THE INNOCENTS

THE INNOCENTS

Kinostart 14. April 2022

Die kleine Ida ist mit ihren Eltern in eine trostlose Hochhaussiedlung vor den Toren der Stadt gezogen. In der Familie dreht sich alles um ihre größere Schwester Anna, eine Autistin, die nicht spricht und die volle Aufmerksamkeit der Eltern verlangt. Ida fühlt sich vernachlässigt, reagiert trotzig-wütend. Beim Stromern durch die neue Nachbarschaft lernt sie Ben kennen, einen von seiner Mutter misshandelten Jungen mit ganz besonderen Fähigkeiten. Per Gedankenkraft kann er Objekte bewegen und sogar den Willen anderer Menschen manipulieren. Bald darauf begegnen die Kinder Aisha, einem Mädchen, das mit der autistischen Anna eine mentale Verbindung herstellen kann. Das anfangs eher kindlich-unschuldige Ausprobieren der neu entdeckten Fähigkeiten nimmt nach einem Streit schnell brutale und lebensgefährliche Züge an.

Klingt wie eine Kinderversion von „X-Men“, ist aber ein grandioser Horrorthriller aus Norwegen. Eskil Vogt, der sich bisher als Drehbuchautor einen Namen gemacht hat, gelingt mit seinem zweiten Langfilm ein ausgesprochen irritierendes Genrestück. Seine ruhige, fast hypnotische Erzählweise verleiht „The Innocents“ einen spröden Realismus, der weit weg ist von dem, was man an Horrorklischees aus US-amerikanischen Produktionen kennt. 

Oft reicht ein simpler Farbwechsel oder ein subtil eingesetztes Geräusch. „The Innocents“ erzielt mit einfachen Mitteln größtmögliche Wirkung. Keine computergenerierte Künstlichkeit, die Effekte (ja, es gibt welche) wirken real, der analoge Look erhöht ihre Wirkung.

„The Innocents“ ist durch und durch unheimlich und steigert seine düstere Atmosphäre immer weiter. Zum permanent unterschwelligen Unwohlsein trägt auch die lauernd sanfte Musik von Pessi Levanto bei. Ganz zu schweigen von der Besetzung: Man fragt sich, wo der Regisseur all diese unglaublich gut und natürlich spielenden Kinderdarsteller gefunden hat. „The Innocents“ hat das Zeug zu einem modernen Klassiker und ist seit „Let the right one in“ und „Midsommar“ der verstörendste Horrorfilm aus Skandinavien.

INFOS ZUM FILM

Originaltitel „De uskyldige“
Norwegen 2021
117 min
Regie Eskil Vogt

alle Bilder © Capelight Pictures

X-MEN: DARK PHOENIX

Die Haut ist blau, aus den Händen schießen Blitze und beim Gedankenlesen werden dramatisch zwei Finger an die Schläfe gehalten: Es ist wieder X-Men-Zeit.

Diesmal droht die Gefahr aus dem Inneren: Bei einer Weltraummission kommt es zu einem unheilvollen Zwischenfall. Eine fremde Energieform ergreift von Jean Grey (Sophie Turner) Besitz und macht sie zur mächtigsten Mutantin aller Zeiten: Dark Phoenix.  Jean kann ihre unfreiwilligen neuen Superkräfte nicht kontrollieren und bringt so die Gemeinschaft der X-Men in große Gefahr. Zu allem Überfluss wollen ihr dann auch noch böse Aliens ans Lederoutfit, die die Vernichtung der Menschheit planen. Soweit die nicht gerade originelle Drehbuchidee.

„X-Men: Dark Phoenix“ startet  mit einer fulminanten Nightcrawler-Sequenz im All, doch im zweiten Akt ist die Luft raus, die Geschichte hängt ganz schön durch. Tödlich für jeden Superheldenfilm: „X-Men: Dark Phoenix“ nimmt sich selbst zu ernst. Das gleiche Problem hat schon etliche DC-Filme gekillt: zu wenig Humor, zu viel Pseudotiefsinn. Gegen Ende nimmt der Film dann noch mal Fahrt auf – eine grandiose Actionszene in einem Zug entschädigt für die langatmigen Dialogszenen davor.

Insgesamt nicht viel Neues an der Mutantenfront. Immerhin darf Jennifer Lawrence als Raven/Mystique ein wenig #metoo Zeitgeist einbringen. Bei einem Streit mit Professor Xavier fordert sie eine Umbenennung der X-Men in X-Women, denn schließlich retten fast immer die Frauen den Männern den Arsch.

FAZIT

Trotz solider visueller Umsetzung, die X-Men könnten eine Frischzellenkur oder eine längere Kreativpause vertragen. Marvel hat mittlerweile die Rechte von FOX zurückerworben, es besteht also Hoffnung.

Originaltitel „Dark Phoenix“
USA 2019
120 min
Regie Simon Kinberg
Kinostart 06. Juni 2019