkehr von der klassischen Vorlage. Doch bei WOLF MAN geht diese Rechnung nicht auf.

Wolf Man

Die Neuinterpretation der altbekannten Werwolf-Geschichte kann zumindest mit großartigem Audiodesign punkten. Doch an anderer Stelle hapert es: Die Charakterzeichnung bleibt flach, und die Handlung – der Schriftsteller Blake (Christopher Abbott) zieht mit seiner Frau Charlotte (Julia Garner) und Tochter Ginger in die abgelegene Hütte seines Vaters und wird unterwegs von einem Werwolf gebissen – ist weder spannend noch gruselig. Stattdessen wirkt der WOLF MAN oft unfreiwillig komisch.

Wolf Man

Schauspielerisch überrascht der Film ebenfalls nicht: Die sonst herausragende Julia Garner ist diesmal erstaunlich blass. Auch die Effekte enttäuschen. Nichts gegen Nostalgie, aber wenn das Ergebnis wie eine Folge der Augsburger Puppenkiste aussieht – dann doch lieber CGI. Wem der Sinn nach ausgezeichneten analogen Effekten steht, der sollte sich lieber nochmal den 1981er-Klassiker „An American Werewolf In London“ anschauen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Wolf Man“
USA 2024
103 min
Regie Leigh Whannell

Wolf Man

alle Bilder © Universal Pictures International Germany

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Kneecap

KNEECAP

Kneecap

KNEECAP

KNEECAP erinnert an „Trainspotting“, erreicht jedoch nicht dessen wilde Originalität. Trotzdem: Im Kino gab es schon weitaus langweiligere Geschichtsstunden.

Ab 23. Januar 2025 im Kino

Zu KNEECAP ließe sich eine interessante Faktenliste schreiben. Zum Beispiel, dass die Zielgruppe dieses Films ausgesprochen überschaubar ist – schließlich sprechen weltweit nur eine Handvoll Menschen Irisch/Gälisch. Oder, dass es sich erstaunlicherweise um eine fast wahre Geschichte handelt. Und nicht zuletzt: Dass eine deutsche Synchronfassung den Film komplett ruinieren würde, wie es zuletzt beim Robbie-Williams-Biopic „Better Man“ der Fall war. Aber zum Glück wurden die irisch gesprochenen Szenen im Original belassen und untertitelt.

Kneecap

Im Kern erzählt KNEECAP die holprige Gründungsgeschichte des gleichnamigen Rap-Trios, bestehend aus Móglaí Bap, Mo Chara und DJ Próvaí. Die nordirische Band spielt sich selbst, was überraschend gut funktioniert. Das Besondere: Kneecap sind die ersten, die auf Gälisch rappen. Ihre Konzerte und Videos werden bald legendär, Versuche, die Band zu verbieten, bleiben erfolglos. Im Gegenteil: Ihre Popularität steigt. Daneben geht’s um Móglaí Baps Vater (knurrig: Michael Fassbender), einen gesuchten IRA-Bombenleger: offiziell tot, in Wahrheit nur untergetaucht.

Kneecap

KNEECAP ist eine wilde Mischung aus Werbung für eine vom Aussterben bedrohte Sprache, Musikfilm und Politdrama – inszeniert im Stil eines hyperaktiven Musikvideos der 90er-Jahre. Jahrzehnte nach Guy Ritchie und Matthew Vaughn wirkt das fast nostalgisch, aber die charmanten Jungs von Kneecap und einige wirklich gelungene Gags machen das wieder wett. Fans von Michael Fassbender dürften jedoch enttäuscht sein: Seine Screentime liegt im unteren zweistelligen Minutenbereich.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Kneecap“
Irland 2024
105 min
Regie Rich Peppiatt

Kneecap

alle Bilder © Atlas Film

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Der Graf von Monte Christo

DER GRAF VON MONTE CHRISTO

Der Graf von Monte Christo

DER GRAF VON MONTE CHRISTO

Rache ist Blutwurst.

Ab 23. Januar 2025 im Kino

„Der Graf von Monte Christo“ ist neben „Die drei Musketiere“ der meist verfilmte Roman des 19. Jahrhunderts. Nun also noch eine Version aus Frankreich – als echter Blockbuster. Die Handlung dürfte bekannt sein, dennoch: ChatGPT, fasse bitte den Inhalt von Alexandre Dumas’ Klassiker in zwei Sätzen zusammen, während draußen die Sonne scheint: „Der Graf von Monte Christo“ erzählt die Geschichte von Edmond Dantès, einem jungen Seemann, der unschuldig verraten und inhaftiert wird. Nach Jahren im Gefängnis gelingt ihm die Flucht; er findet einen Schatz auf der Insel Monte Christo und nutzt seinen neugewonnenen Reichtum und Einfluss, um unter der Identität des Grafen von Monte Christo Rache an seinen Verrätern zu nehmen. Danke, CGPT!

Der Graf von Monte Christo

Wie in Dumas’ Roman dreht sich die Rachemechanik auch im Film vor allem um ein Spiel mit Verkleidungen; es läuft auf die Frage hinaus: Wird Edmond (Pierre Niney) von seinen Feinden erkannt, oder kann er seine Vendetta vor der Enthüllung zu Ende führen? Neu und unerwartet ist daran nichts. Klassischer und konservativer war selten. Wer eine vollkommen unmoderne Version von DER GRAF VON MONTE CHRISTO im Kino sehen will, ist hier bestens bedient. Aber Opas Kino kann auch Spaß machen.

Der Graf von Monte Christo

Groß, größer, Cinemascope: Die Regisseure Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte konnten aus dem Vollen schöpfen: Für die Produktion stand ein für europäische Verhältnisse gigantisches Budget von 42,9 Millionen Euro zur Verfügung – und das sieht man. Überraschend, dass der Film nicht vor Weihnachten in die Kinos kam. Früher wäre so etwas auch als Vierteiler zu den Feiertagen im Fernsehen gelaufen.

Der Graf von Monte Christo

Trotz seiner Länge von drei Stunden – langweilig ist das Spektakel nie. Ausstattung, Schauspieler, Inszenierung: alles grundsolide. DER GRAF VON MONTE CHRISTO ist ordentlich gemachte Unterhaltungsware aus Frankreich, die im trüben Januar drei Stunden harmlosen Eskapismus bietet.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Le Comte de Monte-Cristo“
Frankreich / Belgien 2024
178 min
Regie Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte

Der Graf von Monte Christo

alle Bilder © capelight pictures

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Young Hearts

YOUNG HEARTS

Young Hearts

YOUNG HEARTS

Der Publikumsliebling der Berlinale 2024 erzählt die ganz normale Geschichte von zwei verliebten Jungs.

Ab 16. Januar 2025 im Kino

Elias genießt den Sommer, fährt mit dem Fahrrad zum Bauernhof seines Großvaters oder lächelt seine Freundin Valerie an. Denn mit 14 eine erste Freundin zu haben, ist Pflicht. Doch als der gleichaltrige Alexander ins Haus gegenüber zieht, entwickeln sich auf einmal ganz neue, aufregende Gefühle. Elias spürt, dass er sich zum ersten Mal richtig verliebt. Und der selbstbewusste Alexander macht kein Geheimnis daraus, dass er auf Jungs steht.

Young Hearts

Wer beim Lesen der Inhaltsangabe denkt, dass es hier gewisse Ähnlichkeiten zu Lukas Dhonts CLOSE gibt, liegt nicht falsch. Zumal beide Filme aus Belgien stammen. Dennoch gibt es einen entscheidenden Unterschied: Hier geht es nicht um Schuldgefühle und verpasste Chancen, sondern um Persönlichkeitsentwicklung und Akzeptanz. War der (großartige) CLOSE ein todtrauriger Film für die Winterszeit, so ist YOUNG HEARTS als die lebensbejahende Sommervariante eines sehr ähnlichen Themas zu verstehen.

Young Hearts

Oft geht es bei Coming-out-Geschichten um Angst und Mobbing. Das kommt hier am Rande zwar auch vor, doch das Positive überwiegt. Regisseur Anthony Schatteman gelingt es in seinem Spielfilmdebüt auf schöne Weise, die kleinen Dinge einzufangen, die eine erste Liebe ausmachen. Mit einem authentischen Drehbuch und sehr begabten Darstellern (Lou Goossens und Marius De Saeger sind Laien, die hier das erste Mal für einen Spielfilm vor der Kamera stehen) ist YOUNG HEARTS eine queere Love-Story voller Optimismus. Schön.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Young Hearts“
Belgien / Niederlande 2024
97 min
Regie Anthony Schatteman

Young Hearts

alle Bilder © Salzgeber

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A Real Pain

A REAL PAIN

A Real Pain

A REAL PAIN

A REAL PAIN – Ein bittersüßes Roadmovie mit Kieran Culkin und Jesse Eisenberg

Ab 16. Januar 2025 im Kino

Manche Filme sind wie ein gemütlicher Spaziergang – andere wie ein Marathon mit einem Stein im Schuh. A REAL PAIN, Jesse Eisenbergs zweite Regiearbeit, gehört eindeutig zur letzteren Kategorie. Der Titel ist Programm: Dieser Film tut weh – und das ist durchaus als Kompliment gemeint. Kieran Culkin spielt Benji, eine Mischung aus schmerzhaft peinlichem Quälgeist und verletzter Seele, die das Publikum genauso herausfordert wie die Figuren um ihn herum.

A Real Pain

Die Handlung klingt simpel: Zwei ungleiche Cousins – Culkin als nerviger Draufgänger Benji und Eisenberg als verklemmter Neurotiker David – reisen nach Polen, um auf den Spuren ihrer verstorbenen Großmutter zu wandeln. Doch was als Gedenkreise beginnt, wird schnell zu einem Chaos aus familiären Spannungen, peinlichen Momenten und unerwarteten Einsichten. Eisenberg, der auch das Drehbuch geschrieben hat, nutzt die Tour durch die Vergangenheit, um mit schwarzem Humor und einem Hauch Melancholie Familientrauma aufzuarbeiten.

A Real Pain

Culkin stiehlt dabei – wenig überraschend – jede Szene. Sein Benji ist ein Typ, der einen zu Tode nervt – und dann plötzlich mit einer überraschenden Geste der Zärtlichkeit die Herzen gewinnt. Es ist, als hätte er seine Rolle aus „Succession“ noch ein Stück weitergedreht: lauter, anstrengender, aber auch verletzlicher. Eisenberg dagegen bleibt seinem Markenzeichen treu und spielt den überforderten, intellektuellen Stadtneurotiker perfekt.

A Real Pain

A REAL PAIN ist witzig, berührend und manchmal schwer auszuhalten – genau wie echtes Familienleben. Die Balance zwischen Komödie und Tragödie gelingt Eisenberg gut: Man lacht über Benjis Dreistigkeit, spürt aber auch die tiefer liegenden Risse, die all das Chaos antreiben. Der Film ist ein Roadtrip, eine Familiengeschichte und eine kleine Lektion in Empathie – mal leicht, mal schmerzhaft. Als Zuschauer ist man nie sicher, ob das berührt oder nervt. Vermutlich beides.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „A Real Pain“
USA / Polen 2024
90 min
Regie Jesse Eisenberg

A Real Pain

alle Bilder © The Walt Disney Company Germany

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Juror #2

JUROR #2

Juror #2

JUROR #2

„Juror #2“, Clint Eastwoods (wahrscheinlich) letzter Film, ist ein spannendes Gerichtsdrama.

Ab 16. Januar 2025 im Kino

Clint Eastwood: Der Mann, der als lebende Legende in die Annalen Hollywoods eingegangen ist, wird dieses Jahr 95 Jahre alt. Er hat unzählige Filme inszeniert und in noch mehr Produktionen mitgewirkt. JUROR #2 dürfte sein Abschiedswerk sein – die stets zuverlässige IMDb führt jedenfalls kein weiteres Projekt auf. Aber wer weiß? Vielleicht überrascht uns Eastwood und steht mit 100 noch hinter der Kamera.

Juror #2

Der junge Familienvater Justin Kemp, gespielt von Nicholas Hoult, gerät in einem Mordprozess in ein tiefgreifendes Dilemma. Oder, einfacher formuliert – SPOILER – wobei der Trailer ohnehin schon alles preisgibt: Justin Kemp hat versehentlich eine junge Frau überfahren. Ein Unfall, gewiss. Doch als trockener Alkoholiker, der zuvor in einer Bar war, ist er wenig glaubwürdig. Nun sitzt ausgerechnet er in der Geschworenenjury, die den Freund der Verstorbenen als vermeintlichen Mörder verurteilen soll. Wahrlich: ein Dilemma.

Die Grundidee mag konstruiert wirken. Doch Eastwood gelingt es schnell, den Zuschauer diese Unwahrscheinlichkeit vergessen zu lassen. Sein Film entwickelt sich zu einem ebenso fesselnden wie klugen Justizdrama mit unerwarteten Wendungen.

Juror #2

JUROR #2 ist ein Film ohne Schnickschnack. Geradeaus erzählt, kein unnötiges Beiwerk. Eastwood hat nie den Fehler begangen, sein Publikum zu unterschätzen. Als Regisseur mit jahrzehntelanger Erfahrung weiß er, dass weniger oft mehr ist – eine Lektion, die auch seine Schauspieler verinnerlicht haben: Nicholas Hoult, Toni Collette, J.K. Simmons und Kiefer Sutherland spielen nüchtern und konzentriert.

Juror #2

Clint Eastwoods Spätwerk enttäuscht nicht. „Schuldig oder unschuldig? Wahrheit oder Lüge? Was ist richtig, was ist falsch?“ – JUROR #2 ist ein meisterhaft inszenierter Thriller und ein würdiger Abschluss für einen der ganz Großen.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „Juror #2“
USA 2024
95 min
Regie Clint Eastwood

Juror #2

alle Bilder © Warner Bros. Pictures Germany

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We Live in Time

WE LIVE IN TIME

We Live in Time

WE LIVE IN TIME

Das ist ja mal eine originelle Drehbuchidee: Junges Paar, großes Glück, dann wird sie sterbenskrank.

Ab 09. Januar 2025 im Kino

Am Anfang von WE LIVE IN TIME joggt die junge Almut (Florence Pugh) durch den Wald, bleibt an einem blühenden Busch stehen, riecht, schneidet ein paar Zweige ab. Später steht sie in ihrem Cottage und trennt Eier, die sie gerade brutfrisch aus dem Hühnerstall geholt hat. So sinnlich. Damit ist von der ersten Minute an klar, was für eine Art Film uns hier erwartet: Schöne Menschen in schöner Umgebung haben auch Probleme.

We Live in Time

Seit „Love Story“ ist die Geschichte von großer Liebe und tragischem Sterben gefühlt hundertmal im Kino erzählt worden. Einziges Unterscheidungsmerkmal ist da nur die Besetzung. Dass WE LIVE IN TIME nicht in unsäglichem Kitsch ertrinkt, ist vor allem dem Charme und der Chemie von Florence Pugh und Andrew Garfield zu verdanken. Allzu rührselige Szenen retten die beiden mit feinem, spöttischem Humor. Regisseur John Crowley und Drehbuchautor Nick Payne geben dem Ganzen noch einen modischen Twist, denn die todkranke Almut ist eine erfolgreiche Küchenchefin. Das bietet Gelegenheit, zwischen all dem Leid noch ein paar appetitliche Foodporn-Bilder unterzubringen. „Chef’s Table“ ist überall.

We Live in Time

Na gut, das Thema ist ausgelaugt, immerhin ist die Struktur diesmal anders: Die Geschichte springt munter zwischen erstem Kennenlernen, Schwangerschaft und Krankheit hin und her. Das macht zwar keinen Sinn, fordert aber immerhin das Konzentrationsvermögen des Zuschauers – linear erzählt wäre das Ganze wahrscheinlich so banal wie ein Lore-Roman.

We Live in Time

WE LIVE IN TIME ist ein sentimentales Liebesdrama, das alle handelsüblichen Register zieht, um auf die Tränendrüsen zu drücken. An trüben Wintertage kann sowas für wohlige Unterhaltung sorgen. Taschentuch nicht vergessen.

Originaltitel „We Live in Time“
GB / Frankreich 2024
107 min
Regie John Crowley

We Live in Time

alle Bilder © STUDIOCANAL

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